Friedrich Hammacher

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Friedrich Adolf Hammacher
Hammacher, Friedrich (1824-1904).jpg
Hammacher, Friedrich (1824-1904).jpg
Geboren am: 1. Mai 1824
Geboren in: Essen
Gestorben am: 11. Dezember 1904
Gestorben in: Berlin-Charlottenburg
Beruf: Verwaltungsrat (Bergbau)
Letzte Änderung: 05.08.2025
Geändert von: Thorsten Schmidt


Friedrich Hammacher (* 4. März 1824 in Essen; † 1. Dezember 1904 in Berlin-Charlottenburg) war ein deutscher Jurist, liberaler Politiker und Industrieller. Er war Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Deutschen Reichstag sowie von 1856 bis 1871 Verwaltungsratsmitglied der Zeche Pluto in Herne. Zudem war er an der frühen Planung des Rhein-Herne-Kanals beteiligt.

Herkunft und Familie

Friedrich Adolf Hammacher entstammte einer alteingesessenen evangelischen Kaufmannsfamilie aus Essen. Sein Vater, Johann Friedrich Hammacher (1795–1857), war Senffabrikant und Mitglied des Essener Stadtrats[1]. Seine Mutter Johanna Henriette geb. Lucanus (1794–1839) stammte aus einer Bad Salzuflener Unternehmerfamilie.

Friedrich Hammacher heiratete am 20. November 1851 Franziska Rollmann (1825-1895), Tochter eines Fabrikanten aus Warendorf. Das Ehepaar hatte mehrere Kinder.

Ausbildung und politischer Werdegang

Hammacher studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Bonn und Berlin. Nach dem juristischen Vorbereitungsdienst arbeitete er als Rechtsanwalt in Essen. 1867 wurde er für die Nationalliberale Partei in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Ab 1871 gehörte er dem ersten Deutschen Reichstag an, dem er bis 1893 angehörte[2].

Seine politischen Schwerpunkte lagen im Wirtschaftsrecht, der Infrastrukturpolitik sowie in bergbaulichen und gewerblichen Fragen.

Wirken im Ruhrgebiet

Er war von der Gründung am 27. Dezember 1858 bis zum 21. Februar 1890 Vorsitzender des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, an dessen Gründung in Essen er maßgeblich beteiligt war.[

Verwaltungsrat der Zeche Pluto

Hammacher besaß zahlreiche Anteile (Kuxe) an Bergwerken im In- und Ausland. Er war Mitbegründer der ersten tiefen Kohlenbergwerke im Ruhrgebiet, darunter die am 10. Juli 1856 gegründete Zeche Pluto-Thies (Direktoren: Heinrich Thies (Essen), Friedrich Hammacher (Essen), Julius Scheidt (Kettwig), Gustav Runde (Braunschweig), stv.: Heinrich Kirchweger (Hannover), Wilhelm Schieß (Magdeburg)).
Er war 1856 Mitbegründer der Arenberg´sche Bergbau- und Hüttengesellschaft in Essen.
n Magdeburg war er Mitgründer der „Magdeburger Bergwerks-AG“, die mit einem Aktienkapital von 500 000 Reichstalern versehen war.
Zum ersten Vorstand der AG, die die Zeche „Königsgrube“ bei Röhlinghausen betrieb, gehörten Hermann Alexander Zuckschwerdt und Christian Friedrich Budenberg aus Magdeburg, Friedrich Grillo, Friedrich Scherenberg und Friedrich Hammacher aus Essen. Man nannte sie scherzhaft die „drei Friedriche“. [3]

Unter seiner Mitwirkung erfolgten u.a.:

  • der Anschluss der Zeche an das Eisenbahnnetz,
  • die Einführung maschineller Seilförderung,
  • Investitionen in Arbeiterwohnhäuser und Infrastruktur.

Hammacher verstand es, wirtschaftliche Interessen der Zeche mit politischen Rahmenbedingungen auf Landes- und Reichsebene zu verbinden.

Im Bergarbeiterstreik von 1889 verhandelte er mit der Streikleitung. Er führte diese Verhandlungen in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund und einigte sich nach langwierigen Beratungen mit den Bergarbeitervertretern auf einen Kompromiss, der im sogenannten Berliner Protokoll festgehalten wurde und auf Unternehmer- und Bergarbeiterseite beraten werden sollte. Während die Delegiertenversammlung der Bergarbeiter in Bochum dem Kompromiss zustimmte, erklärten sich die Zechenbesitzer erst nach einer Intervention Kaiser Wilhelms II. am 18. Mai 1889 bereit, einer abgeschwächten Version des von Hammacher ausgehandelten Kompromisses zuzustimmen. Er leitete dabei die vom Kaiser empfangene Delegation.[4]

Engagement für den Rhein-Herne-Kanal

Bereits in den 1880er Jahren setzte sich Hammacher für den Bau eines Ost-West-Kanals im Ruhrgebiet ein, der später als Rhein-Herne-Kanal realisiert wurde. Er gehörte zu den frühen Befürwortern des Projekts im Preußischen Abgeordnetenhaus und förderte Machbarkeitsstudien, Trassenplanungen und Eingaben an das Ministerium für öffentliche Arbeiten[5].

Obwohl der Kanal erst nach seinem Tod (Baubeginn 1906) realisiert wurde, war seine frühe politische Unterstützung entscheidend für die spätere Genehmigung.

Tod und Nachlass

In den 1890er Jahren wohnte die Familie in der Kurfürstenstraße 115 in Berlin. Friedrich Hammacher starb 1904 im Alter von 80 Jahren in Charlottenburg bei Berlin. Er wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Schöneberg bei Berlin beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[6]

Sein Sohn Karl von Hammacher wurde Landrat in Ruhrort und Polizeipräsident in Schöneberg und Aachen.

Ehrungen

Literatur

  • Hermann Kluge: Industrie und Wasserwege – Die Entstehung des Rhein-Herne-Kanals 1860–1914. Düsseldorf: Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv, 1979.
  • Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Montanindustrie. Zeche Pluto. Bochum: Deutsches Bergbau-Museum, 1983.
  • Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918. Düsseldorf: Droste, 1988.
  • Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage, München: Saur, 2006.

Literatur

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Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Essen, Familienakte Hammacher, Nr. 117/1834.
  2. Stenographische Berichte des Deutschen Reichstags, Jahrgänge 1871–1893.
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich%20Hammacher
  4. Pieper 1903 (Die Lage der Bergarbeiter im Ruhrrevier)
  5. Hermann Kluge: Industrie und Wasserwege – Die Entstehung des Rhein-Herne-Kanals 1860–1914. Düsseldorf 1979, S. 89.
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich%20Hammacher