Emmaus-Kirche: Unterschied zwischen den Versionen
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<big>Seit dem 1. Juni 2022 ist die Emmauskirche Gemeindekirche der [[Kirchengemeinde Haranni]]. Zu Pfingsten 2029 wird dieser Standort Börnig mit Emmauskirche und Emmaus-Gemeindehaus (Schadeburgstraße 57) geschlossen.</big> | |||
"Bedingt durch das Anwachsen der Industriegemeinden zweigten sich von der Muttergemeinde Castrop, die sich über einen weiten Sprengel erstreckte, einige Tochter-Kirchengemeinden ab, darunter auch am [[1. Oktober]] [[1909]] Sodingen mit Börnig und Holthausen.<br> | |||
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Die weitere Bevölkerungszunahme, gerade in den Randgebieten des Stadtkreises Herne, nach Errichtung neuer Wohnsiedlungen und neuer Straßenzüge, machte 1958 ein Selbständig werden der Gemeinde Börnig mit den Ortsteilen Börnig und Holthausen erforderlich. 1956 war schon in Sodingen ein dritter, neuer Pfarrbezirk errichtet worden, der bis zum Jahre 1961 mit Pfarrer Otfried Gerhardi aus Lübeck besetzt war. Schon seit Jahren ließ sich bei den Gemeindegliedern von Börnig und Holthausen das Trachten nach einer selbständigen Gemeinde feststellen. Der damalige Bezirkspfarrer Ferke hatte bereit 1927 damit begonnen, ein Gemeindeheim mit Schwesternstation, Kindergarten, Nähschule und Vereinsräumen in den Wirtschaftsgebäuden (Bansen und Stallungen) des ehemaligen adligen Gutes „[[Schadeburg]]" einzurichten. Der letzte Pächter war Bauer Gülker. | |||
Für eine jährliche Anerkennungsgebühr von 30,00 RM konnten sämtliche Gebäude und eine große Wiese, zusammen rd. 8.000 qm, von der Gelsenkircher-Bergbau-AG gepachtet werden. Am 16.01.1927 wurde nach erfolgtem Umbau der ehemaligen Scheune die „Schadeburg" als Gemeindezentrum eingeweiht. Die erste Gemeindeschwester war Diakonisse Alwine Meier vom Mutterhaus Witten, die erste Kindergärtnerin und Hortnerin Fräulein Hilde Plettenberg, seit 1937 Pfarrfrau in der Gemeinde (Ehefrau von Pfarrer Ruwisch). Pfarrer Ferke sammelte Jugendkreise, schuf eine große Frauenhilfe. (Am 01.04.1926 betrug die Mitgliederzahl 394, die der Sterbekasse (auf Umlagebasis) 550 Mitglieder). Dazu kam ein Bürger- und Arbeiterverein, dem auch die Zechenbeamten angehörten. Während des 1. Weltkrieges (1914 - 1918) und in den Jahren der großen Erwerbslosigkeit in den 20er Jahren hat sich gerade die Frauenhilfe aktiv um die Behebung sozialer Notstände gemüht, z.B. durch Wöchnerinnenhilfe, Essenkochen für Kranke und Gebrechliche, Betreuen von Bedürftigen, Einrichtung einer Höhensonne und einer Nähschule. Außer den Frauenhilfestunden kamen auch die Alten der Gemeinde und die jungen Mütter jeden Monat in der Schadeburg zusammen. Gründungsjahr der Frauenhilfe: 1900, des Frauenchores, der heute noch [1961] besteht: 1921. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges (1929 - 1945) begann Pfarrer Ruwisch ab 1. Advent 1939 mit regelmäßigen Frühgottesdiensten im großen Schadeburgsaal. Bei einem Luftangriff im Frühjahr 1943 erhielt die Schadeburg mehrere Treffer durch Brandbomben (Stabbomben). Merkwürdigerweise zündeten sie jedoch nur auf dem Hof, während sie im Gebäude nach Durchschlagung des Ziegeldaches und der Holzdecke als Blindgänger im Holzfußboden steckenblieben. Eine durchschlug sogar den hölzernen einfachen Altartisch. Außer einigen zerstörten Häusern blieb unsere Gemeinde vor größeren Bombenschäden bewahrt. Das war auch in Herne der Fall, so dass die Stadt nach Kriegsende die „goldene Stadt" genannt wurde. Vom 18.03.-09.09.1943 waren Bombengeschädigte aus dem Obdachlosenasyl, Weichselstraße 51, in der ganzen Schadeburg einquartiert. Die Vereinsarbeit musste so lange ruhen. Pfarrer Ruwisch kehrte am 13.02.1949 nach 6jähriger Abwesenheit (Feldzug in Russland und polnische Kriegsgefangenschaft) gesund wieder heim. Vertreten hatten ihn Pfarrer Franz Reich und Pfarrer Otto Pfeil. | |||
Im Hinblick auf einen später zu errichtenden eisernen Glockenträger für die Notkirche „Schadeburg" waren schon 10.04.1948 zwei Gußstahlglocken vom Bochumer Verein geliefert worden. Am 28.04.1955 wurde bei demselben Werk die dritte und größte Glocke bestellt. | |||
*Die erste Glocke, 793 0, Ton d", 195 kg schwer, mit Zubehör + 96 kg = 291 kg, trägt die Inschrift: „O Land, Land, Land höre des Herrn Wort!" (Jeremia 22, 29). | |||
*Die zweite Glocke, 667 0, Ton f, 124 kg + 78 kg = 202 kg schwer, trägt die Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe!" (Luk. 2, 14). | |||
*Die dritte Glocke, 820 0, Ton c", 200 kg + 120 kg = 320 kg schwer, trägt die Inschrift: „Gott gebe Euch viel Gnade und Frieden!" (1. Petr. 1,2). | |||
Im Jahr [[1949]] wurde das Eisengerüst für den Glockenträger erstellt. Letzterer wurde [[1955]] mit einer Gesamthöhe von 17,5 m in der heutigen Form endgültig fertiggestellt, mit Klinkermauerwerk umzogen und der Spitzhelm mit Kupferplatten bedeckt. Das Tagesläuten am Morgen, Mittag und Abend geschieht automatisch. 1950 wurde die Schadeburg erweitert durch den Anbau besserer sanitärer Anlagen für den Kindergarten. Hierbei wurde im Obergeschoß ein neuer Jugendraum für den zahlenmäßig großen CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) gewonnen. | |||
Am 27. Juni 1956 stellte das Presbyterium der Kirchengemeinde Sodingen den Antrag, den 2. Pfarrbezirk aus der Gemeinde auszugliedern und zur selbständigen Kirchengemeinde zu erklären. | |||
Am 01.10.1957 tritt die Neugründung der Evgl. Kirchengemeinde Börnig, die in ihren Grenzen dem bisherigen 2. Pfarrbezirk entspricht, in Kraft, die dann zum 01.04.1958 vom Landeskirchenamt bestätigt und genehmigt wird. | |||
Mit dem 01.04.1958 wurde die Evangelische Kirchengemeinde nach Abtrennung von Sodingen offiziell als selbständig erklärt. Der Inhaber der zweiten Pfarrstelle von Sodingen, Pfarrer Ruwisch, erhielt die erste Pfarrstelle der neuen Kirchengemeinde Börnig. Sogleich wurde ein Kirchbauverein ins Leben gerufen, der bis zur Kircheinweihung 92.000,00 DM an Spenden zusammenbrachte. | |||
Am Sonntag, den [[28. August|28.08]].[[1960]] wurde der Grundstein der neuen Emmauskirche gelegt, die in Stahlbeton-Bauweise auf der Schadeburgwiese über der zugeschütteten Gräfte errichtet wurde. Beim Ausschachten trat ein altes Bruchstein-Mauerwerk in 2 m Tiefe zu Tage. Vielleicht war es in alter Zeit das Fundament eines ehemaligen Brückentorhauses. Um eine tatsächliche Anknüpfung an die alte Geschichte der Schadeburg herzustellen und zu bewahren, ist ein schön behauener großer Quaderstein als Eckstein im Fundament der Sakristei, an der rechten Nordwestecke, mit eingemauert worden. Bildhaft läßt sich die Kirche ja auch als „Brückentorhaus" verstehen. Der Name „Emmauskirche" knüpft bewusst an die Ostergeschichte (Luk. 24, 13-35) an, mit der Bitte, dass Christus selbst auch heute noch uns oft verzagten Erdenwanderern begegnen möge, um uns selbst die Heilige Schrift auszulegen, dass „unsere Herzen brennen" und wir ihn im Sakrament erkennen können. | |||
Die Katasterbezeichnung für das Kirchbaugebäude heißt: Gemarkung Börnig, Flur 10, Parzelle 61. Dem Kirchbauplan (Parabelform) wurde ein Pappmodell im Maßstab 1:50 zugrunde gelegt, das Pfarrer Ruwisch schon 1957 angefertigt hatte. Der Architekt Egon Schiborr aus Essen wurde mit der Planausführung und Bauleitung, der Hoch- und Tiefbauunternehmer Friedrich Wortmann aus unserer Gemeinde mit der Bauausführung beauftragt. | |||
Die künstlerische Gestaltung der Bleiglasfenster in Kirche und Sakristei wurde von Maler und Graphiker Wilhelm Strauß, Herne, in bester Weise gelöst. Die Kircheinweihung fand am [[24. September|24.09.]][[1961]] durch Oberkirchenrat Nockemann statt. Die Gesamtkosten, einschließlich Bänke (mit elektrischer Umbratherm-Heizung aus Kißleg im Allgäu versehen) und Orgel (28 Register-Elektronenorgel der Firma Ahlborn aus Heimerdingen bei Stuttgart am 10.11.1960 gekauft) und Sakristeiausstattung beliefen sich auf 371.000,00 DM. Anschließend wurde auf dem Kirchenvorgelände ein zeitgemäßes Pfarrhaus in Flachbauweise (wie die Kirche mit Klinkern versehen) errichtet, das im November 1962 bezogen wurde. Als Pfarrer-Dienstwohnung hatte bisher eine angemietete Etage (Castroper Straße 319) gedient. Die Gesamtkosten betrugen 110.000,00 DM. | |||
1962 wurden Kindergarten und Schadeburgräume renoviert und am Kopfende des Saales eine Bühne errichtet. | |||
Am 24.06.[[1965]] wurden das Schadeburg-Wohnhaus (über 200 Jahre alter Fachwerkbau) und ein Teil der früheren Stallungen bis zu den von der Gemeinde benutzten Räumen abgebrochen. Für Gemeindeschwester und Kindergärtnerin, die bisher in der Schadeburg gewohnt hatten, wurden zwei 2,5 Zimmer-Wohnungen in der Castroper Straße 285 angemietet,. Die Zeche Erin ließ eine neue Abschlusswand aus roten Verblendziegeln hochziehen, die in ihrer Farbe gut zu Kirche und Pfarrhaus passten. Die Kaffeeküche der Frauenhilfe wurde völlig erneuert. Der hinter ihr neu gewonnene Raum (ein früherer Kuhstall) wurde in Eigenhilfe von Männern des Männerdienstes und des CVJM als neuer Versammlungsraum für Männerdienst, Jungmännerkreis und Bibelstunden stilgerecht als „Ritter-Palland-Raum" ausgebaut (Decke: Brasilkiefer, Boden: braune Terrazzoplatten). Da außer den männlichen und weiblichen Jugendgruppen immer mehr Gemeindegruppen entstanden, wurde oft immer mehr Raum gleichzeitig benötigt. | |||
[...] | |||
Von der Tiefbau- und Straßenbaufirma Helmut und Arthur Gutbier aus unserer Gemeinde wurden Zufahrtsstraße und größere Parkflächen vor der Kirche asphaltiert und Waschbetonplattenwege hergestellt, während die Gartenbaufirma Walter Kaiisch aus Herne-Horsthausen die Anlage der über 2.000 qm großen Rasenflächen vor der Kirche anlegte. | |||
Von der ganzen Gemeinde wurde am 18.07.1937 das 10jährige, am 10.02.1952 das 25jährige, am 20.05.1957 das 30jährige und am 29.01.1967 das 40jährige Bestehen der Schadeburg als Gemeindeheim gefeiert. Jedes Mal wurden die ehemaligen Mitglieder der Jugendgruppen zu Wiedersehensfeiern besonders eingeladen. Und sie kamen oft von weither, sogar aus Holland. | |||
[...] | |||
Am 23.08.1965 ging ein schon lange von uns gehegter Wunsch in Erfüllung. Durch notarielle Verhandlung konnte die Evangelische Kirchengemeinde Börnig das gesamte, bisher gepachtete Schadeburggelände mit Gebäuden von der Gelsenkirchener- Bergbau-AG zum Preis von 5,00 DM pro qm käuflich erwerben (Größe: 7.956 qm; Gemarkung Börnig, Flur 10, Nr. 1986). Der überaus günstige Kauf kam durch freundliches Entgegenkommen des Bergwerksdirektors Bergrat a.D. Karlhans Knepper von der Zeche Erin zustande. Mit dem Ankauf des Kirchengrundstückes und der Schadeburg wurde der äußere Aufbau der Gemeinde Börnig mit rund 4.000 Gemeindegliedern als abgeschlossen betrachtet. " | |||
Text: Auszüge aus Aufzeichnungen von Pfarrer Hermann Ruwisch (verfasst in 1967, im Gedenkjahr an die Reformation Luthers vor 450 Jahren) | |||
[[Datei:Konfirmantinnen der Emmaus-Kirche 1956 Doris Saisch.jpg|left|thumb|Konfirmantinnen der Emmaus-Kirchengemeinde [[1956]] <ref name="HR">Foto: Hermann Riff</ref>]] | |||
==Lesen Sie auch== | ==Lesen Sie auch== | ||
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Aktuelle Version vom 2. November 2024, 12:02 Uhr
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1961 wird die ev. Emmauskirche in Börnig eingeweiht.[1]
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Seit dem 1. Juni 2022 ist die Emmauskirche Gemeindekirche der Kirchengemeinde Haranni. Zu Pfingsten 2029 wird dieser Standort Börnig mit Emmauskirche und Emmaus-Gemeindehaus (Schadeburgstraße 57) geschlossen.
"Bedingt durch das Anwachsen der Industriegemeinden zweigten sich von der Muttergemeinde Castrop, die sich über einen weiten Sprengel erstreckte, einige Tochter-Kirchengemeinden ab, darunter auch am 1. Oktober 1909 Sodingen mit Börnig und Holthausen.
[...]
Die weitere Bevölkerungszunahme, gerade in den Randgebieten des Stadtkreises Herne, nach Errichtung neuer Wohnsiedlungen und neuer Straßenzüge, machte 1958 ein Selbständig werden der Gemeinde Börnig mit den Ortsteilen Börnig und Holthausen erforderlich. 1956 war schon in Sodingen ein dritter, neuer Pfarrbezirk errichtet worden, der bis zum Jahre 1961 mit Pfarrer Otfried Gerhardi aus Lübeck besetzt war. Schon seit Jahren ließ sich bei den Gemeindegliedern von Börnig und Holthausen das Trachten nach einer selbständigen Gemeinde feststellen. Der damalige Bezirkspfarrer Ferke hatte bereit 1927 damit begonnen, ein Gemeindeheim mit Schwesternstation, Kindergarten, Nähschule und Vereinsräumen in den Wirtschaftsgebäuden (Bansen und Stallungen) des ehemaligen adligen Gutes „Schadeburg" einzurichten. Der letzte Pächter war Bauer Gülker.
Für eine jährliche Anerkennungsgebühr von 30,00 RM konnten sämtliche Gebäude und eine große Wiese, zusammen rd. 8.000 qm, von der Gelsenkircher-Bergbau-AG gepachtet werden. Am 16.01.1927 wurde nach erfolgtem Umbau der ehemaligen Scheune die „Schadeburg" als Gemeindezentrum eingeweiht. Die erste Gemeindeschwester war Diakonisse Alwine Meier vom Mutterhaus Witten, die erste Kindergärtnerin und Hortnerin Fräulein Hilde Plettenberg, seit 1937 Pfarrfrau in der Gemeinde (Ehefrau von Pfarrer Ruwisch). Pfarrer Ferke sammelte Jugendkreise, schuf eine große Frauenhilfe. (Am 01.04.1926 betrug die Mitgliederzahl 394, die der Sterbekasse (auf Umlagebasis) 550 Mitglieder). Dazu kam ein Bürger- und Arbeiterverein, dem auch die Zechenbeamten angehörten. Während des 1. Weltkrieges (1914 - 1918) und in den Jahren der großen Erwerbslosigkeit in den 20er Jahren hat sich gerade die Frauenhilfe aktiv um die Behebung sozialer Notstände gemüht, z.B. durch Wöchnerinnenhilfe, Essenkochen für Kranke und Gebrechliche, Betreuen von Bedürftigen, Einrichtung einer Höhensonne und einer Nähschule. Außer den Frauenhilfestunden kamen auch die Alten der Gemeinde und die jungen Mütter jeden Monat in der Schadeburg zusammen. Gründungsjahr der Frauenhilfe: 1900, des Frauenchores, der heute noch [1961] besteht: 1921. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges (1929 - 1945) begann Pfarrer Ruwisch ab 1. Advent 1939 mit regelmäßigen Frühgottesdiensten im großen Schadeburgsaal. Bei einem Luftangriff im Frühjahr 1943 erhielt die Schadeburg mehrere Treffer durch Brandbomben (Stabbomben). Merkwürdigerweise zündeten sie jedoch nur auf dem Hof, während sie im Gebäude nach Durchschlagung des Ziegeldaches und der Holzdecke als Blindgänger im Holzfußboden steckenblieben. Eine durchschlug sogar den hölzernen einfachen Altartisch. Außer einigen zerstörten Häusern blieb unsere Gemeinde vor größeren Bombenschäden bewahrt. Das war auch in Herne der Fall, so dass die Stadt nach Kriegsende die „goldene Stadt" genannt wurde. Vom 18.03.-09.09.1943 waren Bombengeschädigte aus dem Obdachlosenasyl, Weichselstraße 51, in der ganzen Schadeburg einquartiert. Die Vereinsarbeit musste so lange ruhen. Pfarrer Ruwisch kehrte am 13.02.1949 nach 6jähriger Abwesenheit (Feldzug in Russland und polnische Kriegsgefangenschaft) gesund wieder heim. Vertreten hatten ihn Pfarrer Franz Reich und Pfarrer Otto Pfeil.
Im Hinblick auf einen später zu errichtenden eisernen Glockenträger für die Notkirche „Schadeburg" waren schon 10.04.1948 zwei Gußstahlglocken vom Bochumer Verein geliefert worden. Am 28.04.1955 wurde bei demselben Werk die dritte und größte Glocke bestellt.
- Die erste Glocke, 793 0, Ton d", 195 kg schwer, mit Zubehör + 96 kg = 291 kg, trägt die Inschrift: „O Land, Land, Land höre des Herrn Wort!" (Jeremia 22, 29).
- Die zweite Glocke, 667 0, Ton f, 124 kg + 78 kg = 202 kg schwer, trägt die Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe!" (Luk. 2, 14).
- Die dritte Glocke, 820 0, Ton c", 200 kg + 120 kg = 320 kg schwer, trägt die Inschrift: „Gott gebe Euch viel Gnade und Frieden!" (1. Petr. 1,2).
Im Jahr 1949 wurde das Eisengerüst für den Glockenträger erstellt. Letzterer wurde 1955 mit einer Gesamthöhe von 17,5 m in der heutigen Form endgültig fertiggestellt, mit Klinkermauerwerk umzogen und der Spitzhelm mit Kupferplatten bedeckt. Das Tagesläuten am Morgen, Mittag und Abend geschieht automatisch. 1950 wurde die Schadeburg erweitert durch den Anbau besserer sanitärer Anlagen für den Kindergarten. Hierbei wurde im Obergeschoß ein neuer Jugendraum für den zahlenmäßig großen CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) gewonnen.
Am 27. Juni 1956 stellte das Presbyterium der Kirchengemeinde Sodingen den Antrag, den 2. Pfarrbezirk aus der Gemeinde auszugliedern und zur selbständigen Kirchengemeinde zu erklären.
Am 01.10.1957 tritt die Neugründung der Evgl. Kirchengemeinde Börnig, die in ihren Grenzen dem bisherigen 2. Pfarrbezirk entspricht, in Kraft, die dann zum 01.04.1958 vom Landeskirchenamt bestätigt und genehmigt wird.
Mit dem 01.04.1958 wurde die Evangelische Kirchengemeinde nach Abtrennung von Sodingen offiziell als selbständig erklärt. Der Inhaber der zweiten Pfarrstelle von Sodingen, Pfarrer Ruwisch, erhielt die erste Pfarrstelle der neuen Kirchengemeinde Börnig. Sogleich wurde ein Kirchbauverein ins Leben gerufen, der bis zur Kircheinweihung 92.000,00 DM an Spenden zusammenbrachte.
Am Sonntag, den 28.08.1960 wurde der Grundstein der neuen Emmauskirche gelegt, die in Stahlbeton-Bauweise auf der Schadeburgwiese über der zugeschütteten Gräfte errichtet wurde. Beim Ausschachten trat ein altes Bruchstein-Mauerwerk in 2 m Tiefe zu Tage. Vielleicht war es in alter Zeit das Fundament eines ehemaligen Brückentorhauses. Um eine tatsächliche Anknüpfung an die alte Geschichte der Schadeburg herzustellen und zu bewahren, ist ein schön behauener großer Quaderstein als Eckstein im Fundament der Sakristei, an der rechten Nordwestecke, mit eingemauert worden. Bildhaft läßt sich die Kirche ja auch als „Brückentorhaus" verstehen. Der Name „Emmauskirche" knüpft bewusst an die Ostergeschichte (Luk. 24, 13-35) an, mit der Bitte, dass Christus selbst auch heute noch uns oft verzagten Erdenwanderern begegnen möge, um uns selbst die Heilige Schrift auszulegen, dass „unsere Herzen brennen" und wir ihn im Sakrament erkennen können.
Die Katasterbezeichnung für das Kirchbaugebäude heißt: Gemarkung Börnig, Flur 10, Parzelle 61. Dem Kirchbauplan (Parabelform) wurde ein Pappmodell im Maßstab 1:50 zugrunde gelegt, das Pfarrer Ruwisch schon 1957 angefertigt hatte. Der Architekt Egon Schiborr aus Essen wurde mit der Planausführung und Bauleitung, der Hoch- und Tiefbauunternehmer Friedrich Wortmann aus unserer Gemeinde mit der Bauausführung beauftragt.
Die künstlerische Gestaltung der Bleiglasfenster in Kirche und Sakristei wurde von Maler und Graphiker Wilhelm Strauß, Herne, in bester Weise gelöst. Die Kircheinweihung fand am 24.09.1961 durch Oberkirchenrat Nockemann statt. Die Gesamtkosten, einschließlich Bänke (mit elektrischer Umbratherm-Heizung aus Kißleg im Allgäu versehen) und Orgel (28 Register-Elektronenorgel der Firma Ahlborn aus Heimerdingen bei Stuttgart am 10.11.1960 gekauft) und Sakristeiausstattung beliefen sich auf 371.000,00 DM. Anschließend wurde auf dem Kirchenvorgelände ein zeitgemäßes Pfarrhaus in Flachbauweise (wie die Kirche mit Klinkern versehen) errichtet, das im November 1962 bezogen wurde. Als Pfarrer-Dienstwohnung hatte bisher eine angemietete Etage (Castroper Straße 319) gedient. Die Gesamtkosten betrugen 110.000,00 DM.
1962 wurden Kindergarten und Schadeburgräume renoviert und am Kopfende des Saales eine Bühne errichtet.
Am 24.06.1965 wurden das Schadeburg-Wohnhaus (über 200 Jahre alter Fachwerkbau) und ein Teil der früheren Stallungen bis zu den von der Gemeinde benutzten Räumen abgebrochen. Für Gemeindeschwester und Kindergärtnerin, die bisher in der Schadeburg gewohnt hatten, wurden zwei 2,5 Zimmer-Wohnungen in der Castroper Straße 285 angemietet,. Die Zeche Erin ließ eine neue Abschlusswand aus roten Verblendziegeln hochziehen, die in ihrer Farbe gut zu Kirche und Pfarrhaus passten. Die Kaffeeküche der Frauenhilfe wurde völlig erneuert. Der hinter ihr neu gewonnene Raum (ein früherer Kuhstall) wurde in Eigenhilfe von Männern des Männerdienstes und des CVJM als neuer Versammlungsraum für Männerdienst, Jungmännerkreis und Bibelstunden stilgerecht als „Ritter-Palland-Raum" ausgebaut (Decke: Brasilkiefer, Boden: braune Terrazzoplatten). Da außer den männlichen und weiblichen Jugendgruppen immer mehr Gemeindegruppen entstanden, wurde oft immer mehr Raum gleichzeitig benötigt.
[...]
Von der Tiefbau- und Straßenbaufirma Helmut und Arthur Gutbier aus unserer Gemeinde wurden Zufahrtsstraße und größere Parkflächen vor der Kirche asphaltiert und Waschbetonplattenwege hergestellt, während die Gartenbaufirma Walter Kaiisch aus Herne-Horsthausen die Anlage der über 2.000 qm großen Rasenflächen vor der Kirche anlegte.
Von der ganzen Gemeinde wurde am 18.07.1937 das 10jährige, am 10.02.1952 das 25jährige, am 20.05.1957 das 30jährige und am 29.01.1967 das 40jährige Bestehen der Schadeburg als Gemeindeheim gefeiert. Jedes Mal wurden die ehemaligen Mitglieder der Jugendgruppen zu Wiedersehensfeiern besonders eingeladen. Und sie kamen oft von weither, sogar aus Holland.
[...]
Am 23.08.1965 ging ein schon lange von uns gehegter Wunsch in Erfüllung. Durch notarielle Verhandlung konnte die Evangelische Kirchengemeinde Börnig das gesamte, bisher gepachtete Schadeburggelände mit Gebäuden von der Gelsenkirchener- Bergbau-AG zum Preis von 5,00 DM pro qm käuflich erwerben (Größe: 7.956 qm; Gemarkung Börnig, Flur 10, Nr. 1986). Der überaus günstige Kauf kam durch freundliches Entgegenkommen des Bergwerksdirektors Bergrat a.D. Karlhans Knepper von der Zeche Erin zustande. Mit dem Ankauf des Kirchengrundstückes und der Schadeburg wurde der äußere Aufbau der Gemeinde Börnig mit rund 4.000 Gemeindegliedern als abgeschlossen betrachtet. "
Text: Auszüge aus Aufzeichnungen von Pfarrer Hermann Ruwisch (verfasst in 1967, im Gedenkjahr an die Reformation Luthers vor 450 Jahren)
Lesen Sie auch
- Börnig (← Links)
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