Der Platz am Denkmal in Sodingen: Unterschied zwischen den Versionen

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Das traditionelle Haus Wiesmann in Sodingen ist mit dem Abriss zur Geschichte geworden. Gleichzeitig wurde der Platz, der von vielen Sodingern „Platz am Denkmal“ genannt wird, neu gestaltet.
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Noch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs herrschten im Herner Stadtteil Sodingen, insbesondere in der am Platz am Denkmal einmündenden [[Kantstraße|Kant]]- und [[Uhlandstraße]] mit den beiderseits zur Straße liegenden, vierstöckigen Mietskasernen, aber auch an der angrenzenden [[Wilhelm-Busch-Straße]] mit den kastenförmigen, zweistöckigen Koloniehäusern katastrophale und ärmliche Wohnverhältnisse vor.
In den Gebäuden hausten vor allem aus Masuren, Ostpreußen und Polen eingewanderte proletarisierte Männer, die als Bergarbeiter auf der Sodinger [[Zeche Mont-Cenis]] Arbeit gefunden hatten und mit ihren kinderreichen Familien beengt in äußerst kleinen, meist aus zwei oder drei Zimmern bestehenden Wohnungen untergebracht waren, die durch die zusätzliche Aufnahme von sogenannten, den Lebensunterhalt sichernden Kostgängern in ihrer Raumnot fast aus den Nähten platzten.
Die einzelnen Zimmer waren alle mit einem Fenster ausgerüstet und ca. 15 qm groß, so dass eine Dreizimmerwohnung lediglich nur 45 qm an Grundfläche bot und schon für eine fünfköpfige Familie, bestehend aus den beiden Eltern, zwei Kindern und einem Kostgänger einfach zu klein war.
Das wichtigste Zimmer, der einzige meist nur mit Kohlen zu beheizende Raum war die Wohnküche, wo gekocht und gegessen wurde und sich die Familienmitglieder tagsüber schon allein wegen der im Winter wohltuenden Wärme aufhielten. Zum Mobiliar gehörten damals außer einem großen Tisch, einigen Stühlen, einem Schrank, einer Kommode, zwei bis drei Betten vor allem auch ein Kohlen- oder auch Kanonenofen, die nicht immer mit einem Rußabsperrer zum Schornstein abgesichert waren, so dass die Frauen, wenn der Schornsteinfeger seine Reinigungsbombe vom Dach aus in den Kamin herabließ, mit Tüchern und Lappen oft vergeblich zu verhindern suchten,
dass Ruß über den Ofen in die Wohnung einströmte und alles verschmutzte.
Elektrisches Licht war in den Wohnungen nicht vorhanden, so dass die Familien in der Dunkelheit ihre Zimmer zunächst nur mit Kerzen, Karbid- oder Petroleumlampen beleuchten konnten, bevor später Gasleitungen verlegt wurden, die die Beleuchtung über eine Lampe mit einem kuppel- oder auch birnenförmigen, die eigentliche Lichtquelle bildenden Glühstrumpf ermöglichte, der jedoch aufgrund von schneller Verletzlichkeit und Stoßempfindlichkeit nur eine kurze Lebensdauer hatte und oft ausgewechselt werden musste.
Eine Gefahr bildete der in jeder Wohnung befindliche, hochangebrachte und für Kinder nicht erreichbare, hebelartige Gashahn zur Hauptleitung, der nach dem Löschen des Lampenlichts unbedingt nach unten geschwenkt werden musste.
Die Kinder teilten sich je nach Anzahl zu zweit oder dritt ein Bett, das jüngste Kind wurde meistens bei den Eltern untergebracht. Stroh, das nur zum Frühjahr oder Herbst erneuert wurde, bildete die notwendige Unterlage zum Schlafen, so dass die Wohnungen oft von Ungeziefer befallen wurden und sich unhygienische Zustände ausbreiteten.
Übrigens war an alle Fenster der Wohnungen nach außen eine Rohrhülse angebracht, um bei bestimmten Anlässen und Aufmärschen der Nazis die Hakenkreuzfahne oder bei
Aufstiegsfeiern des Sodinger Fußballclubs die grünweiße Vereinsfahne hissen zu können.
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Wie kam es eigentlich zu der Bezeichnung „Platz am Denkmal“? Ein Blick in die Historie gibt Auskunft:
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Aktuelle Version vom 10. Januar 2019, 08:37 Uhr

Disambig-dark.png Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Platz am Denkmal in Sodingen, zu diesem Thema gibt es auch noch die Artikel Denkmal zur Erinnerung an den Bergbau in Sodingen und Kriegerdenkmal in Sodingen.

Das traditionelle Haus Wiesmann in Sodingen ist mit dem Abriss zur Geschichte geworden. Gleichzeitig wurde der Platz, der von vielen Sodingern „Platz am Denkmal“ genannt wird, neu gestaltet.

Erinnerung

Noch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs herrschten im Herner Stadtteil Sodingen, insbesondere in der am Platz am Denkmal einmündenden Kant- und Uhlandstraße mit den beiderseits zur Straße liegenden, vierstöckigen Mietskasernen, aber auch an der angrenzenden Wilhelm-Busch-Straße mit den kastenförmigen, zweistöckigen Koloniehäusern katastrophale und ärmliche Wohnverhältnisse vor.

In den Gebäuden hausten vor allem aus Masuren, Ostpreußen und Polen eingewanderte proletarisierte Männer, die als Bergarbeiter auf der Sodinger Zeche Mont-Cenis Arbeit gefunden hatten und mit ihren kinderreichen Familien beengt in äußerst kleinen, meist aus zwei oder drei Zimmern bestehenden Wohnungen untergebracht waren, die durch die zusätzliche Aufnahme von sogenannten, den Lebensunterhalt sichernden Kostgängern in ihrer Raumnot fast aus den Nähten platzten. Die einzelnen Zimmer waren alle mit einem Fenster ausgerüstet und ca. 15 qm groß, so dass eine Dreizimmerwohnung lediglich nur 45 qm an Grundfläche bot und schon für eine fünfköpfige Familie, bestehend aus den beiden Eltern, zwei Kindern und einem Kostgänger einfach zu klein war.

Das wichtigste Zimmer, der einzige meist nur mit Kohlen zu beheizende Raum war die Wohnküche, wo gekocht und gegessen wurde und sich die Familienmitglieder tagsüber schon allein wegen der im Winter wohltuenden Wärme aufhielten. Zum Mobiliar gehörten damals außer einem großen Tisch, einigen Stühlen, einem Schrank, einer Kommode, zwei bis drei Betten vor allem auch ein Kohlen- oder auch Kanonenofen, die nicht immer mit einem Rußabsperrer zum Schornstein abgesichert waren, so dass die Frauen, wenn der Schornsteinfeger seine Reinigungsbombe vom Dach aus in den Kamin herabließ, mit Tüchern und Lappen oft vergeblich zu verhindern suchten, dass Ruß über den Ofen in die Wohnung einströmte und alles verschmutzte.

Elektrisches Licht war in den Wohnungen nicht vorhanden, so dass die Familien in der Dunkelheit ihre Zimmer zunächst nur mit Kerzen, Karbid- oder Petroleumlampen beleuchten konnten, bevor später Gasleitungen verlegt wurden, die die Beleuchtung über eine Lampe mit einem kuppel- oder auch birnenförmigen, die eigentliche Lichtquelle bildenden Glühstrumpf ermöglichte, der jedoch aufgrund von schneller Verletzlichkeit und Stoßempfindlichkeit nur eine kurze Lebensdauer hatte und oft ausgewechselt werden musste.

Eine Gefahr bildete der in jeder Wohnung befindliche, hochangebrachte und für Kinder nicht erreichbare, hebelartige Gashahn zur Hauptleitung, der nach dem Löschen des Lampenlichts unbedingt nach unten geschwenkt werden musste.

Die Kinder teilten sich je nach Anzahl zu zweit oder dritt ein Bett, das jüngste Kind wurde meistens bei den Eltern untergebracht. Stroh, das nur zum Frühjahr oder Herbst erneuert wurde, bildete die notwendige Unterlage zum Schlafen, so dass die Wohnungen oft von Ungeziefer befallen wurden und sich unhygienische Zustände ausbreiteten.

Übrigens war an alle Fenster der Wohnungen nach außen eine Rohrhülse angebracht, um bei bestimmten Anlässen und Aufmärschen der Nazis die Hakenkreuzfahne oder bei Aufstiegsfeiern des Sodinger Fußballclubs die grünweiße Vereinsfahne hissen zu können.

Reinold Krohm

Wie kam es eigentlich zu der Bezeichnung „Platz am Denkmal“? Ein Blick in die Historie gibt Auskunft:

Als die Gemeinde Sodingen noch zum Amt Castrop gehörte, wurde in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre vor dem Wiesmann’schen Saal, in dem seit 1876 Schüler unterrichtet wurden, ein schlichtes Denkmal zur Erinnerung an die im deutsch-französischen Krieg 1870/71 gefallenen Sodinger feierlich enthüllt. Jahre später sollte dieses durch ein Denkmal mit der Statue Wilhelms I. ersetzt werden. Diese Idee wurde aber im Juli 1904 wieder verworfen. Der Vorschlag des Krieger- und Landwehr-Vereins Giesenberg-Sodingen gegr. 1884, einen Kaiserbrunnen zu errichten, fand im März 1906 Gehör und am 2. September 1906, einem Sedangedenktag, war es soweit: Die Sodinger Honoratioren weihten, umgeben von einer jubelnden Menschenmenge, das neue Denkmal, einen ca. 800 Zentner schweren und etwa 6 m hohen Obelisken, ein. Bekrönt wurde der Obelisk von einem Adler mit weit ausgebreiteten Flügeln. An der Vorder- und Rückseite waren Marmorreliefs von Wilhelm I. angebracht, links und rechts floss aus Löwenmäulern „kaisertreues“ Wasser. Mit Aufpflasterungen um den Brunnensockel herum wurde an den deutsch-französischen Krieg erinnert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kaiserbrunnen dem Erdboden gleich gemacht. Für die Sodinger blieb dieser Ort aber weiterhin der „Platz am Denkmal“, wenn auch über viele Jahre ohne ein solches. Am 1. Juli 1986 dann berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, dass der Platz wieder ein Denkmal erhalten solle. Das neue Denkmal solle an den bergbaugeschichtlichen Hintergrund Sodingens erinnern. Am 21. Juli 1990 war es dann soweit: Ein sogenannter Blindschachthaspel wurde der Sodinger Bevölkerung, die auch bei dieser Einweihungsfeier zahlreich erschienen war, übergeben. Für den feierlichen Rahmen sorgten zwanzig Bergmann- und Knappenvereine. Der Haspel soll – so der Wunsch bei der Einweihung – nicht nur ein Denkmal des Bergbaus sein, der Herne und ganz besonders Sodingen geprägt hat, sondern auch an die Toten erinnern, die die gefährliche Arbeit unter Tage forderte.

Ein Text von Jürgen Hagen, veröffentlicht am 11. November 2015 im Herner Wochenblatt.

Videoprojekt vor Ort

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Verwandte Artikel

Quellen

Herner Wochenblatt, 11. November 2015

Fotos und Postkarten: Stadtarchiv Herne