Herner Eisenhütte
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Die „Herner Eisenhütte“ war ein eisenverarbeitendes Unternehmen in Herne, welches nach Konkurs und Wiederöffnung in der Maschinenfabrik A. Beien GmbH aufgegangen ist.
Die Geschichte der Herner Eisenhütte
Herne, als aufstrebender Ort erlebte „Trotz der durchweg unbefriedigenden Lage der Eisenindustrie“ [1] eine Firmengründung: Die „Herner Eisenhütte“ AG.
Die Kölnische Zeitung veröffentlichte dazu am 17. Januar 1876 folgende Bekanntmachung:
In unser Gesellschafts= Register ist unter Nr. 245 zufolge Verfügung vom 8. Januar d. Js. heute die Actien=Gesellschaft Herner Eisenhütte mit dem Sitze zu Herne eingetragen werden. Dieselbe gründet sich auf das Statut vom 23. December 1875. Gegenstand des auf eine bestimmte Zeit nicht beschränkten Unternehmens ist die Fabrication und der Verkauf von Eisenguß, Hammereisen, Maschinen und Schmiedestücken. Das Grund=Capital beträgt dreihunderttausend Mark und zerfällt in 600 auf den Inhaber lautende Actien à 500 Mark. Die Erhöhung des Grundkapitals bis auf fünfhunderttausend Mark steht dem Aufsichtsrath zu. Die von der Gesellschaft ausgehenden Bekanntmachungen erfolgen unter der Firma der Gesellschaft durch die Direction und sind, wie alle Urkunden und Erklärungen der Direction, rechtsgültig, wenn sie von zwei Directions=Mitgliedern oder von einem solchen und einem durch den Aufsichtsrath zu diesem Zweck zu ernennenden Mitglied des Aufsichtsraths unter der Gesellschafts=Firma mit ihrer Namensunterschrift unterzeichnet sind. Die Publicationen erfolgen durch die Essener Zeitung und die Berliner Börsenzeitung. Gegenwärtig besteht der Vorstand aus dem Fabricanten Albert Sickel und dem Director Wilhelm Langenscheid, beide zu Herne wohnhaft. Von Seiten des Aufsichtsraths ist zum Mitzeichnen der Gesellschafts=Firma an Stelle eines Vorstands-Mitgliedes der Ingenieur Ludwig Wedigen zu Bochum bestellt. Bochum, den 10. Januar 1876. Königliches Kreisgericht. [2]
Conrad Albert Sickel wurde am 6. Januar 1844 in Leipzig als Sohn des Advokaten Robert Sickel und seiner Frau Eleonore Lissfelde geboren. 1871 tritt er als Ingenieur der Zeche von der Heydt erstmals in Erscheinung. Anlässlich seiner Hochzeit mit Alwine Weusthoff (1843-n.1917) aus Herne, der Witwe des Landwirts Heinrich Rensinghoff (1837-1868) und Schwägerin des Sparkassenrendanten Wilhelm Sprick.
Wie die Geschäfte gingen, kann der Chronist nicht beantworten. Es wurden in Zeitungen jedenfalls tüchtige Mitarbeiter gesucht. Jedoch verschwand am 22. November 1876 der Schwager Wilhelm. Bei der Prüfung der faulen Hypotheken könnte es auch bei diesem Unternehmen zu gewissen, nennen wir es einfacher halber mal, Unregelmäßigkeiten gekommen sein!?! Denn schon am 4. Juli 1879 vermeldete die Rhein- und Ruhr Zeitung in einer öffentlichen Bekanntmachung folgendes:
„Die Herner Eisenhütte zu Herne, welche noch im Betriebe befindlich, auf die Sparkasse in Herne übergegangen, ist mit allen dazu gehörigen Inventarstücken, als: Modelle, Oefen, Drehereien, Maschinen ec. zu verkaufen oder auch zu verpachten. Etwaige Offerten sind innerhalb 4 Wochen bei dem Rendanten von Carnap in Herne einzureichen, der bereit ist, das Etablissement, unmittelbar an der Köln-Mindener Bahn gelegen, den Reflectanten zu zeigen.“ [3]
Der Ex-Fabrikbesitzer Albert Sickel zog nach dem Konkurs, der 1879/1880 auch weitere Immobilien in Herne umfasste, mit Frau und Kindern (Sohn Ernst Sickel wurde Architekt (1872-1935)) zunächst nach Düsseldorf, später nach Köln, wo er im Februar 1917 verstarb. Er wohnte bis dahin im Haus Schaeferstraße 1 das ebenfalls über die Konkursmasse verlustig gegangen ist.
Keiner wollte den Betrieb haben, trotz mannigfacher Versuche der Sparkasse diese zu verkaufen bzw. zu verpachten.
Erst am 24. Januar 1882 verdichten sich die Gerüchte. Die Wattenscheider Zeitung vermeldet:
„Herne. Wie uns aus sicherer Quelle mitgeteilt wird, ist die Herner Eisenhütte (vormals Sickel u. Comp.) für den Betrag von 20.000 Mark vorbehaltlich höherer Genehmigung Seitens der Sparkassenverwaltung an Herrn Schmiedemeister Albrink verkauft. Es gehört jedoch zu dem verkauften Complex nicht das Hammerwerk. Hoffentlich sehen wir das Werk bald wieder im lebhaften Betriebe.“[4]
Wilhelm Albring wurde am Heiligen Abend 1839 als Sohn des Landwirtes Franz Albring und dessen Ehefrau Elisabeth Sassenhoff in Crange geboren und in der Cranger Kirche vom Eickeler Kaplan Schrepping katholisch getauft. Sein Berufsleben suchte er in der Schmiedekunst. Er heiratete zwei Mal. Beide Ehen schloss er in Ahlen, die erste am 21. November 1868 mit Margarethe Dildrup (1841-1871), die zweite am 5. Oktober 1871 mit Johanna Drees (1845-1918). Mit der letzten hatte er 7 Kinder. Unter anderen verbanden sich die Kinder mit den Familien Meinberg und Berlage. Ihr Sohn Franz Stephan (1883-1978) gründete in Dortmund, zuvor in Schwelm von 1912-1933 als Studienrat tätig, die Albert-Schweitzer Gesellschaft, mit dem er auch eine enge Freundschaftliche Beziehung führte. Sein Sohn Werner Albring (1914-2007) war ein deutscher Ingenieur und Hochschullehrer auf dem Gebiet der Strömungsmechanik[5].
Doch zurück zum Herner Hüttenwerk.
Mehrer Inserate zeigen einen weiteren positiven Verlauf, doch erst am 26. Mai 1884 wird die Firma „Herner Eisenhütte W. Albring“ offiziell unter der Nr. 918 im Handels.-Register zu Bochum eingetragen.[6] Am 3. Juni 1884 wird in der Berg-, Hüttenwesen und Industriezeitung „Der Berggeist“ erstmals ein Patent (A. 1048) der Firma W. Albring Herner Eisenhütte – Wilhelmstraße 28 über eine „Feststellvorrichtung an Kippwagen“ als angemeldet angegeben.[7]
Die Berliner Börsen-Zeitung berichtet in ihrer Abend-Ausgabe vom 22. Januar 1886 auf Seite 18:
„Handels-Register des Königl. Amtsgerichts zu Bochum: In unserem Firmen-Register ist am 16. Januar c. unter No. 279 vermerkt: Die Ingenieur Alex Beien zu Herne ist in das Geschäft des Fabrikbesitzers Wilhelm Albring daselbst als Gesellschafter eingetreten und ist unter No. 60 des Gesellschaftsregisters die am 1. Januar 1886 unter der Firma Herner Eisenhütte, W. Albring & Beien errichtet, offene Handelsgesellschaft zu Herne am selben Tage neu eingetragen und sind als Gesellschafter vermekt: 1. Der Fabrikbesitzer Wilhelm Albring, 2. Der Ingenieur Alex Beien, beide zu Herne.“[8]
Drei Tage später, am 25. Januar 1886 wird das selbe auch im Allgemeinen Anzeiger für Rheinland-Westphalen veröffentlicht. [9]
Zwei Jahre später trenne sich die Gesellschafter vertraglich und Alex Beien übernimmt das ganze. Die Geburtsstunde der Beien GmbH.„Handelsregister des Königl. Amtsgerichts zu Bochum. In unserem Gesellschaftregister ist unter No. 60, betrefend die Handelsgesellschaft Herner Eisenhütte W. Albring & Beien zu Herne am 14. Januar 1888 Folgendes eingetragen: Die Gesellschaft ist aufgelöst; das Geschäft ist durch Vertrag auf den Fabrikbesitzer Alex Beien zu Herne übergegangen, welcher dasselbe unter der Firma „Eisengiesserei und Maschinenfabrik Alex Beien“ weiterführen wird. In unserem Firmenregister ist sodann am nämlichen Tage unter No. 375 die Firma Eisengiesserei und Maschinenfabrik Alex Beien und als deren Inhaber der Fabrikbesitzer Alex Beien zu Herne eingetragen.“[10]
Jedenfalls ist das öffentliche Märchen, das Beien das alte bankrotte Hüttenwerk übernommen hatte, hiermit eindeutig widerlegt. Zuerst hat es Wilhelm Albring alleine nach dem Konkurs die Firma aufgekauft und einige Zeit später zuerst gemeinsam mit Beien das Unternehmen fortgeführt.
Wilhelm Albring gründet am 9. November 1888 die Handelsfirma W. Albring in Herne aus der später die Firma W. Albring Nachf. wird. Das Ladengeschäft befand sich zu Anfang im Hause Bahnhofstraße 33 und dann, nach dem Neubau des Hauses 1908/1909, bis zur Aufgabe bzw. Liquidation der Kommanditgesellschaft auf der Behrensstraße 2/4 in Herne, wo er auch wohnte.
Sein gleichnamiger Sohn Wilhelm Albring (geb. am 19. Juli 1874) erbte 1914 das Unternehmen und wurde eine wichtige Person in der Herner Geschäftswelt. Als Vorstandsmitglied der Vereinigten Kaufmannschaft Hernes, von 1921 bis 1932 Mitglied und von 1932 an 3. Stellvertretender Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer Bochum. Irgendwann danach übergab er das Geschäft an andere Personen und zog nach Bad Godesberg. Wir hören dort von ihm am 24. November 1944 in einer Tauschanzeige Schuhe gegen Kinderwagen und am 30. Januar 1945 wo er ein Mittransport eines Kohleofens aus Herne sucht. Am 12. Juli 1945 ist er in Bad Godesberg verstorben.
Zuletzt geführt von Peter Heise und Frau Dorothee einer geborenen Backhaus. Ihr Vater Ernst Backhaus (16. April 1896- 13. April 1979) war vom 5. Januar 1965 an bis zu seinem Tode Hauptinhaber der Gesellschaft mit der letzten Handelsregister Nummer 5303.
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Quellen
- ↑ Castroper Anzeiger vom 22. Januar 1876. Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Vgl. Wikepedia.de
- ↑ Kölnische Zeitung vom 3. Juni 1884. Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ [Der Berggeist: Zeitung für Berg-, Hüttenwesen u. Industrie - Google Books Google online]
- ↑ Berliner Börsenzeitung online.
- ↑ online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Berliner Börsenzeitung vom 17. Januar 1888 online