Ferdinand Stall
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Ferdinand Stall (geboren am 1. September 1863 in Lage, gestorben am 6. November 1939 in Herne)
Johannes Heinrich Ferdinand Stall wurde am 1. September 1863 in Lage als Sohn des Tagelöhners Johann Ferdinand Stall und der Wilhelmine Windmeier geboren und am 13. September 1863 in Detmold getauft[1]. Am 5. November 1883 übernahm er die Stelle eine Lehrers, Organisten und Küsters an der katholischen Schule in Lemgo. Nach 18 Jahren 1901 nach Plettenberg versetzt gelangte er 1905 nach Herne.
Konrektor a. D. Ferdinand Stall †
Nach einem langen, arbeitsreichen Leben als vorbildlicher Jugendbildner und selbstloser Diener der Volksgemeinschaft verschied am Dienstagmorgen im Sodinger Krankenhause der allseitig bekannte und beliebte Mitbürger Konrektor a. D. Ferdinand Stall. Die Wiege des Verstorbenen stand in Lippe=Detmold. All die vielen landschaftlichen Schönheiten seiner Jugendheimat weckten schon frühzeitig in ihm eine besondere Liebe zur freien Natur. Als deren getreuer Freund unterließ er es nicht, später alljährlich gemäß den Worten unseres Heimatdichters F. W. Weber in „Dreizehnlinden“: mit dem Blumenstrauß am Hute Gottes Garten zu durchschweifen. Es gibt wohl kaum eine deutsche Landschaft in Nord und Süd, in Ost oder West, über die der Verstorbene nicht recht interessante Erlebnisberichte zu geben wußte; denn für all die Dinge da draußen hatte er stets den rechten Blick.
Durch ein mehrjähriges eifriges Studium verschaffte der Verstorbene sich das erforderliche theoretische und praktische Wissen und Können für seinen schönen Lebensberuf als Lehrer und Erzieher der deutschen Jugend. Die erste und zweite Lehrerprüfung bestand er mit gutem Erfolg am Seminar in Vechta. Alsdann hatte er das Glück und die Freude, sich fast zwanzig Jahre als Lehrer der Jugend seines Heimatländchens im anmutigen Lippestädtchen Lemgo und danach in Plettenberg erfolgreich zu betätigen. Im Jahre 1906 wurde Lehrer Stall durch die Regierung in Arnsberg nach Herne berufen. In unserer, durch eine rasche Industrialisierung schnell aufblühenden Stadt bot sich dem mit reichen Gaben des Herzens und Geistes ausgestatteten Erzieher sodann ein reiches, vielseitiges Arbeitsfeld. Über zwanzig Jahre stellte er als Lehrer der Schule Düngelstraße und später als Konrektor der Schule an der Franz=Seldte=Straße sein umfangreiches Wissen und pädagogisches Geschick vorbildlich und erfolgreich in den Dienst der Jugendbildung und =führung. In Anerkennung seiner Fähigkeiten und Verdienste übertrug ihm die Schulverwaltung während des Weltkrieges vertretungsweise die Leitung der Schule an der Gräffstraße. Nach einem arbeitsreichen Berufsleben trat Konrektor F. Stall 1928 in den Ruhestand und blieb weiter in Herne ansässig.
Dos Arbeitsfeld des Verstorbenen reichte aber weit über die Schulstube hinaus und erstreckte sich auf manche Gebiete des öffentlichen und kommunalen Lebens unserer Stadt. Als Stadtverordneter und Mitglied mehrerer Stadtausschüsse erwies er sich viele Jahre hindurch als ein pflichtgetreuer und selbstloser Mitgestalter der kommunalen Belange, die in einer sich aufwärts entwickelnden Industriestadt sehr vielseitig waren und deren befriedigende Durchführung nicht selten recht schwierig wurde. Darüber hinaus machte sich Konrektor F. Stall bis kurz vor seinem Tode auch um das private, öffentliche und wirtschaftliche Leben seiner Herner Mitbürger und Mitbürgerinnen sehr verdient. Als lebenskluger und lebensbejahender Mann hatte er ein seltenes, zartseidenes Empfinden für Vorgange des Alltags, und seinem klugen, scharfen Auge entging hier nichts. Überallhin „stichelte und stachelte, lobte und tadelte er, erwies er sich als gewandter Vertreter der heiteren und ernsten Muse und legte dabei seinen Finger auf jede „Wunde“, in poetischer Form Hilfe und Trost spendend. Als Stichel= und Stacheldorn“ war er dem Herner Anzeiger wahrend vieler Jahre ein lieber und bewährter Mitarbeiter, der unsern Lesern, besonders der Frauenwelt, mit den originellen Versen seiner Sonntagsplaudereien frohe Stunden bereitete und zugleich viel Lebensweisheit in humorvoller, nie verletzender Weise vermittelte.
So ging der Entschlafene, abhold jedem äußeren Schein, als schlichter, pflichtgetreuer, offener, ehrlicher Charaktermensch seinen langen Lebensweg. Wenn jetzt auch sein Mund für immer verstummte, so bleibt doch das Andenken an ihn als einen biederen Lipper von echtem Schrot und Korn. Ganz besonders aber werden seine ehemaligen Schüler, deren Eltern und unsere Leser dem edlen Menschenfreunde eine liebevolle Erinnerung bewahren. Möge er ruhen in Frieden! F. L."[2]
1901 verlobte er sich mit Dorothea Kanowsky (geb. 29. Jul. 1869) aus und in Lemgo bevor er nach Plettenberg versetzt wurde. 1906 heiratete er sie dann, in Herne standesamtlich aufgeboten, in Lage am 12. Juli 1906 in der Heilig Geist Kirche (Reg. Nr. 1)[3] kirchlich getraut.
Seit 1923 gehörte er dem Kirchenvorstand der Herz Jesu Gemeinde an.
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