Auguste Sindermann

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Auguste Sindermann (geboren 23. Dezember 1891 in Obercastrop; gestorben 15. Juni 1971 in Herne) war eine deutsche Politikerin (SPD) und Geschäftsführerin des Kreisverbands Herne der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Auguste Sindermann

Leben

Auguste Sindermann war eine der verdientesten Sozialdemokratinnen in Herne. Sie gehörte zu den Frauen, die vor 100 Jahren zusammen mit Karl Hölkeskamp die Arbeiterwohlfahrt in Herne gegründet haben. Bereits 1909 trat sie in die SPD ein und war ihr Leben lang sozialpolitisch tätig. Die Werte des freiheitlich-demokratischen Sozialismus und der Arbeiterwohlfahrt: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit lebte sie in ganz besonderem Maße.

Not und Bedrängnis hat Auguste Sindermann in reichem Maße erfahren müssen. Sie ist am 23. Dezember 1891 als erstes von 18 Kindern in Obercastrop geboren. Sie hat an der Pflege und Erziehung ihrer Geschwister maßgeblichen Anteil gehabt und ihr ist es auch zu danken, dass sie und alle Geschwister einen erfolgreichen Lebensweg gehen konnten.

Am 12. Mai 1908 heiratete sie den Bergmann und späteren Polizisten Adolf Sindermann und folgte ihm nach Herne. Es liegt auf der Hand, dass sich nach dem 1. Weltkrieg die Frauen der ersten Stunde: Auguste Sindermann, Berta Seidel, Sophie Wenzel, Berta Schulz, Helene Günnel auch in der Kommunalpolitik engagierten. Das war für viele der alten Honoratioren gewöhnungsbedürftig. So begrüßte der Herner Anzeiger am 3. März 1919 unter der Überschrift "Die neuen Männer" auch zwei sozialdemokratische Frauen.

Auguste Sindermann wurde am 20. Mai 1928 als Stadtverordnete in den Rat der Stadt Herne gewählt. Von 1928 bis zum Beginn der Nazi-Herrschaft 1933 war Auguste Sindermann mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Ihre Schwerpunkte lagen im Sozial-, im Gesundheits- und im Jugendwohlfahrtsausschuss.

Um die Geschäftsstellen, die Einrichtungen und Konten der Arbeiterwohlfahrt (AWO) stritten sich die Nazi-Organisationen, besonders die NS-Arbeitsfront und die NS-Volkswohlfahrt.

Diese Zeit wird auch für Auguste Sindermann und ihre drei Kinder schlimm gewesen sein, sie verlor ihr Mandat in der Stadtverordnetenversammlung, ihr Mann wurde aus dem Dienst als Polizeibeamter entfernt und war zunächst arbeitslos. Ein Rückhalt war der Schrebergarten, den auch Auguste mit grünem Daumen bewirtschaftete. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes wurde Auguste Sindermann am 13. Oktober 1946 bei der ersten freien und geheimen Wahl erneut als Stadtverordnete in den Rat der Stadt Herne gewählt.

Neben Elisabeth Markowsky, Natalie Nixdorf, Else Zimmermann und Else Drenseck gehörte sie zu den fünf Frauen, die damals zum Herner Stadtparlament gehörten.

All diese Frauen haben mit ihrem Engagement gezeigt, dass sie die sozialen Verhältnisse in der Stadt nicht nur auf parteipolitischer Ebene verbessern wollten. Sie haben angepackt.

So haben beispielsweise Auguste Sindermann und Else Drenseck gemeinsam mit Karl Hölkeskamp die AWO unmittelbar nach Kriegsende wiederaufgebaut und mit der Einrichtung einer Armenküche die Grundversorgung vieler Hernerinnen und Herner sichergestellt. 1949 wurde sie in den AWO-Unterbezirksvorstand und als Beisitzerin wurde sie 1947 und 1949 in den SPD Kreisvorstand gewählt. Bis 1950 war sie deren Geschäftsführerin, bis 1962 Hauptkassiererin.

Bis in die 1960er Jahre blieb sie kommunal politisch aktiv, nunmehr als sachkundige Bürgervertreterin in verschiedenen Ausschüssen, unter anderem wieder im Sozial- und Gesundheitsausschuss.

Aufgrund ihrer besonderen Verdienste wurde sie 1960 zur Ehrenvorsitzenden gewählt.

Nachdem sie ihre Vorstandstätigkeiten abgegeben hatte, blieb sie ihren Aufgaben in der Trinkerheilfürsorge treu. Sie wusste, dass viele Männer ihre wirtschaftliche Not, ihre familiären Probleme und ihre in den Kriegen erlittenen Traumata mit Alkohol zu bekämpfen suchten und dadurch die Probleme nur größer wurden. Mit ihrer Empathie und Autorität konnte sie vielen Alkoholikern und ihren Familien helfen.

Zuletzt wohnte Auguste Sindermann im AWO-Seniorenzentrum Am Katzenbuckel, dem heutigen Else-Drenseck-Seniorenzentrum, sie war unter vielen Freundinnen und Freunden und guten Bekannten. Sie hat sich sehr wohlgefühlt.

Am 15. Juni 1971 starb sie im Alter von 80 Jahren.

Mitgliedschaften

  • 1928–1933: Mitglied des Rates der Stadt Herne
  • 1946–196x: Mitglied des Rates der Stadt Herne, sachkundige Bürgervertreterin im Sozial- und Gesundheitsausschuss

Ehrenämter und Ehrungen

  • 1960: Ehrenvorsitzende der AWO Herne
  • posthum: Umbenennung des Seniorenhauses „Poststrasse“ in Herne-Mitte in Auguste-Sindermann-Tagespflege

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Quellen