Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. Januar 2018, 18:25 Uhr

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Susanne Peters-Schildgen

Ein besonders düsteres Kapitel der Migrationsgeschichte, das Herne mit allen anderen Städten des Ruhrgebiets teilt, stellt die menschenunwürdige Behandlung der während des Ersten und Zweiten Weltkrieges aus kriegswirtschaftlichen Erwägungen nach Herne und Wanne-Eickel deportierten ausländischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter dar. Die Fülle der Materialien zu diesem Thema bringt die Macht der Verwaltung und Bürokratie, aber auch das unmenschliche System ebenso wie die Erfahrungen persönlich Betroffener zum Ausdruck.

Akten des ehemaligen Amtes Sodingen, die im Stadtarchiv Herne eingesehen werden können, belegen die Anwesenheit belgischer, italienischer und "russisch-polnischer" Arbeitskräfte in Sodingen während des Ersten Weltkriegs. 1916 ließ die Gewerkschaft "Friedrich der Große" das Ledigenheim in Börnig zu einem Lager für die auf den Schächten III/IV "eingesetzten" Kriegsgefangenen und "Zivilarbeiter" - wie zwangsdeportierten Arbeitskräfte beschönigend genannt wurden - erweitern. Aufrisszeichnung und Grundriss des Ledigenheims vermitteln einen Eindruck vom Aufbau eines solchen Lagers. Weitere Lagerpläne aus den beiden Weltkriegen bieten die Möglichkeit zum Vergleich.

Weitaus größere Dimensionen nahm die Ausländerbeschäftigung im Zweiten Weltkrieg an. Mit 150.978 Ausländern bei insgesamt 399.932 Beschäftigten im Ruhrbergbau war im Dezember 1943 der Höchststand erreicht. Die Zahl der in Herne und Wanne-Eickel "eingesetzten" ausländischen Arbeitskräfte wird auf 30.000 geschätzt. Kurz nach Kriegsbeginn entstanden die ersten städtischen Gemeinschaftslager als Unterkünfte für ausländische Zwangsarbeiter, die für den Bau von Luftschutzanlagen herangezogen wurden. Ihnen jedoch blieb der Zutritt zu den Bunkern bei Fliegeralarm verwehrt.

"Ostarbeiterinnen" und "Ostarbeiter" aus Saporoshje/Ukraine. Das Foto entstand vermutlich in einem Herner Eisenbahnerlager.

Im Verlauf des Krieges entstanden bei allen Herner und Wanne-Eickeler Zechen, den meisten Industriebetrieben und vielen privaten Unternehmen Barackenlager für die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, wie eine Kartierung der insgesamt 76 Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager im Raum Herne belegt.

Entsprechend der NS-Rassenhierarchie, auf deren unterster Stufe Polen, Russen und Ukrainer standen, fanden sich polnische und vor allem sowjetrussische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter strengsten Reglementierungsmaßnahmen und einer besonders menschenverachtenden Behandlung ausgesetzt. Herkunft und "Rasse" bestimmten Menge und Qualität der Verpflegung, Art der Kleidung, Unterkunft und Arbeit sowie Freizügigkeit und Entlohnung. Schilderungen von Zeitzeugen und Betroffenen übersteigen unsere Vorstellungen vom brutalen Verhalten der Vorgesetzten gegenüber den Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern sowie vom Elend in den Lagern.

Nach den Ermittlungen der Internationalen Suchdienste fanden mehr als 1.700 sowjetische und polnische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene während des Zweiten Weltkrieges in Herne und Wanne-Eickel den Tod. Sie starben an körperlichem Zusammenbruch infolge von Unterernährung, Folter, Schwerstarbeit, an Arbeitsunfällen, Verschüttungen oder Hinrichtungen. Unscheinbare Gedenktafeln und -steine auf dem Waldfriedhof in Wanne-Eickel und dem Friedhof an der Wiescherstraße in Herne erinnern an diese Opfer des Zweiten Weltkrieges. Seit 1996 gibt es in dem Herner Wohngebiet zwischen Vinckestraße, Beien-Weg, Eisenbahn und Horsthauser Straße einen „Juri-Gerus-Weg", benannt nach dem 15jährigen russischen Zwangsarbeiter Juri Gerus, der 1942 im Krankenhaus an der Wiescherstraße starb.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Stadt Herne[1]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet.

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Quellen