Carl Friedrich Koepe

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Carl Friedrich Koepe (geboren 1. Juli 1835 in Bergkamen; gestorben 12. September 1922 in Bochum) war ein Pionier der Fördertechnik im Steinkohlenbergbau, [1] Bergwerksdirektor und Bergwerksingenieur.


Wolfgang Berke

Der Bergwerksdirektor erfand das Seil ohne Ende

Darf man einen Mann wie Carl Friedrich Koepe in einem Wanne-Eickel-Buch würdigen oder überhaupt erwähnen? Schließlich war er gar kein Wanne-Eickeler. Und seine Wirkungsstätte lag auch nicht in unserer Stadt, sondern haarscharf hinter der Grenze zu Bochum. – Man darf ihn nicht nur erwähnen, man muss! Schließlich lebte Carl Friedrich Koepe lange Jahre in Eickel an der Hordeler Straße, war ein allseits respektierter Bürger und engagiertes Mitglied im Kirchenvorstand von St. Marien. Und nicht zuletzt war „sein“ Pütt, die Zeche Hannover, auch Arbeitgeber von Hunderten Bergleuten aus Eickel und Röhlinghausen.

Ob er sich seine revolutionäre Erfindung, die Treibscheibenförderung, in seiner Wanne-Eickeler Wohnung oder auf dem Zechenplatz in Hordel ausgedacht hat, soll mal egal sein. Entscheidend ist, dass es ohne seine Erfindung die richtig tiefen Zechen nicht gegeben hätte. Und die richtig hohen Wolkenkratzer auch nicht, denn das Prinzip seiner Förderung ist seit vielen Jahrzehnten weltweit Standard für alles, was hoch hinaus oder tief runter will.

1835 wurde Carl Friedrich Koepe auf einem Bauernhof in Bergkamen geboren. Seine Berufung schien es aber nicht zu sein, die elterliche Scholle zu beackern, sondern sich tief darunter zu graben. Er absolvierte die Bergschule in Bochum, sammelte Erfahrung in verschiedenen Bergwerken, bis er dann 1873 bei Krupp landete. Um dort dann zunächst mal Karriere zu machen, was ihm am Anfang nicht schlecht gelang. Es traf sich gut, dass Alfred Krupp gerade die vor sich hin dümpelnde Zeche Hannover gekauft hatte. Carl Friedrich Koepe wurde zum Direktor ernannt. So ganz ohne Hilfe hatte das Greenhorn diesen feinen Posten allerdings nicht bekommen. Sein Schwager Arnold Steingröver war für die Verwaltung aller Krupp’schen Zechen zuständig und konnte Koepe protegieren.

Neue Besen kehren gut, und Koepe brachte den Pütt auf Vordermann. Da er ein kreativer Kopf war, ersann er auch technische Verbesserungen. Seinen besten Einfall hatte er 1877. Kurz zuvor erreichte die Zeche eine Fördertiefe von über 300 Metern. An einem ebenso langen Seil hing der Förderkorb, und um diesen hoch zu ziehen, musste das Förderseil auf eine riesige Trommel gewickelt werden. Dies strapazierte die Seile enorm, Materialbrüche waren nicht selten und sorgten immer wieder für Todesopfer.

Koepe setzte auf Transmissionstechnik: Das Seil wurde nicht mehr aufgewickelt, sondern bildete eine Schleife um eine Treibscheibe und führte wieder runter in den Schacht. An das zweite Ende des Seils kam noch ein Förderkorb. Und damit die Balance zwischen den beiden Förderkörben weitgehend stimmte, wurde das Ganze noch mit einem Unterseil ausgeglichen, dessen Enden jeweils unter den beiden Förderkörben befestigt waren. Jetzt fuhr der eine Korb rauf, während der andere abwärts sauste, die benötigte Kraft für den Antrieb war erstaunlich gering. Ein Vorstoß in noch größere Tiefen war jetzt möglich. Und vor allem: Die Seilfahrt war mit der Treibscheibenförderung wesentlich sicherer geworden.

Als Carl Friedrich Koepe dann seine Fördermaschine auch noch über Kopf in den Malakowturm hängte, begeisterte er damit vor allem die Amerikaner, die mit diesem Prinzip endlich eine Lösung ihres Aufzug-Problems bei den Wolkenkratzern gefunden hatten.

Aber so gut wie Koepe als Ingenieur war, so schlecht war er als Kaufmann und Manager. Als er sein „Seil ohne Ende“ zur Patentierung empfahl und es daraufhin einer strengen Krupp’schen Kommission vorstellen musste, urteilten die „Experten“: Das kann nicht funktionieren, das Seil rutscht durch. Rutschte es nicht, und das sahen natürlich auch bald die Zweifler und Schwarzseher, unter denen auch Arnold Steingröver gegen seinen Schwager Front gemacht hatte.

Die Treibseilförderung wurde natürlich auf Hannover getestet – und kurze Zeit später von Krupp himself als Patent angemeldet. Spätestens da wusste Koepe, wie sehr er aufgelaufen war. Ärger und Verbitterung waren keine guten Ratgeber, er hatte eine ausreichende Zahl Feinde in der Firma und im eigenen Familienkreis, so dass 1899 eine angebliche Führungsschwäche ausreichte, ihn als Direktor von Hannover zu schassen. Da half es Koepe auch nicht, dass er nach dem Seil ohne Ende auch noch die maschinelle Streckenförderung mit Hilfe von Seilbahnen erfand (1892), die den Einsatz von Grubenpferden überflüssig machte.

Nach dem Rauswurf bei Krupp verließ Carl Friedrich Koepe Hannover und Eickel. In Bochum, Herten und Sodingen arbeitete er als selbstständiger Bergwerksingenieur bei der Einrichtung und Erweiterung verschiedener Schachtanlagen, bevor er sich dann, fast im Rentenalter, noch als Unternehmer versuchte und sich eine Zeche kaufte. Naja, Zeche ist vielleicht etwas übertrieben: Die Gewerkschaft Joseph in Essen-Kupferdreh holte in ihrem besten Jahr so viel Kohle ans Tageslicht, wie Hannover in einer Woche. Und seine Treibscheibenförderung brachte ihm auf Joseph auch keinen entscheidenden Vorteil: Die Fördertiefe betrug gerade mal 40 Meter.

Joseph wurde dann bald von „Adler“ geschluckt, Koepe hatte keinen guten Schnitt gemacht und musste auf einen Lebensabend in Wohlstand verzichten. Carl Friedrich Koepe starb 1922. Für die nach ihm benannte Koepe-Förderung ist bis heute nichts Besseres erfunden worden.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors [2]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2005

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Einzelnachweise

  1. Seite „Carl Friedrich Koepe“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. Februar 2018, 15:50 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carl_Friedrich_Koepe&oldid=174116041 (Abgerufen: 7. Juli 2019, 06:17 UTC)
  2. Aus: Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel 2 Noch mehr Mythen, Kult, Rekorde: Die Zeitreise geht weiter, Seiten 30 - 31

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