Tanzschule Diel: Unterschied zwischen den Versionen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 36: | Zeile 36: | ||
|erfasst= | |erfasst= | ||
}} | }} | ||
<div class="inhalt" style="background-color:#ffffff;border-style: outset; margin-bottom:1em; padding:2em 2em 2em 2em;font-size:15px;max-width:800px;text-align:justify"> | |||
Die Geschichte des ältesten Unternehmens in Wanne-Eickel und der zweitältesten Tanzschule in Deutschland. | |||
In der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts kamen viele Menschen aus den meist ländlichen Gebieten Deutschlands ins Ruhrgebiet. Sie versprachen sich von der aufblühenden Industrie Arbeit und ein besseres Leben. So kam 1872 auch Conrad Diel aus dem kleinen Dorf Conrade in die Gegend des heutigen Wanne-Eickel. Wie er in seinem ca. 80 Einwohner zählendem Heimatdorf die tänzerischen und musikalischen Fähigkeiten erworben hat, ist dem Chronisten nicht bekannt. Bekannt dagegen ist, dass er ein guter Geigenspieler war, der seinen Tanzunterricht in Gaststätten und Sälen mit diesem Instrument begleitete. Denn die Schallplatte war zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht erfunden und selbst ein Klavier stand oftmals nicht zur Verfügung, um damit die typischen Tänze dieser Zeit, wie Menuett -Gavotte -Francaise -und Polka den Kindern des gehobenen Bürgertums zu vermitteln. Zu diesem Zeitpunkt unterschied man bereits den Hoftanzlehrer vom Wandertanzlehrer. | |||
Der klassische Tanzmeistertyp in Burgen und Schlössern war damals eine Kombination aus Sprach-, Fecht-, und Tanzlehrer. Er war zuständig für die Erziehung, das Protokoll, und die Organisation von Bällen und Zeremonien. Der Wandertanzlehrer stammte oftmals aus der Familie der Musiker, er war Schauspieler, Gaukler und Akrobat. Wichtig für die Verbreitung der bürgerlichen Tänze, den Umgang mit Menschen, die Privatstunde im eigenen Heim oder für den Heiratsmarkt. 14 Jahre später folgte Conrad Diel, sein Neffe Heinrich nach Wanne-Eickel, er wurde hier von seinem Onkel aufgenommen und begleitete ihn zu seinen Tanzstunden. So wurde auch Heinrich Diel Tanzlehrer. | |||
[[1902]] wurde ihm offiziell das Amt von seinem Onkel übergeben und er gab seine ersten Kurse im damaligen Kaiserhof. Heinrich Diel war in seinem Beruf sehr engagiert und unter seinen Berufskollegen hoch angesehen. Er wurde deshalb schon sehr bald zum 1. Vorsitzenden des "Westdeutschen Tanzlehrer Verbandes" gewählt. | |||
[[1922]] baute Heinrich Diel als einer der ersten Tanzlehrer seine eigenen Unterrichtsräume an dem Platz, wo sich heute noch das Stammhaus befindet. (Typische Tänze dieser Zeit waren Black Bottom, One-Step, Tango und alter Foxtrott.) Heinrich Diels Kinder wurden alle Tanzlehrer und gründeten Ende der zwanziger Jahre eigene Tanzschulen in den Städten Bochum, Herne, Castrop-Rauxel und Arnsberg. | |||
[[1943]] begann sein Sohn [[Heinz Diel]] seine Ausbildung an der Folgwangschule Essen und in der Tanzschule Conradi in Dortmund. Nahezu zeitgleich wurde durch einen Bombenangriff Haus und Tanzschule an der [[Hauptstraße]] total zerstört. Heinz Diel begann sofort nach dem Krieg unter schwierigsten Umständen mit dem Wiederaufbau, so dass ab [[1949]] endlich wieder in eigenen Räumen unterrichtet werden konnte. Die Wiedereröffnung wurde im Beisein des Oberstadtdirektors und des Bürgermeisters gefeiert. | |||
In den folgenden Jahren wurde die Tanzschule mehrfach renoviert, umgebaut und vergrößert - zuletzt [[1979]], [[1987]], [[2005]] und [[2010]]. | |||
Während der Wiederaufbaus hatte Heinz Diels Ehefrau Burga beim 7-fachen Deutschen Meister Paul Krebs in Nürnberg erfolgreich ihre 2-jährige Tanzlehrerausbildung absolviert und führte von nun an bis Ende [[1982]] zusammen mit Ihrem Ehemann Heinz die Tanzschule mit großem Erfolg. Tochter Susanne entschloss sich nach dem Abitur die Familientradition fortzuführen und in die Fußstapfen der Eltern zu treten. Sie absolvierte mit großem Erfolg nicht nur ihre Tanzlehrer-, sondern auch Ihre Tanzsporttrainerprüfung. | |||
Unter der Leitung Ihrer Eltern arbeitete Sie 2 Jahre als Assistentin in der Tanzschule und trieb gleichzeitig Ihre Karriere als Turniertänzerin im Profibereich voran. Einer der ganz großen Erfolge war der 3. Platz beim Hans Peter Eichhornturnier 1980. | |||
[[1983]] übergaben Heinz und Burga Diel den Betrieb an sie und Ihren Mann Gerald Zinss. | |||
Gerald Zinss kommt aus einer der größten Ausbildungsschulen Deutschlands, der Tanzschule Benkhardt-Trautz-Salmen aus Augsburg, in der er seine Ausbildung absolviert und zuletzt als geschäftsführender Tanzlehrer unter der Leitung von Rudolph Trautz und Rainer Salmen gearbeitet hatte. Am [[30. Januar]] [[1985]] gründeten Susanne und Gerald Zinss mit 5 weiteren Wanne-Eickelern den 1. Herner RRC e.V. Unter der Leitung von Susanne Zinss als Trainerin und Choreographin gelang es der Rock’n’Roll Formation [[1987]] sowohl die Deutsche-, als auch die Weltmeisterschaft zu gewinnen. | |||
Auszeichnungen, wie die goldene Lokomotive der Stadt Herne und ein „weltmeisterlicher" Empfang durch Oberbürgermeister Pohlmann und den Rat der Stadt würdigten den Erfolg des 1. Herner RRC und dessen Trainerin Susanne Zinss. | |||
1984 entschlossen sich die jetzigen Inhaber der Crea Dance beizutreten und führen seit diesem Zeitpunkt den Betrieb als CREADANCE Tanzschule weiter. Ein zukunftsweisender Entschluss, denn unter diesem Markenzeichen, hinter dem ein Zusammenschluss von über 80 Tanzschulen mit einem ausgezeichneten KNOW-HOW Kreislauf steht, konnten Susanne und Gerald Zinss den Erfolg Ihrer Eltern noch weiter ausbauen. | |||
Als zweites Standbein kamen jetzt Großveranstaltungen wie die Deutsche- und Weltmeisterschaft der Formationen, ein Nationscup und ein World Masters hinzu, alles Veranstaltungen mit mehr als 2500 Besuchern und mit eigener Fernsehübertragung, stets unter der Leitung von Gerald Zinss. Im Jahr [[2001]] wurde nun das 3. Standbein gegründet. Gerald Zinss, schon immer ein großer Fan von Computern, legte zusammen mit seiner Frau Susanne und einem guten Freund den Grundstein für eine eigenständige Computerfirma, die sich nach Anfängen im Vollsortiment sehr schnell auf den Verkauf von Monitoren vor allem über das Internet spezialisierte. Das als hobbymäßiges gedachte Unternehmen entwickelte sich sehr schnell zum Fulltime Job. | |||
Sascha Drohla war in dieser arbeitszeitlich gesehen schwierigen Phase nun der absolute Glücksgriff. Nach kurzer Einarbeitungszeit in der Tanzschule etablierte der ehemalige mehrfache Hip Hop Weltmeister und Vollbluttanzlehrer sich zu einem würdigen Teilhaber und zukünftigen Nachfolger der Tanzschule. In Bremervörde geboren und Hildesheim aufgewachsen, verfügt er durch eine exzellente 4-jährige Berufsausbildung und seinem zusätzlichen aktiven Werdegang in den Bereichen Hip Hop (Trainer einer der erfolgreichsten Formationen Deutschlands), Videoclipdancing und Bühnenshows u.a. mit DJ Bobo und Jess über ein extrem breitbandiges Repertoire, das gerade dem jüngeren Publikum der Tanzschule nun zu Gute kommt. Sascha Drohla ist mit seinen Qualifikationen auch einer von 5 Ausbildern (seit dem Jahre [[2000]]) der Tanzlehrer Akademie des ADTV, welche den Tanzlehrernachwuchs für ganz Deutschland schulen, die sich im Bereich Hip Hop spezialisieren möchten. Seit dem Jahr [[2002]] leitet er nun gemeinsam mit Susanne und Gerald Zinss den Familienbetrieb. Aufgrund seines Engagements im Bereich Streetdance, ist es ihm auch gelungen die Westdeutsche Hip Hop Meisterschaft [[2008]], [[2011]], [[2013]] und [[2015]] nach Wanne-Eickel zu holen. | |||
Auch ihm ist das Motto des Jubiläums ans Herz gewachsen: | |||
142-Jahre Tanzschule DIEL in Wanne-Eickel, 142 Jahre voller Liebe zum Tanz und mit großer Bemühung um den einzelnen Kunden und Gästen der Tanzschule. | |||
Seit dem 1. Mai 2010 ist Sascha Drohla alleiniger Inhaber der Tanzschule Diel und wird sie mit bisheriger Sorgfalt zum Wohle aller tanzbegeisterten fortführen. | |||
</div> | |||
{{Berke Kopf}} | {{Berke Kopf}} | ||
==Die Rock’n’Roll-Weltmeister== | ==Die Rock’n’Roll-Weltmeister== |
Version vom 8. Juli 2017, 15:03 Uhr
|
Die Geschichte des ältesten Unternehmens in Wanne-Eickel und der zweitältesten Tanzschule in Deutschland.
In der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts kamen viele Menschen aus den meist ländlichen Gebieten Deutschlands ins Ruhrgebiet. Sie versprachen sich von der aufblühenden Industrie Arbeit und ein besseres Leben. So kam 1872 auch Conrad Diel aus dem kleinen Dorf Conrade in die Gegend des heutigen Wanne-Eickel. Wie er in seinem ca. 80 Einwohner zählendem Heimatdorf die tänzerischen und musikalischen Fähigkeiten erworben hat, ist dem Chronisten nicht bekannt. Bekannt dagegen ist, dass er ein guter Geigenspieler war, der seinen Tanzunterricht in Gaststätten und Sälen mit diesem Instrument begleitete. Denn die Schallplatte war zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht erfunden und selbst ein Klavier stand oftmals nicht zur Verfügung, um damit die typischen Tänze dieser Zeit, wie Menuett -Gavotte -Francaise -und Polka den Kindern des gehobenen Bürgertums zu vermitteln. Zu diesem Zeitpunkt unterschied man bereits den Hoftanzlehrer vom Wandertanzlehrer.
Der klassische Tanzmeistertyp in Burgen und Schlössern war damals eine Kombination aus Sprach-, Fecht-, und Tanzlehrer. Er war zuständig für die Erziehung, das Protokoll, und die Organisation von Bällen und Zeremonien. Der Wandertanzlehrer stammte oftmals aus der Familie der Musiker, er war Schauspieler, Gaukler und Akrobat. Wichtig für die Verbreitung der bürgerlichen Tänze, den Umgang mit Menschen, die Privatstunde im eigenen Heim oder für den Heiratsmarkt. 14 Jahre später folgte Conrad Diel, sein Neffe Heinrich nach Wanne-Eickel, er wurde hier von seinem Onkel aufgenommen und begleitete ihn zu seinen Tanzstunden. So wurde auch Heinrich Diel Tanzlehrer.
1902 wurde ihm offiziell das Amt von seinem Onkel übergeben und er gab seine ersten Kurse im damaligen Kaiserhof. Heinrich Diel war in seinem Beruf sehr engagiert und unter seinen Berufskollegen hoch angesehen. Er wurde deshalb schon sehr bald zum 1. Vorsitzenden des "Westdeutschen Tanzlehrer Verbandes" gewählt.
1922 baute Heinrich Diel als einer der ersten Tanzlehrer seine eigenen Unterrichtsräume an dem Platz, wo sich heute noch das Stammhaus befindet. (Typische Tänze dieser Zeit waren Black Bottom, One-Step, Tango und alter Foxtrott.) Heinrich Diels Kinder wurden alle Tanzlehrer und gründeten Ende der zwanziger Jahre eigene Tanzschulen in den Städten Bochum, Herne, Castrop-Rauxel und Arnsberg.
1943 begann sein Sohn Heinz Diel seine Ausbildung an der Folgwangschule Essen und in der Tanzschule Conradi in Dortmund. Nahezu zeitgleich wurde durch einen Bombenangriff Haus und Tanzschule an der Hauptstraße total zerstört. Heinz Diel begann sofort nach dem Krieg unter schwierigsten Umständen mit dem Wiederaufbau, so dass ab 1949 endlich wieder in eigenen Räumen unterrichtet werden konnte. Die Wiedereröffnung wurde im Beisein des Oberstadtdirektors und des Bürgermeisters gefeiert.
In den folgenden Jahren wurde die Tanzschule mehrfach renoviert, umgebaut und vergrößert - zuletzt 1979, 1987, 2005 und 2010.
Während der Wiederaufbaus hatte Heinz Diels Ehefrau Burga beim 7-fachen Deutschen Meister Paul Krebs in Nürnberg erfolgreich ihre 2-jährige Tanzlehrerausbildung absolviert und führte von nun an bis Ende 1982 zusammen mit Ihrem Ehemann Heinz die Tanzschule mit großem Erfolg. Tochter Susanne entschloss sich nach dem Abitur die Familientradition fortzuführen und in die Fußstapfen der Eltern zu treten. Sie absolvierte mit großem Erfolg nicht nur ihre Tanzlehrer-, sondern auch Ihre Tanzsporttrainerprüfung.
Unter der Leitung Ihrer Eltern arbeitete Sie 2 Jahre als Assistentin in der Tanzschule und trieb gleichzeitig Ihre Karriere als Turniertänzerin im Profibereich voran. Einer der ganz großen Erfolge war der 3. Platz beim Hans Peter Eichhornturnier 1980.
1983 übergaben Heinz und Burga Diel den Betrieb an sie und Ihren Mann Gerald Zinss.
Gerald Zinss kommt aus einer der größten Ausbildungsschulen Deutschlands, der Tanzschule Benkhardt-Trautz-Salmen aus Augsburg, in der er seine Ausbildung absolviert und zuletzt als geschäftsführender Tanzlehrer unter der Leitung von Rudolph Trautz und Rainer Salmen gearbeitet hatte. Am 30. Januar 1985 gründeten Susanne und Gerald Zinss mit 5 weiteren Wanne-Eickelern den 1. Herner RRC e.V. Unter der Leitung von Susanne Zinss als Trainerin und Choreographin gelang es der Rock’n’Roll Formation 1987 sowohl die Deutsche-, als auch die Weltmeisterschaft zu gewinnen.
Auszeichnungen, wie die goldene Lokomotive der Stadt Herne und ein „weltmeisterlicher" Empfang durch Oberbürgermeister Pohlmann und den Rat der Stadt würdigten den Erfolg des 1. Herner RRC und dessen Trainerin Susanne Zinss.
1984 entschlossen sich die jetzigen Inhaber der Crea Dance beizutreten und führen seit diesem Zeitpunkt den Betrieb als CREADANCE Tanzschule weiter. Ein zukunftsweisender Entschluss, denn unter diesem Markenzeichen, hinter dem ein Zusammenschluss von über 80 Tanzschulen mit einem ausgezeichneten KNOW-HOW Kreislauf steht, konnten Susanne und Gerald Zinss den Erfolg Ihrer Eltern noch weiter ausbauen.
Als zweites Standbein kamen jetzt Großveranstaltungen wie die Deutsche- und Weltmeisterschaft der Formationen, ein Nationscup und ein World Masters hinzu, alles Veranstaltungen mit mehr als 2500 Besuchern und mit eigener Fernsehübertragung, stets unter der Leitung von Gerald Zinss. Im Jahr 2001 wurde nun das 3. Standbein gegründet. Gerald Zinss, schon immer ein großer Fan von Computern, legte zusammen mit seiner Frau Susanne und einem guten Freund den Grundstein für eine eigenständige Computerfirma, die sich nach Anfängen im Vollsortiment sehr schnell auf den Verkauf von Monitoren vor allem über das Internet spezialisierte. Das als hobbymäßiges gedachte Unternehmen entwickelte sich sehr schnell zum Fulltime Job.
Sascha Drohla war in dieser arbeitszeitlich gesehen schwierigen Phase nun der absolute Glücksgriff. Nach kurzer Einarbeitungszeit in der Tanzschule etablierte der ehemalige mehrfache Hip Hop Weltmeister und Vollbluttanzlehrer sich zu einem würdigen Teilhaber und zukünftigen Nachfolger der Tanzschule. In Bremervörde geboren und Hildesheim aufgewachsen, verfügt er durch eine exzellente 4-jährige Berufsausbildung und seinem zusätzlichen aktiven Werdegang in den Bereichen Hip Hop (Trainer einer der erfolgreichsten Formationen Deutschlands), Videoclipdancing und Bühnenshows u.a. mit DJ Bobo und Jess über ein extrem breitbandiges Repertoire, das gerade dem jüngeren Publikum der Tanzschule nun zu Gute kommt. Sascha Drohla ist mit seinen Qualifikationen auch einer von 5 Ausbildern (seit dem Jahre 2000) der Tanzlehrer Akademie des ADTV, welche den Tanzlehrernachwuchs für ganz Deutschland schulen, die sich im Bereich Hip Hop spezialisieren möchten. Seit dem Jahr 2002 leitet er nun gemeinsam mit Susanne und Gerald Zinss den Familienbetrieb. Aufgrund seines Engagements im Bereich Streetdance, ist es ihm auch gelungen die Westdeutsche Hip Hop Meisterschaft 2008, 2011, 2013 und 2015 nach Wanne-Eickel zu holen.
Auch ihm ist das Motto des Jubiläums ans Herz gewachsen:
142-Jahre Tanzschule DIEL in Wanne-Eickel, 142 Jahre voller Liebe zum Tanz und mit großer Bemühung um den einzelnen Kunden und Gästen der Tanzschule.
Seit dem 1. Mai 2010 ist Sascha Drohla alleiniger Inhaber der Tanzschule Diel und wird sie mit bisheriger Sorgfalt zum Wohle aller tanzbegeisterten fortführen.
Die Rock’n’Roll-Weltmeister
Ihr offizieller Name „1. Herner Rock’n’- Roll Club“ sei ihnen verziehen. Aber als Überschrift in einem Wanne-Eickel-Buch? Nee! Also lassen wir die Geschichte da, wo sie ihren Anfang nahm und überwiegend spielte. Nachdem Susanne Diel 1982 mit ihrem Mann Gerald Zinß die elterliche Tanzschule an der Hauptstraße übernahm, blieb der Rock’n’Roll nicht nur eines der beliebten Kursangebote der Tanzschule, sondern weckte bald auch richtigen Ehrgeiz. Die beiden hatten sowieso ein Faible für diesen bisweilen athletischen Tanz, der eigentlich längst aus der Mode hätte sein müssen.
Die Älteren erinnern sich: 1954 trat ein leicht übergewichtiger weißer Schmalzlockenträger auf die Bühne und hämmerte das aufs Publikum nieder, was er zuvor bei schwarzen Musikern gehört hatte: Rock around the Clock. Ein Lastwagenfahrer mit töchtergefährdendem Hüftschwung brachte den Sex rein. Und ein schwarzer Dandy quäkte die sinnentleerte Boschaft: „Awop- bop-alooba-a-lop-bam-boom – Tutti Frutti“. Der Untergang des Abendlandes war besiegelt. Meinten jedenfalls die Eltern.
Mehr als 30 Jahre später wirbelten ein Dutzend Teenies und Gerade-eben-Twens zu den verschärften Viervierteltakten der Grufties übers Parkett, warfen sich mit artistischem Schwung über Schultern und Rücken, um dann ziemlich ungebremst am Gegenüber hochzuspringen oder darunter wegzutauchen. Zur Freude des Trainergespanns, das in der Begeisterung der jungen Leute und ihrem tänzerischen Geschick ein erhebliches Potenzial sah.
Was zunächst als Freizeitspaß begonnen hatte, wurde im Laufe der Zeit sportlicher Ernst. Wie bei Nicole Richter etwa, die eigentlich aus Spaß am Rock’n’Roll nur einen Kursus belegen wollte. Aus einem wurde mehrere, aus Lust und Laune wurden Lust und Ehrgeiz, aus Tanzpartnern wurden Sportkameraden – und ein Verein war auch nötig, weil man sonst nicht an Formations-Wettbewerben teilnehmen konnte. Dass sich die Wanne-Eickeler Rock’n’Roller aber hinter dem Namen „Herne“ versteckten, fand in der Heimat nicht jedermann prima, zumal bis auf eine Essenerin wirklich alle aus Wanne-Eickel stammten.
Schließlich mussten auch noch die Diels vom Parkett, weil sie als Berufstänzer galten und nicht als Amateure. Also wurde Susanne zur Trainerin und Gerald zum Organisator. Im deutschen Verband beteiligte er sich an Vorbereitung und Ausrichtung der Meisterschaften – offenbar so gut, dass er von der World Confederation 1987 mit der Organisation der Weltmeisterschaft beauftragt wurde. Und die wollte er nach Herne holen, genauer gesagt nach Wanne-Süd. Die Sporthalle lag praktischerweise gleich nebenan – und 1985 gab’s da ja auch schon mal eine deutsche Meisterschaft, bei der die Diel-Formation den dritten Platz holte.
Schon Wochen vor dem großen Ereignis war die Sporthalle restlos ausverkauft (ja, wirklich, restlos a-u-s-v-e-r-k-a-u-f-t!). Gerald Zinß hätte noch dreimal so viele Karten unters Volk bringen können, zumal die Wanne-Eickeler Rock’n’Roller als verkaufsfördernde Maßnahme drei Wochen vor der WM bereits die deutsche Meisterschaft holten.
15 Mannschaften traten am 31. Oktober 1987 an, die Wanne-Eickeler Formation allerdings mit 2.000 begeisterten Zuschauern im Rücken. Nach fast fünf Stunden flossen dann die Tränen und Wanne-Eickel hob ab: Weltmeister vor heimischem Publikum! Gefeiert wurde außerhalb. Im Herner Kulturzentrum bat Oberbürgermeister Willi Pohlmann zum Sektempfang (damals war der OB noch fürs Feiern zuständig) und die Wanner waren in dieser Nacht sicherlich die glücklichsten Menschen zwischen Ruhr und Emscher. Bis auf Martina Schumacher. Der Pechvogel der Formation hatte sich zwei Tage vor der deutschen Meisterschaft den Mittelfuß gebrochen. Ersatzfrau Stefanie Ringler ließ aber während der Wettkämpfe nichts anbrennen.
Es blieb bei diesem einen Triumph der Wanne-Eickeler, der für etliche TV-Termine sorgte und ein Jahr später noch geadelt wurde: mit der „Goldenen Lokomotive“ für besondere Verdienste um das öffentliche Erscheinungsbild der Stadt. Wie orakelte Susanne Diel noch eine Woche vor dem Gewinn der WM? „Gerade der große Erfolg braucht Zeit zur Reife, wenn er keine Eintagsfliege sein soll.“ 1990 holten die Wanne-Eickeler noch den dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften und wurden siebte bei der EM, kurz darauf war die Formation dann Geschichte.
Dennoch sind viele dem Sport und dem Tanzen verbunden geblieben. Wie etwa Nicole Richter, die heute als Sportlehrerin arbeitet. Vielleicht gibt sie ja bald einen Leistungskurs Rock’n’Roll ... [1]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet.
Verwandte Artikel
- Aus der Geschichte der Bahnhofstraße VII (← Links)
- Aus der Geschichte der Bahnhofstraße XIII (← Links)
- Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel (Portal) (← Links)
- Heinz Diel (← Links)
- Die hübschesten Mädchen, die feschesten Jungs (← Links)
- Rede zum Abschluss-Ball der Tanzschule Diel am 07.07.1962 (← Links)
- Sascha Drohla (← Links)