Der Neubau für die Sparkasse (1928)
Am 24. September 1928 veröffentlichte der Herner Anzeiger ein Artikel über den Neubau der städtischen Sparkasse . [1]
Der Neubau für die Sparkasse.
Gestern wurden im Herner Anzeiger die Ausführungsarbeiten für den Neubau der Sparkasse ausgeschrieben. Nach dem Entwurf, der den Ausführungsarbeien zugrunde liegt, schließt dieser Neubau an den vorhandenen Neubau für das Polizeiamt am Rathausplatz mit 29,85 Meter Frontlänge an. Die Ecke der Freiligrathstraße wird abgeschrägt und erhält etwa 15 Meter Länge. An der Freiligrathstraße wird die Front gleichfalls 29,85 Meter lang. Die Eckfront wird etwas ausgerundet. In die Mitte vor die Rundung tritt ein erkerartiger Portalvorbau und vor diesen noch eine Freitreppe. Dieser Erker reicht als Balkon bis ins erste Obergeschoß. Die Fronthöhe für den Neubau wird mit dem Attikargeschoß des Polizeiamtsgebäudes durchgeführt. Danach erhält der Neubau der Sparkasse
fünf Vollgeschosse und ein Kellergeschoß.
Im Kellergeschoß werden nur Kellerräume für die Wohnungen und der Keller für die Zentralheizung des Gebäudes eingerichtet.
Im Untergeschoß, das mit seinem Fußboden nur wenig unter dem Bürgersteig liegt, werden außer einer Dienstwohnung für den Hausmeister nur Diensträume für die Sparkasse und eine Anzahl von Büroräumen für die Sparkasse oder die Stadtverwaltung bereitet. Das Grundstück, das nach dem Entwurf gleichmäßige Trapezform erhält, wird schon für das Untergeschoß voll ausgenutzt. Es bleibt nur ein ganz kleiner Hof von erwa 10 Quadratmeter Größe nicht ausgenußt. Wohnungen und Büroräume usw., wie sie vorgesehen sind, kommen an die Platzfront und an die Straßenfronten zu liegen. Hinter den Fluren, die diese Räume verbinden, werden Tressorräume für die Sparkasse und für die Sparkassenkunden getrennt vorhanden sein und liegen also inmitten der umgebenden Räumlichkeiten. Es sind im Hause zwei Haupttreppenhäuser geplant, das eine an der linken Gebaudeseite, gleich neben dem Polizeiamtsneubau, und das andere an der Freiligrathstraße an der rechten Gebäudeseite. Diese Treppenhäuser sind nur für die drei oberen Geschosse bestimmt. Ein Nebentrevvenhaus wird nur im Unter= und Erdgeschoß eingerichtet. Dieses. dient nur dem Verkehr für die Sparkasse bzw. als Zugang für die Beamten und Angestellten
Der Zugang zur Sparkasse befindet sich an der abgeschrägten Ecke und man wird das Gebäude über die Freitreppe durch das hier anzulegende Hauptportal betreten. Hinter dem Portal liegt zuerst die geschlossene Vorhalle, die etwa 3X3,15 Meter groß geplant ist. Dann schließt ein etwa 7,50X3 Meter großer Vorplaß an und hinter diesem wird man die große Kassenhalle betreten. Der Grundriß ist vollkommen symmetrisch entwickelt; sie wird also wie die Kassenhalle die Form eines gleichmäßigen Trapezes haben und etwa in der Längsachse 15 Meter lang und vorn etwa 6 und hinter 16 Meter breit sein. Weiterhin liegt in der Mittelachse noch ein Vorraum mit einer Kundentreppe zum Untergeschoß und der vorerwähnte kleine Hof. Die Räume der Mittelachse werden durch Oberlicht und Fenster zum Hofe ergellt. Die Arbeitsräume der Sparkasse, die an die Mittelhalle anschließen, liegen sämtlich bankmäßig übersichtlich und einheitlich geordnet offen und reichen bis an die Straßenfronten Es sind nur einzelne besondere Räume abgeschlossen und zwar vorn links an der Ecke zum Rathausplatz ein Sitzungszimmer mit Nebenraum, Fernsprechzellen, eingebaute Schränke usw., die sich durch die Trapezform ergeben mußten, und vorne rechts zur Freitigrathstraße hin das Direktorzimmer und ein Vorzimmer dazu, ferner gleichfalls aus erwähntem Grund einzurichtende Nebenräume usw. Außerdem ist noch ein besonderer Raum für die Stenotypistinnen usm vorgesehen.
Die drei Obergeschosse werden grundsätzlich als Wohnungen eingerichtet
und zwar sind in jedem Geschoß gleichmäßig je eine Wohnung mit 3. 6 und 7 Räumen vorgesehen, einschließlich Küche. Die Küche liegt zum Hof, sämtliche Wohnräume zur Straße hin. Neben den Küchen sind noch Speisekammer, Badezimmer und Balkon vorgesehen. Das Dachgeschoß wird noch zum Teil zu Dachstuben und Kammern ausgebaut, und zwar werden diese teils den Wohnungen, teils der Sparkasse zugeteilt. Ob es indessen zur Einrichtung von Wohnungen vorerst kommt, ist eine besondere Frage, über die endgültig noch zu entschließen oder zu entscheiden ein wird.
Bekanntlich ist ja ein besonderes Gebäude zur Einrichtung von städtischen Büros, welches diesen Baublock, auf dem der Polizeiamtsneubau bald fertig vorhanden ist und auf dem als zweites die städtische Sparkasse errichtet werden soll, voll geschlossen hätte, von den Stadtverordneten abgelehnt worden. Der Beschluß der Stadtverordneten möge ehrenvoll bestehen, er ist mit der Sorge verknüpft, daß die für eine volle Bebauung aufzunehmende Bausumme zu verzinsen war. Da die Entwicklung schließlich nicht mit solcher Sorge erzwungen werden braucht, bleibt es der Sparkasse anheimgestellt, den Entwicklungsgang voll hinauszuführen. Eines schönen Tages, vielleicht erst in 20 Jahren, wird dann dieser Baublock voll bebaut sein, so lange wird man die Hinterfront des Polizeiamtsgebäudes die Brandgiebel dieses Gebäudes und der Sparkasse ertragen müssen, und so lange wird man die keineswren# erfreuliche Aussicht auf das Gefängnis haben. Diese Sicht ist keineswegs verlockend, da der Baublock zwischen Bebel=, Freiligrath= und Markgrafenstraße bald voll bebaut wird.
Die Zukunft also wird doch wohl lehren, ob es richtig war, diesen geplanten Neubau für städtische Büros zur Vervollständigung des Polizeigrundstückes abzulehnen und dafür ein paar Sorgen weniger zu haben. Es hätten ja schließlich die städtischen Gebäude, in denen die Büros nach wie vor zerstreut liegen werden, anderweitig zinsbar gemacht werden können. Dadurch hätten sich die für den abgelehnten Neubau aufzubringenden Zinsen ziemlich ausgleichen lassen.
Das Bild der Vorderfront für den Sparkassenneubau wird ein anderes wie das des Polizeiamtsgebäudes. Es haben ja auch ganz verschiedene Geister daran geschaftt. Eines wie das andere wird eine baukünstlerische Leistung, und zwar wird die Front des Sparkassenneubaues wie die Front des Polizeiamtsgebäudes Klinkerverblendung erhalten und besondere Bauteile werden mit Muschelkalk ins Bild gestellt erscheinen. Diese besonderen Bauteile sind die beiden vorerwähnten Treppenhäuser als stolze Vertikalen.
Als dritte Vertikale wird das Eingangsportal mit der Mittelachse der abgeschrägten Front ins Fassadenbild treten. Diese Mittelachse wird ganz in Muschelkalk ausgeführt und die Fensterreihe von unten bis oben wird mit Muschelkalk gerahmt; desgleichen die Treppenhauseingänge. Als kräftige Horizontale wird die Flucht sehr breiter Fenster für das Erdgeschoß zwischen Fensterbankgesims und Gurtgesims gleichfalls in Muschelkalk gefaßt.
Die Treppenhäuser links und rechts werden um etwa drei Meter über das Hauptgesims hinausreichen, und so wird ein Uebergang zwischen den Dächern der beiden Bauten hergestellt. Das Dach des Sparkassengebäudes wird als hohes Satteldach ausgebildet. Für die einzurichtenden Dachkammern werden breite Dachhäuschen vorzusehen sein Das Kellergeschoß wird 2.60 Meter hoch, darin der Heizungskeller 90 Zentimeter tiefer.
Die Höhe für das Untergeschoß wird drei, für das Erdgeschoß vier und für das Obergeschoß se 3,20 Meter betragen.
Die Fronthöhe vom Bürgersteig bis Oberkantehauptgesimsplatte wird im Treppenhaus 16,38 Weter betragen. Bis zur Ecke steigt die Straße auf zwei Zentimeter je Meter an und fällt gleichmäßig zum Hof des Polizeiamtsgebäudes wieder ab.
Der Beginn der Ausführungsarbeiten wird etwa Ende dieses Monats erfolgen. Bei regelmäßigem Fortschreiten dürfte die Fertigstellung bis zur Ingebrauchnahme bis etwa Juni oder Juli nächsten Jahres erfolgen können. Der Vorentwurf und die Ausführungspläne hat Architekt [Bernhard] Dierks bearbeitet.