Hermann Gesing: Unterschied zwischen den Versionen
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Hermann Gesing wurde als Sohn des Bergmanns Hermann Gesing (1880–1956) und seiner Frau Elisabeth Böning († 1968) in Herne geboren<ref name="Gesing3">Lebenslauf ''Hermann Gesing.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998</ref> und am 13. April 1913 in der [[Herz-Jesu | Hermann Gesing wurde als Sohn des Bergmanns Hermann Gesing (1880–1956) und seiner Frau Elisabeth Böning († 1968) in Herne geboren<ref name="Gesing3">Lebenslauf ''Hermann Gesing.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998</ref> und am 13. April 1913 in der [[Herz-Jesu|Herz Jesu Kirche]] getauft.<ref>Reg. Nr. 67/1913</ref> Von 1919 bis 1927 besuchte er die Volkschule Herne. Von 1931 bis 1932 war er arbeitslos, bis er 1932 bei der Herner Firma Goos eine Lehre zum Anstreicher und Maler begann. Die Gesellenprüfung schloss er im Juli 1935 mit dem Ergebnis „Gut“ ab.<ref name="Entnazifizierungsakte">Entnazifizierungsakte, 11790 Bochum/Gr25/1335, Fundort: Landesarchiv Duisburg</ref> <br> | ||
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1932 (nach anderer Quelle 1935<ref name="Entnazifizierungsakte"/>) bis 1936 besuchte er, wie vor ihm u.a. [[Edmund Schuitz]], die Dortmunder Werkkunstschule (Malerei beim Bauhausschüler Professor Walter Herricht), unternahm im Sommer 1937 eine einmonatige Studienreise in die Schweiz,<ref name="Entnazifizierungsakte"/> um anschließend bis 1940 an die renommierten Essener Folkwang-Schule<ref name="Bestandskatalog">Stadt Herne (Hrsg.): ''Zeichnungen und Arbeiten auf Papier: Bestandskatalog 2. 1995–2003''. Das Emschertal-Museum, Bd. 77, S. 35</ref> bei Professor Josef Urbach in Malerei (1889-1973) <ref>Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Urbach</ref> und | 1932 (nach anderer Quelle 1935<ref name="Entnazifizierungsakte"/>) bis 1936 besuchte er, wie vor ihm u.a. [[Edmund Schuitz]], die Dortmunder Werkkunstschule (Malerei beim Bauhausschüler Professor Walter Herricht), unternahm im Sommer 1937 eine einmonatige Studienreise in die Schweiz,<ref name="Entnazifizierungsakte"/> um anschließend bis 1940 an die renommierten Essener Folkwang-Schule<ref name="Bestandskatalog">Stadt Herne (Hrsg.): ''Zeichnungen und Arbeiten auf Papier: Bestandskatalog 2. 1995–2003''. Das Emschertal-Museum, Bd. 77, S. 35</ref> bei Professor Josef Urbach in Malerei (1889-1973) <ref>Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Urbach</ref> und Professor Josef Enseling (1886-1957)<ref>Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Enseling</ref> im Fach Bildhauerei seine Ausbildung zum Bühnenbildner zu vollenden.<br> | ||
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Von 1937 bis 1938 war Gesing Mitglied im nationalsozialistischen Studentenbund (NSDSTB) und drei Jahre bei der Deutsche Arbeitsfront (DAF). Der NSDAP gehörte er nicht an <ref name="Entnazifizierungsakte"/><ref>Fragebogen des Military Government of Germany, Bestand 317 Entnazifizierung A9.7(G), Signatur 4/317-A9.71, Stadtarchiv Herne</ref> und wurde demnach Mitte Juni 1949 als Entlastet (Kategorie 5)<ref>Vgl.: [http://www.hamburg.de%20Belastungskategorien https://www.hamburg.de/ns-dabeigewesene/4478998/5-belastungskategorien-entnazifizierung]/</ref> anerkannt.<ref name="Entnazifizierungsakte"/> | Von 1937 bis 1938 war Gesing Mitglied im nationalsozialistischen Studentenbund (NSDSTB) und drei Jahre bei der Deutsche Arbeitsfront (DAF). Der NSDAP gehörte er nicht an <ref name="Entnazifizierungsakte"/><ref>Fragebogen des Military Government of Germany, Bestand 317 Entnazifizierung A9.7(G), Signatur 4/317-A9.71, Stadtarchiv Herne</ref> und wurde demnach Mitte Juni 1949 als Entlastet (Kategorie 5)<ref>Vgl.: [http://www.hamburg.de%20Belastungskategorien https://www.hamburg.de/ns-dabeigewesene/4478998/5-belastungskategorien-entnazifizierung]/</ref> anerkannt.<ref name="Entnazifizierungsakte"/> | ||
1939 wurde er Eingezogen und zu Beginn zum Kanonier ausgebildet und durchlief von 1940 bis 1945 mehrere Dienstgrade in seiner Zeit als Soldat im | 1939 wurde er Eingezogen und zu Beginn zum Kanonier ausgebildet und durchlief von 1940 bis 1945 mehrere Dienstgrade in seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg.<ref name="Gesing3"/> Großtenteils in Frankreich eingesetzt, betätigte er sich auch dort künstlerisch. Kurz vor Kriegsende noch zur Leutnant-Ausbildung zurück nach Deutschland versetzt, wo er zum Kriegsende 1945 als Leutnant, in Itzehoe gefangen genommen wurde und von April bis Juli 1945 im Offiziersgefangenenlager in Büsum interniert war. | ||
Nach Kriegsende führten Hermann Gesing zahlreiche Studienfahrten nach Italien und Frankreich, von wo er Aquarelle, Zeichnungen und Ölgemälde mitbrachte. Ende der 1940er Jahre etablierte er sich als freier Maler, zusammen mit seinem jüngeren Bruder [[Jupp Gesing]]. Die in dieser Zeit entstandenen Bilder in verschiedensten Ausführungen, Materialien und Techniken zeigen ein Bild der Stadt Herne als der „Goldenen Stadt im Westen“. Er hielt Herne und seine Umgebung in Landschaftsbildern und Stadtansichten fest. 1948 wurde er zusammen mit seinem Bruder Jupp Gründungsmitglied der | Nach Kriegsende führten Hermann Gesing zahlreiche Studienfahrten nach Italien und Frankreich, von wo er Aquarelle, Zeichnungen und Ölgemälde mitbrachte. Ende der 1940er Jahre etablierte er sich als freier Maler, zusammen mit seinem jüngeren Bruder [[Jupp Gesing]]. Die in dieser Zeit entstandenen Bilder in verschiedensten Ausführungen, Materialien und Techniken zeigen ein Bild der Stadt Herne als der „Goldenen Stadt im Westen“. Er hielt Herne und seine Umgebung in Landschaftsbildern und Stadtansichten fest. 1948 wurde er zusammen mit seinem Bruder Jupp Gründungsmitglied der 1. Herner Künstlergruppe. Zugleich betrieb er in der ersten Hälfte der 1950er Jahre ein offenes Atelier zur Weiterbildung junger Herner Künstler, das so genannten „Herner-Mal-Studio“, das bis 1954 bestand.<ref>Alexander von Knorre: ''Künstlergruppen in Herne und Wanne-Eickel''. In: [[Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V.]] (Hrsg.): ''Sammler, Künstler und Autoren – Kulturgeschichtliche Streifzüge durch Wanne-Eickel und Herne''. Der Emscherbrücher 2003/2004, Band 12, Herne 2003, {{ISBN|3-936452-08-3}}, S. 49ff.</ref> Seit Mitte der 50er Jahre entstanden auch Arbeiten in Terrazzo und Mosaik für öffentliche Auftraggeber im ganzen Ruhrgebiet.<ref name="Gesing3"/> | ||
Ab 1959 arbeitete Gesing vor allem als Bildhauer, zunächst mit Reliefs, später mit Skulpturen im öffentlichen Raum. Dabei spielte die erst in den 1955/58 Jahren für die Kunst entdeckte Arbeit mit kalt härtbarem Kunstharz (Polyester) eine bedeutende Rolle.<ref>Alexander von Knorre: ''Zur Kunst von Hermann Gesing.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998</ref> Als erster hiesiger Künstler experimentierte er mit dem neuen Werkstoff, veränderte mit Unterstützung eines Chemikers die Härte, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit.<ref>Heide Amthor-Zeppenfeld: ''Hermann Gesing feiert seinen 70. Geburtstag mit einer „Retrospektive“.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998. Erstveröffentlicht in ''WAZ'' vom 18. April 1983</ref> Im Laufe seines Schaffens entstanden neben figürlichen auch zunehmend organisch-symbolische und abstrahierte Werke.<ref>Manfred Bourée: ''Hermann Gesing.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998. Erstveröffentlicht in ''Großer Kultur- und Freizeitführer Ruhrgebiet''. Band 9, 1985, S. 27</ref> Bis zu seinem Tode war er als freischaffender Künstler tätig. Neben der bildenden Kunst galt Hermann Gesings Interesse der Musik und den Naturwissenschaften. | Ab 1959 arbeitete Gesing vor allem als Bildhauer, zunächst mit Reliefs, später mit Skulpturen im öffentlichen Raum. Dabei spielte die erst in den 1955/58 Jahren für die Kunst entdeckte Arbeit mit kalt härtbarem Kunstharz (Polyester) eine bedeutende Rolle.<ref>Alexander von Knorre: ''Zur Kunst von Hermann Gesing.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998</ref> Als erster hiesiger Künstler experimentierte er mit dem neuen Werkstoff, veränderte mit Unterstützung eines Chemikers die Härte, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit.<ref>Heide Amthor-Zeppenfeld: ''Hermann Gesing feiert seinen 70. Geburtstag mit einer „Retrospektive“.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998. Erstveröffentlicht in ''WAZ'' vom 18. April 1983</ref> Im Laufe seines Schaffens entstanden neben figürlichen auch zunehmend organisch-symbolische und abstrahierte Werke.<ref>Manfred Bourée: ''Hermann Gesing.'' In: ''Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997''. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998. Erstveröffentlicht in ''Großer Kultur- und Freizeitführer Ruhrgebiet''. Band 9, 1985, S. 27</ref> Bis zu seinem Tode war er als freischaffender Künstler tätig. Neben der bildenden Kunst galt Hermann Gesings Interesse der Musik und den Naturwissenschaften. | ||
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* Ährenleserinnen, Polyester, 1964 für die Sparkassen-Filiale am Hölkeskampring. (Erhalt unbekannt) | * Ährenleserinnen, Polyester, 1964 für die Sparkassen-Filiale am Hölkeskampring. (Erhalt unbekannt) | ||
* „Hl. Elisabeth“, Polyesterplastik, [[St. Elisabeth (Herne)|St. Elisabeth Kirche]] Herne, 1964 | * „Hl. Elisabeth“, Polyesterplastik, [[St. Elisabeth (Herne)|St. Elisabeth Kirche]] Herne, 1964 | ||
* „Kreuzweg“ 14 Stationsbildnisse, St. Elisabeth Kirche Herne, 1965 | |||
* Schutzmantel Madonna. Marien Hospital Herne, 1966. Verbleib unbekannt. | * Schutzmantel Madonna. Marien Hospital Herne, 1966. Verbleib unbekannt. | ||
* „Der barmherzige Samariter“, Statue, Liebfrauenstift Bismarckstraße Baukau. (Montessori-Kinderhaus) 1966. | * „Der barmherzige Samariter“, Statue, Liebfrauenstift Bismarckstraße Baukau. (Montessori-Kinderhaus) 1966. | ||
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* „Spielgerät“, Revierpark Gysenberg. Herne 1970. Erhalt unbekannt. | * „Spielgerät“, Revierpark Gysenberg. Herne 1970. Erhalt unbekannt. | ||
* Plastik, Kindergarten Arche Noah, Herne. 1973. | * Plastik, Kindergarten Arche Noah, Herne. 1973. | ||
* Plastik "Weinstock", St. Elisabeth Kirche Herne, 1988 (?) | |||
* Ton-Skulpturen, 1990 | * Ton-Skulpturen, 1990 | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
*Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997. Texte von Heide Amthor-Zeppenfeld, Manfred Bourée, Vera von Dalwigk, Alexander von Knorre, Franz Große-Perdekamp. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998, Ausstellungskatalog, 68 Seiten, ohne Seitenzahlen | *Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997. Texte von Heide Amthor-Zeppenfeld, Manfred Bourée, Vera von Dalwigk, Alexander von Knorre, Franz Große-Perdekamp. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998, Ausstellungskatalog, 68 Seiten, ohne Seitenzahlen | ||
*Hermann Gesing. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, ISBN 3-598-22792-2, S. 356. | *Hermann Gesing. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, {{ISBN|3-598-22792-2}}, S. 356. | ||
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Aktuelle Version vom 21. November 2023, 07:33 Uhr
Hermann Gesing (geboren am 6. April 1913 in Herne, gestorben am 17. April 1997 ebd., war ein Herner Maler, Zeichner, Bildhauer und Kunstpädagoge.
Albert Hermann Joseph Gesing wurde als Sohn des Bergmanns Hermann Gesing (1880-1956) und seiner Frau Elisabeth Böning (1885-1968) in Herne geboren und am 13. April 1913 in der damals jungen Herz-Jesu Kirche getauft.[1]
Leben und Arbeit
Hermann Gesing wurde als Sohn des Bergmanns Hermann Gesing (1880–1956) und seiner Frau Elisabeth Böning († 1968) in Herne geboren[2] und am 13. April 1913 in der Herz Jesu Kirche getauft.[3] Von 1919 bis 1927 besuchte er die Volkschule Herne. Von 1931 bis 1932 war er arbeitslos, bis er 1932 bei der Herner Firma Goos eine Lehre zum Anstreicher und Maler begann. Die Gesellenprüfung schloss er im Juli 1935 mit dem Ergebnis „Gut“ ab.[4]
1932 (nach anderer Quelle 1935[4]) bis 1936 besuchte er, wie vor ihm u.a. Edmund Schuitz, die Dortmunder Werkkunstschule (Malerei beim Bauhausschüler Professor Walter Herricht), unternahm im Sommer 1937 eine einmonatige Studienreise in die Schweiz,[4] um anschließend bis 1940 an die renommierten Essener Folkwang-Schule[5] bei Professor Josef Urbach in Malerei (1889-1973) [6] und Professor Josef Enseling (1886-1957)[7] im Fach Bildhauerei seine Ausbildung zum Bühnenbildner zu vollenden.
Bis Kriegsbeginn war Gesing Theatermaler an den Essener Bühnen.[2]
Von 1937 bis 1938 war Gesing Mitglied im nationalsozialistischen Studentenbund (NSDSTB) und drei Jahre bei der Deutsche Arbeitsfront (DAF). Der NSDAP gehörte er nicht an [4][8] und wurde demnach Mitte Juni 1949 als Entlastet (Kategorie 5)[9] anerkannt.[4]
1939 wurde er Eingezogen und zu Beginn zum Kanonier ausgebildet und durchlief von 1940 bis 1945 mehrere Dienstgrade in seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg.[2] Großtenteils in Frankreich eingesetzt, betätigte er sich auch dort künstlerisch. Kurz vor Kriegsende noch zur Leutnant-Ausbildung zurück nach Deutschland versetzt, wo er zum Kriegsende 1945 als Leutnant, in Itzehoe gefangen genommen wurde und von April bis Juli 1945 im Offiziersgefangenenlager in Büsum interniert war.
Nach Kriegsende führten Hermann Gesing zahlreiche Studienfahrten nach Italien und Frankreich, von wo er Aquarelle, Zeichnungen und Ölgemälde mitbrachte. Ende der 1940er Jahre etablierte er sich als freier Maler, zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jupp Gesing. Die in dieser Zeit entstandenen Bilder in verschiedensten Ausführungen, Materialien und Techniken zeigen ein Bild der Stadt Herne als der „Goldenen Stadt im Westen“. Er hielt Herne und seine Umgebung in Landschaftsbildern und Stadtansichten fest. 1948 wurde er zusammen mit seinem Bruder Jupp Gründungsmitglied der 1. Herner Künstlergruppe. Zugleich betrieb er in der ersten Hälfte der 1950er Jahre ein offenes Atelier zur Weiterbildung junger Herner Künstler, das so genannten „Herner-Mal-Studio“, das bis 1954 bestand.[10] Seit Mitte der 50er Jahre entstanden auch Arbeiten in Terrazzo und Mosaik für öffentliche Auftraggeber im ganzen Ruhrgebiet.[2]
Ab 1959 arbeitete Gesing vor allem als Bildhauer, zunächst mit Reliefs, später mit Skulpturen im öffentlichen Raum. Dabei spielte die erst in den 1955/58 Jahren für die Kunst entdeckte Arbeit mit kalt härtbarem Kunstharz (Polyester) eine bedeutende Rolle.[11] Als erster hiesiger Künstler experimentierte er mit dem neuen Werkstoff, veränderte mit Unterstützung eines Chemikers die Härte, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit.[12] Im Laufe seines Schaffens entstanden neben figürlichen auch zunehmend organisch-symbolische und abstrahierte Werke.[13] Bis zu seinem Tode war er als freischaffender Künstler tätig. Neben der bildenden Kunst galt Hermann Gesings Interesse der Musik und den Naturwissenschaften.
Daneben war er von 1970 bis 1980 als Kunsterzieher am Bochumer Lessing-Gymnasium angestellt.[2] Hermann Gesing war mit Johanna Gertrud Dünnewald (1920–2018) verheiratet. Das Paar hatte zwei Töchter.
WERKE (Auswahl)
Auszug der Liturgischen Gegenstände aus der alten St. Joseph Kirche in Holthausen. Hier einige Stationen des Gesingschen Kreuzweges.
Viele Werke seiner Kunst befinden sich in öffentlicher Hand und privatem Besitz. Allerdings wurden auch zahreiche Kunstwerke in den letzten Jahren zerstört, bzw. als verloren anzusehen.
- 3 Industrieterrazzoarbeiten, Fabrik Beien, Herne, ca. 1952. Nicht erhalten.
- „Energieträger Gas und Elektrizität“, Stadtwerke Herne, 1953. Erhalt unbekannt.
- „Aus dem Leben der Hüttenwerker“, Lünen-Wethmar, Westfalia-Festhalle. 1954. Nicht erhalten.
- 10 Stadtwappensteine aus Kunststein. 1,65 m. 1954. Erhalten ist ein Exemplar.
- „Die vier Elemente“, Terrazzoarbeit, Rathaus Witten. Ca. 1955. Erhalt unbekannt.
- Terrazzoarbeit an der Crengeldanz Schule in Witten, 1955. Erhalt unbekannt.
- „Steinmosaik“ am „Haus des Kaufmanns“, Essen, 1955. Erhalt unbekannt.
- Wandbilder der Pußta Bar in Herne, 1956, nicht erhalten.
- „Wasserballspiel“, Hallenbad Witten, 1957. 2005 abgerissen.
- „14 Heilige“, Vierzehnheiligen Kirche, Bochum-Weitmar. 1957. 2014 abgerissen.[14]
- „Die Sonne“ und „Fröhliche Kinder“. 2 Glasmosaike. Haranni-Gymnasium Herne, 1960.
- 4 Glasfenster, St. Nikolaus in Geeste-Groß Hesepe, 1960/61.
- Kreuzigung. Mosaikgruppe im neuen Choranbau, St. Nikolaus in Geeste-Groß Hesepe, 1961[15]
- „Auferstandener Christus“. Halbrelief, Friedhofkapelle Melle, 1962. Erhalt unbekannt.
- „Auferstandener Christus“. Cloppenburg, ca. 1962, Erhalt unbekannt.
- Auferstandener Christus, Friedhofskapelle Meppen-Rühle. Erhalt unbekannt.
- „Spielende Kinder mit Flugzeug“, Wandrelief, Witten-Heven, 1963, erhalt unbekannt.
- „St. Michael“, Mosaik, Schwesternwohnheim des St. Josef-Hospital Herne-Börnig, 1963. Nicht erhalten.
- Mosaikarbeit, Grundschule Kunterbund (Pestalozzi-Gymnasium), Herne, 1963. Erhalt unbekannt.
- „Madonna“ Poliesterfigur mit Stein, St. Joseph, Herne-Horsthausen, 1963. Erhalt unbekannt.
- „Kreuzweg“ 14 Stationsbildnisse, St. Joseph, Herne-Horsthausen, 1963. 1991 in die Mission verschenkt.
- Ährenleserinnen, Polyester, 1964 für die Sparkassen-Filiale am Hölkeskampring. (Erhalt unbekannt)
- „Hl. Elisabeth“, Polyesterplastik, St. Elisabeth Kirche Herne, 1964
- „Kreuzweg“ 14 Stationsbildnisse, St. Elisabeth Kirche Herne, 1965
- Schutzmantel Madonna. Marien Hospital Herne, 1966. Verbleib unbekannt.
- „Der barmherzige Samariter“, Statue, Liebfrauenstift Bismarckstraße Baukau. (Montessori-Kinderhaus) 1966.
- „Schutzpatronin“, St. Anna Kindergarten, Franz Düwell Straße, 1966
- „Peter und Paul“, Wandplastik, St. Peter und Paul, Herne-Börnig, 1967
- „Marienbild im Baum“, Wandplastik, St. Peter und Paul, Herne-Börnig, 1967
- 3 abstrakte Reliefs, Sparkassenfiliale am Bahnhofsplatz. 1967. Erhalt unbekannt.
- „Rad des Lebens“, Vierzehnheiligen Kirche, Bochum-Weitmar. 1967. 2014 abgerissen.<ref>Bilder auf www.artibeau.
- „Treibende Kraft“, Plastik für den Behrenspark, Herne 1968. Bestand des Emschertal-Museums.
- „Hl. Florian“, Feuerwache Herne Sodinger Straße, 1969
- „1969: Sieben Werke der Barmherzigkeit, Plastik, Seniorenheim Schulstraße Herne, z.Zt. eingelagert
- „Spielgerät“, Revierpark Gysenberg. Herne 1970. Erhalt unbekannt.
- Plastik, Kindergarten Arche Noah, Herne. 1973.
- Plastik "Weinstock", St. Elisabeth Kirche Herne, 1988 (?)
- Ton-Skulpturen, 1990
Ausstellungen (Auswahl)
- 1949 – Herbstausstellung im Alten Amtsgericht
- 1950 – Herbstausstellung, Studio Gesing, Herne
- 1951 – Herbstausstellung, Studio Gesing, Herne
- 1952 – Herbstausstellung, Studio Gesing, Herne
- 1954 – Herbstausstellung, Studio Gesing, Herne
- 1955 – Stadtarchiv Herne – Haus Rautert, Herne
- 1963 – Stadtsparkasse Herne
- 1965 – Heimathaus am Schloss Strünkede
- 1967 – Sparkasse Herne
- 1969 – Werkstadtbesuch, Studio Gesing, Herne
- 1972 – Rathaus Herne und Schloss Strünkede
- 1981 – Städtische Galerie, Herne – Gruppenausstellung
- 1983 – Städtische Galerie, Herne
- 1985 – Lessing-Gymnasium, Bochum
- 1995 – 1. Herner Künstlergruppe 1948—1953, Schollbrockhaus, Herne
- 1997 – Im Memoriam Hermann Gesing – Studio der städtischen Galerie, Herne
- 1998 - Rathaus Galerie Herne
- 2018 - „Spuren“ - Auf den Spuren Herner Künstlerinnen und Künstler
Literatur
- Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997. Texte von Heide Amthor-Zeppenfeld, Manfred Bourée, Vera von Dalwigk, Alexander von Knorre, Franz Große-Perdekamp. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998, Ausstellungskatalog, 68 Seiten, ohne Seitenzahlen
- Hermann Gesing. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, ISBN: 3-598-22792-2, S. 356.
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Verwandte Artikel
- St. Bonifatius (← Links)
- St. Peter und Paul (← Links)
- St. Joseph (Horsthausen) (← Links)
- St. Elisabeth (Herne) (← Links)
- Leo Reiners (← Links)
- Jupp Gesing (← Links)
- 1913 (← Links)
- 1997 (← Links)
- Kinderhort Ursula (← Links)
- Johannes Tigges (← Links)
- Liste von Herner Personen (Wikipedia) (← Links)
- Das alte Dorf Herne (Herner Anzeiger 1934) V (← Links)
Quellen
- ↑ Reg. Nr. 67/1913
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Lebenslauf Hermann Gesing. In: Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998
- ↑ Reg. Nr. 67/1913
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Entnazifizierungsakte, 11790 Bochum/Gr25/1335, Fundort: Landesarchiv Duisburg
- ↑ Stadt Herne (Hrsg.): Zeichnungen und Arbeiten auf Papier: Bestandskatalog 2. 1995–2003. Das Emschertal-Museum, Bd. 77, S. 35
- ↑ Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Urbach
- ↑ Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Enseling
- ↑ Fragebogen des Military Government of Germany, Bestand 317 Entnazifizierung A9.7(G), Signatur 4/317-A9.71, Stadtarchiv Herne
- ↑ Vgl.: https://www.hamburg.de/ns-dabeigewesene/4478998/5-belastungskategorien-entnazifizierung/
- ↑ Alexander von Knorre: Künstlergruppen in Herne und Wanne-Eickel. In: Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.): Sammler, Künstler und Autoren – Kulturgeschichtliche Streifzüge durch Wanne-Eickel und Herne. Der Emscherbrücher 2003/2004, Band 12, Herne 2003, ISBN: 3-936452-08-3, S. 49ff.
- ↑ Alexander von Knorre: Zur Kunst von Hermann Gesing. In: Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998
- ↑ Heide Amthor-Zeppenfeld: Hermann Gesing feiert seinen 70. Geburtstag mit einer „Retrospektive“. In: Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998. Erstveröffentlicht in WAZ vom 18. April 1983
- ↑ Manfred Bourée: Hermann Gesing. In: Hermann Gesing – Malerei und Plastik 1913–1997. Stadt Herne, Emschertal-Museum Herne (Hrsg.), 1998. Erstveröffentlicht in Großer Kultur- und Freizeitführer Ruhrgebiet. Band 9, 1985, S. 27
- ↑ Bilder auf www.artibeau.
- ↑ Abbildung auf www.kirchen-galerie.de