Geschichte eines Herner Bauerngeschlechts - Asbeck-Stinewinkel (Herner Zeitung 1936)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Am 1. Februar 1936 wurde in der "Herner Zeitung" ein Artikel über den Hof Asbeck gen. Stienewinkel und seine Aufsitzer von Karl Brandt veröffentlicht. [1]

Geschichte eines Herner Bauerngeschlechts

Der Familienname Asbeck kommt schon im 12. Jahrhundert vor

Ein altes Geschlecht

H. A. R. Herne, 1. Februar [1936]

Am heutigen Grenzweg, früher „Regenkamp“, liegt ein altes Fachwerk=Bauernhaus, das manches aus alter Zeit zu berichten weiß. Es handelt sich um den Hof Asbeck, genannte Stinewinkel. Das Wohnhaus mit den Stallungen stellt ein typisch niedersächsisches Bauernhaus dar. Es ist langgestreckt, hat verhältnismäßig niedrige Wände und ein hohes Satteldach. Es wurde im Jahre 1769 erbaut, vorher stand an dieser Stelle schon ein älteres Haus, davon vielleicht noch andere. Doch wer kann es wissen: die Zeit verrinnt, was noch vor einigen hundert Jahren war, läßt sich heute leider allzu oft nicht mehr festellen.

Herner Zeitung 65 (01.02.1936) 319 Asbeck Stinewinkel.png

Es gehört mit zur Heimatforschung, sich mit den alten Bauerngeschlechtern zu beschäftigen, denn sie führen uns in die Anfänge des Siedlungsgebietes zurück, an ihnen lernen wir die weitere Entwicklung kennen. Heute wollen wir einmal von der Familie Asbeck, genannt Stinewinkel, berichten. Der Familienname Asbeck kommt in unserer Gegend schon sehr früh vor, schon im zwölften Jahrhundert, also etwa gleichzeitig mit dem Geschlecht derer von Strünkede. Der Geschichtsschreiber Detmar Müllher (= Müller) berichtet vor ungefähr 200 Jahren folgendes:„Asbecke, ein alt adliges Geschlechte im Lande von der Marke, ihr Herkommen ist vom Hause Asbecke im Stift Münster. Sie hatten als Wappen einen rothen Sparren im silbernen Schilde.“ Ein anderer Johann von der Berswordt, schreibt: „Asbeeck, Münsterisch oder Märkisch Adel.“ Es wird vermutet, daß die Herner Asbecks in alter Zeit zu dem adligen Geschlechte derer von Asbeck gehört haben. Dies scheint auch eine alte Familienüberlieferung zu unterbauen. Angenommen werden kann, daß ein von Asbeck vor Jahrhunderten sein „von“ gestrichen hat: möglicherweise darum, weil er eine „Bürgerliche“ heiratete. Auch aus anderen Gründen kann sich der Verlust des Adelstitels erklären. Es ist sogar schon vorgekommen, daß verarmte Adlige ihren Adelstitel einfach vergessen haben und im Bauerntum aufgingen. Es sind aus der weiteren Umgebung von Herne Fälle bekannt, daß Familien erst in diesen Jahren festgestellt haben, daß sie vor zwei, drei oder vier Jahrhunderten ein „von“ vor ihrem Namen führten.
Betrachtet man das Vorkommen des Namens von Asbeck sowie den schlichten Namen Asbeck im Laufe der vielen Jahrhunderte, so ist als wahrscheinlich anzunehmen, daß die Asbecks von dem adligen Geschlechte abstammen. Nennen wir im Folgenden einige Daten. Zunächst die auch räumlich weit abgelegenen:
1184: Lubert und Rudolpb von Asbecke, Brüder, zeugen zum Kappenberg (gemeint ist Schloß Kappenberg, wenig nördlich von Lünen).
1198: Ludolpbus und Boldewinus von Asbecke haben beim Kaiser Otto Hülfe geleistet wider Philipp. Diese sind 1199 Zeugen in einem Briefe, welchen Kaiser Otto der Stadt Braunschweig gegeben bat.
1202: Bulduin von Asbecke war auf dem Reichstag zu Braunschweig.
1352: Johann von Asbeck, Drost zu Vechte, wird von den Osnabrückern gefangen genommen.
1500: ist Johan von und zu Asbeck gestorben.
Jetzt bringen wir ein Datum, das ein Glied der Familie Asbeck auch in Herne nachweist, vertreten durch die Gemahlin Jobst von Strünkede. Sie war eine geborene Margarete von Asbeck und ist 1587 aus dem Schlosse Strünkede gestorben und wahrscheinlich in der alten Dionysiuskirche auf dem Alten Markt begraben worden. Die große Grabplatte mit ihrem Namen und ihrem Sterbedatum sowie dem Asbecker Wappen befindet sich im Herner Heimatmuseum. Nebenbei sei bemerkt, daß die Margarete von Asbeck eine ziemlich kluge und energische Frau gewesen sein muß, denn sie hat den Recklinghäusern häufig genug in Prozeßangelegenheiten schwer zugesetzt: sie führte gewissermaßen die Methoden ihres Mannes fort. Es ist festgestellt, daß die Margarete, geboren am 11. 12. 1503, eine Tochter des Göddert von Asbeck, Herr zu Gahr, war.
Nun wollen wir einmal Umschau halten, ob eine Familie Asbeck auch in unserem Gebiet gesessen bat. Da wird z. B. eine Elisabeth von Asbeck, Frau Sweder von Diepenbrock zu Diepenbrock genannt. Dies war ein Schloß unweit von Bochum. Dann tauchen die Asbecks wieder in nächster Nähe auf und zwar auf dem Schloß Gaar, auch Gaer oder Gahr genannt. Dieses Haus lag zwischen Gelsenkirchen und Steele. Es war ein Rittersitz. Die von Gahr sind ausgestorben. Im Anfange des 15. Jahrhunderts, um 1419, hat ein Diederich von Asbeck eine Tochter des Diederich von Gahr und seiner Frau N. von Galen geheiratet. Weil nun die von Gahr keine männlichen Erben hinterließen, fiel das Haus an die Familie von Asbeck. Der Nachkomme des Diederich von Asbeck war mit einer Stine von Eckel (= Eickel) vermählt. In einer Wattenscheider Urkunde vom 11. 11. 1420 finden wir folgendes: „Die Herren Jobann und Diederich von Eickel bekunden, daß ihr Neffe Scerys von Eickel den Hülshof an Diederich von Asbeck verpfändet hat.“ Nun lassen sich die von Asbeck auf Haus Gahr einige Jahrhunderte lang verfolgen. Aber auch die von Asbecks auf Gahr starben aus, denn der letzte männliche Sproß. Johan Sigismund, vermählt mit Walburga Eleonora von Hugenpoth, starb auf einer Reise zum Landtage am 19. Dezember 1697 zu Wesel. Diesem von Asbeck gehörte auch das adlige Haus Gosewinkel, ein „köstliches Schloß“, bei Eickel in der Nähe der heutigen Dorstener Straße gelegen, sowie das Haus Hörstgen bei Crange. Es müssen aber mehrere Linien des Geschlechtes von Asbeck gelebt haben, denn auf dem Rittersitz Leithe saß auch ein von Asbeck, nämlich Rötger von Asbeck, der eine Ursula Mechtel von Hövel heiratete. Haus Leithe gehörte denen von Hövel und so kam das Haus an die von Asbeck.
Im 17. Jahrhundert dürften Nachkommen des adligen Geschlechtes von Asbeck bürgerlich geworden sein und andererseits können Nachkommen nach Herne gezogen sein. 1673 erscheint im Herner Kirchenbuche „der alte Asbeck", der älteste hier nachweisbare Stammvater des heute noch lebenden Bauerngeschlechtes Asbeck am Grenzweg. Er ist 1673 geboren, gestorben 1733, und war mit Anna Catharina Fleige verheiratet (gestorben 1756). Sie hatten einen Sohn Hermann, der 1712 geboren wurde. Dieser nahm eine Stinewinkel zur Frau und so erhielten die Herner Asbecks den Beinamen Stinewinkel. Wir wissen sogar, daß auch ein Waffeleisen mit in die Ebe gebracht wurde. Es befindet sich heute im Herner Heimatmuseum und trägt die Jahreszahl 1740. 1739 erhielt das Ehepaar einen Sohn, den es Johan Hermann nannte. Er nahm Anna Engel Margarete Klüsener aus den Altenhöfen zur Frau. Den Hof erbte der Nachkomme Johan Hermann, der 1771 geboren wurde. Er heiratete Anna Margarete Bergelmann (Hof am jetzigen Amtsgerichte) und starb 1834. Nun übernahm der 1795 geborene Johann Wilhelm den Hof. Er war in erster Ehe mit Catharina Elisabeth Overkamp vermählt und in zweiter Ehe mit Catharina Elisabeth Endelman aus Bickern (das heutige Wanne). Aus erster Ehe stammen 7 Kinder und aus der zweiten nur eine Tochter, die sich 1842 mit Heinrich Ruhe, Von=der=Heydt=Straße, vermählte. 1847 übernahm der älteste Sohn Georg Heinrich Wilhelm aus erster Ehe den Hof und heiratete Anna Catherina Koppenberg (1820— 1901). Der nächste Erbe war Georg Heinrich Wilhelm Asbeck (1851—1918), vermählt mit Friederike Karoline Dingebauer, genannt Zunieden. Sie besitzt noch beute den alten Hof. Ihre jetzt noch lebenden Kinder sind Anna Lydia und Friedrich Wilhelm. Durch die schnelle Entwicklung der Kohlenindustrie im Herner Bezirke wurde die Landwirtschaft immer weiter verdrängt, die früheren Äcker und Wiesen wurden verkauft, so daß beute nur noch ein kleiner Teil der Ländereien im Familienbesitz ist.
Aber damit sind die familiären Beziehungen der Familie Asbeck zu anderen alteingesessenen Herner Familien noch nicht erschöpft. Wir sehen aus diesem Beispiel, daß unsere alten Herner mit Vorliebe ihre Frauen aus dem Dorfe Herne nahmen.
G. H. Wilhelm Asbeck, genannt Stinewinkel, hatte zwei Schwestern. Beide heirateten die Gebrüder Voß. deren sehr alter Stammhof noch beute am Gysenberg liegt. Wilhelm Voß war der Wirt „Zum Ostentor“ am Steinweg, während der Bruder August der bekannte Anstreichermeister Voß an der Wiescherstraße war. An der Bochumer Straße wohnt ein Abzweig der Familie Asbeck und zwar der Landwirt Carl Asbeck, noch heute. Der Großvater dieses genannten Friedrich heiratete 1837 eine Christine Friederike Düngelmann: der Vater Friedrich Heinrich war mit Christina Lisetta Schrage vermählt.
Auch in alten Gebehochzeitslisten taucht der Name Asbeck auf. So im Jahre 1784 und 1828 ein Wilhelm und Herman Asbeck. 1866 ist auf einer dritten Gebehochzeitsliste eine Frau A., genannt Stinewinkel, vertreten.
Hiermit wollen wir unseren Streifzug durch die Geschichte der Familie Asbeck beenden. Wir sahen, daß sie fast 300 Jahre in Herne nachweisbar ist. Es ist sehr erfreulich, daß sich auch dieses alte Herner Bauerngeschlecht bis beute gehalten hat, in eine Zeit hinein, deren Industrie den Bauer fast ganz verdrängt hat.
H. A. Rannius.


Verwandte Artikel


Quellen