Die feierliche Einweihung des neuen Heimatmuseums (19. Juli 1928)
Am 20. Juli 1928 wurde im "Herner Anzeiger" folgender Artikel zur Eröffnung des Natur- und Heimatmuseums veröffentlicht, welchen wir hier mit einigen Hinweisen gerne wiedergeben. [1]
Die feierliche Einweihung des neuen Heimatmuseums.
In dem geschmackvoll eingerichteten neuen Heim des Heimatmuseums fand Nachmittag in Gegenwart des Magistrats, des Stadtverordnetenkollegiums und besonders geladener Gäste die Einweihung des hübsch mit Blumen geschmückten und in sauberer Ordnung sich präsentierenden Ausstellungsraumes statt. Als Gäste waren der Leiter des Bochumer Museums, Rektor Cleft, Stadtschulrat Dr. Hellermann, Recklinghausen, und der Leiter des Museums der Bergschule Bochum, Bergassessor Dr. Kuckuck, erschienen, Ferner die Leiter der Herner höheren Schulen, Stadtschulrat Kastner u. v. a. Oberbürgermeister Täger begrüßte die zahlreichen Einweihungsgäste und führte, nachdem er einen Rückblick auf die Geschichte des Museums geworfen hatte, aus:
Unser Heimatmuseum zeigt sich heute in viel netteren Räumen als bisher. Trotzdem ist das nicht das Ideal, aber wir haben erreicht, dass wir überhaupt erst einmal der Bevölkerung die Sammlung zugänglich machen können. Ich kann mit Befriedigung feststellen, dass die Zahl der Ausstellungsgegenstände sich in den letzten 1½ Jahren des Bestehens außerordentlich vermehrt hat. Die organisatorische Tätigkeit ist in erster Linie von Herrn Studienrat Dr. Dißmann geleistet worden. Ihm sei für seine aufopfernde Tätigkeit Dank gesagt. Ich hoffe, dass es uns gelingen möge, seine bewährte Arbeitskraft dauernd dem Museum zu erhalten. Als wir vor 1½ Jahren das Museum begannen, genügten der Gedanke und die Absicht nicht, es gehörte etwas Reales dazu, und dieses reale Fundament verdanken wir dem Museumsverwalter Brandt. Ich freue mich ganz besonders, hervorheben zu können, dass Herrn Brandt die Möglichkeit gegeben ist, frei von den Trivialitäten des Alltags seinen Forschungen zu leben und sein reiches Wissen uns zur Verfügung zu stellen. Über unsere kleinen Anfänge schwebt ein guter Stern insofern, als wir imstande waren, das Museum über die geologische und vorhistorische Abteilung hinaus zu erweitern, indem Herr Cornelsen uns seine mit seltener Liebe aufgebaute Schmetterlingssammlung zur Verfügung stellte. Herr Lehrer Krüger uns sein Herbarium der heimischen Fauna aufstellte, Herr Rieke sein kulturhistorisches Sammeltalent in unseren Dienst stellte und Herr Dr. Hoischen die Bearbeitung der Archivalien übernahm, eines Gebietes, das noch völlig unbeackert ist. Augenblicklich sind wir mit Hilfe auswärtiger Gelehrter dabei, die Archive nach Urkunden durchzustöbern, die auf Herne Bezug haben.
Der heutige Tag ist die eigentliche Geburtsstunde des Museums. Bei einem solchen Feste sind auch gute Freunde vertreten, und so begrüßte ich denn die Herren, die von auswärts zu dieser Eröffnungsfeier erschienen sind. Die Herren der städtischen Kollegien mögen heute sehen, dass wir bestrebt sind, zielbewusst weiterzuarbeiten. Die Öffentlichkeit ist sehr stark an unserer Arbeit interessiert. Das bezeugen die zahlreichen Zuschriften, Schenk= und Kaufangebote, die mir in herzlichster Form zugegangen sind. Wenn erst die Öffentlichkeit unser Museum hier betreten wird, wird dieses Interesse noch lebhafter werden. Besondere Dankesworte richtete der Redner an die Ortspresse für ihre lebhafte Unterstützung und schloss mit dem Wunsche, dass das Kind, das heute aus der Taufe gehoben werde, ein recht großer, stattlicher und schöner Mann werde.
Nach ihm ergriff Stud.=Rat Dr. Dißmann das Wort, indem er für das Interesse, das den Arbeiten der Abteilungsleiter entgegengebracht worden sei, herzlichst dankte; besondere Dankesworte richtete er an Herrn Oberbürgermeister Täger. Für sich und seine Mitarbeiter versprach er dann, recht kräftig für die weitere Ausgestaltung tätig zu sein.
Nunmehr übernahm jeder der Abteilungsleiter eine Führung durch sein Fachgebiet. Mit großer Anteilnahme folgte man ihren Ausführungen und bewunderte die Reichhaltigkeit und feine Ordnung des Ausgestellten.
Zum Schluss versammelte man sich bei Wirt Möller, von der Heydtstraße, zu einem Umtrunk, bei dem auch die auswärtigen Gäste ihre Glückwünsche überbrachten und die einzelnen Abteilungsleiter über Ernst und Freude der Sammlertätigkeit Unterhaltsames zu plaudern wussten und Oberstudiendirektor Dr. Dirks über die Bedeutung des Museums für den Schulunterricht Interessantes berichtete.
Nunmehr ist also das neue Heimatmuseum in seinen ersten rechten Lebensabschnitt eingetreten. Mögen recht viele es besuchen und reiches Wissen und vielseitige Anregungen daraus schöpfen.
Die Besuchszeiten
sind wie folgt festgesetzt:
Dienstag und Mittwochs vormittags für Schulen; Mittwochs, Donnerstag und Samstags von 16—19 Uhr für alle. (Eintritt 20 Pf.) Sonntags von 10—13 Uhr frei. Montags bleibt das Museum geschlossen.
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