August und Karoline Möller
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Leben
Ein interessanter Artikel über ein kurz hintereinander verstorbenes Ehepaar Möller wurde am 29. Januar 1927 in der „Wanne-Eickeler Zeitung" abgedruckt.[3] Es ist als Zeitdokument aussagekräftig wie unsere Vorgänger dachten und Handelten. Wir zitieren:
Sonnabend, den 29. Januar 1926.
... auch im Tode vereint
„Unser Leben währet siebenzig Jahre“.
Einen seltsamen, wenn auch nicht ungewöhnlichen Fall von ehelicher Treue hat uns das Hinscheiden des gestern beigesetzten Obersten Möller und seiner Gattin gezeigt. 62 Jahre langes „Aneinandergewöhntsein“, das namentlich im Alter eine besonders starke Anhänglichkeit mit sich bringt, warfen, als des Obersten Herzschwäche ihn dem Tode nabe brachte, auch seine Frau auf das Krankenlager. Mehrere Wochen schon wurde Beider Tod erwartet. Bis der unerbittliche Sensenmann dann schließlich in dieser Woche ihren Leiden ein Ende setzte. Gestern wurden die treuen Alten zu Grabe getragen.—
Das Leben August Möllers
war, wenn nicht reichbewegt, so doch ein ereignisreiches. Der nahezu 87=Jährige hat die Feldzüge von 1866 und 70=71 mitgemacht, erlebte die deutsche Reichswerdung, die rapide Entwicklung der Industrie und der Technik im Ruhrgebiet, das Aufblühen des Dorfes Bickern, des Amtes Wanne und zuletzt die Stadtwerdung Wanne=Eickels. Seine große Beliebtheit hierorts ist bekannt. Welch großen Anteil nahm die damalige Gemeinde vor zwei Jahren an der diamantenen Hochzeit der Alten. Das rege Interesse für das Kriegervereinsleben, dem er dann auch den „Oberst" verdankt, hat Möller so populär gemacht, mehr als sonst wohl irgendjemanden in der Stadt. Zugleich mit seiner diamantenen Hochzeit konnte er anno 25 sein 50jähriges Ortsjubiläum feiern, also wesentlich früher als das Amt Wanne das seinige. Alle kannten ihn, den prächtigen alten Herrn mit dem weißen Haar, dem ausdrucksvollen Gesicht, der zwar etwas gebeugt, aber noch immer kerngesund und rüstig den straffen „Obersten" darstellte, der sogar noch auf dem Jubelfeste des Kriegervereins Bickern=Crange zu Pferde steigen konnte. Und neben ihm seine Gefährtin, die immer noch eifrig und geistig rege das Leben richtig anfasste. Bis die Altersschwäche kam...
Die letzten zwei Jahre wohnte das Ehepaar bei seinem Sohn, dem Gastwirt J. Möller in der Thiesstraße. Dort musste der Oberst am Stammtisch noch so manches Mal Episoden aus seinem Leben erzählen. In dem Zeitraum von 86 Jahren spielte sich allerlei ab, er hat „manchen Sturm“ erlebt.
Am 2. Dez. 1840 zu Witten an der Ruhr geboren war Aug. Möller, nachdem er aus der Volksschule entlassen wurde, zunächst als Bergmann auf den Ruhrzechen tätig. Dann arbeitete er mehrere Jahre in Fabriken und eröffnete schließlich in seiner Vaterstadt ein Geschäft. Im Jahre 1875 siedelte er nach Wanne über, wo er sich zunächst in Unser Fritz niederließ als Pächter der Wirtschaft Schmidt. Im Jahre 1877 übernahm er als Pächter die Gastwirtschaft im Hause Thiesstraße 54 (jetzt im Besitze des Sohnes) am Bahnübergang Wilhelm. Einige Jahre später erwarb er das Haus käuflich. Bis 1904 führte er die Gastwirtschaft, die dann in den Besitz seines 3. Sohnes Julius überging.
Das alte Paar zog kurz darauf in die Gelsenkirchenerstraße, wo es lange Jahre wohnte.— Am liebsten erzählte August Möller aus seiner Militärzeit. Vom 5. Nov. 1861 bis zum 23. Sept. 1864 hat er in Mainz bei dem Inftr.=Regt. 37 gedient. Während der Feldzüge 1866 und 1870=71 erwarb er sich mehrere Ehrenzeichen (Kriegsdenkmünze 1866. Kriegsdenkmünze 1870=71, Zentenarmedaille, Allgemeines Ehrenzeichen). Dass er im hiesigen Kriegervereinsleben stets entscheidenden Einfluss hatte, ist Stadtbekannt. Er hat sich auch mit ganzem Herzen für seine Ideale eingesetzt. Wir wollen unseren Lesern an dieser Stelle nicht vorenthalten, (wir schrieben bereits anlässlich seiner Diamantenen Hochzeit darüber), was der Tote selbst über sich in seinen Lebenserinnerungen sagte:
„Von jeher habe ich als echter Soldat Lust und Liebe am Kriegervereinswesen gehabt und solange ich meinen Wohnsitz in Bickern, dem heutigen Wanne, hatte und habe, gehöre ich dem Kriegerverein Bickern=Crange an, an dessen frohen und schwersten Zeiten ich als Oberst, Vorsitzender und Ehrenvorsitzender regen Anteil genommen habe. Meine schönsten Stunden heiteren Frohsinns, getragen von der Liebe und Zuneigung guter Kameraden, habe ich hier in seinen Versammlungen und Vorstandssitzungen erlebt.“
Am 7. Mai 1865 hat August Möller seine nun auch verschiedene Gattin Karoline, geb. Wiegold, geheiratet. Sie ist ihm stets eine treue und fürsorgliche Lebensgefährtin gewesen. Sie hat den Tod ihres Gatten nicht überleben können und folgte ihm bereits zwei Tage später nach.
Die Beisetzung
Der gestrige sonnige Vorfrühlingstag, an dem die sterblichen Reste des greisen Ehepaares zur letzten Ruhe gebracht wurden, war eher dazu angetan, freudige Hoffnungen zu wecken. Fröhlichkeit auszulösen. Gegen vier Uhr versammelte sich eine ungeheure Menge der Trauernden in der Thiesstraße. Viele Neugierige füllten die Straßen, sodass sich das vorsorglich bestellte Polizeiaufgebot Ordnung haltend gut bewähren konnte. Zu Beginn der Feierlichkeiten sang die Sängervereinigung Wanne. Weihevoll scholl aus Männerkehlen der Gesang: „Ueber den Sternen“. Dann wurden die Särge herausgetragen, der des Obersten geschmückt mit der Kriegervereinsmütze und dem gekreuzten Degen. Unter den Klängen der Feuerwehrkapelle „Rheinelbe“ setzte sich kurz darauf der endlose Trauerzug in Bewegung. Voran die Fahnendeputation des Stadtverbandes der Kriegervereine, die fast vollzählig vertreten waren.
Auf dem alten Friedbof in Wanne fand die Beisetzung statt. Pastor Weidmann, der die Grabrede hielt, gab in ergreifenden Worten noch einmal einen kurzen Rückblick auf das Leben und Wirken des Veteranen. Viele in der Stadt haben zuerst an seinen Tod nicht glauben wollen, die Überraschung war beim Tode der alten Frau noch größer. Aber die Beiden hatten längst das bibl. Alter überschritten und einmal musste doch der Tag kommen, wo sich an ihnen das Wort erfüllte: „Von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du wieder werden.“— Drei Ehrensalven wurden den treuen Lebensgefährten nachgefeuert. Gedämpften Tones stimmten die Sänger an: „Ich hatt' einen Kameraden“. Und dann traten die Angehörigen an das Doppelgrab, um den teuren Toten die letzte Ehre zu erweisen. Dann fiel polternd die Erde als letzter Gruß in die Gruft... Der Trauerakt war zu Ende.—
Es hatte zu dämmern begonnen. Ein rauher Wind strich über den Friedhof und machte die Teilnehmer am Trauerzuge frösteln. Der regelmäßige Wechsel von Werden und Vergeben hat sich an dem greisen Ehepaare August Möller erfüllt, das dahinschied im Vollbewusstsein eines nutzbar verbrachten Lebens und im Vertrauen auf ein besseres Jenseits. Der alte „Oberst Möller" aber und seine Gefährtin werden in der Stadt allzeit in der Erinnerung unserer Bürger fortleben.———"
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==Genealogische Anmerkungen==
August Möller wurde am 2. Dezember 1940 in Witten als Sohn des Bergmanns Heinrich Möller und dessen Gattin Sophia Stockmann geboren und am 20. dezember 1840 in der ev. Kirche daselbst getauft. (Reg.Nr. 114)
Caroline Möller geb. Wiegold wurde am 30. September 1842 in Heven als Tochter des Diedrich Peter Wiegold und der N. Mai geboren und am 21. Oktober 1842 in Herbede getauft (Reg.Nr. 122)
Am 7. Mai 1865 heirateten der Maschinenwärter August Möller Caroline Wiegold in Witten. (Reg. Nr. 34.)
Weblinks
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