2012 endete die Ära Kinderkurheim Hammelbach

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Hammelbach in den 1960er Jahren [1]
Gruppenbild in Hammelbach aus den 1960er Jahren. [2]
Kindergruppe 1957 im Aufenthaltsraum in Hammelbach. [1]
Hammelbach 2012 [3]
Hammelbach 2012 [3]
Hammelbach 2012 [3]

Einige hundert Herner Kinder wurden hier zwischen 1955 und 1977 „aufgepäppelt“, denn wer eine Kur in Hammelbach verordnet bekam, wurde daheim als „untergewichtig“ eingestuft. Nach jahrelangem Leerstand konnte das Gebäude an dem viele Erinnerungen hängen, schließlich 2012 veräußert werden. Zunächst hatte die Kommune das ehemalige Kinderkurheim an der „Herner Allee“ in dem kleinen Odenwaldort für 1,4 Millionen Euro zum Kauf angeboten. Doch schließlich wechselten Haus und Grundstück zu einem Betrag unterhalb von 500 000 Euro den Besitzer. Die Stadt Herne atmete auf, denn sie war endlich einen „Klotz am Bein“ los.

Dabei hatte 1955 im Odenwald alles gut begonnen. Im Sechs-Wochen-Rhythmus wechselten sich die rund 75 Kinder in dem gut und modern ausgestatteten Gebäude, das auf einem 27 000 Quadtratmeter großen, bergigen Hanggrundstück steht, ab. Es war ein Vorzeigeprojekt, denn auch der damalige Oberbürgermeister Robert Brauner brachte 1957 sogar seinen Amtskollegen aus der französischen Patenstadt Billy-Montigny mit. Ein Herner erinnert sich 50 Jahre später an seinen Aufenthalt im Odenwald: „Das Essen war selbst für meinen Geschmack gut und lecker. Kein Essenzwang. Und zu den Mahlzeiten gab es Getränke. Eine Sitte, die mir und den meisten deutschen Kindern fremd war. Und noch etwas unbekanntes kam auf den Tisch: Lang geschnittene Kartoffelstückchen, die in Öl gebraten wurden - Pommes Frites. Des Rätsels Lösung: mit uns Herner Kindern war zugleich eine Gruppe französischer Kinder aus den damaligen Partnerstädten Billy-Montigny, Lens und Henin-Lietard eingeladen. Wir waren in einem Projekt der Städtepartnerschaften und der Völkesverständigung gelandet. Und so gab es auch offizielle Besuche. Neben dem OB Brauner aus Herne kam der "alte" Darchicourt aus Henin-Liétard. Sein Sohn Pierre folgte ihm erst später im Amte nach.

Obwohl die Gruppen an den Esstischen und in den Stuben getrennt waren, kam es bei Spielen doch zu Kontakten. Das grösste Problem war die Sprache. Deutsch war in Frankreich erst 15 Jahre nach dem Krieg und erst kurz nach Beerdigung der Erbfeindschaft durch de Gaulle und Adenauer noch nicht angesagt“.

Ich war ebenfalls dort zweimal zu Gast. Zunächst 1957 und dann im Winter 1959. Und och erinnere mich noch gut an diese Zeit, ein damalige Kurgast, Karl-Heinz-Oberbacks aus Horsthausen, traf ich noch während meiner Ausbildung auf der Schachtanlage von FdG 1/ 2 wieder. Er verließ jedoch später den Pütt, wir verloren uns aus den Augen. Dann Jahrzehnte später trafen wir uns zufällig in der Stadtmitte wieder. Aber auch heute noch, fast 60 Jahre nach unserer ersten Begegnung, sehen wir uns ab und zu in der Stadtmitte und plaudern über alte Zeiten. Erinnern uns an „Fräulein“ Hackethal, unsere damalige Gruppenleiterin, in die alle Jungen der Gruppe ein wenig verliebt waren. In den verschneiten Wäldern des Odenwaldes unternahmen wir im Februar 1959 ausgedehnte Wanderung, besuchten ein Holzfällerlager, sausten mit den Schlitten bergab und hatten sehr viel Spaß. Als Erinnerungsstücke waren kleine Holzschnitzarbeiten begehrt, die wir damals bei einem Künstler in den noch recht verschlafen 1000-Seelen-Ort erwarben.

1977 änderte sich alles. Der evangelische Kirchenkreis Herne übernahm das Heim, dort konnten Familien ihre Urlaube verbringen. Doch bereits 1986 bat die Kirche um Auflösung des Vertrages. Aber erst zehn Jahre später fiel das Haus wieder an die Stadt Herne zurück, die nun die Vermarktung übernahm, die sich aber über Jahre hinzog. Zwar gab es immer wieder neue Pläne, doch die scheiterten an den Forderungen der Kommune. So zeigte einst ein Schmuckhändler Interesse an dem Anwesen, er wollte dort eine Bildungseinrichtung für Jagdkunde einrichten. Daraus wurde aber nichts. Der Bau von Einfamilienhäusern auf dem Grundstück wurde ebenfalls erwogen. Das Vorhaben scheiterte am geltenden Ortsbaurecht. So verfiel das einstige Kinderkurheim leider immer mehr.

Erst 2012 kam es zu einer Einigung, denn das Land Hessen – vertreten durch die Gemeinde Grasellenbach – übernahm das Anwesen, das 2014 nochmals in den Fokus der Öffentlichkeit geriet, denn dort sollten vor zwei Jahren Flüchtlinge aus Syrien untergebracht werden. Doch auch dieses Vorhaben wurde vertagt. So dümpelt das geschichtsträchtige Haus an der „Herner Allee“ weiterhin einem ungewissen Schicksal entgegen. [4]

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Quellen

  1. 1,0 1,1 Aus der Sammlung von Friedhelm Wessel
  2. mit Friedhelm Wessel
  3. 3,0 3,1 3,2 Foto von Friedhelm Wessel 2012
  4. Ein Artikel von Friedhelm Wessel