Ein Fahrzeug mit vielen Namen...: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. Juni 2017, 15:20 Uhr
Es ist eigentlich kein „richtiges Auto“, sondern ein sogenanntes „Moto-Coupe“, das ab 1955 gebaut wurde: Die BWM Isetta – ein Fahrzeug mit vielen Namen. Spötter und Liebhaber nannten den Wagen, der rund 121.000 mal vom Band lief, „Knutschkugel“, „Adventsfahrzeug" (Macht hoch die Tür), „Schlaglochsuchgerät“ oder auch „Führerscheinangstauto“, denn die Isetta durfte mit einem damaligen Mopedführerschein (bis 250 Kubikzentimeter) gesteuert werden.
Da war auch die Werbung entsprechend ausgerichtet, wie Isetta-Liebhaber Joachim Reimer aus Wanne-Eickel zu berichten weiß. „Steuern wie ein Großstadt-Dackel“ waren in den Wirtschaftswunderjahren für diesen Kleinwagen, der sich auch heute noch bei Sammlern großer Beliebtheit erfreut, zu entrichten. Dabei kostete der „kleine BMW“ damals schon 2.750 Mark. „Viel Geld zur damaligen Zeit“, meint auch Joachim Reimer, der 1958 geboren wurde, aber eine Isetta Baujahr 1957 fährt.
Über sein Motorrad, eine BMW R25, kam der Wanne-Eickeler 1984 an die „Knutschkugel“, die jahrelang ein tristes Dasein in einem Herner Schrebergarten fristete. Das Fahrzeug, so Reimer, diente einem Bastler und Isettafahrer als Ersatzteilträger. Nach dem Tod von Besitzer „Oppa Arthur“ übernahm Reimer den Nachlass und restaurierte den Wagen, rettete ihn so vor der Schrottpresse. „Ich bin ebenfalls ein Tüffler und Bastler, ich habe damals festgestellt, die Motoren der Isetta und meiner R25 sind fast baugleich, da wurde die Knutschkugel-Leidenschaft in mir geweckt.“
Acht Jahre lang restaurierte der gelernte Elektriker das „Moto-Coupe“, das einst auf dem Zeichenbrett des italienischen Designers Iso entstand. „Der hat“, so erzählt Reimer weiter, „zuvor Kühlschränke und Thermoskannen entworfen. Daher weißt die Isetta-Tür auch viel Ähnlichkeit mit einer Kühlschranktür auf.“
In den vergangenen 20 Jahren hat Joachim Reimer mit dem liebevoll restaurierten Untersatz schon rund 65.000 Kilometer zurückgelegt. Zunächst fuhr er auch samstags damit zum Wochenend-Einkauf. „Der dauerte meist etliche Stunden, denn auf dem Parkplatz des Supermarktes war meine Isetta immer wieder Anlaufpunkt von Nostalgiewagenfreunden. Viele konnte stundenlang Geschichten rund um dieses Auto erzählen. Sie gerieten immer ins Schwärmen.“ Irgendwann stellte Reimer diese Einkaufsfahrten mit dem „Schlaglochsuchgerät“ ein, und widmete sich einem Club, der sich um den Erhalt dieses Fahrzeigtyps kümmert. Der Wanne-Eickeler ist hier der Ansprechpartner in Sachen „Ersatzteile“. „Die Ersatzeilbesorgung ist überhaupt kein Problem“, verriet Reimer, der parallel zur Restaurierung der Isetta mit dem Aufbau einer „Knutschkugel-Miniflotte“ begann. Heute verfügt Joachim Reimer bereits über 250 Modelle in jeglichen Größen. Dass er Isetta-Literatur sammelt, versteht sich von selbst. Mehrfach wurde sein Wagen mittlerweile vom Fernsehen gebucht, so fuhr er einst mit dem Moto-Coupe für den WDR in der Adentzeit durch NRW. Aber auch Nostaligiker, darunter etliche Goldhochzeitspaare, ließen sich schon von Joachim Reimer zur Kirche oder zu den entsprechenden Festen kutschieren. Leuchtende und manchmal auch feuchte Augen gab und gibt es nicht nur bei den Insassen, sondern auch bei vielen Festgästen, die sich gerne an ihre Fahrten und die „Knutschkugelzeit“ erinnern. 5.000 bis 6.000 fahrbereite Isettas soll es in der Bundesrepublik noch geben. [2]
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Einzelnachweise
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
- ↑ Ein Artikel von Friedhelm Wessel