Kriegerdenkmal (1883): Unterschied zwischen den Versionen

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Das Ergebniss dieser Veranstalltung wurde wie folgt beschrieben:
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:Herner Zeitung: [[19. Juni]] 1875:  
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::''In der auf Einladung des Herrn Amtsverwalters Hesse am Donnerstag abend stattgefundenen Versammlung wurde beschlossen, ein würdiges Denkmal den im Kriege 1870-71 Gefallenen der hiesigen Gemeinde zu errichten. Wenn die hierzu aus Gemeindemitteln veranschlagte Summe nicht ausreicht, soll noch eine freiwillige Sammlung stattfinden.''
::''In der auf Einladung des Herrn Amtsverwalters Hesse am Donnerstag abend stattgefundenen Versammlung wurde beschlossen, ein würdiges Denkmal den im Kriege 1870-71 Gefallenen der hiesigen Gemeinde zu errichten. Wenn die hierzu aus Gemeindemitteln veranschlagte Summe nicht ausreicht, soll noch eine freiwillige Sammlung stattfinden.''<br />
*Herner Zeitung: 02. September 1875: ''Zugleich möchten wir bei dieser Gelegenheit noch etwas anderes wiederum antegen. Wie wir vernommen, hat die vertretung der evangelischen gemeinde in ihrer letzten Sitzung einen Antrag auf Niederlegung der alten Mauer um die neue Kirche abgelehnt. Die Gründe dafür sind trotz allen Nachdenkens nicht recht klar geworden. Wenn jetzt der Graben zugeschüttet und die Mauer niedergelegt würde, so wäre damit ein schöner freier Platz gewonnen, welcher dem prächtigen Gebäude erst recht zur Zirde gereichte und vollen Geltung zu bringen.Wenn dann ferner, wie es hoffentlich geschehen wird, an der Ecke dieses Kirchplatzes das zu errichtende Kriegerdenkmal seine Stätte findet, in seiner ganzen Anlage übereinstimmend mit der Architektur des Gotteshauses, so besitz Herne an seiner Hauptstraße einen Platz, um den es mancher Nachbarort beneiden wird. Wir sind überzeugt, daß es nur dieser Andeutung bedarf, um die Vorstände der politischen, wie kirchlichen Gemeinde enzutreiben, Hand in Hand mit dieser ebenso zweckmäßigen als naheliegenden, ebenso schönen, als nur mit ganz geringen Kosten verbundenen Veränderung möglichste bald voran zu gehen.''
Doch sei einfach war es nicht, da der angedachte Platz zuerst gar nicht so schön wie geplant werden sollte:
 
:Herner Zeitung: [[2. September]] 1875:
Das Geld reichte nicht, und der Kriegerverein spendete einen großen Beitrag.  Deshalb baute man zunächst eine Pyramide aus Aschebrocken vom Kesselhaus der nahegelegenen Zeche Shamrock I/II und Findlingen vom Stimberg in der Haardt, beides mit Zement vermengt. Bekrönt wurde das ganze von einem Zinkadler nach dem Vorbild des bedeutenden Bildhauers '''Christian Daniel Rauch''' (* 2. Januar 1777 in Arolsen (damaliges Fürstentum Waldeck) in Hessen; † 3. Dezember 1857 in Dresden) geschaffen ([http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/show?id=165616 Abbildung]). Das umschließende Gitter war aus Eisen nach Straßbuger Muster. Das Denkmal selber stand auf Kirchengrund. Am 2. September 1883 fand die feierliche Enthüllung des Denkmals statt.
::''Zugleich möchten wir bei dieser Gelegenheit noch etwas anderes wiederum anregen. Wie wir vernommen, hat die Vertretung der evangelischen Gemeinde in ihrer letzten Sitzung einen Antrag auf Niederlegung der alten Mauer um die neue Kirche abgelehnt. Die Gründe dafür sind trotz allen Nachdenkens nicht recht klar geworden. Wenn jetzt der Graben zugeschüttet und die Mauer niedergelegt würde, so wäre damit ein schöner freier Platz gewonnen, welcher dem prächtigen Gebäude erst recht zur Zirde gereichte und vollen Geltung zu bringen. Wenn dann ferner, wie es hoffentlich geschehen wird, an der Ecke dieses Kirchplatzes das zu errichtende Kriegerdenkmal seine Stätte findet, in seiner ganzen Anlage übereinstimmend mit der Architektur des Gotteshauses, so besitz Herne an seiner Hauptstraße einen Platz, um den es mancher Nachbarort beneiden wird. Wir sind überzeugt, daß es nur dieser Andeutung bedarf, um die Vorstände der politischen, wie kirchlichen Gemeinde enzutreiben, Hand in Hand mit dieser ebenso zweckmäßigen als naheliegenden, ebenso schönen, als nur mit ganz geringen Kosten verbundenen Veränderung möglichste bald voran zu gehen.''<br />
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Nichts desto trotz begannen die Planungen, aber das Geld reichte nicht und der Kriegerverein spendete einen großen Beitrag um das Unternehmen zum Abschluss zu bringenZur ausführung kam dann das auf den Bildern zu sehende Denkmal. Man errichtete zunächst eine Pyramide aus Aschebrocken vom Kesselhaus der nahegelegenen [[Zeche Shamrock]] I/II und Findlingen vom Stimberg in der Haardt, beides mit Zement vermengt. Bekrönt wurde das ganze von einem Zinkadler nach dem Vorbild des bedeutenden Bildhauers '''Christian Daniel Rauch'''<ref> (* 2. Januar 1777 in Arolsen (damaliges Fürstentum Waldeck) in Hessen; † 3. Dezember 1857 in Dresden) geschaffen ([http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/show?id=165616 Abbildung])</ref>. Das umschließende Gitter war aus Eisen nach sogenannten Straßburger Muster. Das Denkmal selber stand dabei auf Kirchengrund. <br />
Am [[2. September]] [[1883]], rund acht Jahre nach Beginn der Planung, fand die feierliche Enthüllung des Denkmals statt.
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|Zum Andenken
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Die Namen wurden der oben beschriebenen Steintafel entnommen, welche 1912 im Rathaus befestigt wurde. Schon bei der Enthüllung wurde das Fehlen der Eintragung ''Johann Weyhofen'' festgestellt.
Die Namen wurden der oben beschriebenen Steintafel entnommen, welche [[1912]] im damals neuen [[Rathaus (Herne)|Rathaus]] angebracht wurde. <br />
 
Schon bei der ersten Enthüllung kurz nach 1871 wurde das Fehlen der Eintragung ''Johann Weyhofen'' festgestellt.<br />
Aus verkehrstechnischen Gründen wurde das Denkmal 1938 abgebrochen. Die Bronzetafeln wurden an einer Hausmauer neben der Kirche angebracht, dieses Haus   wiederum wurde 1969 abgebrochen.
55 Jahre stand das Denkmal an seinem Platz. Da das Kirchengitter und auch das dem Denkmal umgebenen Denkmälern nicht mehr in die Zeit passten wurde das Denkmal 1938 aus verkehrstechnischen Gründen abgebrochen. Die drei Bronzetafeln wurden anschließend an einer Hausmauer des benachbarten Hauses an der Bahnhofstraße neben der Kirche angebracht. Dieses Haus wiederum wurde zugunsten der Neugestaltungsplänen der Herner Innenstadt 1969 abgebrochen.<br />
Der verbleib der Tafeln liegt im Dunkeln.


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Version vom 20. März 2016, 14:06 Uhr

Die Honorationen des Dorfes Herne im Amt Herne wünschten, wie es zu dieser Zeit im jungen Kaiserreich üblich war, ihren gefallenen Mitbürgern des Deutsch-Französischen Krieges ein Denkmal zu setzten. Dieses geschah mit einer an der Begrenzungsmauer des Pastorengartens, seit Mai 1873 Bauplatz der neuen evangelischen Hauptkirche, an der nach Westen abschließenden Ecke des belebten Marktplatzes der Gemeinde direkt an der Kreuzung zur Landchaussee, der heutigen Bahnhofstraße, angebrachten Gedenktafel.
Dieser Standort war jedoch nur provisorisch eingerichtet, denn es war nötig geworden einen anderen Platz zu finden.
Dazu erfolgte zuerst eine:

Herner Zeitung: 12. Juni 1875:
Einladung! Bei der im Herbst bevorstehenden Fertigstellung der hiesigen neuen evangelischen Kirche wird auch mit der voraussichtlich fallenden Kirchplatzmauer die Frage herantreten, wo wir mit der an der Mauer geklebten Tafel bleiben, die das Andenken an die im Feldzuge 1870-71 Gefallenen des Ortes ehren soll. Ich erlaube mir hiermit sämtliche Herren, die sich für das mehrfach angeregte Projekt, ein der Sache und dem Orte würdiges Denkmal zu errichten, interessieren, auf Donnerstag, den 17. Juni, abends 7 Uhr zu einer Besprechung im Saale des Herrn Werminghoff hanz ergebenst einzuladen. Herne, den 1. Juni 1875. Der Amtsverwalter: Hesse.

Das Ergebniss dieser Veranstalltung wurde wie folgt beschrieben:

Herner Zeitung: 19. Juni 1875:
In der auf Einladung des Herrn Amtsverwalters Hesse am Donnerstag abend stattgefundenen Versammlung wurde beschlossen, ein würdiges Denkmal den im Kriege 1870-71 Gefallenen der hiesigen Gemeinde zu errichten. Wenn die hierzu aus Gemeindemitteln veranschlagte Summe nicht ausreicht, soll noch eine freiwillige Sammlung stattfinden.

Doch sei einfach war es nicht, da der angedachte Platz zuerst gar nicht so schön wie geplant werden sollte:

Herner Zeitung: 2. September 1875:
Zugleich möchten wir bei dieser Gelegenheit noch etwas anderes wiederum anregen. Wie wir vernommen, hat die Vertretung der evangelischen Gemeinde in ihrer letzten Sitzung einen Antrag auf Niederlegung der alten Mauer um die neue Kirche abgelehnt. Die Gründe dafür sind trotz allen Nachdenkens nicht recht klar geworden. Wenn jetzt der Graben zugeschüttet und die Mauer niedergelegt würde, so wäre damit ein schöner freier Platz gewonnen, welcher dem prächtigen Gebäude erst recht zur Zirde gereichte und vollen Geltung zu bringen. Wenn dann ferner, wie es hoffentlich geschehen wird, an der Ecke dieses Kirchplatzes das zu errichtende Kriegerdenkmal seine Stätte findet, in seiner ganzen Anlage übereinstimmend mit der Architektur des Gotteshauses, so besitz Herne an seiner Hauptstraße einen Platz, um den es mancher Nachbarort beneiden wird. Wir sind überzeugt, daß es nur dieser Andeutung bedarf, um die Vorstände der politischen, wie kirchlichen Gemeinde enzutreiben, Hand in Hand mit dieser ebenso zweckmäßigen als naheliegenden, ebenso schönen, als nur mit ganz geringen Kosten verbundenen Veränderung möglichste bald voran zu gehen.


Nichts desto trotz begannen die Planungen, aber das Geld reichte nicht und der Kriegerverein spendete einen großen Beitrag um das Unternehmen zum Abschluss zu bringen. Zur ausführung kam dann das auf den Bildern zu sehende Denkmal. Man errichtete zunächst eine Pyramide aus Aschebrocken vom Kesselhaus der nahegelegenen Zeche Shamrock I/II und Findlingen vom Stimberg in der Haardt, beides mit Zement vermengt. Bekrönt wurde das ganze von einem Zinkadler nach dem Vorbild des bedeutenden Bildhauers Christian Daniel Rauch[1]. Das umschließende Gitter war aus Eisen nach sogenannten Straßburger Muster. Das Denkmal selber stand dabei auf Kirchengrund.
Am 2. September 1883, rund acht Jahre nach Beginn der Planung, fand die feierliche Enthüllung des Denkmals statt.

Inschrift

  • Die mittlere Inschriftentafel hatte folgende Inschrift:
Zum Andenken
an unsere
im Feldzuge 1870/71
gebliebenen Krieger.
Der Amtsbezirk Herne
  • Die linke Tafelinschrift lautete:
Es starben für das Vaterland:
Heinrich Boos Wilhelm Schünemann
Wilhelm Emmerich Kaspar Tinnemann
Heinrich Frackmann Heinrich Wiemann
Heinrich Hülsmann August Wildhagen
  • Die rechte Tafelinschrift lautete:
Es starben für das Vaterland:
Wilhelm Baukau Karl Kirchhoff
Peter Eickmann Georg Stemmermann
Heinrich Erfkämper Friedrich Wesselmann
Heinrich Hasenkämper

Die Namen wurden der oben beschriebenen Steintafel entnommen, welche 1912 im damals neuen Rathaus angebracht wurde.
Schon bei der ersten Enthüllung kurz nach 1871 wurde das Fehlen der Eintragung Johann Weyhofen festgestellt.
55 Jahre stand das Denkmal an seinem Platz. Da das Kirchengitter und auch das dem Denkmal umgebenen Denkmälern nicht mehr in die Zeit passten wurde das Denkmal 1938 aus verkehrstechnischen Gründen abgebrochen. Die drei Bronzetafeln wurden anschließend an einer Hausmauer des benachbarten Hauses an der Bahnhofstraße neben der Kirche angebracht. Dieses Haus wiederum wurde zugunsten der Neugestaltungsplänen der Herner Innenstadt 1969 abgebrochen.
Der verbleib der Tafeln liegt im Dunkeln.

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Quellen

  1. (* 2. Januar 1777 in Arolsen (damaliges Fürstentum Waldeck) in Hessen; † 3. Dezember 1857 in Dresden) geschaffen (Abbildung)