Shamrockring 3 (Mulvany-Villa)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Villa Mulvany
Bildinfo: 1904
Letze Änderung: 11.11.2016
Geändert von: Thorsten Schmidt
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Text LWL[1]

Obwohl Mulvany diese Villa, wenn überhaupt, nur zeitweilig bewohnte, heißt das neugotische Backsteingebäude mit Sandsteineinfassungen landläufig trotzdem »Mulvany-Villa«. Zusammen mit anderen überwiegend irischen Investoren gründete William Thomas Mulvany 1855 in Gelsenkirchen die Gewerkschaft Hibernia und 1857 die Gewerkschaft Shamrock. Als Repräsentant vereinigte Mulvany beide Gewerkschaften am 6. März 1873 in der neu gegründeten Aktiengesellschaft Hibernia und Shamrock Bergwerksgesellschaft, deren Aufsichtsratvorsitz Mulvany bis zu seinem Tode 1885 übernahm. Als Mulvany den Sitz der Hibernia- und Shamrock-Bergwerksgesellschaft von Berlin nach Herne verlegte, ließ er um 1875 diese Villa erbauen. Über dem Haupteingang ist im Schlussstein das Wappen der Bergwerksgesellschaft eingemeißelt: Schlägel und Eisen, teilweise bedeckt von einem Kleeblatt, dem Nationalsymbol Irlands.

Seitdem hatte dieses bedeutende Bergbauunternehmen des Ruhrgebiets, das sich seit 1935 Hibernia AG nannte, hier seine Hauptverwaltung. Von hier gingen entscheidende Impulse für den Aufbau der Montanindustrie im Ruhrrevier sowie zahllose weitere strategische und technische Entscheidungen aus. Auf dem Firmengelände der RAG Deutsche Steinkohle gelegen, wird von diesem Ort heute die vollständige Stilllegung des Bergbaus in der gesamten Bundesrepublik Deutschland verwaltet.

Die Villa ist 1991 nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert und erweitert worden und wird seitdem gastronomisch als RAG Casino Herne genutzt.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 6. Juni 2008[2]

Mulvany-Villa soll ein "Denkmal" werden

Ob William Thomas Mulvany (1806-1885) jemals dort gewohnt hat, ist nicht bekannt.

Trotzdem heißt das Gebäude am Shamrockring 3 auf dem Gelände der Deutschen Steinkohle (DSK) nach dem Gründer und Aufsichtsratsvorsitzenden der „Hibernia & Shamrock-Bergwerksgesellschaft” hausintern „Mulvany-Villa”. Jetzt wird das Gebäude in die Liste der Herner Baudenkmäler eingetragen. Einen entsprechenden Vorschlag nahm die Bezirksvertretung Herne-Mitte am Donnerstag zur Kenntnis.

Der künftig denkmalgeschützte Teil der Villa stammt aus der Zeit um 1875. Zu diesem Zeitpunkt verlegte Mulvany den Sitz der zwei Jahre zuvor gegründete Bergwerksgesellschaft von Berlin zur Zeche Shamrock 1/2 in Herne. Die Villa selbst besteht aus einem zweigeschossigen Backsteingebäude mit Sandsteineinfassungen an Türen und Fenstern. Im Stil des Historismus ist sie im Wesentlichen neugotisch. Über dem Haupteingang ist im Schlussstein das Wappen der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG zu sehen: Schlägel und Eisen, teilweise von einem Kleeblatt (Shamrock) bedeckt.

Bergassessor Gräff und Bergrath Behrens diente die Villa nacheinander als Dienstwohnung, weshalb sie auch als Direktorenvilla bezeichnet wird. 1936 kam dann die Umwandlung in ein Werkskasino.

Immer wieder wurde die Villa umgebaut und den jeweiligen Erfordernissen angepasst, 1991 zum fünften und bis jetzt letzten Mal. Anbauten aus früheren Jahren kamen wieder weg, dafür erhielt das Casino an seiner Rückseite einen großen Gastronomie-Bereich - dieser Teil steht nicht unter Denkmalschutz. Damals griff man allerdings auch in die alte Substanz ein, machte das aber so professionell wie es unter Denkmalauflagen nicht besser hätte geschehen können, bescheinigt die Untere Denkmalbehörde der DSK. Die alte Villa wurde wegen aufgetretener Gebäudemängel fast völlig entkernt, aber nach historischem Vorbild wieder neu ausgestattet. Das Haus entspreche „im Inneren genau den Erwartungen, die man an ein Gebäude mit dieser Geschichte und Funktion hat”, hieß es von der Denkmalbehörde.

Jochen Schübel

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Dieser Artikel bzw. dieses Bild wird von der Westdeutschen Allgemeine Zeitung für das Hün un Perdün Wiki zur Verfügung gestellt und unterliegt dem Urheberrecht. Bei einer Verwendung dieser Abbildung und/oder dieses Textes außerhalb des Hün un Perdün Wiki ist die Genehmigung beim Zeitungsverlag einzuholen. Die Genehmigung umfasst Veröffentlichungen u.a. aus der Westdeutschen Allgemeine Zeitung und den Ausgaben aus Beständen des Herner Stadtarchivs.

Denkmalschutz

Objektbeschreibung:

Bei der ehemaligen Direktorenvilla handelt es sich um ein zweigeschossiges Backsteingebäude mit Sandsteineinfassungen der Türen und Fenster unter einem Hauptsatteldach mit mehreren Nebendächern. Die Fassade ist flankiert von zwei Risaliten mit Stufengiebeln. Erker finden sich im EG an Fassade und Nordseite. Das Haus ist im Stil des Historismus im Wesentlichen neugotisch gehalten, allein die Giebel des nördlichen Risaliten sind barock geschweift. Über dem Haupteingang ist im Schlussstein das Wappen der Bergbauunternehmung „Hibernia & Shamrock-Bergwerkgesellschaft“ (1895) / „ Bergwerksgesellschaft Hibernia AG“ (1887) eingemeißelt: Schlägel und Eisen, teilweise bedeckt von einem Kleeblatt – dem „Shamrock“ als Wappen Irlands.

Das Haus ist in seiner ursprünglichen Fassung wohl 1875 oder kurz danach entstanden. Die „Hibernia & Shamrock-Bergwerksgesellschaft“, die zwei Jahre zuvor gegründet wurde und deren Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Ire William Thomas Mulvany (1806 – 1885) war, verlegte 1875 ihren Unternehmenssitz von Berlin zur Zeche Shamrock 1/ 2 in Herne. Es mag sein, dass hier dann auch William Thomas Mulvany gelegentlich gewohnt hat und das Gebäude daher seinen hausintern überlieferten Namen „Mulvany-Haus“ trägt.

Die Familie lebte allerdings auf Gut Pempelfort bei Düsseldorf. 1872 erwarb Mulvany zusätzlich das Castrop-Rauxeler Haus Goldschmieding. Dieses Haus diente dann nach englischer Sitte als Sommersitz.

Die Villa diente jedenfalls nacheinander als Dienstwohnung der Generaldirektoren Bergassessor Gräff und Bergrath Behrens, beides bedeutende Persönlichkeiten in der Industriegeschichte.

Entsprechend der steigenden Wohn- und Repräsentationsansprüche der Direktoren wurde das ursprüngliche Gebäude mehrfach erweitert und umgebaut. Nach den Bauakten erhielt das Haus 1886 einen „ bewohnbaren Anbau“. Die Villa wurde im Jahre 1895 abermals erweitert. Die Neugestaltung der Eingangssituation und die beiden Risalittrakte gaben dem Gebäude sein heutiges Aussehen. Im Jahre 1903 kamen ein „vergrößertes Wohnzimmer“, ein „Billardzimmer“ und ein „vergrößerter Wintergarten“ hinzu.

Die Erweiterungsmaßnahmen von 1895 und 1903 betreute Bauwerksmeister Peter Otzen (1858 – 1909), von dem auch die Herner Baudenkmäler Bochumer Str. 32 und Neustr. 73 entworfen wurden.

1936 wurde das Haus zu einem Werkskasino umgebaut und erhielt als Anbauten einen Essraum, eine Kegelbahn und im Dachgeschoss eine Wohnung für den Verwalter.

1991 wurde das nun als „Casino“ bezeichnete Haus umfangreich erweitert und modernisiert. Es erhielt an seiner Rückseite einen sehr großen Gastronomie-Anbau, der im wesentlichen aus einer verglasten, eingeschossigen Stahlkonstruktion über einem halbkreisförmigen Grundriss besteht. Für diesen Anbau wurden andere Anbauten aus den Jahren zuvor wieder entfernt, so z. B. die Kegelbahn. Es sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass dieser Teil des Hauses, in Lageplänen der DSK als Haus 8.1 bezeichnet, nicht denkmalwert ist.

Der Umbau 1991 greift aber auch in den Altbau ein. Es wurde im Ortstermin mündlich berichtet, dass das Gebäude aufgrund statischer Schwächen der Decken und starker Gebrauchsspuren der wandfesten Ausstattung nahezu vollständig ausgeräumt wurde und dann nach historischem Vorbild neu ausgestattet wurde. Der Augenschein bestätigt diese Aussage. Tatsächlich entspricht das Haus im Inneren genau den Erwartungen, die man an ein Gebäude mit dieser Geschichte und Funktion hat. Nach dem Windfang betritt man eine doppelgeschossige Treppenhalle, von der man in einen großzügigen Wohnraum mit Kamin, Parkett und Wandtäfelung erreicht. Im Obergeschoss sind im alten Grundriss moderne Besprechungsräume entstanden. Die Decken sind durchweg neu. Die Türen und Fenster im Haus sind den historischen Vorbildern nachgebildet, einige Türen könnten noch original sein, die Haupt- und Nebentreppe sind renoviert erhalten. Die stärkste Veränderung erfuhr das Erdgeschoss wahrscheinlich durch den Küchentrakt, der einen großen Teil des EG einnimmt.

Der 1991er Umbau bewahrt trotz seines großen Umfanges den Charakter des Hauses u. E. nach so gut, dass auch unter denkmalpflegerischer Betreuung kein wesentlich anderes Ergebnis zu erwarten gewesen wäre.

Denkmalwert ist der unter dem vielgliedrigen historischen Steildach zusammengefasste Baukörper innen und außen.

Begründung des Denkmalwertes:

Das Gebäude ist bedeutend für die Stadt Herne, für das Ruhrgebiet und für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse.

Diese Zuordnungen ergeben sich daraus, dass das Gebäude ein Teil der Hauptverwaltung der bedeutendsten Bergbauunternehmen des Ruhrgebietes ist. Von dieser Hauptverwaltung gingen entscheidende Impulse für die Gründung der Montanindustrie im Ruhrrevier sowie zahllose weitere strategische und technische Entscheidungen aus. Von hier wird aber auch die vollständige Stilllegung des Bergbaus verwaltet. Das Haus selbst ist dabei ein authentischer Ort, an dem Entscheidungsträger wohnten oder tagten und bis heute tagen. Dies gilt für die Nutzung als Wohnhaus der Generaldirektoren der Hibernia AG als auch für die Nutzung als Casino seit 1936.

Die Zeche Shamrock wurde 1856 als Steinkohle-Bergwerk in Herne gegründet. Ihr Name, wie erwähnt, war abgeleitet vom irischen Nationalsymbol des Kleeblatts, engl. shamrock, da das Bergwerk von irischen und belgischen Kapitalgebern finanziert wurde und die Leitung der Gesellschaft unter irischer Führung von William Thomas Mulvany stand. Am 31. Oktober 1967 wurde die Zeche Shamrock stillgelegt.

Von 1897 bis 1975 führte die Stadt Herne als Erinnerung an das erste Bergwerk in ihren Grenzen ein Kleeblatt mit Schlägel und Eisen im Wappen, was die Bedeutung der Verwaltung und des Hauses für Herne auch i. S. des DSchG vor Augen führt.

Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes sprechen wissenschaftliche Gründe hinsichtlich der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte die im oben Angeführten bereits erwähnt sind. Es sei hier nur auf wenige wichtige Vorreiterpositionen der Hibernia AG aus ihrer Frühzeit hingewiesen.

Mulvany gründete in der Emschermulde nacheinander die Gewerkschaften Hibernia (Gelsenkirchen), Shamrock (Herne) und Erin (Castrop-Rauxel). Diese Bergwerke bildeten später die Grundlage für den Bergwerksbesitz der Hibernia AG.

Die 1854 gegründete Gewerkschaft Hibernia in Gelsenkirchen war die erste Gesellschaft, die Mulvany ins Leben rief. Ihren Namen erhielt sie nach der lateinischen Bezeichnung seines Heimatlandes. 1855 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes direkt an der Köln-Mindener Eisenbahn begonnen. Mulvany engagierte englische Bergbauingenieure und Bergleute und baute die Schachtanlage nach englischen Maßstäben aus. Es wurden erstmals gusseiserne Tübbings als Schachtausbau verwendet, die Arbeiten schritten deutlich schneller voran als bei herkömmlicher Ausmauerung. 1858 konnte der Schacht 1 in Betrieb gehen. Schacht 1 wurde einer der ersten Schächte im Ruhrbergbau, der zur Seilfahrt genutzt wurde. Vorher wurde die Personenförderung ausschließlich über Fahrkünste abgewickelt.

Im Februar 1917 ging die Bergwerksgesellschaft Hibernia in den Besitz des Preußischen Staates über und wurde der Bergwerksdirektion Recklinghausen zugeschlagen. 1925 wird die Bergwerksdirektion Recklinghausen umgewandelt in die Aktiengesellschaft „Bergwerks-AG Recklinghausen“.

1935 wurden die Bergwerks-AG Recklinghausen und die Bergwerksgesellschaft Hibernia in der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG zusammengefasst. Die Hibernia gründet das Hydrierwerk Scholven in Gelsenkirchen.

Das Gebäude ist bedeutend für die Stadt Herne, für das Ruhrgebiet und für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse.

Im Anhörungsverfahren wurden von Seiten des Eigentümers keine Bedenken gegen die beabsichtigte Listeneintragung geäußert.

Da hier ein öffentliches Interesse hinsichtlich religions-, kultur-, sozialgeschichtlicher, volkskundlicher, wissenschaftlicher sowie wirtschaftsgeschichtlicher Gründe besteht, liegen die Voraussetzungen für die Eintragung in die Denkmalliste vor.[3]

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Veröffentlichung im Wiki der Herner Stadtgeschichte mit freundlicher Genehmigung der Stadt Herne, Untere Denkmalbehörde.

Die Villa ist - zum Glück - am 14. Juli 2008 unter Nr. 705-51/DL-08 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen.

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Quellen

  1. https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_impulse/Impuls-Mulvany-Castrop-Rauxel-Herne/Mulvany-Villa-Herne
  2. http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-herne-und-wanne-eickel/mulvany-villa-soll-ein-denkmal-werden-id1803057.html
  3. Eintragung des jüdischen Friedhofes am Hoverskamp und der ehem. Direktorenvilla der Hibernia & Shamrock-Bergwerksgesellschaft Shamrockring 3, Stadtbezirk Herne-Mitte, in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne gemäß § 3 Denkmalschutzgesetz - 5. Juni 2008: http://herne.ratsportal.net/bi2/vo020.asp?VOLFDNR=4049#allrisBV