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Aktuelle Version vom 1. Mai 2019, 15:21 Uhr
Richard Kämper (geboren 1926 in Sodingen) ist ein ehemaliger Anschläger.
Fast immer im Schatten des Pütts gewohnt
Als Richard Kämper 1940 die Volksschule in Sodingen verließ, gab es hier vier Bäcker, vier Metzger, einen Konditor und einen Pütt: Mont-Cenis, wo täglich mehrere hundert Bergleute einfuhren. Zum Kreis der Sodinger Kumpels gehörte auch der Vater von Richard Kämper, doch der malochte nicht auf dem Pütt zwischen Mont-Cenis-Straße und Kirchstraße, sondern Ludwig Kämper arbeitete auf dem Castroper Bergwerk Erin.
„Sodingen war damals ein Dorf und Ausbildungsstellen waren rar,“ erinnert sich der 1926 geborene Kämper, der in einem Haus im Schatten der Mont-Cenis-Halde an der Kantstraße aufwuchs. „Mein Vater hatte nichts dagegen, dass ich Bergmann werden wollte,“ erzählt Kämper weiter, der am 1. April 1940 seine bergmännische Ausbildung auf Mont-Cenis begann. Die erste Station: Der Holzplatz des Pütts. „Hier lernten wir den Umgang mit Säge und Beil, denn damals gab es unter Tage noch sehr viel Holzausbau,“ betonte der Ex-Kumpel. Im zweiten Ausbildungsjahr ging es für den jungen Sodinger schon mal an Schacht 4 in die Tiefe. „Wir sollten ein Gefühl für den Pütt bekommen. Jedoch ohne Helm und ohne Lampe fuhren wir zur 5. Sohle. Später ging es mit unserem Ausbilder Walter Wessel, der ebenfalls von der Kantstraße stammte, an die berühmte schwarze Wand – in einen Streb,“ berichtet Kämper.
Ausbilder Wessel drückte, so erzählt Kämper weiter, seinen Schützlingen im Flöz auch Abbauhämmer in die Hände. „Die schweren Dinger machten aber mit uns was sie wollten,“ lacht der Sodinger, der auch heute noch gerne Geschichten aus seiner Kindheit im Schatten der Zeche erzählt.
So half er unter anderem in der ehemaligen Bäckerei Franke (später Falkenberg) in Börnig aus. Erst in der Backstube, danach ging es zum Brötchenverkauf in die Siedlung Teutoburgia. „Für jedes verkaufte Brötchen gab es einen Pfennig,“ meint Kämper. Später fuhr er noch zusammen mit anderen Sodingern zum Obstpflücken ins Münsterland. „Mit selbst zusammengeschraubten Fahrrädern. Unser erstes Ziel war damals das Schiffshebewerk in Henrichenburg – ein großes Erlebnis“, erzählt der Ex-Kumpel weiter.
„Schon als Junge war mein Leben geprägt von Arbeit, denn nach der Schule warteten Garten und Stall auf mich. Zusammen mit meinem Vater, der als Reparaturhauer auf Erin nur Nachtschichten verfuhr, kümmerten wir uns um Grünland und Tiere“, betont Kämper, der oft zur Grünfuttersuche im sogenannten Grunewald, einem Grabeland im Bereich um das ehemalige Neptunbad unterwegs war, denn ein Schwein und etliche Hühner mussten täglich versorgt werden.
„Es war ein hartes und karges Leben, und die Wohnsituation war auch nicht besonders. Unsere Häuser verfügten damals weder über elektrisches Licht oder Wasseranschluss in den sehr kleinen Wohnugen“, unterstreicht der Sodinger.
Nach bestandener Knappenprüfung rief der Streb. Hier war der junge Kumpel eine zeitlang als Umleger tätig. Aber nur kurz, denn er musste bald den Abbauhammer gegen einen Karabiner tauschen. Kämper wurde Soldat, es ging in Richtung Ostfront. Seine Einheit sollte den Rückzug der Restarmee in Polen sichern. Er wurde verwundet und kehrte 1945 nach einem Lazarettaufenthalt nach Sodingen zurück, denn der Krieg war beendet. Aber an einen Einsatz im Kohlenrevier war nun auf Grund seiner schweren Beinverletzung nicht mehr zu denken. So wurde aus dem einstigen aktiven Jung-Bergmann ein Anschläger. Ebenfalls ein verantwortungsvoller Posten im Drei-Schichten-Betrieb auf dem heimischen Pütt. So erinnert sich der Ex-Anschläger Richard Kämper auch an den 22. Juli 1965, denn damals ereignete sich im Untertagebetrieb von Mont-Cenis, in Flöz Karl eine verhängnisvolle Explosion.
„Ich ließ damals unter anderem unseren Betriebsführer und Oberführer der Grubenwehr Repons, Assessor Bergmann und die Grubenwehrmänner Matiak und Rezepka in die Tiefe. Sie kehrten an diesem Tag nicht von ihrem Einsatz zurück“, erzählt Kämper.
Nach seiner Heirat – er lernte seine Frau damals im bekannten Sodinger Tanzlokal Cramer kennen, zogen sie nach Constantin. Von hier aus ging er lange Zeit mit ehemaligen MC-Kumpels, darunter Ex-Steiger Gottfried Zechel, auf Radtour. „Manchmal 100 Kilometer am Tag“, lacht der Pensionär. Nach dem Tod seiner Frau gab Kämper sein Domizil in Constantin auf und kehrte 2016 in sein geliebtes Sodingen zurück. Er lebt seitdem im ASB-Heim an der Jürgen-von-Manger-Straße. Dabei genießt der bewegungsfreudige Rentner den Anblick aus dem Fenster, den der gibt einen Blick auf die Akademie frei, dort wo bis 1978 „sein“ Pütt Mont-Cenis stand. Seine Zeit als Bergmann hat Richard Kämper geprägt. „Wir haben uns hier immer sehr wohl gefühlt, denn hier in Sodingen kannte man sich“.
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Quellen
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.