Edmund Schuitz

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Edmund Schuitz (geboren 1913 in Wanne-Eickel, gestorben 1992 in Herne) war ein Kunstmaler.

Edmund Schuitz in seinem Atelier

Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, lebte und arbeitete Edmund Schuitz überwiegend in seiner Heimatstadt Wanne-Eickel. Als einer der wenigen freischaffenden Künstler übte er seine Tätigkeit in den alten Bundesländern, in den USA, Brasilien und in Italien aus.

Das Atelier befand sich von 1956 bis 1992 in der Claudiusstraße (Wanne-Eickel) jetzt Herne. Seine künstlerischen Arbeiten, in der Regel Auftragsarbeiten bzw. Wettbewerbserfolge öffentlicher und kirchlicher Bauherren, zogen häufig private Aufträge nach sich. Eine vielseitige Schaffenskraft konnte er meisterhaft in den unterschiedlichsten Techniken unter Beweis stellen.

Rückblickend sind Epochen deutlich zu erkennen. Seine grundlegende Ausbildung erhielt er in Deutschland durch privaten Zeichenunterricht (1927 - 1930) von Wilhelm Braun (Bildhauer) und an der Kunstgewerbeschule Dortmund (1931 - 1933). In Italien konnte er sich als Stipendiat der königl. Akademie der bildenden Künste in Rom (Schüler von Prof. Max Röder) intensiv mit der Malerei und den verschiedenen Bereichen künstlerischer Ausdrucksformen auseinandersetzen (1933 - 1939).

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges setzte er 1946 die berufliche Tätigkeit in Wanne-Eickel fort: Aquarell, Pastell, Kreide - Portrait, Aktzeichnen, Landschaftsmalerei. Im eigenen Atelier wurde mit Gleichgesinnten, angesteckt von der neuen Aufbruchsstimmung nach der verhängnisvollen Zeit des Nationalsozialismus, gearbeitet und diskutiert. Erste Schülergruppen bildeten sich.

1947 übernahm er in der neugegründeten VHS der Stadt Wanne-Eickel als Dozent die Aufgabe, den Kursteilnehmern die Grundlagen der Malerei zu vermitteln. Seine Malklassen hatten regen Zulauf, zu seinen Schülern gehörten u. a.:

  • Günter Dworak,
  • Kriemhild Flake,
  • Marianne Gebauer,
  • Conrad Gries,
  • Dr. Hans Kassner,
  • Dr. Folker Kieser,
  • Christel Klippert,
  • Herbert Raddatz,
  • Bernhard Schomecker,
  • Heinrich Wurm.

1950 erhielt er seinen ersten öffentlichen Auftrag: die Gestaltung eines Wandbildes im Altarraum der Lutherkirche zu Wanne-Nord. Für die damalige Zeit ein Novum: erhielt er doch als Katholik einen Auftrag von der evangelischen Kirche.

Als engagierter Christ war er zeitlebens der Ökumene verbunden, vieler Widerstände zum Trotz. 42 Jahre später, die ökumenische Bewegung ist fester Bestandteil kirchlichen Lebens geworden, schließt sich für Schuitz der Kreis. Als ein letztes großes Werk erhält er 1992 nochmals einen Auftrag der ev. Kirche: die Gestaltung eines Glasfensters im Altarraum der Lutherkirche am gleichen Ort zum gleichen Thema: Die Auferstehung Christi.

Zu Beginn der 1950er Jahre wandte er sich der Mosaiktechnik zu: die Gestaltung der Laurentiuskirche in Wanne-Eickel (Chorraum), die Putzmosaiken im Wanne-Eickeler Hallenbad sowie die Ausgestaltung von Privathäusern, sie haben allen Modernisierungsversuchen standgehalten.

Gegen Ende der 1950er Jahre begann er, neben der Sgraffitotechnik, sich mit den neuen Materialien wie Kunststoff, Nirosta-Stahl und Glasklebern auseinanderzusetzen. In dieser Phase war er maßgeblich an der Gestaltung der großen Kurkliniken, Sanatorien, Krankenhäusern und Dienstgebäuden der Ruhrknappschaft beteiligt. Ob Borkum (Kurklinik und Schwimmhalle) oder Hundseck im Schwarzwald: alle Einrichtungen zeigten seine Vielseitigkeit in der Anwendung der unterschiedlichsten Techniken und die Komplexität seiner künstlerischen Ausdrucksformen. In 13 Häusern war er für die Ausgestaltung verantwortlich. Wahrscheinlich ist durch Abriss und Umwandlung kein Werk mehr vorhanden.

1961 führte ihn ein Wettbewerbssieg in die neue Welt nach New Jersey (USA). Sein damaliger Auftraggeber ließ nichts unversucht, Schuitz in den Staaten zu behalten, aber der Bau der Berliner Mauer veranlasste den Künstler, nach Deutschland zurückzukehren. Angespornt durch die amerikanischen Erfahrungen wandte er sich nun verstärkt der Glastechnik zu. Durch den eingetragenen Gebrauchsmusterschutz wurden einige dieser neuen Techniken rechtlich abgesichert. Glasbausteine wurden mit farbigem Glas beklebt, starke Glasscheiben werden mit Beton und Glasbrocken zu eindrucksvollen Leuchtelementen. Der Einsatz der Thermopanescheiben ließ großformatige Arbeiten zu: Fenster, Türen, Wandgestaltungen. Als Beispiele sind im Raum Wanne-Eickel anzuführen:

  • Die Friedenskirche an der Hauptstraße (vollständige Ausgestaltung)
  • Totenhalle des St. Anna-Hospitals (nicht mehr vorhanden)
  • Treppenhausgestaltung privater Auftraggeber

darüber hinaus:

  • Glasbausteinfenster/Treppenhaus St. Josefs-Hospital Dortmund-Hörde Volksbank Borken (nicht mehr vorhanden)
  • Glasbausteinwand im ev. Kindergarten Dortmund-Barop
  • Glasbausteinfenster/Treppenhaus in der Gem. Grundschule Brügge/Lüdenscheid
  • Glasfenster in der kath. Bonifatiuskirche in Plettenberg

Ende der 1960er Jahre erlahmte die Vergabe der Aufträge der Kommunen und öffentlichen Einrichtungen, so dass Schuitz sich nun auch neuen Arbeitsgebieten öffnen musste. Seine Begabung und Beherrschung der perspektivischen Zeichnung ermöglichte ihm ein weiteres Tätigkeitsfeld als Grafiker. Für die hiesige Firma Heitkamp arbeitete er zu Beginn der 1970iger Jahre im Konstruktionsbereich.

Mitte der 1970iger Jahre kehrte er zu seinen Wurzeln der Malerei insbesondere des Aquarells und der Bewegungsstudien zurück. Als immer Lernender besuchte er wieder die Schule, setzte sich mit Radierungen, Schnitt- und Drucktechniken auseinander. Seine Themen spiegelten seinen Lebensraum wider: u.a. Cranger Kirmes, Halde Hoppenbruch. In seinem Atelier an der Claudiusstrasse fand er die Hinterhofidylle, die man für solche Vorhaben brauchte.

Sein vermeintlicher Ruhestand glich eher einer produktiven Unruhe. Mit dem Blick für das Wesentliche entdeckte er Kostbarkeiten der Natur auf der kultivierten Fläche der Hoppenbruch Halde. Momente der Stille, Bescheidenheit und Vergänglichkeit, das Kommen und Gehen der Jahreszeiten, all dies konnte er in seiner besonderen Aquarelltechnik ausdrücken. Seine Fähigkeit, mit wenigen Linien die Merkmale und Ausstrahlung eines Objektes wider zu geben, hat er in vielen Skizzen festgehalten.

„Ich bin ein Naturfreund. Draußen in der Schöpfung kann ich die Natur einfangen. Doch bilde ich nicht nur ab. Der Anregung folgt die Gestaltung. Ich gestalte mit und finde Form und Inhalt in der Schöpfung" [1]

Als über 40 Jahre selbständig arbeitender Künstler (ohne finanzielle Rückhalte) durchlebte er alle Höhen und Tiefen seiner Berufung und Begabung. Kraft fand er immer wieder im Glauben als Christ, in der Liebe seiner Familie und in der Überzeugung, seinen künstlerischen Weg gehen zu müssen.

„Ich bin durch das Leben geformt worden und aus der Form habe ich Inhalt gemacht." [2]

Häufig kompromisslos und unnachgiebig blieb er seiner künstlerischen Linie treu. Kämpfte gegen Aktionismus und Dilettantismus, setzte auf handwerkliches Können und künstlerische Individualität, verzichtete auf Einkommen durch „Gefälligkeitsbilder".

Angetrieben von der Sorge um die wirtschaftliche Existenz der Familie, war er immer wiederstarken psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Seine ihm eigene Fähigkeit, aus Niederlagen neue Kräfte zu sammeln, ließen ihn mit zunehmendem Alter gelassen und in sich ruhend werden, dankbar für die ungebrochene Schaffenskraft bis in die letzten Lebenstage. [3]

Lesen Sie auch

Einzelnachweise

  1. Sonntagsnachrichten Herne, 8/1988
  2. Sonntagsnachrichten Herne, 8/1988
  3. Ein Artikel von Ingeborg Müller - Schuitz