Gaststätte Kreter am Markt

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Kreter am Markt
Eröffnet: 1912
Inhaber: Wilhelm Kreter jr.
Auch bekannt als: Reform Gast- und Schankwirtschaft
Gasthof Zur Linde
Adresse: Marktstraße 10
Geschlossen: Ja
Stadtbezirk: Eickel
Ortsteil: Röhlinghausen
Die Karte wird geladen …
Letzte Änderung: 31.07.2025
Geändert von: Andreas Janik


Geschichte

1908 übernahm die Gemeinde Röhlinghausen, als Betreiber, die Gaststätte "zur Linde" vom Gastwirt Heinrich Gerkemeier (*1861 in Oberlübbe + 1928 in Wanne) und eröffnete dort am 1. Juni 1908 ein Gemeindegasthof. Die Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung berichtete:
"Röhlinghausen, 9. Juni. Die Gemeinde Röhlinghausen hat am 1. Juni am Marktplatze ein Gemeindegasthaus eröffnet. Den Betrieb führt eine gemeinnützige Gesellschaft. Diese ist offensicht­lich bestrebt, einen wirklich soliden und dabei allen berechtigten An­sprüchen genügenden Gasthausbetrieb durchzuführen. Das Wirken der Gesellschaft, die sich bei allen ihren Einrichtungen von dem Grund­satze des Volkswohles leiten läßt und insbesondere in Frankfurt am Main und Umgegend bereits eine große Anzahl Gast= und Speischäuser führt, wird hier in unserer Gegend zum erstenmal praktisch vorgeführt. Wie preiswert die Verwaltung des Gasthauses bei Verwendung nur besserer Ware bedient, geht aus dem reichhalti­gen Speisezettel der ersten Woche hervor. Ein auskömmliches Mit­tagessen, bestehend aus Suppe, Fleisch, Gemüse und Kartoffeln, wird zu 45 Pfg., ohne Suppe zu 40 Pfg. verabreicht. eine Portion Gemüse (Gemüse und Kartoffeln) kosten 15 Pfg., eine Portion Suppe 10 Pfg., die Tasse Kaffee, Kakao, Chocolade, Bullion oder Milch kostet 10 Pfg., Eier kosten 8 Pfg. pro Stück. Alle anderen Speisen und Getränke werden gleichfalls zu billigsten Preisen in tadelloser Qualität geführt. Besonders angenehm wird es empfunden, daß die Mahlzeiten und Speisen zu den genannten Preisen auch über die Straße verabfolgt werden. Irgend ein Zwang zum Verzehren von Getränken zu den im Gasthause verabreichten Speisen ist nicht vorhanden."[1]

Am 29. Februar 1912 wird in der selben Zeitung berichtet: " "Die Gemeinde Röhlinghausen beabsichtigt, ihr Gasthaus am Markt in Röhlinghausen zu veräußern. Ueber die erwähnte Gasthausgesellschaft, an welcher der Kreis [Gelsenkirchen] mit 8000 Mark beteiligt ist, wird noch be­merkt, daß ihre Betriebe nunmehr im hiesigen Kreise die Speiseanstalt am Bahnhof Wanne und das Gast­haus im Cranger Hafengelände, sowie vorläufig noch das Röhlinghausener Gemeindegasthaus umfassen.­"[2]


Wolfgang Berke

Eine Gemeinde als Kneipier

Reform-Gastwirtschaft Röhlinghausen

Kreter am Markt war natürlich für viele Röhlinghauser über Jahrzehnte ein Begriff. Aber bevor der Metzger Wilhelm Kreter jun. am 1. April 1912 das Gasthaus am Röhlinghauser Markt pachtete und später kaufte, versuchte sich die Gemeinde Röhlinghausen selbst als Wirt. Wohl nicht sehr erfolgreich.

1904 wurde die Schankwirtschaft, die man auch unter dem Namen „Zur Linde“ kannte, von Heinrich Gerkemeier[3] erbaut und betrieben. 1909 kaufte ihm die Gemeinde das Haus nebst Kneipe ab und gab sie der „Rheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Wohlfahrteinrichtungen“. Sollte die Gastwirtschaft nun als Armenküche dienen? Als Beratungsstelle? Als Sozialräume? – Nichts von alledem, die „Linde“ sollte weiterhin Kneipe bleiben, allerdings als kommunale Einrichtung. Also mit der Gemeinde Röhlinghausen als Betreiber.

Aber irgendetwas an dem Versuch einer „Reform Gast- und Schankwirtschaft“ unter kommunaler Leitung muss wohl schief gegangen sein. Nicht einmal zweieinhalb Jahre dauerte das Experiment. Dann gab man die Kneipe wieder in private Hand. Was war passiert? An der Lage und an den Räumlichkeiten kann’s nicht gelegen haben, schließlich haben Wilhelm Kreter und seine Nachfolger über Jahrzehnte erfolgreich Kneipengeschichte in Röhlinghausen geschrieben.

Ob in der „Reform-Gastwirtschaft“ kein Alkohol ausgeschenkt wurde? Oder ob man nicht anschreiben lassen konnte? Vielleicht wurde ja auch abends geschlossen. Wir werden es wohl nie erfahren.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors [4]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2005
Zu diesem Artikel fehlen uns leider noch einige Informationen ...

Wenn Sie uns helfen möchten, den Artikel Gaststätte Kreter am Markt zu erweitern oder zu verbessern, so melden Sie sich bei uns an und werden Autor für das Wiki der Stadtgeschichte. Hier anmelden!
Sie können uns auch Ihre Artikel per Mail schicken: redaktion@hv-her-wan.de


Verwandte Artikel

Einzelnachweise

  1. https://zeitpunkt.nrw/
  2. https://zeitpunkt.nrw
  3. Anmerkung der Redaktion: Gerkemeier war seit 1886 mit Friederike Kreter, Tochter des Gastwirtes Ernst Kreter und Schwester des nachherigen Besitzers Wilhelm Kreter, verheiratet.
  4. Aus: Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel 2 Noch mehr Mythen, Kult, Rekorde: Die Zeitreise geht weiter, Seite 109

Gaststätte Kreter am Markt