Hof Beisemann (Holsterhausen): Unterschied zwischen den Versionen
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|Name=Hof Beisemann † | |||
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|Stadtbezirk=Herne-Mitte | |||
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Der ehemalige '''Hof Beisemann''' wird als am Fußweg zwischen [[Horststraße]] und [[Rottbruchstraße]] gelegenen, dem alten Kirchweg der Holsterhauser zur Pfarrkirche St. Dionysius in Herne, erwähnt<ref>Siehe: http://www2.herne.de/historische-karten/1903-Aemter-Wanne-Eic.html</ref>. Das ist eine heute freie Fläche, welche von der Klosterstraße durchschnitten zwischen der Rottbruchstraße, [[Juliastraße]], [[Bielefelder Straße]] und der [[Herforder Straße]] liegt. | |||
Der Hof Beisemann war ein [[Limburger Besitz im alten Herne (1938)|Limburgisches Lehen]] des Hauses Dorneburg und wurde auch '''Beysam''' oder '''Beysapps Kothe''' im Kirchspiel Herne, Amts Bochum, genannt. | |||
Eine erste Erwähnung des Gutes "'''geheiten up den Beisen'''" ist eine [[Urkunde 1505 Februar 5|Verkaufsurkunde vom 5. Februar 1505]]. Als Einwohner wird ein Hinrick genannt. Weitere Lehen sind im Limburg-Styrumer Archiv für die Zeit von 1350 bis 1754 nachweisbar.<ref>[https://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=185&verzguid=Vz_0ceac423-41ff-4d2b-8462-c152b9131c5e Akten Nr. 45.]</ref> | |||
Das Gebäude wird um 1750 erbaut worden sein und blieb bis zum Anfang des 1. Weltkrieges im Besitz der Familie. Nachdem die Hibernia AG das Grundstück angekauf hatte, verblieb die Familie als Pächter auf ihrem Stammland. Kurz nach 1961 wurde das damals marode Gebäude abgetragen. | |||
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<big><big>Auf Beisemanns Hof frühstückte Napoleon</big></big> | <big><big>Auf Beisemanns Hof frühstückte Napoleon</big></big> | ||
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Vor fast 150 Jahren. Verängstigt sitzen die Bauern längs des [[Gahlenscher Kohlenweg|Gahlenschen Kohlenweges]] in ihren guten Stuben. Napoleons Soldaten ziehen geschlagen über die große Heerstraße. Ueber den heutigen Feldweg zwischen Horst- und Rottbruchstraße preschen Reiter in verschmutzten Uniformen. Eine staubige Kutsche folgt. Ein kleiner Mann, unter großem Dreieckshut ruft seinen Offizieren einige Befehlsworte zu. Der Bauer wird aus seiner Stube vertrieben. Töchter und Mägde verstecken sich vor der Soldateska auf dem Heuboden. Napoleon frühstückt auf Beisemanns Hof. | Vor fast 150 Jahren. Verängstigt sitzen die Bauern längs des [[Gahlenscher Kohlenweg|Gahlenschen Kohlenweges]] in ihren guten Stuben. Napoleons Soldaten ziehen geschlagen über die große Heerstraße. Ueber den heutigen Feldweg zwischen Horst- und Rottbruchstraße preschen Reiter in verschmutzten Uniformen. Eine staubige Kutsche folgt. Ein kleiner Mann, unter großem Dreieckshut ruft seinen Offizieren einige Befehlsworte zu. Der Bauer wird aus seiner Stube vertrieben. Töchter und Mägde verstecken sich vor der Soldateska auf dem Heuboden. Napoleon frühstückt auf Beisemanns Hof. | ||
Beisemanns Hof gehört zu den alten Höfen unserer Stadt. Zwar ist er nicht mehr im Familienbesitz, aber noch waltet die 71jährige Bäuerin, Auguste Beisemann über 30 Morgen Ackerland und Wiesen, die zu Beginn des ersten Weltkrieges von der Hibernia AG aufgekauft wurden. Die Beisemanns sind auf ihrem Hof mit dem typischen Fachwerk und den knorrigen Balken der westfälisch-märkischen Bauernhäuser Pächter. Die rüstige Bäuerin erzählt gern aus jener geruhsamen Zeit, als der Feldweg noch ein Kirchweg war und die Holsterhauser nach Herne zum Gottesdienst gingen. „Es war eine gute Zeit", sagt sie. Auch heute spürt man, bei aller schwe ren Arbeit der Bewohner, in den massiven, geduckten Räumen des alten Bauernhauses noch die ruhige, altväterliche Atmosphäre eines traditionsgebundenen Bauerngeschlechts — abseits der großen Straße. | Beisemanns Hof gehört zu den alten Höfen unserer Stadt. Zwar ist er nicht mehr im Familienbesitz, aber noch waltet die 71jährige Bäuerin, Auguste Beisemann über 30 Morgen Ackerland und Wiesen, die zu Beginn des ersten Weltkrieges von der Hibernia AG aufgekauft wurden. Die Beisemanns sind auf ihrem Hof mit dem typischen Fachwerk und den knorrigen Balken der westfälisch-märkischen Bauernhäuser Pächter. Die rüstige Bäuerin erzählt gern aus jener geruhsamen Zeit, als der Feldweg noch ein Kirchweg war und die Holsterhauser nach Herne zum Gottesdienst gingen. „Es war eine gute Zeit", sagt sie. Auch heute spürt man, bei aller schwe ren Arbeit der Bewohner, in den massiven, geduckten Räumen des alten Bauernhauses noch die ruhige, altväterliche Atmosphäre eines traditionsgebundenen Bauerngeschlechts — abseits der großen Straße. <ref>Originaltext aus [[Westdeutsche Allgemeine Zeitung]] Wanne-Eickel Nr. 114 vom 19. Mai [[1951]]</ref> | ||
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Hof Beisemann in Holsterhausen, am Feldweg zwischen [[Horststraße|Horst-]] und [[Rottbruchstraße]], ist einer der alten Höfe unserer Stadt. Obschon er sich nicht mehr im Familienbesitz befindet — er ging zu Beginn des ersten Weltkrieges in den Besitz der [[Hibernia AG]] über —, hat sich doch alter Beisemannscher Geist dort bis auf den heutigen Tag erhalten können. Die Witwe des letzten Beisemann, die 72jährige Auguste Beisemann, schafft auch heute noch mit der ihr eigenen Emsigkeit auf dem Hof, der über 30 Morgen Ackerland und Wiesen sein eigen nennt. Gern erzählt die altem westfälischem Geschlecht stammende Bäuerin alls der guten alten Zeit. | Hof Beisemann in Holsterhausen, am Feldweg zwischen [[Horststraße|Horst-]] und [[Rottbruchstraße]], ist einer der alten Höfe unserer Stadt. Obschon er sich nicht mehr im Familienbesitz befindet — er ging zu Beginn des ersten Weltkrieges in den Besitz der [[Hibernia AG]] über —, hat sich doch alter Beisemannscher Geist dort bis auf den heutigen Tag erhalten können. Die Witwe des letzten Beisemann, die 72jährige Auguste Beisemann, schafft auch heute noch mit der ihr eigenen Emsigkeit auf dem Hof, der über 30 Morgen Ackerland und Wiesen sein eigen nennt. Gern erzählt die altem westfälischem Geschlecht stammende Bäuerin alls der guten alten Zeit. | ||
Damals war der als „Feldweg" populär gewordene Weg, der die Horststraße mit der Rottbruchstraße verbindet, noch ein Kirchweg, den die Holsterhauser seiner kürzeren Verbindung wegen benutzten, wenn sie nach Herne zum Gottesdienst gingen. Ein Stück Heimatgeschichte spricht aus den Erzählungen Mutter Belsemanns. Wer einmal Muße hatte, ihr zu lauschen, wird sich des anheimelnden Zaubers vergangener Jahrzehnte ebensowenig erwehren können wie der altbäuerlichen Atmosphäre, in der Beisemannschen Hofleben auch heute noch traditionsbewußt abläuft. H. K. | Damals war der als „Feldweg" populär gewordene Weg, der die Horststraße mit der Rottbruchstraße verbindet, noch ein Kirchweg, den die Holsterhauser seiner kürzeren Verbindung wegen benutzten, wenn sie nach Herne zum Gottesdienst gingen. Ein Stück Heimatgeschichte spricht aus den Erzählungen Mutter Belsemanns. Wer einmal Muße hatte, ihr zu lauschen, wird sich des anheimelnden Zaubers vergangener Jahrzehnte ebensowenig erwehren können wie der altbäuerlichen Atmosphäre, in der Beisemannschen Hofleben auch heute noch traditionsbewußt abläuft. H. K. <ref>Originaltext aus [[Ruhr-Nachrichten]] Wanne-Eickel vom 26. März [[1952]]</ref> | ||
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<big>Napoleon soll hier einmal gefrühstückt haben</big> | <big>Napoleon soll hier einmal gefrühstückt haben</big> | ||
Bauernhöfe mit auf der Weide grasenden Kühen sind in uniserer Kohlenstadt selten geworden. In der Mitte zwischen der [[Zeche Julia]] und dem Stickstoffwerk Hibernia liegt der Beisemannshof. Der letzte Beisemann — Dietrich Beisemann — starb [[1948]]. Die Tochter Elfriede übernahm mit ihrem Gatten Hermann Erver den heute mit 80 Morgen Land versehenen Kotten. Längst gehört er zur Bergwerksgesellschaft Hibernia. Aber der bäuerliche Charakter des 200 Jahre alten Hofes Ist erhalten geblieben. Im nächsten Jahre wird der ganze Fachwerkbau neu gestrichen. Aber auch jetzt sieht er in seiner Schwarz-Weiß-Tönung prächtig aus. Er könnte getrost mitten im Münsterland stehen. Der Name Beisemann ist auch heute noch in Wanne-Eickel ein Begriff. Es waren fleißige Bauern, ,die hier ihren Acker und ihr Haus bestellten. Der Reisemannshof gehörte zu den ältesten Holsterhausens. Napoleon soll in diesem Bauernhaus schon einmal gefrühstückt haben. Seine Glanzzeit war, als im „Mittelambt Baurschaft Holsterhausen" nur zwei Höfe, 2 halbe Höfe, 12 Kötter und 19 Feuerstetten registriert waren. [[1664]] wird bereits ein Kötter Beisemann erwähnt. Vieles hat sich inzwischen verändert. Ganz in der Nähe entsteht die stattliche „Selbsthilfe"-Siedlung. Der vor dem Hause liegende offene Graben Ist verschwunden. Äcker und Wiesen sind in bester Verfassung. Der aus dem Kreise Mettmann stammende Hermann Erver packte fleißig an. Der Sohn ist erfolgreicher Kaninchenzüchter. | Bauernhöfe mit auf der Weide grasenden Kühen sind in uniserer Kohlenstadt selten geworden. In der Mitte zwischen der [[Zeche Julia]] und dem Stickstoffwerk Hibernia liegt der Beisemannshof. Der letzte Beisemann — Dietrich Beisemann — starb [[1948]]. Die Tochter Elfriede übernahm mit ihrem Gatten Hermann Erver den heute mit 80 Morgen Land versehenen Kotten. Längst gehört er zur Bergwerksgesellschaft Hibernia. Aber der bäuerliche Charakter des 200 Jahre alten Hofes Ist erhalten geblieben. Im nächsten Jahre wird der ganze Fachwerkbau neu gestrichen. Aber auch jetzt sieht er in seiner Schwarz-Weiß-Tönung prächtig aus. Er könnte getrost mitten im Münsterland stehen. Der Name Beisemann ist auch heute noch in Wanne-Eickel ein Begriff. Es waren fleißige Bauern, ,die hier ihren Acker und ihr Haus bestellten. Der Reisemannshof gehörte zu den ältesten Holsterhausens. Napoleon soll in diesem Bauernhaus schon einmal gefrühstückt haben. Seine Glanzzeit war, als im „Mittelambt Baurschaft Holsterhausen" nur zwei Höfe, 2 halbe Höfe, 12 Kötter und 19 Feuerstetten registriert waren. [[1664]] wird bereits ein Kötter Beisemann erwähnt. Vieles hat sich inzwischen verändert. Ganz in der Nähe entsteht die stattliche „Selbsthilfe"-Siedlung. Der vor dem Hause liegende offene Graben Ist verschwunden. Äcker und Wiesen sind in bester Verfassung. Der aus dem Kreise Mettmann stammende Hermann Erver packte fleißig an. Der Sohn ist erfolgreicher Kaninchenzüchter. <ref>Originaltext und Bild aus der Wanne-Eickeler Zeitung Nr. 158 vom 10. Juli [[1954]]</ref> | ||
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<big><big>Napoleons Frühstücksraum ist baufällig <br/>Ihr Hof mußte jetzt abgestützt werden</big></big> | <big><big>Napoleons Frühstücksraum ist baufällig <br/>Ihr Hof mußte jetzt abgestützt werden</big></big> | ||
Die Tage eines der ältesten Häuser unserer Stadt sind gezählt. Es handelt sich um den Beisemannshof in Holsterhausen, in dem angeblich einmal Napoleon gefrühstückt haben soll. Der alte Fachwerkbau mußte jetzt mit Balken abgestützt werden (unser Bild). Es besteht Einsturzgefahr. Mit dem Abbruch des Hauses, das über 200 Jahre alt ist, muß gerechnet werden. Das Gebäude gehört einer Zeche, doch der Hof wird immer noch von den Beisemannsnachkommen in Erbpacht bewirtschaftet. | Die Tage eines der ältesten Häuser unserer Stadt sind gezählt. Es handelt sich um den Beisemannshof in Holsterhausen, in dem angeblich einmal Napoleon gefrühstückt haben soll. Der alte Fachwerkbau mußte jetzt mit Balken abgestützt werden (unser Bild). Es besteht Einsturzgefahr. Mit dem Abbruch des Hauses, das über 200 Jahre alt ist, muß gerechnet werden. Das Gebäude gehört einer Zeche, doch der Hof wird immer noch von den Beisemannsnachkommen in Erbpacht bewirtschaftet. <ref>Originaltext und Bild aus der Wanne-Eickeler Zeitung Nr. 85 vom 12. April [[1961]]</ref> | ||
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==Verwandte Artikel== | |||
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*[[Stadtarchiv Herne]] Order Bauerhöfe und Kotten in Wanne-Eickel | *[[Stadtarchiv Herne]] Order Bauerhöfe und Kotten in Wanne-Eickel | ||
[[Kategorie:Bauernhöfe|Beisem]] | [[Kategorie:Bauernhöfe|Beisem]] | ||
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Aktuelle Version vom 7. Dezember 2023, 10:50 Uhr
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Der ehemalige Hof Beisemann wird als am Fußweg zwischen Horststraße und Rottbruchstraße gelegenen, dem alten Kirchweg der Holsterhauser zur Pfarrkirche St. Dionysius in Herne, erwähnt[1]. Das ist eine heute freie Fläche, welche von der Klosterstraße durchschnitten zwischen der Rottbruchstraße, Juliastraße, Bielefelder Straße und der Herforder Straße liegt.
Der Hof Beisemann war ein Limburgisches Lehen des Hauses Dorneburg und wurde auch Beysam oder Beysapps Kothe im Kirchspiel Herne, Amts Bochum, genannt.
Eine erste Erwähnung des Gutes "geheiten up den Beisen" ist eine Verkaufsurkunde vom 5. Februar 1505. Als Einwohner wird ein Hinrick genannt. Weitere Lehen sind im Limburg-Styrumer Archiv für die Zeit von 1350 bis 1754 nachweisbar.[2]
Das Gebäude wird um 1750 erbaut worden sein und blieb bis zum Anfang des 1. Weltkrieges im Besitz der Familie. Nachdem die Hibernia AG das Grundstück angekauf hatte, verblieb die Familie als Pächter auf ihrem Stammland. Kurz nach 1961 wurde das damals marode Gebäude abgetragen.
Auf Beisemanns Hof frühstückte Napoleon
Töchter und Mägde versteckten sich vor den Soldaten auf dem Heuboden
Vor fast 150 Jahren. Verängstigt sitzen die Bauern längs des Gahlenschen Kohlenweges in ihren guten Stuben. Napoleons Soldaten ziehen geschlagen über die große Heerstraße. Ueber den heutigen Feldweg zwischen Horst- und Rottbruchstraße preschen Reiter in verschmutzten Uniformen. Eine staubige Kutsche folgt. Ein kleiner Mann, unter großem Dreieckshut ruft seinen Offizieren einige Befehlsworte zu. Der Bauer wird aus seiner Stube vertrieben. Töchter und Mägde verstecken sich vor der Soldateska auf dem Heuboden. Napoleon frühstückt auf Beisemanns Hof.
Beisemanns Hof gehört zu den alten Höfen unserer Stadt. Zwar ist er nicht mehr im Familienbesitz, aber noch waltet die 71jährige Bäuerin, Auguste Beisemann über 30 Morgen Ackerland und Wiesen, die zu Beginn des ersten Weltkrieges von der Hibernia AG aufgekauft wurden. Die Beisemanns sind auf ihrem Hof mit dem typischen Fachwerk und den knorrigen Balken der westfälisch-märkischen Bauernhäuser Pächter. Die rüstige Bäuerin erzählt gern aus jener geruhsamen Zeit, als der Feldweg noch ein Kirchweg war und die Holsterhauser nach Herne zum Gottesdienst gingen. „Es war eine gute Zeit", sagt sie. Auch heute spürt man, bei aller schwe ren Arbeit der Bewohner, in den massiven, geduckten Räumen des alten Bauernhauses noch die ruhige, altväterliche Atmosphäre eines traditionsgebundenen Bauerngeschlechts — abseits der großen Straße. [3]
Napoleon - Gast auf Beisemanns Hof
Wie es vor 150 Jahren war
Fast 150 Jahre sind seit jenen wirren Tagen ins Land gezogen, da Napoleons geschlagene Heere auf dem Rückmarsch gen Südwesten auch unser Gebiet berührten.
Es ist herbsttrüber Vormittag. Verängstigt ziehen sich Frauen und Kinder in die „sicheren" Stuben zurück, um Uebergriffen einer nicht immer ganz zügelsicheren Soldateska auszuweichen. Im flotten Galopp sprengt eine reitende Kaiserliche Ordonanz dein Gehöft Beisemann zu, um dort Seiner Majestät, dem Korsen, das Morgenmahl bereiten zu lassen. Bauer, Töchter und Mägde müssen die Stube verlassen, ducken sich ebenso ängstlich wie ergrimmt durch die niedrigen Stallungen, um sich am Ende auf dem Heuboden in einiger Sicherheit zu wiegen, derweil sichs unten im „Besten" der gefürchtete Bonaparte mit seinen Offizieren an des Hofes Erzeugnissen gütlich tut. Frankreichs Kaiser frühstückt auf Beisemanns Hof. —
Hof Beisemann in Holsterhausen, am Feldweg zwischen Horst- und Rottbruchstraße, ist einer der alten Höfe unserer Stadt. Obschon er sich nicht mehr im Familienbesitz befindet — er ging zu Beginn des ersten Weltkrieges in den Besitz der Hibernia AG über —, hat sich doch alter Beisemannscher Geist dort bis auf den heutigen Tag erhalten können. Die Witwe des letzten Beisemann, die 72jährige Auguste Beisemann, schafft auch heute noch mit der ihr eigenen Emsigkeit auf dem Hof, der über 30 Morgen Ackerland und Wiesen sein eigen nennt. Gern erzählt die altem westfälischem Geschlecht stammende Bäuerin alls der guten alten Zeit.
Damals war der als „Feldweg" populär gewordene Weg, der die Horststraße mit der Rottbruchstraße verbindet, noch ein Kirchweg, den die Holsterhauser seiner kürzeren Verbindung wegen benutzten, wenn sie nach Herne zum Gottesdienst gingen. Ein Stück Heimatgeschichte spricht aus den Erzählungen Mutter Belsemanns. Wer einmal Muße hatte, ihr zu lauschen, wird sich des anheimelnden Zaubers vergangener Jahrzehnte ebensowenig erwehren können wie der altbäuerlichen Atmosphäre, in der Beisemannschen Hofleben auch heute noch traditionsbewußt abläuft. H. K. [4]
Beisemann-Hof war Schmuckstück
Napoleon soll hier einmal gefrühstückt haben
Bauernhöfe mit auf der Weide grasenden Kühen sind in uniserer Kohlenstadt selten geworden. In der Mitte zwischen der Zeche Julia und dem Stickstoffwerk Hibernia liegt der Beisemannshof. Der letzte Beisemann — Dietrich Beisemann — starb 1948. Die Tochter Elfriede übernahm mit ihrem Gatten Hermann Erver den heute mit 80 Morgen Land versehenen Kotten. Längst gehört er zur Bergwerksgesellschaft Hibernia. Aber der bäuerliche Charakter des 200 Jahre alten Hofes Ist erhalten geblieben. Im nächsten Jahre wird der ganze Fachwerkbau neu gestrichen. Aber auch jetzt sieht er in seiner Schwarz-Weiß-Tönung prächtig aus. Er könnte getrost mitten im Münsterland stehen. Der Name Beisemann ist auch heute noch in Wanne-Eickel ein Begriff. Es waren fleißige Bauern, ,die hier ihren Acker und ihr Haus bestellten. Der Reisemannshof gehörte zu den ältesten Holsterhausens. Napoleon soll in diesem Bauernhaus schon einmal gefrühstückt haben. Seine Glanzzeit war, als im „Mittelambt Baurschaft Holsterhausen" nur zwei Höfe, 2 halbe Höfe, 12 Kötter und 19 Feuerstetten registriert waren. 1664 wird bereits ein Kötter Beisemann erwähnt. Vieles hat sich inzwischen verändert. Ganz in der Nähe entsteht die stattliche „Selbsthilfe"-Siedlung. Der vor dem Hause liegende offene Graben Ist verschwunden. Äcker und Wiesen sind in bester Verfassung. Der aus dem Kreise Mettmann stammende Hermann Erver packte fleißig an. Der Sohn ist erfolgreicher Kaninchenzüchter. [5]
Napoleons Frühstücksraum ist baufällig
Ihr Hof mußte jetzt abgestützt werden
Die Tage eines der ältesten Häuser unserer Stadt sind gezählt. Es handelt sich um den Beisemannshof in Holsterhausen, in dem angeblich einmal Napoleon gefrühstückt haben soll. Der alte Fachwerkbau mußte jetzt mit Balken abgestützt werden (unser Bild). Es besteht Einsturzgefahr. Mit dem Abbruch des Hauses, das über 200 Jahre alt ist, muß gerechnet werden. Das Gebäude gehört einer Zeche, doch der Hof wird immer noch von den Beisemannsnachkommen in Erbpacht bewirtschaftet. [6]
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- Urkunde 1654 Juli 1 (← Links)
- Hof Schulte-Holsterhausen (← Links)
- Limburger Besitz im alten Herne (1938) (← Links)
Quellen
- ↑ Siehe: http://www2.herne.de/historische-karten/1903-Aemter-Wanne-Eic.html
- ↑ Akten Nr. 45.
- ↑ Originaltext aus Westdeutsche Allgemeine Zeitung Wanne-Eickel Nr. 114 vom 19. Mai 1951
- ↑ Originaltext aus Ruhr-Nachrichten Wanne-Eickel vom 26. März 1952
- ↑ Originaltext und Bild aus der Wanne-Eickeler Zeitung Nr. 158 vom 10. Juli 1954
- ↑ Originaltext und Bild aus der Wanne-Eickeler Zeitung Nr. 85 vom 12. April 1961
- Stadtarchiv Herne Order Bauerhöfe und Kotten in Wanne-Eickel