Zeche Vereinigte Constantin der Große Schacht XI: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Schacht Constantin XI. lag in Herne-Constantin zwischen dem [[Südfriedhof]], dem [[Landwehrweg]] und der [[Gysenbergstraße]]. Heute befinden sich seine Reste im Ökopark Gysenberg. | |||
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"[[Herner Anzeiger]] für das Amt Sodingen Gerther Anzeiger - Montag, den [[23. Januar]] [[1928]] [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21202309 Online auf Zeitpunkt.nrw] | "[[Herner Anzeiger]] für das Amt Sodingen Gerther Anzeiger - Montag, den [[23. Januar]] [[1928]] [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21202309 Online auf Zeitpunkt.nrw] | ||
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[[Datei:SamKen-Voss-01.jpg|400px|thumb|Der Schacht von der [[Mülhauser Straße]] aus. Rechts das [[Haus Voss]]]] | |||
Künstlerische Industriebauten sind nicht erst von gestern ab gewollt, besser: erreicht. Seit frische, neue Gedanken die Baukunst beherrschen, ist zugleich auch die Frage aufgetaucht: Können Ingenieurbauten schön sein? - Auf Ingenieurbauten hat man in der Tat in der ersten Zeit des industriellen Aufschwungs nicht den geringsten Wert gelegt. Man baute eben, wie es die Absicht ergab, meist unschön. Es wurde schon bei den Bauten der Schwebebahn in Barmen und Elberfeld merklich anders. Der Jugendstil herrschte, beeinflusste stark deren Bauwerke und die der Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Sehr bald auch bemächtigte sich die Baukunst der Form und der Gruppierung aller Industriebauten. Nicht zuletzt in Westfalen sind solche Anlagen von hohem künstlerischem Reiz entstanden. Selbst dem allereinfachsten und nüchternsten Bauwerk widerfuhr dieses Neue: dem Fabrikschornstein.<br> | Künstlerische Industriebauten sind nicht erst von gestern ab gewollt, besser: erreicht. Seit frische, neue Gedanken die Baukunst beherrschen, ist zugleich auch die Frage aufgetaucht: Können Ingenieurbauten schön sein? - Auf Ingenieurbauten hat man in der Tat in der ersten Zeit des industriellen Aufschwungs nicht den geringsten Wert gelegt. Man baute eben, wie es die Absicht ergab, meist unschön. Es wurde schon bei den Bauten der Schwebebahn in Barmen und Elberfeld merklich anders. Der Jugendstil herrschte, beeinflusste stark deren Bauwerke und die der Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Sehr bald auch bemächtigte sich die Baukunst der Form und der Gruppierung aller Industriebauten. Nicht zuletzt in Westfalen sind solche Anlagen von hohem künstlerischem Reiz entstanden. Selbst dem allereinfachsten und nüchternsten Bauwerk widerfuhr dieses Neue: dem Fabrikschornstein.<br> | ||
Im vergangenen Jahre ist die jüngste Schachtanlage der [[Zeche Vereinigte Constantin der Große|Gewerkschaft „Constantin der Große“]], der Doppelschacht XI. einstweilen nur für die Seilfahrt, betriebsfertig hergestellt. Die Bauausführung hat, wenn man so sagen darf, unter außergewöhnlichen Zeitumständen gelitten. Sechs Wochen vor Kriegsausbruch, Mitte '''Juni 1914''', wurde begonnen, den Schacht abzuteufen. Nach etlichen Monaten Bauzeit, man hoffte noch auf eine schnelle Beendigung des mit stürmischen deutschen Siegen verlaufenden Krieges, wurde die Bauarbeit eingestellt. Dann gebot die Notwendigkeit des Grubenbetriebes den Weiterbau und der Schacht wurde als Luftschacht mit dem Ventilatorgebäude fertig abgeteuft. Dann kamen die Wirren der Nachkriegsjahre und die feindliche Besetzung unserer Industrieflur. Alle Unternehmungsfreude stagnierte. Da aber der Schacht an sich fertig war und die schwierigste Arbeit beendet, galt es nur noch, die Übertageanlagen zu bauen, wie sie vorerst für die Seilfahrt am 17. Oktober vorigen Jahres dem Betriebe übergeben werden konnten.<br> | Im vergangenen Jahre ist die jüngste Schachtanlage der [[Zeche Vereinigte Constantin der Große|Gewerkschaft „Constantin der Große“]], der Doppelschacht XI. einstweilen nur für die Seilfahrt, betriebsfertig hergestellt. Die Bauausführung hat, wenn man so sagen darf, unter außergewöhnlichen Zeitumständen gelitten. Sechs Wochen vor Kriegsausbruch, Mitte '''Juni 1914''', wurde begonnen, den Schacht abzuteufen. Nach etlichen Monaten Bauzeit, man hoffte noch auf eine schnelle Beendigung des mit stürmischen deutschen Siegen verlaufenden Krieges, wurde die Bauarbeit eingestellt. Dann gebot die Notwendigkeit des Grubenbetriebes den Weiterbau und der Schacht wurde als Luftschacht mit dem Ventilatorgebäude fertig abgeteuft. Dann kamen die Wirren der Nachkriegsjahre und die feindliche Besetzung unserer Industrieflur. Alle Unternehmungsfreude stagnierte. Da aber der Schacht an sich fertig war und die schwierigste Arbeit beendet, galt es nur noch, die Übertageanlagen zu bauen, wie sie vorerst für die Seilfahrt am 17. Oktober vorigen Jahres dem Betriebe übergeben werden konnten.<br> | ||
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Im Kesselhaus liegt die Treppe zum Maschinengeschoß innen, nicht außen, wie bei den meisten Gebäuden ähnlicher Art. Auf mächtigen Fundamenten ruhen die Maschinen, die Achsen der großen Seiltrommel. Sie ruhen wirklich denn sie arbeiten ja nur während des Schichtwechsels. Nur leise summt der Dampf in den Rohren. Und der Maschinist hält die Kolosse blank. Sie sind nicht etwa neu, doch so gut wie neu: gemacht von der Isselburger Hütte, 1911 in Steele für „[https://de.wikipedia.org/wiki/Zeche%20Eintracht%20Tiefbau Eintracht Tiefbau]" erstmalig in Dienst gestellt, dort bis zur Stilllegung der Zeche bis 1925 in Betrieb gewesen, dann dort ab= und hier eingebaut. Gewinnend reife, kraftvolle Bauform überall, in jeder Einzelheit, innen wie außen, selbstgefühlt, dem Zwecke dienend und ihn zugleich beherrschend. – Auch das Schachtgerüst hat sich die Sporen schon verdient. Zum zweiten Male hier aufgebaut, mit kräftigen Blechlamellen verstärkt, mag es noch weiter dienen, die Knappen zum „Glückauf!“ in die Tiefe zu fördern. 800 Knappen vertrauen sich ihm und den Maschinen täglich an. Nächster Tage werden sich die Anstreicher darüber hermachen. Eisenfachwerk ist das behelfsmäßige Schachtgebäude, leicht gebaut, gegen das massive Maschinenhaus; in den Linien der Bauform jedoch jenem gleichgeartet. - Das Kesselhaus liegt vertieft, damit das heiße Wasser der Heizung und der Badeinrichtung seinen Rücklauf finde. Drei alte Kessel von Schacht 4/5 tun hier noch ihren Dienst, davon der eine in Reserve. Der Blechschornstein gleichfalls ein Behelf.— Die Waschkaue natürlich neu, doch auch ein Behelf, ein immerhin freundlicher, angepasst dem einstweiligen Zweck. Auf Plattenbelag hat man natürlich verzichtet. Zementstrich genügte. Das wird dann bei der endgültigen Kaue schon noch anders werden. In der Hauptsache ist der durchaus schmuckhafte Bau aus Holzfachwerk gebaut Mollige Wärme umfängt den aus der Kälte Eintretenden. Mit warmem Wasser werden die Heizkörper und die Badeleitungen versorgt. Bäder für die leitenden Beamten in Einzelzellen, für das Gros der Belegschaft in der hochstrebenden Halle, für Jugendliche gesondert, dann das Steigerbüro zur Lohnauszahlung, Lampen- und Materialstuben. Die Wetterlampen wie üblich, die Arbeitslampen elektrisch, dazu die Ladegestelle usw. Alles ist in freundlich helle Farben gesetzt. Außen an die Waschkaue ist noch nachträglich ein Fahrradschuppen angebaut.<br> | Im Kesselhaus liegt die Treppe zum Maschinengeschoß innen, nicht außen, wie bei den meisten Gebäuden ähnlicher Art. Auf mächtigen Fundamenten ruhen die Maschinen, die Achsen der großen Seiltrommel. Sie ruhen wirklich denn sie arbeiten ja nur während des Schichtwechsels. Nur leise summt der Dampf in den Rohren. Und der Maschinist hält die Kolosse blank. Sie sind nicht etwa neu, doch so gut wie neu: gemacht von der Isselburger Hütte, 1911 in Steele für „[https://de.wikipedia.org/wiki/Zeche%20Eintracht%20Tiefbau Eintracht Tiefbau]" erstmalig in Dienst gestellt, dort bis zur Stilllegung der Zeche bis 1925 in Betrieb gewesen, dann dort ab= und hier eingebaut. Gewinnend reife, kraftvolle Bauform überall, in jeder Einzelheit, innen wie außen, selbstgefühlt, dem Zwecke dienend und ihn zugleich beherrschend. – Auch das Schachtgerüst hat sich die Sporen schon verdient. Zum zweiten Male hier aufgebaut, mit kräftigen Blechlamellen verstärkt, mag es noch weiter dienen, die Knappen zum „Glückauf!“ in die Tiefe zu fördern. 800 Knappen vertrauen sich ihm und den Maschinen täglich an. Nächster Tage werden sich die Anstreicher darüber hermachen. Eisenfachwerk ist das behelfsmäßige Schachtgebäude, leicht gebaut, gegen das massive Maschinenhaus; in den Linien der Bauform jedoch jenem gleichgeartet. - Das Kesselhaus liegt vertieft, damit das heiße Wasser der Heizung und der Badeinrichtung seinen Rücklauf finde. Drei alte Kessel von Schacht 4/5 tun hier noch ihren Dienst, davon der eine in Reserve. Der Blechschornstein gleichfalls ein Behelf.— Die Waschkaue natürlich neu, doch auch ein Behelf, ein immerhin freundlicher, angepasst dem einstweiligen Zweck. Auf Plattenbelag hat man natürlich verzichtet. Zementstrich genügte. Das wird dann bei der endgültigen Kaue schon noch anders werden. In der Hauptsache ist der durchaus schmuckhafte Bau aus Holzfachwerk gebaut Mollige Wärme umfängt den aus der Kälte Eintretenden. Mit warmem Wasser werden die Heizkörper und die Badeleitungen versorgt. Bäder für die leitenden Beamten in Einzelzellen, für das Gros der Belegschaft in der hochstrebenden Halle, für Jugendliche gesondert, dann das Steigerbüro zur Lohnauszahlung, Lampen- und Materialstuben. Die Wetterlampen wie üblich, die Arbeitslampen elektrisch, dazu die Ladegestelle usw. Alles ist in freundlich helle Farben gesetzt. Außen an die Waschkaue ist noch nachträglich ein Fahrradschuppen angebaut.<br> | ||
Begonnen wurde an dieser Fertigstellung der Schachtanlage Anfang '''Mai [[1927]]'''. Mit kurzer Unterbrechung ging es schnell vorwärts. Am [[17. Oktober]], nach gut zehn Wochen Rohbau und fünf Monaten gesamter Bauzeit war alles betriebsfertig. Dann sagt man wohl, dass alles „gut geklappt“ habe. An die Freude, die solches selbstverständliche Schaffen macht, denkt man im Unterbewusstsein. Man hat seine Pflicht erfüllt. Selbst die von der Knappschaft vorgeschriebenen Handfeuerlöcher waren nicht vergessen. Was auf dem Bilde vorn rechts steht, der Schuppen, war beim Abteufen das Betriebszentrum: die Abteufmaschinen waren darin eingebaut. Jetzt ist er Lagerschuppen für irgendwelche Baustoffe.- Der Eingang zum Zechenplatz wird am verlängerten Landwehrweg neben der Waschkaue liegen. Die Einfriedigung, bereits vor Wintersanfang begonnen, ist nur noch fertig herzustellen, dann wird hier einstweilen nicht mehr weitergebaut. Nur noch die behelfsmäßige Holzbrücke am Ende der [[Wiescherstraße]] dürfte in absehbarer Zeit ausgedient haben. Es soll in diesem Jahre die Straße neu kanalisiert und alsbald auch für zwei Straßenbahngleise umgebaut werden. Damit Hand in Hand dürfte auch eine neue Brücke zu bauen sein. " {{kontext}} | Begonnen wurde an dieser Fertigstellung der Schachtanlage Anfang '''Mai [[1927]]'''. Mit kurzer Unterbrechung ging es schnell vorwärts. Am [[17. Oktober]], nach gut zehn Wochen Rohbau und fünf Monaten gesamter Bauzeit war alles betriebsfertig. Dann sagt man wohl, dass alles „gut geklappt“ habe. An die Freude, die solches selbstverständliche Schaffen macht, denkt man im Unterbewusstsein. Man hat seine Pflicht erfüllt. Selbst die von der Knappschaft vorgeschriebenen Handfeuerlöcher waren nicht vergessen. Was auf dem Bilde vorn rechts steht, der Schuppen, war beim Abteufen das Betriebszentrum: die Abteufmaschinen waren darin eingebaut. Jetzt ist er Lagerschuppen für irgendwelche Baustoffe.- Der Eingang zum Zechenplatz wird am verlängerten Landwehrweg neben der Waschkaue liegen. Die Einfriedigung, bereits vor Wintersanfang begonnen, ist nur noch fertig herzustellen, dann wird hier einstweilen nicht mehr weitergebaut. Nur noch die behelfsmäßige Holzbrücke am Ende der [[Wiescherstraße]] dürfte in absehbarer Zeit ausgedient haben. Es soll in diesem Jahre die Straße neu kanalisiert und alsbald auch für zwei Straßenbahngleise umgebaut werden. Damit Hand in Hand dürfte auch eine neue Brücke zu bauen sein. " {{kontext}} | ||
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Aktuelle Version vom 12. Dezember 2023, 15:34 Uhr
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Der Schacht Constantin XI. lag in Herne-Constantin zwischen dem Südfriedhof, dem Landwehrweg und der Gysenbergstraße. Heute befinden sich seine Reste im Ökopark Gysenberg.
Geschichte
"Herner Anzeiger für das Amt Sodingen Gerther Anzeiger - Montag, den 23. Januar 1928 Online auf Zeitpunkt.nrw
- Nr. 23
Künstlerische Industriebauten in Herne
Am „Constantinschacht XI“.
Künstlerische Industriebauten sind nicht erst von gestern ab gewollt, besser: erreicht. Seit frische, neue Gedanken die Baukunst beherrschen, ist zugleich auch die Frage aufgetaucht: Können Ingenieurbauten schön sein? - Auf Ingenieurbauten hat man in der Tat in der ersten Zeit des industriellen Aufschwungs nicht den geringsten Wert gelegt. Man baute eben, wie es die Absicht ergab, meist unschön. Es wurde schon bei den Bauten der Schwebebahn in Barmen und Elberfeld merklich anders. Der Jugendstil herrschte, beeinflusste stark deren Bauwerke und die der Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Sehr bald auch bemächtigte sich die Baukunst der Form und der Gruppierung aller Industriebauten. Nicht zuletzt in Westfalen sind solche Anlagen von hohem künstlerischem Reiz entstanden. Selbst dem allereinfachsten und nüchternsten Bauwerk widerfuhr dieses Neue: dem Fabrikschornstein.
Im vergangenen Jahre ist die jüngste Schachtanlage der Gewerkschaft „Constantin der Große“, der Doppelschacht XI. einstweilen nur für die Seilfahrt, betriebsfertig hergestellt. Die Bauausführung hat, wenn man so sagen darf, unter außergewöhnlichen Zeitumständen gelitten. Sechs Wochen vor Kriegsausbruch, Mitte Juni 1914, wurde begonnen, den Schacht abzuteufen. Nach etlichen Monaten Bauzeit, man hoffte noch auf eine schnelle Beendigung des mit stürmischen deutschen Siegen verlaufenden Krieges, wurde die Bauarbeit eingestellt. Dann gebot die Notwendigkeit des Grubenbetriebes den Weiterbau und der Schacht wurde als Luftschacht mit dem Ventilatorgebäude fertig abgeteuft. Dann kamen die Wirren der Nachkriegsjahre und die feindliche Besetzung unserer Industrieflur. Alle Unternehmungsfreude stagnierte. Da aber der Schacht an sich fertig war und die schwierigste Arbeit beendet, galt es nur noch, die Übertageanlagen zu bauen, wie sie vorerst für die Seilfahrt am 17. Oktober vorigen Jahres dem Betriebe übergeben werden konnten.
Ursprünglich war ja hier eine Voll=Förderanlage zu bauen geplant gewesen. Diese Absicht ist beibehalten, jedoch endgültig auszuführen vertagt. Doch deuten die Anschüttungsarbeiten des neuen Zechengeländes auf die mittlere Höhe des Landwehrwegs schon die gewollte Absicht an. Zum Teil ist auch diese Oberflächenhöhe, außer für das Anschlussgleis nach Schacht 4/5, um Schachtgebäude, Kesselhaus und Waschkaue erreicht. Das Maschinenhaus steht noch hoch über dem ursprünglichen Gelände, desgleichen die Widerlagerstützen für den Förderstuhl. Was jetzt noch tief liegt, wird nach und nach aufgehöht.
Auf unserer Abbildung der Schachtanlage sehen wir links das Maschinenhaus, dahinter das Ventilatorgebäude, rechts das Schachtgebäude, und dahinter Kesselhaus und Waschkaue. Was bisher links steht, ist endgültig; was rechts steht, ist bis auf den Förderstuhl behelfsmäßig. Die Fördermaschine wird durch Dampf, der Ventilator elektrisch betrieben. Je eine Reservemaschine steht bereit.
Nach etwa 15 Jahren, so rechnet die Direktion, wird sich der volle Ausbau dieser Schachtanlage zur modernen Förderanlage erreichen lassen. Das arbeitende Kapital will sorgfältig, nach kaufmännisch richtigen Gesichtspunkten eingeteilt sein. Bauen kostet Geld, Neubauten wollen durch Menschen und Maschinen belebt werden. Und wenn an den Lohntagen die Arbeiter und Angestellten Zahlung erwarten, dann muss das durch den Betrieb verdient und erübrigt sein. Der Sorge stilles Walten beweist, dass noch niemals hat eine Feierschicht eingelegt werden müssen.
Beim Bau der Schachtanlage haben die künstlerische Gestaltung die Essener Architekten, B. D. A., Eggeling u. Schäfer[1] vollbracht. Die Bauleitung hat das Baubüro der Gewerkschaft unter Baumeister Ratz selbst ausgeübt. Die Ausführung der Bauarbeiten lag in den Händen der Firma Walter in Röhlinghausen (Wanne=Eickel). Wie gesagt, sind allein Maschinenhaus, Ventilatorgebäude und Förderstuhl endgültig, jedoch nicht das Schachtgebäude. Bei späterem Ausbau wird westlich neben das Maschinenhaus (auf dem Bilde hinter ihm) ein zweites gesetzt. Schachtgebäude. Kesselhaus und Waschkaue werden völlig anders. Über die äußere Bauform wird dann die Zeit nach 15 Jahren bestimmen. Dass sie anders wird, im Ausdruck gleich elegante, vollkommene Ruhe, erscheint gewiss. In gleicher Weise künstlerisch formvollendet haben dieselben Architekten die Zechenanlage „Fürst Leopold“ in Hervest=Dorsten 1914, für „Constantin 6/7“ 1922 eine moderne Waschkaue, für das Essener Steinkohlenbergwerk 1923/24 die völlig neue Zechenanlage „Prinz Friedrich“ in Kupferdreh gebaut und bauen zurzeit die Neuanlagen für „Constantin 4/5“.
Im Kesselhaus liegt die Treppe zum Maschinengeschoß innen, nicht außen, wie bei den meisten Gebäuden ähnlicher Art. Auf mächtigen Fundamenten ruhen die Maschinen, die Achsen der großen Seiltrommel. Sie ruhen wirklich denn sie arbeiten ja nur während des Schichtwechsels. Nur leise summt der Dampf in den Rohren. Und der Maschinist hält die Kolosse blank. Sie sind nicht etwa neu, doch so gut wie neu: gemacht von der Isselburger Hütte, 1911 in Steele für „Eintracht Tiefbau" erstmalig in Dienst gestellt, dort bis zur Stilllegung der Zeche bis 1925 in Betrieb gewesen, dann dort ab= und hier eingebaut. Gewinnend reife, kraftvolle Bauform überall, in jeder Einzelheit, innen wie außen, selbstgefühlt, dem Zwecke dienend und ihn zugleich beherrschend. – Auch das Schachtgerüst hat sich die Sporen schon verdient. Zum zweiten Male hier aufgebaut, mit kräftigen Blechlamellen verstärkt, mag es noch weiter dienen, die Knappen zum „Glückauf!“ in die Tiefe zu fördern. 800 Knappen vertrauen sich ihm und den Maschinen täglich an. Nächster Tage werden sich die Anstreicher darüber hermachen. Eisenfachwerk ist das behelfsmäßige Schachtgebäude, leicht gebaut, gegen das massive Maschinenhaus; in den Linien der Bauform jedoch jenem gleichgeartet. - Das Kesselhaus liegt vertieft, damit das heiße Wasser der Heizung und der Badeinrichtung seinen Rücklauf finde. Drei alte Kessel von Schacht 4/5 tun hier noch ihren Dienst, davon der eine in Reserve. Der Blechschornstein gleichfalls ein Behelf.— Die Waschkaue natürlich neu, doch auch ein Behelf, ein immerhin freundlicher, angepasst dem einstweiligen Zweck. Auf Plattenbelag hat man natürlich verzichtet. Zementstrich genügte. Das wird dann bei der endgültigen Kaue schon noch anders werden. In der Hauptsache ist der durchaus schmuckhafte Bau aus Holzfachwerk gebaut Mollige Wärme umfängt den aus der Kälte Eintretenden. Mit warmem Wasser werden die Heizkörper und die Badeleitungen versorgt. Bäder für die leitenden Beamten in Einzelzellen, für das Gros der Belegschaft in der hochstrebenden Halle, für Jugendliche gesondert, dann das Steigerbüro zur Lohnauszahlung, Lampen- und Materialstuben. Die Wetterlampen wie üblich, die Arbeitslampen elektrisch, dazu die Ladegestelle usw. Alles ist in freundlich helle Farben gesetzt. Außen an die Waschkaue ist noch nachträglich ein Fahrradschuppen angebaut.
Begonnen wurde an dieser Fertigstellung der Schachtanlage Anfang Mai 1927. Mit kurzer Unterbrechung ging es schnell vorwärts. Am 17. Oktober, nach gut zehn Wochen Rohbau und fünf Monaten gesamter Bauzeit war alles betriebsfertig. Dann sagt man wohl, dass alles „gut geklappt“ habe. An die Freude, die solches selbstverständliche Schaffen macht, denkt man im Unterbewusstsein. Man hat seine Pflicht erfüllt. Selbst die von der Knappschaft vorgeschriebenen Handfeuerlöcher waren nicht vergessen. Was auf dem Bilde vorn rechts steht, der Schuppen, war beim Abteufen das Betriebszentrum: die Abteufmaschinen waren darin eingebaut. Jetzt ist er Lagerschuppen für irgendwelche Baustoffe.- Der Eingang zum Zechenplatz wird am verlängerten Landwehrweg neben der Waschkaue liegen. Die Einfriedigung, bereits vor Wintersanfang begonnen, ist nur noch fertig herzustellen, dann wird hier einstweilen nicht mehr weitergebaut. Nur noch die behelfsmäßige Holzbrücke am Ende der Wiescherstraße dürfte in absehbarer Zeit ausgedient haben. Es soll in diesem Jahre die Straße neu kanalisiert und alsbald auch für zwei Straßenbahngleise umgebaut werden. Damit Hand in Hand dürfte auch eine neue Brücke zu bauen sein. "
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Quellen
- ↑ Wilhelm Eggeling (1889-1955) und Hans Schäfer