Hof Klute: Unterschied zwischen den Versionen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 40: | Zeile 40: | ||
</poem> | </poem> | ||
Unter den zu leistenden Abgaben ist bemerkenswert die Lieferung eines Fuders Wein, was, da alle geschenkten fünf Hufen in unserem ''Villewich'' liegen, besagen dürfte, dass hier tatsächlich Weinbau betrieben wurde. Hier ist eine Übereinstimmung mit dem Werdener Urbar, wo die vorhandenen Weinberge flurmäßig zugeordnet werden. <ref group"Anm.">siehe meine Ausarbeitung „[[Hof Große-Lahr genannt Tönnis|Die Historie des Hofes Große-Lahr]]", 2016</ref> | Unter den zu leistenden Abgaben ist bemerkenswert die Lieferung eines Fuders Wein, was, da alle geschenkten fünf Hufen in unserem ''Villewich'' liegen, besagen dürfte, dass hier tatsächlich Weinbau betrieben wurde. Hier ist eine Übereinstimmung mit dem Werdener Urbar, wo die vorhandenen Weinberge flurmäßig zugeordnet werden. <ref group="Anm.">siehe meine Ausarbeitung „[[Hof Große-Lahr genannt Tönnis|Die Historie des Hofes Große-Lahr]]", 2016</ref> | ||
Die nächste Erwähnung von Villewich findet sich in einer Urkunde von 1266 (Westf. Urkundenbuch), wo die Siedlungsstelle Voßnacke in den Besitz des Klosters Sterkrade übergeht. Unterzeichner dieser Urkunde sind: | Die nächste Erwähnung von Villewich findet sich in einer Urkunde von 1266 (Westf. Urkundenbuch), wo die Siedlungsstelle Voßnacke in den Besitz des Klosters Sterkrade übergeht. Unterzeichner dieser Urkunde sind: |
Version vom 5. März 2018, 17:49 Uhr
|
Der lange brach liegende Hof Klute wird denkmalgerecht restauriert. Diese erfreuliche Entwicklung hat Gerd E. Schug zum Anlass genommen, die Historie des Hofes zu erkunden.
Der Siedlungskern Vellwig
Um 1000 ist urkundlich erstmalig von einer Bauernschaft Börnig (damals diverse andere Schreibweisen) die Rede. Zu dieser Bauernschaft gehörten auch die Siedlungskerne Vellwig (Villewich) und Vossnacken (Voßnacket).
Der Siedlungskern Vellwig war siedlungsmäßig günstig gelegen, da mitten durch die Ansiedlung ein Bach floß (späterer Name Börniger Bach). Wasser hatte für eine Ansiedlung immer erste Priorität.
Als Villewich wird bei der Namensdeutung (onomastik) eine Stelle bezeichnet, wo der Wald(saum) zurückweicht und Platz für eine Ansiedlung lässt. Aus dieser Namensdeutung ergibt sich auch der Anhaltspunkt für das überaus hohe Alter der Siedlung.
Dieser Siedlungskern wird 1045 urkundlich erstmalig als Villewich in einer Urkunde der Abtei Deutz erwähnt. In dieser Urkunde wird berichtet, dass eine (adlige) Witwe Adele 5 Hufen Land der Deutzer Klosterkirche schenkte. Nach altem Sprachgebrauch und der sogenannten Hufeordnung sind hiermit wahrscheinlich 5 Höfe gemeint, da ein Bauer in der Regel 1 Hufe Land hatte (bewirtschaftete).
Die Witwe Adele ist nicht näher bezeichnet, scheint aber aus dem Adelshaus von Rechen zu Laer (heute Bochum-Laer) zu stammen. Aus diesem Adelsgeschlecht stammen auch die von Düngelen, Rittersitz Schadeburg. Diese von Düngelen waren außerdem rund 150 Jahre lang die Herren auf Schloß Bladenhorst.
In der Urkunde heißt es:
„Dies ist gemacht worden im Jahre nach des Herrn
Menschwerdung 1045, im Indiktionsjahr 13
unter der Regierung des glorreichen Kaisers Heinrich"
(Regierungszeit 1039 - 1056).
Unter den zu leistenden Abgaben ist bemerkenswert die Lieferung eines Fuders Wein, was, da alle geschenkten fünf Hufen in unserem Villewich liegen, besagen dürfte, dass hier tatsächlich Weinbau betrieben wurde. Hier ist eine Übereinstimmung mit dem Werdener Urbar, wo die vorhandenen Weinberge flurmäßig zugeordnet werden. [Anm. 1]
Die nächste Erwähnung von Villewich findet sich in einer Urkunde von 1266 (Westf. Urkundenbuch), wo die Siedlungsstelle Voßnacke in den Besitz des Klosters Sterkrade übergeht. Unterzeichner dieser Urkunde sind:
- Heinrich Walter von Bornewic (Börnig)
- Theodor von Velewick (Vellwig).
Beurkundet wurde dies von dem Richter in Casdorpe (Castrop), zu dem Börnig, Vellwig und Vossnacken stets gehörten. Erst 1928 wurden Börnig, Vellwig und Vossnacken nach Herne eingemeindet. Eine weitere Erwähnung von Villewich findet sich in einer Urkunde von 1298, wo ein Wennemar von Düngelen als Besitzer einiger Villewicher Höfe genannt wird. Auf diese „Herren von Düngelen", Besitzer der Burg Schadeburg (im Werdener Urbar bereits 880 als „Abgabepflichtiger erwähnt!) und später auch Bladenhorst, komme ich noch zu sprechen.
Erste Erwähnung des Hofes
Die älteste namentliche Erwähnung des „Klute-Hofes" findet sich in der „Türkensteuerliste" des märkischen Amtes Bochum vom Jahre 1542". Diese „Türkensteuer" war eine Sondersteuer gegen die türkische Bedrohung, welche bereits 1529 Wien erreicht hatte (Belagerung von Wien).
Für den kleinen Hof Klute war jede zusätzliche Steuer mit Sicherheit eine starke Belastung. Die Höfe in Börnig, Vossnacken und Vellwig waren zu der Zeit alle abhängig von den Adelsgütern Schadeburg und Bladenhorst. Sie mussten jährlich dem Adel den sogenannten „Zehnten" von Ernte und Vieh abliefern. Hinzu kamen Fron- und Spanndienste d.h. unentgeltliche Feldarbeit und Erntehilfe. Außerdem forderte auch die Kirche noch ihren Anteil.
Aus dieser Türkensteuerliste von 1542 geht hervor, dass Klute ¼ Reichstaler Türkensteuer gezahlt hat.
Ein Vergleich: Der Hof Tönnis (heute Große-Lahr) ist in der Türkensteuerliste mit einer Abgabe von 1¾ Reichstaler aufgeführt. Dies zeigt, dass Klute ein wesentlich kleinerer Hof war.
Der Name Klute
Der Name Klute kommt aus dem niederdeutschen Sprachraum und bedeutet "Scholle" oder "Erdklumpen".
Die verschiedenen Schreibweisen sind:
- Klüt
- Kluth
- Klute
- Klutman
Der Name taucht auch als Flurname auf. In der „Onomastik" (Namensdeutung) bedeutet Klute = Erdscholle, Klumpen, für jemanden, der neben einem Erdhügel wohnt. Dies ist in unserem Fall ein Hinweis auf die Lage des Hofes in Villewich (Vellwich), da hier ein kleiner Taleinschnitt durchaus gegeben ist.
Im Niederdeutschen gibt es auch den Klutentreter oder Erdschollentreter. Dies ist ein Spottname für einen Landmann, der über seinen Acker geht und Erdschollen zertritt. Der Ausdruck Landmann ist als Landwirt (Bauer) zu verstehen und somit in unserem Fall zutreffend.
In der Literatur finden wir den Namen Klutentreter bei Theodor Fontane in seinem Roman „Der Stechlin". Die Figur Gundermann bekommt dort den Beinamen „Klutentreter", als Bezeichnung für einen kleinen Bauern.
Anmerkungen
- ↑ siehe meine Ausarbeitung „Die Historie des Hofes Große-Lahr", 2016
Siehe auch
Quellen
- ↑ Ein Artikel von Gerd E. Schug (2016)