Hermann Eppenhoff
Hermann Eppenhoff (geboren 19. Mai 1919 in Wanne; gestorben 10. April 1992 in Gelsenkirchen) war ein deutscher Fußballspieler und -trainer. Er gewann als Spieler des FC Schalke 04 in den Jahren 1939, 1940 und 1942 die deutsche Meisterschaft und spielte dreimal in der Nationalmannschaft. Als Trainer von Borussia Dortmund gewann er 1963 ebenfalls die deutsche Meisterschaft sowie 1965 den DFB-Pokal. [1]
Ein Eickeler Gentleman auf der Trainerbank
Freitag, der 10. April 1992. Das Fußball-Revier triumphiert, zumindest dessen schwarz-gelbe Fraktion: Gerade hatte der BVB den Münchener Bajuwaren resolut aus den ledernen Beinkleidern geholfen – und sie mit einem satten 3:0 zurück an die Isar geschickt. Voller Genugtuung verlässt man das Westfalenstadion. Auch ein 72-jähriger Herr macht sich auf den Heimweg – ins vermeintlich feindliche Gelsenkirchen. Und dann, irgendwo zwischen diesen beiden Polen des Fußball-Reviers, passiert es: Ein Herz bleibt stehen. Hermann Eppenhoff stirbt am Steuer seines Autos.
Wie jeder weiß, herrscht zwischen den Vereinen des Ruhrgebiets eine freundliche Erzfeindschaft: Man wünscht sich gegenseitig in die Kreisliga C, und dort auf den letzten Tabellenplatz. Umso merkwürdiger, was im April 1992 geschah: Alle trugen Trauer. Die Dortmunder sowieso, Trainer Eppenhoff hatte 1963 die deutsche Meisterschaft an den Borsigplatz geholt. Doch auch in Duisburg war man dankbar: Eppenhoff hatte die Zebras 1966 ins Pokalfinale geführt. Nicht genug damit: Auch der VfL Bochum flaggte innerlich auf Halbmast – Eppenhoff hatte die vormals Unaufsteigbaren 1971 endlich in die Bundesliga geführt. Und am Schalker Markt reklamierte man die Trauer sowieso für sich, denn „der Hermann war doch ein Schalker Jung“!
Nicht ganz. Denn dieses faszinierende Fußballerleben begann in unserer faszinierenden Stadt, genauer: am 19. Mai 1919 auf dem Eickeler Bruch. Eppenhoff startete seine Karriere bei Teutonia Wanne, dann ging es zum Turnerbund Eickel, schließlich dorthin, wo damals der heißeste Fußball Wanne-Eickels gespielt wurde: Als 17-jähriger debütierte Eppenhoff bei der Spielvereinigung Röhlinghausen. Dort hatte er des öfteren das Vergnügen, gegen die Schalker Startruppe spielen zu dürfen. Und Ernst Kuzorra, die blau-weiße Eminenz, war sich eines Tages sicher: Dieser Jung muß zu uns. Gesagt, getan, 1938 kam Eppenhoff an die Glückauf-Kampfbahn – um sich sogleich in einer Meister-Elf wiederzufinden. Im legendären Finale von 1939 fegten die Knappen ihren Gegner, die Admira aus Wien, mit 9:0 vom Berliner Olympia-Rasen, und der Rechtsaußen diser galaktischen Gelsenkirchener hieß Hermann Eppenhoff. Es folgten zwei weitere Meisterschaften. Doch damit kein Ende: 1940 trug der 21-jährige Shooting Star erstmals das Nationaltrikot (Slowakei, 1:0). 1941 ließ Sepp Herberger den Eickeler Jungen als Mittelstürmer auflaufen, der Lohn: drei Buden beim 6:0 gegen Finnland.
Doch mittlerweile stand man mitten im Weltkrieg, und der war für so manchen Fußballer mehr als nur ein Karriereknick: Schalker Sturmkameraden von Eppenhoff ließen ihr Leben an der Front. Er selbst hatte jedoch enormes Glück: Ein hochdekorierter Luftwaffenmajor hatte es sich in den Kopf gesetzt, eine unschlagbare Fußballtruppe aufzubauen. So entstanden die „Roten Jäger“, in deren Sturm Eppenhoff zusammen mit Fritz Walter landete und bald auch wirbelte. Anekdotisch ist eine Begegnung gegen eine andere Soldatenmannschaft überliefert: Die Roten Jäger lagen 1:5 hinten, was Eppenhoff erheblich missfiel. So beschloss er, Fritz Walter endlich zur Ordnung zu rufen. Doch weil Eppenhoff ein Eickeler Gentleman war, brüllte er nicht etwa das proletarische „Fritz!“ über den Platz, sondern „Friedrich!“. Ganz wie es sich gehörte.
Das hatte zwei Effekte: Erstens gewannen die Roten Jäger noch 7:5. Und zweitens hatte Fritz Walter (der, nebenbei bemerkt, in der Tat Fritz hieß) für den Rest seines Lebens seinen Spitznamen weg: Friedrich.
Zurück aus der Krieggefangenschaft fand Eppenhoff am Schalker Markt eine schwierige Situation vor: Stars wie Szepan und Kuzorra hatten ihren Zenit überschritten, viele andere waren im Krieg geblieben. Eppenhoff bewies Führungsqualitäten: Als Mannschaftskapitän sorgte er dafür, dass der Sturz aufgefangen wurde. Erst mit 37 (und nach zwei Meniskus-Operationen) zog er das königsblaue Trikot aus. Um kurz darauf seine Trainer-Karriere zu starten, die ihn später übrigens noch zum VfB Stuttgart führte. 1975 fragte dann Werder Bremen an – doch Eppenhoff musste passen: Er hatte gerade einen Herzinfarkt hinter sich.
Seine letzten Jahre verbrachte er als allseits geschätzter Elder Sportsman. „Zu allererst bin ich Schalker“ meinte er kurz vor seinem Tod und spielte mit dem Gedanken, beim S 04 als Präsi zu kandidieren. Doch da hatte er die Rechnung ohne seine kluge Gattin gemacht: Die nämlich wusste, dass „herzkrank“ und „Schalke“ zwei Dinge sind, die wirklich nicht zusammengehen. Wenig später war’s zu Ende, auf dem Heimweg vom Fußballplatz. Tja.
Lassen wir einen Bochumer das Schlusswort über den größten Fußballer Wanne-Eickels sprechen. Hans Walitza, in den frühen 1970ern die Tormaschine des VfL: „Er war der beste Trainer, den ich je hatte. Absolut kompetent. Und ein Gentleman. Ein ganz feiner Mensch. Fast zu fein für dieses Geschäft.“
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2005
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Quellen
- ↑ Seite „Hermann Eppenhoff“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. November 2019, 10:19 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hermann_Eppenhoff&oldid=193772981 (Abgerufen: 24. Dezember 2019, 06:41 UTC)
- ↑ Aus: Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel 2 Noch mehr Mythen, Kult, Rekorde: Die Zeitreise geht weiter, Seiten 52 - 53
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