Internationale Bauausstellung Emscherpark
Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA Emscher Park)
Strukturwandel zwischen Emscher und Lippe – Herne im Fokus
Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) war ein von 1989 bis 1999 laufendes Strukturförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen zur umfassenden Erneuerung der industriell geprägten Region entlang der Emscher. Ziel war es, ökologische Schäden zu beheben, Industriebrachen zu revitalisieren und das negative Image der Region zu überwinden. Auch die Stadt Herne gehörte zum zentralen Wirkungsgebiet der IBA.[1]
Herne profitierte insbesondere durch Projekte im Regionalen Grünzug D, der den Resser Wald und die Stadtgrenze zu Gelsenkirchen umfasst. Hier wurde unter anderem die denkmalgeschützte Fleute Brücke restauriert und in das neue Fuß- und Radwegenetz eingebunden.[2]
Projektgebiet und Trägerschaft
Das IBA-Gebiet umfasste ca. 800 km² in 17 Städten zwischen Duisburg und Dortmund. Träger war die IBA Emscher Park GmbH, eine landeseigene Gesellschaft mit Sitz in Gelsenkirchen. Die politische Steuerung lag beim nordrhein-westfälischen Bauministerium unter Minister Christoph Zöpel (SPD).[3]
Herne war über die Mitgliedschaft im Kommunalverband Ruhr (heute RVR) sowie über projektbezogene Maßnahmen unmittelbar eingebunden.
Ziele und Leitprojekte
Die IBA war keine klassische Ausstellung, sondern ein langfristiger Entwicklungsprozess. Sie basierte auf sieben thematischen Leitprojekten, darunter:
- Umbau des Emschersystems (Emscherumbau)
- Wiedervernetzung von Landschaftsräumen durch Grünzüge
- Erhalt und Umnutzung von Industriebauten
- Städtebauliche Aufwertung durch Wohn- und Kulturprojekte[4]
Herne war vor allem in den Bereichen Landschaftsumbau, Industriekultur und Infrastrukturentwicklung eingebunden.
Konkrete Maßnahmen in Herne
Grünzug D und Fleuthe-Brücke
Ein zentrales Herner Projekt war die Revitalisierung des Grünzugs D, der sich durch den Stadtteil Unser Fritz bis in den Resser Wald zieht. Die historische Fleuthe-Brücke – eine Steinbogenbrücke aus dem Jahr 1853, ehemals Teil des Gahlenschen Kohlenwegs – wurde mit Landesmitteln von 150.000 DM restauriert und in das neu geschaffene Fuß- und Radwegenetz eingebunden.[5][6]
Verbindung zur Industriekultur
Auch für die Route der Industriekultur, die im Zuge der IBA entwickelt wurde, lieferte Herne mehrere Stationen: darunter die Zeche Unser Fritz mit Künstlerzeche und der Kulturstandort Flottmann-Hallen, die beide denkmalgerecht umgenutzt wurden.[7]
Zudem wurde durch die Einbindung in das neue touristische Konzept die Sichtbarkeit der Herner Industriedenkmäler verbessert, etwa entlang des Rhein-Herne-Kanals, der im IBA-Kontext als "blaue Infrastruktur" neu interpretiert wurde.
Bedeutung für Stadtentwicklung und Denkmalpflege
Die IBA verband in Herne wie in der gesamten Region Denkmalpflege, Naturschutz, Verkehrsplanung und Stadtentwicklung miteinander. Der Fokus lag auf der Wiederverbindung zerschnittener Räume, der Erlebbarmachung von Geschichte und der Aufwertung des öffentlichen Raums – insbesondere in vormals vernachlässigten Quartieren entlang der Emscher.
Die Projekte trugen dazu bei, dass Herne als Teil eines zusammenhängenden postindustriellen Landschaftsraums neu verortet wurde.[8]
Bewertung und Folgen
In der Rückschau gilt die IBA Emscher Park als Modellprojekt europäischen Rangs, das durch seine langfristige Planung, interdisziplinäre Ausrichtung und exemplarische Umsetzungen Maßstäbe setzte. In Herne blieben viele IBA-Maßnahmen dauerhaft sichtbar – insbesondere im Bereich der Grün- und Wasserinfrastruktur.
Trotzdem blieb der direkte wirtschaftliche Effekt begrenzt: Die angestrebte Ansiedlung neuer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen in Herne blieb weit hinter den Erwartungen zurück.[9]
Literatur und Quellen
Literatur
- Karl Ganser: Liebe auf den zweiten Blick. Internationale Bauausstellung Emscher Park. Harenberg, Dortmund 1999, ISBN: 3-611-00824-9
- Roland Günter: Im Tal der Könige. Ein Reisebuch zu Emscher, Rhein und Ruhr. Klartext Verlag, Essen 1994, (im Auftrag der IBA Emscher Park) ISBN: 3-88474-044-X
- Peter Liedtke: Skulptur Emscherpark, Ausstellungskatalog der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, Oberhausen 2001
- Christa Reicher/Thorsten Schauz: IBA Emscher Park. Die Wohnprojekte 10 Jahre danach, Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN: 978-3-8375-0255-8
- Ministerium für Stadtentwicklung NRW: *Abschlussbericht IBA Emscher Park*, Düsseldorf 2000
- IBA Emscher Park GmbH: *Die sieben Leitprojekte*, Broschüre 1995
- Christoph Zöpel: *Bauausstellungen als Instrumente regionaler Erneuerung*, in: RaumPlanung, 1999
- Stadtarchiv Herne: *Denkmalliste Herne – Eintrag Fleuthebrücke*, 1992
- WAZ, 16. Mai 1994
- Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS): *Evaluation der IBA Emscher Park*, 2001
- LWL: *Route Industriekultur*, Zugriff 2024
Weblinks
- IBA Emscher Park
- Uni zeigt IBA
- IBA-Projekt-Übersicht
- Westfalen regional: Projekte der städtebaulichen Erneuerung im Rahmen der IBA Emscher Park
- Forschungsprojekt der TU Dortmund zur IBA Emscher Park und Aktualisierung der Projekte 2008
Verwandte Artikel
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- Fleuthe Brücke (← Links)
- Gewerbepark Hibernia (← Links)
Einzelnachweise
- ↑ Ministerium für Stadtentwicklung NRW: *Abschlussbericht IBA Emscher Park*, Düsseldorf 2000
- ↑ WAZ, 16. Mai 1994
- ↑ Christoph Zöpel: "Bauausstellungen als Instrumente regionaler Erneuerung", in: RaumPlanung, 1999
- ↑ IBA Emscher Park GmbH: *Die sieben Leitprojekte*, Broschüre 1995
- ↑ Stadtarchiv Herne: *Denkmalliste Herne – Eintrag Fleuthebrücke*, 1992
- ↑ WAZ, 16. Mai 1994
- ↑ LWL: Route Industriekultur, 2024
- ↑ Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS): *Evaluation der IBA*, 2001
- ↑ ILS: *Evaluation der IBA Emscher Park*, Dortmund 2001
