Gustav Wertheim

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Gustav Wertheim
Ehepaar Wertheim 1920.jpeg

Martha und Gustav Wertheim um 1930[1]

Geboren am: 14. Juli 1877
Geboren in: Göttingen
Gestorben am: 18. November 1941
Gestorben in: Herne
Beruf: Arzt
Letzte Adresse: Heinrichstraße 6
Letzte Änderung: 04.02.2025
Geändert von: Thorsten Schmidt


Erinnerung
Ehret die Opfer
Benennt die Täter

Nie wieder Faschismus
Nie wieder Krieg

Dr. med. Gustav Wertheim (* 14. Juli 1877 in Göttingen; ✡ 18. November 1941 in Herne) war ein Herner Mediziner.

Wertheim wurde als Sohn des Kaufmanns Selma Wertheim (1852-1917) und dessen Ehefrau Rosa geborene Werthan (1856-1923) in Göttingen geboren.

Dr. Gustav Wertheim kam 1903 aus Göttingen nach Herne und ließ sich im Haus Bahnhofstraße 90 als praktischer Arzt nieder. später wechselt er ins Haus Bahnhofstraße 78.

Im Ersten Weltkrieg diente er als Sanitätsoffizier an der Front und im Lazarett im Schloss Strünkede. Gemeinsam mit seiner Frau Martha geb. Ferse (geb. am 29. April 1887 in Gelsenkirchen)[2] und seinen zwei Söhnen zog er zum August 1918[3] in das Haus Heinrichstraße 6 des 1917 verstorbenen Arztes Ludwig Schulte am Esch, in dem er auch seine Praxis als Allgemeinmediziner einrichtete. Der angesehene Arzt gehörte er mehr als 25 Jahre zum Vorstand der jüdischen Gemeinde[4] und war Vorsitzender der Ortsgruppe des „Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten". Er verstand sich zuerst als „Deutscher" und dann als „Jude".

Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus musste dieses Selbstverständnis zusammenbrechen.
Im Sommer 1933 ging sein Sohn Hans ins Ausland, weil er in Deutschland das Medizinstudium nicht mehr beenden konnte. 1935 emigrierte Sohn Werner nach Palästina. Gustav Wertheim wurde gezwungen seine Praxis zu schließen.

Nach der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde Gustav Wertheim verhaftet und für drei Wochen bis zum 28. November 1938 ins KZ Sachsenhausen verschleppt.

Erniedrigung und Gewalt waren für den ehemaligen Frontsoldaten zutiefst demütigende Erfahrungen. Eine geplante Auswanderung nach Palästina scheiterte.
Das Haus ging in den Besitz eines „deutschen" Arztes - Standarten- und SS Arzt PG Dr. Werner Jüngst[5] - über. Das Ehepaar Wertheim wurde in zwei Zimmern im hinteren Teil des Hauses geduldet, den Haupteingang durften sie nicht mehr benutzen. Die Kenntnis von den beginnenden Deportationen jüdischer Menschen in den Osten zermürbte sie weiter. Am 18. November 1941 wurde Gustav Wertheim von zwei SA-Männern auf der Straße beleidigt und geschlagen. Der Arzt flüchtete in seine Wohnung und setzte seinem Leben mit Zyankali ein Ende.[6] Todeszeitpunkt:15.30Uhr.

Martha Wertheim wurde in das Judenhaus Bahnhofstraße 57/59 eingewiesen. Am 30. April 1942 wurde sie ins damalige Generalgouvernement Polen deportiert. Niemand der 791 Menschen dieses Transports überlebte die Shoah. In einem weiteren Transport nach Riga erstickte sie in einem Viehwagon am 28. April 1943.[7]

Textgrundlage (auch in Zitat) dieses Artikel ist die Gedenktafel "Heinrichstraße/Wertheim"[8]. erstellt von Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Eickel.

Literatur

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Quellen