Grubenunglück FdG 1918: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Gedenkstätte erinnert an Grubenunglück|Grubenkatastrophe in Westphalen]].
[[Gedenkstätte erinnert an Grubenunglück|Grubenkatastrophe in Westphalen]].
:Aus Herne wird gemeldet: Auf der Zeche „Friedrich der Große" bei Herne in der preußischen Provinz Westphalen ereignete sich vorgestern eine Schlagwetterexplosion, die den Zusammenbruch der Zeche zur Folge hatte. 26 Bergarbeiter wurden verschüttet und 20 konnten nur mehr als Leichen geborgen werden." <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tsa&datum=19180306&query=%22Herne%22&provider=P02&ref=anno-search&seite=5 Teplitz-Schönauer Anzeiger vom 6. März 1918]</ref><br>
:Aus Herne wird gemeldet: Auf der Zeche „Friedrich der Große" bei Herne in der preußischen Provinz Westphalen ereignete sich vorgestern eine Schlagwetterexplosion, die den Zusammenbruch der Zeche zur Folge hatte. 26 Bergarbeiter wurden verschüttet und 20 konnten nur mehr als Leichen geborgen werden." <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tsa&datum=19180306&query=%22Herne%22&provider=P02&ref=anno-search&seite=5 Teplitz-Schönauer Anzeiger vom 6. März 1918]</ref><br>
Am [[3. März]] [[1918]] wurden die Knappen auf dem [[Horsthauser Friedhof (Ostfriedhof)|Ostfriedhof]] beigesetzt. Ein Verunglückter wurde in Recklinghausen- Süd bestattet.<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/6528217 Castroper Anzeiger vom 4. März 1918. Online auf zeitpunkt.nrw]</ref>
</div>
==Erste Meldungen==
<div style="{{Spaltenbreite|20em}};background-color:#FAF9E3;border-style: outset; margin-bottom:1em; padding:1.2em 2em 1.2em 2em;font-size:16px;text-align:justify">
<big>Eine schwere Schlagwetterexplosion.</big> <br>
<big>30 Bergleute verschüttet.</big><br>
Herne, 28. Februar. Heute Morgen gegen 9 Uhr ereignete sich auf der Zeche „Friedrich der Große" im benachbarten Horsthausen eine lokale Schlagwetterexplosion. Das Unglück hatte das Zubruchegehen einer Strecke zurfolge. Hierdurch wurden eine Anzahl von Bergleuten vom Ausgangsschacht abgeschnitten. Man spricht von etwa 30 Mann. Die genaue Zahl ließ sich noch nicht ermitteln. Die Rettungsarbeiten sind sofort mit aller Energie ausgenommen worden. Trotz aller angewendeten Anstrengungen war es bis Mittag noch nicht möglich, wegen der sich stark entwickelnden Gase die Verschütteten zu bergen. Die Rettungsarbeiten werden fieberhaft fortgesetzt. Es erscheint noch sehr ungewiß, ob es gelingt die Verschütteten noch lebend zu bergen. über die Ursachen des schweren Unglücks verlautet bisher noch nichts, da auch noch die näheren Einzelheiten fehlen.<br>
Dazu bringt die „Herner Zeitung“ noch folgende Einzelheiten:<br>
Vormittags gegen ½8 Uhr fand in der Schachtanlage 1/2 der Zeche auf Flöz Hugo im Südostfeld der fünften Sohle eine Explosion schlagender Wetter statt. Die Zahl der Opfer beträgt 18 deutsche und 5 fremde Knappen. Die Strecke ist zu Bruch gegangen, doch sind die Zerstörungen nicht so umfangreich, so dass der Betrieb nur vorübergehend gestört ist. Berginspektor Kircher und Bergrat Höcker vom Oberbergamt Dortmund weilen an der Unfallstelle.<br>
Die Rettungsmannschaften der Zeche fuhren sofort nach der Explosion ein. Doch auch ihre Rettungsversuche fanden bald ein Ende. Sie kamen selbst in die größte Gefahr, dass Los ihrer Kameraden zu teilen, in den giftigen Gasen zu ersticken. Gegen 1 Uhr mittags musste die Rettungsmannschaft von Shamrock herbeieilen, jene Mannschaft, die einst bei dem schweren Grubenunglück in Courrières nicht zögerte, die uns heute vielleicht mit der Waffe als Feinde Gegenüberstehenden vom sicheren Tode zu retten. Gegen 5 Uhr nachmittags war ihr Rettungswerk beendet. Lebend konnten sie Keinen mehr bergen! Die furchtbare Gewalt der Natur hatte ihre Opfer gefordert!<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/1335383 Dortmunder Zeitung vom 1. März 1918. Online auf Zeitpunkt.NRW]</ref><br>
</div>
==Beisetzung==
<div style="{{Spaltenbreite|20em}};background-color:#FAF9E3;border-style: outset; margin-bottom:1em; padding:1.2em 2em 1.2em 2em;font-size:16px;text-align:justify">
Beisetzung der verunglückten Bergknappen.<br>
Herne 3. März 1918.<br>
Der letzte Akt des erschütternden Trauerspiels von Zeche „[[Friedrich der Große]]“ sollte heute Nachmittag an den Augen unserer schmerzlich ergriffenen Bevölkerung vorüberziehen, die den Leichenweg bis zum Horsthausener [[Horsthauser Friedhof (Ostfriedhof)|Ostfriedhof]] in ernstem Schweigen umsäumte. Aus der Nähe und Ferne war man zusammengeströmt, um Zeuge der letzten Fahrt eines Viertelhunderts braver Knappen zu sein, die ein schreckliches Todesgeschick mitten aus emsigem Schaffen herausgerissen hatte. Hoch von den Zechentürmen wehten die Fahnen halbmast, die Bogenlampen waren in Trauerflore gehüllt, aus dem Zechenplatze sammelten sich gegen 3 Uhr die Ehrengäste, sowie die Angehörigen der Verunglückten. In dem großen Raume der Schreinerei, der durch die teilnehmende Fürsorge von Frau Generaldirektor [[Albert Klein|Klein]] in würdiger Weise schwarz ausgeschlagen und mit Tannengrün und Blumen geschmückt war, standen 20 Särge der deutschen und fünf der ausländischen Knappen. Bergleute in Knappentracht hoben sie auf die kranzgeschmückten sechs Leichenwagen, die langsam vorfuhren, und hinter denen die zahlreichen Angehörigen der einzelnen Verunglückten Aufstellung nahmen. Gegen 4 Uhr setzte sich der gewaltige Leichenzug durch die [[Werderstraße|Werder]]= und [[Castroper Straße]] nach dem Ostfriedhofe zu in Bewegung. Eine Volksmenge, die man auf mehr als 10000 schätzte, säumte den Leichenzug ein, aber selbst von Bäumen, Dächern und Böschungen, überhaupt allen höher gelegenen Stellen aus, betrachteten die Zuschauer das in Herne noch nie gesehene Schauspiel, dessen Schlussakt unter dem Wechselgeläute der vom Kriegsgeschicke noch nicht betroffenen Kirchenglocken. Den Zug eröffnete eine Musikkapelle, eine zweite schritt inmitten des Zuges. Vor den vier Leichenwagen der Katholiken schritt in großem Ornate die katholische, vor dem der Evangelischen die evangelische Geistlichkeit, den Schluss bildete der Wagen mit den fünf Särgen der Ausländer. <br>
Vor den Wagen schritt eine stattliche Reihe von Berufs= und sonstigen Vereinen, denen die Verunglückten angehört hatten, mit Abzeichen und Fahnen: so die die Bergmannsvereine Herne, Horsthausen und Herne (Nord), der Stanislausverein Herne, die Evang. Arbeitervereine Herne, Horsthausen und Baukau, der Josefsverein, Barbaraverein, Kriegerverein, Gesangverein Frohsinn, der Kath. Kirchenchor, sämtlich von Horsthausen, der Adalbert- und Casimirverein Baukau, der Polnische Gesangverein und der Jünglingsverein Horsthausen, eine Abordnung der Kriegsbeschädigten=Vereinigung Ortsgruppe Herne, außerdem noch zahlreiche kirchliche Vereine und Abordnungen der Belegschaften, sowie der. Rettungsgruppe Shamrock, der bekanntlich unter Führung des Fahrsteigers Middelbach, des Reviersteigers Espey und des Hauptgerätewarts Nottmeyer die Rettung der äußerst gefährdeten Rettungsgruppe von „Friedrich der Große" zu danken ist. Prachtvolle Kränze u. a. der Gewerkschaft und der Ausländer wurden im Zuge getragen. An ihm nahmen noch teil als Vertreter des kommandierenden Generals: Generalmajor v. Oertzen (Dortmund), der Bergbehörde: Berginspektor Kircher und Bergassessor Dr. Berkhoff, der Justizbehörde: Amtsgerichtsrat [[Paul van Hengel|van Hengel]] (Herne), der Stadt: Oberbürgermeister [[Georg Sporleder|Dr. Sporleder]] und Stadtrat Sanitätsrat [[Dr. Wilhelm Kraus (1866-1936)|Dr. Kraus]], der Gewerkschaft „Friedrich der Große": Vorsitzender Kommerzienrat von Waldthausen (Düsseldorf), Generaldirektor Klein, Direktor [[Hermann Klümper (1867-1943)|Klümper]] und sämtliche technische und kaufmännische Beamten. Von fremden Werken erblickten wir Generaldirektor Dehnke (Graf Bismarck), Direktor Gaus, Direktor Maßler und Betriebsführer (König Ludwig), Direktor G. A. Meyer zugleich als Vertreter des verhinderten Generaldirektors der [[Hibernia AG|Hibernia]] Oberbergrat [[Otto von Velsen|von Velsen]], Bergassessor Kette (Harpen), Bergassessor [[Rudolfstraße (Herne)|Battig]] (Mont-Cenis), Oberstabsarzt Sanitätsrat Dr. Everke (Bochum), Oberleutenant Böblicke (Hauptüberwachungsstelle Essen), Stabsarzt Dr. Wertheim, Direktor [[Victor-Halstrick-Straße|Halstrick]] von der hiesigen Gruben- und Kokswarenfabrik, dazu noch Abordnungen von König Ludwig und [[Zeche Von der Heydt|von der Heydt]] mit Fahnen, sowie eine solche des Reservelazaretts unter der Leitung des Lazaretinspektors. Infolge der umsichtigen Anordnungen der Königl. Schutzmannschaft herrschte im Zuge und aus dem Friedhofe eine musterhafte Ordnung. Am Grabe trugen die Gesangvereine ergreifende Trauerlieder vor. Gegen 5 Uhr gingen hier die kirchlichen Akte in den üblichen Formen vor sich. Hier sprach der katholische [[St. Joseph (Horsthausen)|Pfarrer Sieler]] (Horsthausen) über 1. Thessal. 4. 13: „Wir wollen […] Nach dieser eindrucksvollen, häufig von Wehklagen der Angehörigen unterbrochenen Rede, behandelte der evangelische Pfarrer Deichsel (Herne) das Wort Röm. 8. 31. 32: „Was wollen wir … […] Mit Gebet und Segen schloss die Feier. Darauf trat Berginspektor Kircher an das Massengrab heran, um folgendes Telegramm des Kaisers und Königs zu Verlesen: „''Se. Majestät der Kaiser''" […] Dann noch drei Schaufeln auf die Särge der zur letzten Ruhe Gebetteten, und die unübersehbare Menge flutete nach allen Seit heimwärts. […] Ein weiteres Opfer der Grubenkatastrophe, der Bergmann Franz Dralczyk aus Recklinghausen-Süd, wurde zur gleichen Zeit auf dem dortigen Kommunal Friedhof zur letzten Ruh gebettet. […].<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/6528217 Castroper Anzeiger vom 4. März 1918. Online auf Zeitpunkt.nrw]</ref>
</div>
[[Datei:Beerdigung 1918 FdG Sammlung Friedhelm Wessel.jpg|thumb|Beerdigung 1918. Grubenunglück vom 28. Februar 1918 <ref>Foto: Archiv des Heimatmuseums Unser Fritz (Zustimmung von Ralf Piorr)</ref>]]
[[Datei:Beerdigung 1918 FdG Sammlung Friedhelm Wessel.jpg|thumb|Beerdigung 1918. Grubenunglück vom 28. Februar 1918 <ref>Foto: Archiv des Heimatmuseums Unser Fritz (Zustimmung von Ralf Piorr)</ref>]]
Am [[3. März]] [[1918]] wurden die Knappen auf dem [[Horsthauser Friedhof (Ostfriedhof)|Ostfriedhof]] beigesetzt. Ein Verunglückter wurde in Recklinghausen- Süd bestattet.<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/6528217 Castroper Anzeiger vom 4. März 1918. Online auf zeitpunkt.nrw]</ref>
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| Schiessmeister || Wittich, Robert  || Herne, || Josephinenstraße 12  
| Schiessmeister || Wittich, Robert  || Herne, || Josephinenstraße 12  

Aktuelle Version vom 19. April 2024, 22:23 Uhr

Grubenkatastrophe in Westphalen.

Aus Herne wird gemeldet: Auf der Zeche „Friedrich der Große" bei Herne in der preußischen Provinz Westphalen ereignete sich vorgestern eine Schlagwetterexplosion, die den Zusammenbruch der Zeche zur Folge hatte. 26 Bergarbeiter wurden verschüttet und 20 konnten nur mehr als Leichen geborgen werden." [1]

Am 3. März 1918 wurden die Knappen auf dem Ostfriedhof beigesetzt. Ein Verunglückter wurde in Recklinghausen- Süd bestattet.[2]

Erste Meldungen

Eine schwere Schlagwetterexplosion.
30 Bergleute verschüttet.
Herne, 28. Februar. Heute Morgen gegen 9 Uhr ereignete sich auf der Zeche „Friedrich der Große" im benachbarten Horsthausen eine lokale Schlagwetterexplosion. Das Unglück hatte das Zubruchegehen einer Strecke zurfolge. Hierdurch wurden eine Anzahl von Bergleuten vom Ausgangsschacht abgeschnitten. Man spricht von etwa 30 Mann. Die genaue Zahl ließ sich noch nicht ermitteln. Die Rettungsarbeiten sind sofort mit aller Energie ausgenommen worden. Trotz aller angewendeten Anstrengungen war es bis Mittag noch nicht möglich, wegen der sich stark entwickelnden Gase die Verschütteten zu bergen. Die Rettungsarbeiten werden fieberhaft fortgesetzt. Es erscheint noch sehr ungewiß, ob es gelingt die Verschütteten noch lebend zu bergen. über die Ursachen des schweren Unglücks verlautet bisher noch nichts, da auch noch die näheren Einzelheiten fehlen.
Dazu bringt die „Herner Zeitung“ noch folgende Einzelheiten:
Vormittags gegen ½8 Uhr fand in der Schachtanlage 1/2 der Zeche auf Flöz Hugo im Südostfeld der fünften Sohle eine Explosion schlagender Wetter statt. Die Zahl der Opfer beträgt 18 deutsche und 5 fremde Knappen. Die Strecke ist zu Bruch gegangen, doch sind die Zerstörungen nicht so umfangreich, so dass der Betrieb nur vorübergehend gestört ist. Berginspektor Kircher und Bergrat Höcker vom Oberbergamt Dortmund weilen an der Unfallstelle.
Die Rettungsmannschaften der Zeche fuhren sofort nach der Explosion ein. Doch auch ihre Rettungsversuche fanden bald ein Ende. Sie kamen selbst in die größte Gefahr, dass Los ihrer Kameraden zu teilen, in den giftigen Gasen zu ersticken. Gegen 1 Uhr mittags musste die Rettungsmannschaft von Shamrock herbeieilen, jene Mannschaft, die einst bei dem schweren Grubenunglück in Courrières nicht zögerte, die uns heute vielleicht mit der Waffe als Feinde Gegenüberstehenden vom sicheren Tode zu retten. Gegen 5 Uhr nachmittags war ihr Rettungswerk beendet. Lebend konnten sie Keinen mehr bergen! Die furchtbare Gewalt der Natur hatte ihre Opfer gefordert![3]

Beisetzung

Beisetzung der verunglückten Bergknappen.
Herne 3. März 1918.
Der letzte Akt des erschütternden Trauerspiels von Zeche „Friedrich der Große“ sollte heute Nachmittag an den Augen unserer schmerzlich ergriffenen Bevölkerung vorüberziehen, die den Leichenweg bis zum Horsthausener Ostfriedhof in ernstem Schweigen umsäumte. Aus der Nähe und Ferne war man zusammengeströmt, um Zeuge der letzten Fahrt eines Viertelhunderts braver Knappen zu sein, die ein schreckliches Todesgeschick mitten aus emsigem Schaffen herausgerissen hatte. Hoch von den Zechentürmen wehten die Fahnen halbmast, die Bogenlampen waren in Trauerflore gehüllt, aus dem Zechenplatze sammelten sich gegen 3 Uhr die Ehrengäste, sowie die Angehörigen der Verunglückten. In dem großen Raume der Schreinerei, der durch die teilnehmende Fürsorge von Frau Generaldirektor Klein in würdiger Weise schwarz ausgeschlagen und mit Tannengrün und Blumen geschmückt war, standen 20 Särge der deutschen und fünf der ausländischen Knappen. Bergleute in Knappentracht hoben sie auf die kranzgeschmückten sechs Leichenwagen, die langsam vorfuhren, und hinter denen die zahlreichen Angehörigen der einzelnen Verunglückten Aufstellung nahmen. Gegen 4 Uhr setzte sich der gewaltige Leichenzug durch die Werder= und Castroper Straße nach dem Ostfriedhofe zu in Bewegung. Eine Volksmenge, die man auf mehr als 10000 schätzte, säumte den Leichenzug ein, aber selbst von Bäumen, Dächern und Böschungen, überhaupt allen höher gelegenen Stellen aus, betrachteten die Zuschauer das in Herne noch nie gesehene Schauspiel, dessen Schlussakt unter dem Wechselgeläute der vom Kriegsgeschicke noch nicht betroffenen Kirchenglocken. Den Zug eröffnete eine Musikkapelle, eine zweite schritt inmitten des Zuges. Vor den vier Leichenwagen der Katholiken schritt in großem Ornate die katholische, vor dem der Evangelischen die evangelische Geistlichkeit, den Schluss bildete der Wagen mit den fünf Särgen der Ausländer.
Vor den Wagen schritt eine stattliche Reihe von Berufs= und sonstigen Vereinen, denen die Verunglückten angehört hatten, mit Abzeichen und Fahnen: so die die Bergmannsvereine Herne, Horsthausen und Herne (Nord), der Stanislausverein Herne, die Evang. Arbeitervereine Herne, Horsthausen und Baukau, der Josefsverein, Barbaraverein, Kriegerverein, Gesangverein Frohsinn, der Kath. Kirchenchor, sämtlich von Horsthausen, der Adalbert- und Casimirverein Baukau, der Polnische Gesangverein und der Jünglingsverein Horsthausen, eine Abordnung der Kriegsbeschädigten=Vereinigung Ortsgruppe Herne, außerdem noch zahlreiche kirchliche Vereine und Abordnungen der Belegschaften, sowie der. Rettungsgruppe Shamrock, der bekanntlich unter Führung des Fahrsteigers Middelbach, des Reviersteigers Espey und des Hauptgerätewarts Nottmeyer die Rettung der äußerst gefährdeten Rettungsgruppe von „Friedrich der Große" zu danken ist. Prachtvolle Kränze u. a. der Gewerkschaft und der Ausländer wurden im Zuge getragen. An ihm nahmen noch teil als Vertreter des kommandierenden Generals: Generalmajor v. Oertzen (Dortmund), der Bergbehörde: Berginspektor Kircher und Bergassessor Dr. Berkhoff, der Justizbehörde: Amtsgerichtsrat van Hengel (Herne), der Stadt: Oberbürgermeister Dr. Sporleder und Stadtrat Sanitätsrat Dr. Kraus, der Gewerkschaft „Friedrich der Große": Vorsitzender Kommerzienrat von Waldthausen (Düsseldorf), Generaldirektor Klein, Direktor Klümper und sämtliche technische und kaufmännische Beamten. Von fremden Werken erblickten wir Generaldirektor Dehnke (Graf Bismarck), Direktor Gaus, Direktor Maßler und Betriebsführer (König Ludwig), Direktor G. A. Meyer zugleich als Vertreter des verhinderten Generaldirektors der Hibernia Oberbergrat von Velsen, Bergassessor Kette (Harpen), Bergassessor Battig (Mont-Cenis), Oberstabsarzt Sanitätsrat Dr. Everke (Bochum), Oberleutenant Böblicke (Hauptüberwachungsstelle Essen), Stabsarzt Dr. Wertheim, Direktor Halstrick von der hiesigen Gruben- und Kokswarenfabrik, dazu noch Abordnungen von König Ludwig und von der Heydt mit Fahnen, sowie eine solche des Reservelazaretts unter der Leitung des Lazaretinspektors. Infolge der umsichtigen Anordnungen der Königl. Schutzmannschaft herrschte im Zuge und aus dem Friedhofe eine musterhafte Ordnung. Am Grabe trugen die Gesangvereine ergreifende Trauerlieder vor. Gegen 5 Uhr gingen hier die kirchlichen Akte in den üblichen Formen vor sich. Hier sprach der katholische Pfarrer Sieler (Horsthausen) über 1. Thessal. 4. 13: „Wir wollen […] Nach dieser eindrucksvollen, häufig von Wehklagen der Angehörigen unterbrochenen Rede, behandelte der evangelische Pfarrer Deichsel (Herne) das Wort Röm. 8. 31. 32: „Was wollen wir … […] Mit Gebet und Segen schloss die Feier. Darauf trat Berginspektor Kircher an das Massengrab heran, um folgendes Telegramm des Kaisers und Königs zu Verlesen: „Se. Majestät der Kaiser" […] Dann noch drei Schaufeln auf die Särge der zur letzten Ruhe Gebetteten, und die unübersehbare Menge flutete nach allen Seit heimwärts. […] Ein weiteres Opfer der Grubenkatastrophe, der Bergmann Franz Dralczyk aus Recklinghausen-Süd, wurde zur gleichen Zeit auf dem dortigen Kommunal Friedhof zur letzten Ruh gebettet. […].[4]

Beerdigung 1918. Grubenunglück vom 28. Februar 1918 [5]
Schiessmeister Wittich, Robert Herne, Josephinenstraße 12
Hauer Blachowiak,Andreas Herne Hafenstraße 20
Hauer Günther. Ernst Herne Wiescherstraße 21
Hauer Hasenkämper, Wilhelm Herne Strünkederstr. 140
Hauer Jader, Valentin Herne Schwedenstr. 26
Hauer Jankowski, Stanisl. Herne Roonstr. 14
Hauer Lieczynski, Andreas Herne Kolonie 16a
Hauer Maleczka, Ignatz Herne Kaiserstr. 36
Hauer Marczinkowski, Franz Recklinghausen-Süd Leusbergstraße 4
Hauer Marziniak, Martin Herne Kolonie 14a
Hauer Owsianowski, Johann Recklinghausen-Süd Baumstr. 4
Hauer Rollka, Joseph Herne Eschstraße 28
Hauer Romatt Johann Herne Am Stadtgarten 6
Hauer Riesnik, Franz Recklinghauser-Süd Wilhelmstraße 29
Hauer Radojewski, Stanisl. Herne Oststr. 55
Hauer Sczygiel, Joseph Herne Ludwigstraße 113
Hauer Sekula, Jakob Herne Gneisenaustraße 41
Hauer Skrypczak, Valentin Herne Ziethenstraße 11
Hauer Wojciediowsky, Ignatz Herne Nordstraße 26
Hauer Witteler, Wilhelm Herne Wiesenstraße 1
Schlepper Mehl, Hermann Herne Kolonie 2b
Ausländer Pelkowski, Peter
Ausländer Bugrekoff, Niketta
Ausländer Bitkin, Jefin,
Ausländer Tombs, Frederik
Ausländer Lunt, Charles

Siehe auch

Einzelnachweise