Hernes ältestes Wohnhaus 200 Jahre alt (Pantring 1934)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Hernes ältestes Wohnhaus 200 Jahre alt

Aus der Geschichte des Hofes Pantring an der Staatswerft

Umgeben von Bäumen und Äckern liegt zwischen der Staatswerft und der Emscher der Bauernhof Pantring. Da er sich ziemlich weit von der Pöppinghauser Straße entfernt befindet und von dem Grün fast ganz verdeckt wird, ist er wenig bekannt. In diesen Tagen aber rückt er in den Vordergrund des Interesses. Am 7. September 1734 wurde nämlich das jetzige Bauernhaus fertig gestellt und ist somit 200 Jahre alt. Gewiss ein recht ansehnliches Alter. Alle anderen Bauernhäuser von Herne sind nicht so alt. Meist wurden sie in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. 200 Jahre ist eine lange Zeit, und in dieser Zeitspanne hat der Hof gewiss manches erlebt. Die Familie Pantring wohnt aber nicht nur 200 Jahre auf dem Hofe, sondern schon über 400 Jahre. Die bisher älteste ermittelte Urkunde, die von dem Hofe berichtet, stammt aus dem Jahre 1528. Ein weiteres aufschlussreiches Dokument ist etwas jünger und wurde im Jahre 1569 abgefasst. Auf diese Dokumente gehen wir weiter unten noch näher ein, denn zunächst genügt die Feststellung, dass die Familie Pantring schon Jahrhunderte lang auf dem Hofe sitzt und überhaupt zu den ältesten Bürgern unserer Stadt gehört. Sie ist diejenige Bauernfamilie, von der wir aus alter Zeit am meisten wissen.

Auf dem jetzigen Hofe Pantring sitzt seit Jahrzehnten Herr J. Pantring, von dem man wohl sagen kann, dass er das Erbe seiner Väter in ihrem Sinne wohl verwaltet und hochhält. Der Hof und seine Bewohner haben deswegen die alte Westfalenart so treu bewahrt, weil sie vom Betriebe der Welt abseits liegen und das gesunde Erbgut all der vielen Vorfahren auch auf die letzten Nachkommen übergegangen ist. Sagt man, dass auf alten Bauernhöfen die Bauern wie Könige in ihrem Reich lebten, so trifft dies Wort auch auf den Pantringshof zu.

Das jetzige Wohnhaus mit der Diele verkörpert von allen übrigen Bauernhäusern in Herne am reinsten den niedersächsischen Baustil, was einmal auf die Zugehörigkeit unserer Gegend zum niedersächsischen Lebensraum und zum anderen auf das hohe Alter des Hauses zurückzuführen ist.

Allerdings besitzt das alte Bauernhaus nach der Emscher hin einen modernen Anbau, der aber glücklicherweise unmittelbar vor die Außenmauer gesetzt worden ist und so das ursprüngliche Bild nur unwesentlich verändert. Die große Dielentür öffnet sich fast nach Osten, in dass des Morgens die ersten Sonnenstrahlen in die Diele fallen. Über dem Dielentor liegt natürlich auch hier der schwere Dielenbalken, der die Inschrift trägt: Anno 1734 den 7. September, sonst nichts. Im Allgemeinen sind wir gewöhnt, dass auf den heimlichen Dielentüren auch noch weitere Zusätze vorhanden sind. Dass sie auf dem Pantring´schen Dielenbalken fehlen, kann damit erklärt werden, dass auf einem Balken in der gegenüberliegenden Giebelwand über der Eingangstür die Namen der Erbauer des jetzigen Hauses eingeritzt worden sind. Leider ist dieser interessante Balken beim Errichten des Neubaues vermauert worden. Darauf war zu lesen, dass Johann Henrich Pantring und seine Ehefrau Anna Katharina Tappe aus Böllinghausen? die Erbauer des Hauses waren. Diese Namen sind auch auf zwei Herdsteinen eingemeißelt, die Herr J. Pantring schon vor Jahren dem Herner städtischen Museum überlassen hat.

Es ist überliefert worden, dass vor 1734 etwa 50 Meter weiter vom Standort des heutigen Hauses ein anderes gestanden hat, das aber bereits 5 Jahre nach seiner Erbauung ein Raub der Flammen wurde.

Die Bauart des Hauses weicht von der bei uns üblichen Bauweise nicht ab. Auch hier stehen die einzelnen Ständer des Fachwerkes nicht direkt auf der Erde, sondern auf einer Mauer aus Ruhrsandsteinen, die natürlich unbehauen sind. Das ehedem zwischen dem Fachwerk vorhanden gewesene Flechtwerk ist vor Jahren durch dauerhafte Ziegelsteine ersetzt worden. Nur im Innern des Hauses hat sich das Flechtwerk erhalten, ebenso in dem Fachwerk der Backstube.

Häufiger ist das jetzige Pantring´sche in den Jahren der großen Überschwemmungen von den Fluten der Emscher bedroht gewesen. Herr J. Pantring kann sich noch sehr wohl erinnern, dass in den Jahren der größten Überschwemmungen das Wasser bis dicht an das Haus gereicht hat. Manchmal seien die Bewohner des Nachts von dem Getöse des Emscherwassers wach geworden; es habe sich angehört, als wohne man an einem Meer und nicht an der Emscher. Noch heute sieht man die Niederungen, in denen das Wasser gestanden hat und die von diesem tiefer und breiter gearbeitet wurden.

Bis vor etwa 10 Jahren stand auf dem Pantring´schen Hofe auch eine riesige Eiche, die bei der Regulierung der Emscher allmählich verdorrte, aber erst vor etwa 10 Jahren mit lautem Getöse umstürzte. Sie liegt noch jetzt auf dem Hofe, und Herr Pantring sagt selbst, dass es ihm zu leid tue, den mächtigen Stamm zu Brennholz zu zerkleinern; er sei so viele 100 Jahre alt, und so könne er noch älter werden. Wahrlich ein treffendes Beispiel für die Naturverbundenheit unserer Vorfahren, die auch Bäume fast wie Lebewesen achteten und entsprechend behandelten. (Denken wir nur daran, wie in alter Zeit Baumfrevler bestraft wurden! Baumfrevel wurde fast wie Mord geahndet.) Der Eichenstamm hat den beachtlichen Durchmesser von über 1,50 Meter. Es ist der letzte Rieseneichenstamm in unserer Heimat und darum des Heimatschutzes würdig. Herr J. Pantring hat den mächtigen Stamm dem Herner Museum vermacht, so wird er demnächst auf dem Hofe des Museums Aufstellung finden, wo er sicherlich das Erstaunen der Herner hervorrufen wird, hier wird er, entsprechend präpariert, noch manches Jahrhundert überdauern können.

Sicherlich nimmt die gesamte Herner Einwohnerschaft an dem seltenen Hausjubiläum der Pantrings teil und wünscht mit uns, dass der Hof noch viele Jahrhunderte bestehen möge. [1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Karl Brandt Heimatblätter für Herne und Umgebung im Herner Anzeiger