Tragmann/Breloer Mühle
|
Vorgänger dieser Walzmühle war an dieser Stelle die Strünkedescher Papiermühle.
Am 4. März 1889 brachte das Bochumer Kreisblatt folgende
Bekanntmachung.
Der Herr August Tragmann zu Baukau beabsichtigt, auf Flur 7 Nr. 111/70 der Steuergemeinde Baukau eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen anzulegen.
Dem §. 17 der Reichs=Gewerbe=Ordnung gemäß bringe ich im Auftrage des Kreisausschusses des Landkreises Bochum dieses Vorhaben hierdurch zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die Anlage binnen 14 Tagen bei der unterzeichneten Behörde entweder in zwei Exemplaren schriftlich oder zu Protocoll anzubringten, mit der Verwarnung, daß die mit Ablauf des Tages, an welchem das gegenwärtige Bekanntmachung enthaltende Kreisblatt ausgegeben worden, beginnende Frist für alle Einwendungen nicht privatrechtlicher Natur präclusivisch[1] ist, und mit dem Hinweis, daß die Zeichnungen, Pläne und Beschreibungen im Polizeibureau zu Herne während der 14thgigen Frist innerhalb der Dienststunden den Betheiligten zur Ansicht ausliegen.''
Zur Mündlichen Erörterung der eventuell eingegangenen und rechtzeitig erhobenen Einwendungen vor dem Unterzeichneten ich hierdurch gleichzeitig Termin an auf
Donnerstag den 26. März 1889,
Vormittags 11 Uhr,
im Amthause zu Herne, Zimmer No. 3
Mit der Eröffnung, daß im Falle des Ausbleibens des Unternehmers oder der Widersprechenden gleichwohl mit der der Einwendungen wird vorgegangen werden.
Herne, den 27. Februar 1889.
Die Polizei-Verwaltung.
Schäfer.[2]
August Tragmann war am 12. Januar 1810 im Schlesischen Petersdorf geboren und kam als Weichensteller nach Baukau. Hier heiratete er vor 1859 die aus Strünkede stammende Carolina Lueg (1821-1898). Auch sein 1859 in Essen geborener Sohn August wurde Maschinist. Er heiratete 1885 die Landwirtstochter Henriette Bönnebruch gen. Althoff (1855-1905). Der ältere August wird bei seinem Tode 1881 als Müller bezeichnet, hatte also eine Mühle die der jüngere ausbaute. 1893 verpachtete er allerdings die Mühle an den gelernten Müller Bernard Breloer.
Die Mühle wurde zunächst mit dem Wasser des Hagenbach betrieben und mit Dampf angetrieben, was den hohen Schornstein aufzeigt.
Dieser übernahm also 1893 als Pächter die alte Mühle die - laut Karl Brand - zum früheren Tragmanns Hof in Baukau - vermutlich Lackmann später Stratmann - gehörte und auch einen kleinen Steinbruch besaß. Sie lagen kurz vor der Mündung des Westbachs in die Emscher, also westlich der Strünkeder Straße, und zwar hinter der früheren Bäckerei Flück, jetzt Lenneps.[3] Heute ungefähr im Bereich der Robert-Grabski-Straße und Zu den Obstwiesen.
Als Mahlgäste waren besonders die "neuen" Landwirte aus dem Bruch eingeladen und Breloer errichtete einige Jahre später eine neue Mühle am anderen Ufer der Emscher in Recklinghausen-Süd. Der Beginn einer neuen Walkmühlenanlage die später sein Sohn Alfons ab 1939 übernehmen sollte. Ihre Geschichte endete erst 1966.
Die Mühle in Baukau selber verfiel und es ist schon auf den ersten Luftbildern nichts mehr davon zu sehen.
Archivalien=
- Stadtarchiv Herne
- Best. 205 / Historischer Bestand IV, Nr. A 153 - Stauwerk bzw. Verlegung des Stauwerks im Herner Mühlenbach zum Antrieb der Wassermühle des Aug. Tragmann, Flur 7 - Laufzeit 1888 - 1904
- Best. 205 / Historischer Bestand IV, Nr. A 201 - Dampfkesselanlagen in verschiedenen Betrieben - Laufzeit 1877 - 1913
- ... Bl. 53-64: Mühle Tragmann, Baukau 1889-1891
Verwandte Artikel
Quellen
- ↑ Der Begriff „präclusivisch“ (heute meist „präklusivisch“ geschrieben) stammt aus der Rechtssprache und bedeutet, dass eine bestimmte Frist ausschließende Wirkung hat – also nach Ablauf dieser Frist keine Einwendungen oder Ansprüche mehr geltend gemacht werden können
- ↑ https://zeitpunkt.nrw
- ↑ Vgl.: Als Meister Hein noch den Schlamm von der Bahnhofstraße kratzen ließ