Die Eisenmänner: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die „Eisenmänner“: Kraftsport hinter der Stehbierhalle==
==Die „Eisenmänner“: Kraftsport hinter der Stehbierhalle==



Version vom 27. November 2016, 10:35 Uhr

Georg Clement

Die „Eisenmänner“: Kraftsport hinter der Stehbierhalle

Die Bodybuilding – die Kraftsport-Welle — erreichte Herne in den frühen 1960er Jahren, da waren auch etliche Herner sofort aktiv dabei. Zu den „Eisenmännern“ der ersten Stunde gehörten Georg Clement und Heinz Lihs. Sie packten bald ihre Sporttaschen und zogen nach Feierabend für mehrere Stunden ins Studio. Das lag damals in Herne noch auf einem Hinterhof. Vorne die Gaststätte Stork, an der Seite eine kleine Stehbierhalle, dahinter, etwas versteckt, in einem flachen, weißen Gebäude, das Studio, der Kraftraum. Eigentümliche Laute drangen den Vorbeigehenden oft ans Ohr. Stöhnen, Ächzen und metallisches Scheppern. Im Trainingsraum ging aber alles sehr ruhig und gemächlich zu. Dafür schwitzende Männer, teilweise mit freien Oberkörpern, die von der anstregenden Hantelarbeit bald glänzten. Andere trugen aber weiße oder bunte Unter-/Sporthemden. Der Geruch, der in der kleinen Halle lag, war seltsam. Es war ein Gemisch aus Schweiß und Staub. Und über allem thronte Oskar Lutz.

Oskar war der Studio-Chef und in der Herner Sportszene bekannt. Er war auch Inhaber eines Sportgeschäftes (an der Von-der-Heydt-Straße) und ein damals bekannter Kraftsportler. Sein Wort war in der Halle „Gesetz“. Er ging während des Trainings von Sportler zu Sportler, gab Tipps und korrigierte den Ablauf des Hanteltrainings. Gegen den alten Riesen wirkten die jungen, meist schmächtigen Sportler wie Zwerge.

Nur metallische Geräusche durchdrangen den recht spärlich beleuchteten Raum, der in einem Gebäude im Schatten der ehrwürdige Kreuzkirche am Steinweg lag. Das Klacken entstand, wenn Hanteljünger das Eisen absetzten. Kaum am Boden wurde die Hantel mit neuen Gewichten bestückt. So gab es für jeden Muskel, angefangen von den Beinen über Po, Rücken, Bauch und Arme, spezielle Übungen. Je nach Leistungsgrad und Fitness des Sportler wurde die Stange mit leichten oder dicken Eisenscheiben beschwert. Nach einigen Lockerungsübungen mit leichten Handgewichten, ging man bald zu schwerem Gerät über. So bauten sich die Bodybuilder ihre eigenen Geräte auf: zum Bankdrücken oder zum Gewichtziehen vor der Brust. Je nach Muskelformung wurde so oft stundenlang an Bein, Bauch, Rücken oder Oberarm gearbeitet. Die entsprechende Hantel ruhte in den kurzen Verschnaufpausen dann auf einem Gestell, das höhenverstellbar war.

Heinz, Georg und weitere Freunde gehörten in diesen Jahren zu den eifrigen Besuchern des Studios von Kraftsportlegende Oskar. Heinz Bruder, Siegfried, und ein weiterer Bekannter gehörten ebenfalls zu den „Eisenmännern“. Sie waren aber echte Gewichtheber. Im Sommer trainieren sie sogar nach Feierabend auf dem Hinterhof. Dazu hatten sie sich eine eigene Hantel nebst dazugehöriger Gummimatte besorgt, denn die Unterlage reduzierte den Lärm enorm. Das Absetzen der Hantel auf dem nackten, ungeschützten Betonboden verursachte nämlich einen Höllenlärm.

So drang während des Trainings der Beiden nur ab und zu ein metallisches Klack, Klack, das von kräftigen Stöhnlauten begleitet wurde, an die Ohren der Hausbewohner hinter den Häusern 11 bis 15 an der Mont-Cenis-Straße. Heinz gab aber nach hartem, monatelangen Training auf. Es zeigte nur wenig Wirkung. Georg hielt durch, schwitzte und quälte sich, und nahm später sogar an Meisterschaften teil. Er schwärmte ja schon damals für Superbodybuilder wie Arnold Schwarzenegger und Co.. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Georg Clement erinnert sich: „Manchmal verliefen sich angetrunkene Stehbierhallenbesucher in unserer Studio. Einige machten sofort mit. Für solche Fälle hatten wir damals eigens eine Hantel präpariert. Sie sah aus wie eine echte Hantel, wog aber nichts. Nach ein paar Übungen zogen die Besucher wieder stolz ab“.

Den Schweiß der mühsamen Hantelarbeit konnten sich die Besucher des ersten Herner Fitness-Studios damals noch nicht in komfortablen Wasch- oder Duschräumen herunterspülen, ihnen stand lediglich ein schäbiges Waschbecken mit kaltem Wasser zur Verfügung. Einmal schaute sogar der spätere Filmstar Ralf Möller vorbei. Der aus Recklinghausen stammende Bademeister galt damals schon als großes Talent in der Szene und war der ungekrönte König der hiesigen, noch recht bescheidenen „Eisenmännerszene“. [1]


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Quellen

  1. Ein Artikel von Friedhelm Wessel