König Friedrich Wilhelm IV. in Herne 1848
Über "Hohen" Besuch sind nur spärliche Aufzeichnungen übermittelt. Doch in den Zeitungen früherer Zeiten sind dann doch einige der kurzen Aufenthalte hier vor Ort dokumentiert.
Einen dieser frühen Besuche, statte König Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1848 ab, indem er die gerade einmal 1 Jahre alte Köln-Mindener Eisenbahn nutzte und hier, am Bahnhof Herne-Bochum, hielt.

"Sonnabend den 19. August 1848.
Unser König am Bahnhofe zu Herne=Bochum.
Ein herrlicher unvergeßlicher Tag war der 14. August für die Bewohner unsrer Gegend und namentlich für alle, welche sich an diesem Tage auf dem Bahnhof zu Herne=Bochum eingefunden und hier die hohe Freude hatten, ihren geliebten König zu sehen und zu begrüßen. Viele Tausende waren wie zu einem Feste zusammengeströmt und harrten von ½11 Uhr Vormittags an mit steigendem Verlangen der Ankunft des hohen Reisenden. Die Bahnhofsgebäude waren sämmtlich festlich geschmückt, mit Blumen und Laubgewinden umkränzt, mit vielen Fahnen geziert, von denen vor allen die Preußischen Farben hoch und fröhlich in den Lüften flatterten. Die evangelischen Geistlichen der Umgegend, die Behörden der Stadt Bochum, die Bergknappen mit ihren Festgewändern und rothen Federbüschen, die alten Krieger mit ihren Orden und Ehrenzeichen, das Schützencorps von Herne, dem sich fast sämmtliche Bewohner daselbst in ihrem preußischen Patriotismus angeschlossen, hatten sich in einer unabsehbaren Reihe an der südlichen Seite des Bahnhofs aufgestellt. Die Freude des Verlangens nach dem theuren Fürsten, so wie das Spielen patriotischer Melodien, womit die MusikChöre der Bergknappen und der Herner Schützen abwechselten, verkürzten die Zeit des zweistündigen Wartens. Endlich ward durch den Telegraphen das Zeichen gegeben, daß der Königliche Wagenzug von Dortmund abgefahren, und bald darauf verkündete das Festgelaute von dem mit Preußischen Farben geschmückten Kirchthurm zu Herne, daß die Ankunft dieses Zuges nahe sei. Der Zug kam an - und welch' ein herzlicher freudiger Jubel erscholl, als nun der heißgeliebte Königliche Herr aus dem Wagen steigend von der versammelten Menge erblickt wurde! In lange anhaltenden Hochs und Hurrahs sprach sich die begeistertste Liebe zu dem theuren Landesvater aus.
Se. Majestät geruhten sich von dem Königlichen Landrath, Herrn Grafen von der Recke=Volmerstein, die Geistlichkeit und die Behorden vorstellen zu lassen, und gingen dann freundlich grüßend und zu dem einen und andern huldvolle Worte redend an den Reihen der Bergknappen, der alten Krieger und der Schützen vorüber. Als der Superintendent König an der Spitze der evangelischen Geistlichen Se. Majestät angeredet und in dieser Anrede namentlich hervorgehoben hatte, daß, wenn auch anderwärts manches wanken und weichen möge, die Liebe und Treue der Markaner zu ihrem Könige und Heirn doch nimmer wanken werde, da antwortete der König:„Ja, ich weiß es und freue mich, Sie sind die Alten und auch ich bin der Alte; auch meine Liebe gegen die liebe Mark weicht und wanket nicht. Wir finden uns immer die Alten wieder.“
Von der treuen Liebe und Anhänglichkeit seiner Markaner sichtbar gerührt und die Thränen sich aus den Augen wischend, bestieg der König unter erneuertem Jubelrufe wieder seinen Wagen, lehnte sich dann hinaus und blickte freundlich grüßend und dankend die versammelte Menge an, als von dieser in tausendstimmigem Chore das alte Preußenlied: „Heil unserm König, Heil!“ ihm gesungen wurde. Dabei war manches feuchte Auge zu sehen.—
So ward der 14. August ein Tag wahrer patriotischer Erquickung und Stärkung für viele Preußenherzen und bezeugte es von neuem, daß die Preußische Vaterlandsliebe in echt deutscher Weise mit der Liebe und Treue gegen den angestammten theuren Landesfürsten unzertrennlich verbunden ist.
Gott erhalte und segne den König! - Unsere Losung bleibet: Mit Gott für König und Vaterland."
Textquelle: Märkischer Sprecher - Kreisblatt für den Kreis Bochum. Sonnabend den 19. August 1848. Online auf Zeitpunkt.nrw
