Biotophon - Union - City - Lito - Ein Lichtspielhaus für Wanne

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Biotophon - Union - City - Lito
Eröffnet: 1908
Adresse: Hauptstraße 232
Saal: Nein
Ortsteil: Wanne
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Letzte Änderung: 06.12.2025
Geändert von: Thorsten Schmidt


Das erste Kino in Wanne-Eickel: Eine kleine Zeitreise

Die Geburt des Kinos in Wanne-Eickel liegt früher, als viele glauben. Zwar gilt oft das kommunale Kino in Eickel als Beginn der heimischen Kinoära – tatsächlich aber spielte bereits 1908 ein Lichtspieltheater eine Hauptrolle. Das Amt Wanne musste damals über eine Betriebsgenehmigung für ein Theater entscheiden, das den ungewöhnlichen Namen Biotophontheater tragen sollte. Geplant war der Standort an der Ecke Friedhofstraße/Bahnhofstraße, dem heutigen Wanner Straße/Hauptstraße. Am 9. März 1908 wurde es bereits in der Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung mit den Worten "Wanne, 9. März. Das sich hier an der Ecke Bahnhof= und Friedhofstraße befindliche Biotophon=Theater hat ein sehr reichhaltiges und sehenswürdiges Programm aufzuweisen", beworben. Eines der ersten Stücke war das "Oberammergauer-Passionsfestspiel".[1]

Kurz nach der Eröffnung entstand ein Brand im "Operationsraum" der auch auf die Decke des Zuschauerraumes übergriff. Kein kleiner Schaden.[2]. Die Betreiberfirma Jacob Goldstaub aus Bochum und Herne ging darüber bankrott. Nach der Renovierung wurde der Betrieb vom Wanner W. Haverkamp weitergeführt.

1922 wurde der Zungenbrechername auf Biophon verkürzt und 1929 schließlich in Union-Theater umbenannt. 1933 erhielt es den Namen City-Theater, verbunden mit einem Umbau, Renovierungen und modernster Technik. Während des Zweiten Weltkrieges 1941 erhielt es den Namen, den viele Wanne-Eickeler bis heute kennen: Lito-Theater. Nach seiner Zerstörung im Krieg wurde es schnell wieder aufgebaut und bereits im September 1945 erneut eröffnet – allerdings nicht mehr als Spitzenkino.

Das Lito spielte vor allem B-Movies und Zweitverwertungen. Seit den Kriegsjahren gehörte es zum Kino-„Imperium“ der Familie Zinn, die mit dem Astoria und der Lichtburg bereits zwei große Kinos an der Wanner Hauptstraße betrieben. Da Filmverleiher ihre Streifen inzwischen nur noch im Paket anboten, waren Kinobetreiber gezwungen, neben Kassenschlagern auch schwächere Filme zu zeigen. Wer mehrere Kinos besaß, wie die Zinns, konnte eines davon als „Schrammelkino“ nutzen – das Lito fiel in diese Kategorie. Zudem machte es sich als erstes „Geruchskino“ Wanne-Eickels einen kuriosen Namen: Der Duft stammte allerdings nicht aus dem Kino selbst, sondern vom benachbarten Fischhaus Lichte.

Das Lito-Theater blieb bis August 1976 aktiv. Danach wurde ein großer Teil des Saals abgerissen, das historische Foyer umgestaltet und diente fortan als Drogeriemarkt bzw. KODI – ein Stück Kinogeschichte, das Wanne-Eickel bis heute prägt.

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