Ehrung der 112 Arbeitsopfer von Mont Cenis 1939
Am 2. Mai 1939 wurde im Herner Anzeiger ein Artikel über die Propagandaeinweihungsfeier zur Ehrung der 112 Arbeitsopfer von Mont Cenis veröffentlicht. [1]
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Ehrung der 112 Arbeitsopfer von Mont-Cenis
Einweihung der beiden neuen Denkmäler auf den Friedhöfen Holthausen und Börnig.
Eindrucksvolle Gedenkreden und Totenehrungen.
In aller Erinnerung sind noch die drei entsetzlichen Grubenunglücke, von denen die Zeche Mont-Cenis in den Jahren 1921, 1931 und 1935 heimgesucht wurde. Beim ersten Unglück 1921, das durch eine Kohlenstaubexplosion erfolgte, starben 86 pflichtge¬treue Bergleute auf dem Felde der Arbeit, 1931 betrug ihre Zahl 17 und 1935 9, insgesamt 112 Tote. Um das dankbare Angedenken dieser Getreuen in der Nachwelt für alle Zeiten festzuhalten, ließ die Gewerkschaft Mont Cenis (Harpener Bergbau A.G.) für alle auf dem Felde der Arbeit gefallenen Gefolgschaftsmitglieder zwei große, schöne Denkmäler aus Ruhrsandstein anfertigen, die am Vortage zum Nationalen Feiertag des deutschen Volkes auf den bei den Sodinger Friedhöfen, wo die meisten der 112 Toten ruhen, ihre Weihe erhielten.
Gedenkfeier auf dem Friedhof in Holthausen.
Am Sonntagmorgen versammelten sich trotz des regnerischen Wetters im Hofe der Schachtanlage 2-4 der Zeche Mont Cenis die Führung des Betriebes und zahlreiche Gefolgschaftsmitglieder sowie Angehörige der Toten, die sich alsdann in zwei Trauerzüge aufteilten, welche getrennt zu den beiden Totenstätten marschierten. An ihrer Spitze sah man die in zwei Teile geteilte Bergkapelle der Zeche Julia. Ihr folgten die Werkscharen mit dem Hakenkreuzbanner und der Fahne der DAF, hinter denen je ein großer Kranz mit gelben Chrysanthemen, Palmen und weißer Schleife von zwei Werkscharmännern getragen wurde. Den Trauerzug zum Holthauser Friedhof begleiteten als Vertreter der Partei Ortsgruppenleiter Pflüger, als Vertreter des Betriebes Bergassessor Direktor Hotzel, sodann Oberbergrat Mertens vom Bergrevier Castrop=Rauxel, Mitglieder des Sodinger Bergmannsvereins in Knappenuniform mit der Fahne sowie eine lange Reihe Arbeitskameraden, Jungbergleute, Freunde und Angehörige. Unter dem Geläute der Sonntagsglocken benachbarter Kirchen langte die große Trauergemeinde vor dem Denkmal auf dem Holthauser Friedhofe an und nahm innerhalb der Ehrenstätte, in der 68 einheitlich in Efeu eingefasste Gräber die Überreste der Arbeitsopfer bergen, Aufstellung. Die Weihestunde leitete ein Trauerspiel der Bergkapelle stimmungsvoll ein. Alsdann trat der Führer des Betriebes, Bergassessor Hotzel, vor das Denkmal. Heute morgen, so führte er aus, am Vortage des Nationalen Feiertages Großdeutschlands, sind wir um die Gräber der Opfer von drei schweren Grubenunglücken versammelt, die große Lücken in unsere Reihen rissen. Am Tage schönster Gemeinschaftsfeiern wollen wir in Liebe und Dankbarkeit jener Arbeitskameraden gedenken, die sich einst Tag für Tag in treuester Pflichterfüllung in den Dienst an Volk und Vaterland stellten. Ihre Arbeitsfreude, ihr Pflichteifer und ihre Berufsliebe müssen uns Überlebenden Mahnung und Verpflichtung sein, denn auch heute und zukünftig bilden sie mit uns eine Frontgemeinschaft. Immer sollen sie bei uns und unserer Arbeit sein. So wollen wir allzeit die Ehrenwacht halten an diesem Denkmal, das als äußeres Zeichen unseres Dankes in dieser Stunde seine Weihe erhält. Während die Kapelle das Lied „Ich hatt' einen Kameraden“ spielte und die Umstehenden in stummer Trauer der Toten gedachten, wurde ein Kranz niedergelegt, dessen weiße Schleife die Inschrift trug: „In treuer Kameradschaft Führer und Gefolgschaft der Zeche Mont Cenis". Jetzt trat Oberbergrat Mertens vor und rief mit erhobener Hand den toten Helden der Arbeit zu: „Im Namen der Berghoheitsverwaltung Gruß und Glück auf!“ Ein zweiter Trauerchoral der Bergkapelle beschloss die erhebende Feierstunde. Während die Gäste und Arbeitskameraden unter den Klängen der Musik in Dreierreihen abmarschierten, verharrten weinende Witwen, Mütter und Kinder noch an manchem Grabe in Schmerz über ihre früh dahingeschiedenen Lieben. - In den Zweigen der Bäume des naheliegenden Wäldchens sangen Vöglein ihre Frühlingsweisen als Zeichen neu erwachten Lebens und erfüllten Hoffens...
Einweihungsfeier auf dem Friedhof in Börnig.
Auch die Weihestunde auf dem Börniger Friedhofe wurde für die zahlreichen Teilnehmer, die hier aus allen Volksschichten am Sonntagmorgen sich ver-sammelten, zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Als Vertreter der Partei sah man hier Propagandaleiter Tepel. Nach einem Trauerchoral der Bergkapelle widmete Diplom=Ingenieur Müller den toten Arbeitskameraden einen ehrenden Nachruf und bezeichnete ihr Leben und Sterben als Opferdienst und Beispiel von treuestem Gemeinschaftsgeiste und uneigennütziger Liebe zur Arbeit für Volk und Vaterland. Dann wurde auch hier, während die Kapelle Uhlands Lied vom guten Kameraden spielte, ein Kranz mit einer Widmung von Führer und Gefolgschaft der Zeche Mont Cenis am Denkmal niedergelegt und die Einweihungsfeier mit einem Trauerchoral beendet.
Das Gesamtbild beider Denkmäler.
Die zwei Denkmäler sind aus Ruhrsandstein angefertigt und in Form und Farbton ziemlich einheitlich gestaltet. Das Denkmal auf dem Holthauser Friedhof, vor dem 68 Tote ruhen, ist etwas größer als das auf dem Börniger Friedhofe. Es hat eine Länge von 13 Metern und eine Höhe von 3½ Metern. Beiderseits tragt es eine große Opferschale, darunter sieht man Reliefs, in denen das Hakenkreuz und die Insignien des Bergbaus, Schlägel und Eisen, eingemeißelt sind. Im oberen Teile liest man in goldenen Lettern die Inschrift: „Dem Gedächtmis ihrer auf dem Felde der Arbeit gebliebenen Arbeitskameraden. Gewidmet im Jahre 1939. Gewerkschaft der Steinkohlenzeche Mont Cenis.“ Darunter stehen die 68 Zu und Vornamen der Toten. Der waldige Hintergrund verstärkt den Gesamteindruck des wuchtigen Holthauser Denkmals.
Das 10 Meter breite und 3 Meter hohe Denkmal auf dem Börniger Friedhof tragt in der Mitte ein Kreuz aus gleichem Sandstein und 2 Reliefs mit den Bergbauinsignien. Es trägt dieselbe Inschrift und 28 Namen, die in drei Reiten eingemeißelt sind. Rechts und links sieht man je 2 Grablaternen. Die Umgebung des Denkmals ist mit 2 Trauerweiden, Buchsbaumbüschen, Alpenrosen, blühenden Erikas und Stiefmütterchen ausgeschmückt.
Beide Denkmaler sind durch ihre künstlerische Gestaltung eindrucksvolle und würdige Dankeszeichen für die toten Helden der Arbeit.
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