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Version vom 21. Mai 2015, 18:29 Uhr
Geschichte der Herner Flottmann-Werkes neu geschrieben
Herne. 13.01.2015 In den als Kulturort bekannten Flottmann-Hallen zeichnet eine Dauerausstellung die Entwicklung des Hauses und der Gründer nach - inklusive der braunen Kapitel.
Wie die „Kruppianer“ in Essen fühlten sich einst die Arbeiter und Angestellten im Herner Süden ihrem Unternehmen verbunden. „Wer bei Flottmann reinkam, wollte dort in Rente gehen“, weiß der Historiker Ralf Piorr, der sich in den letzten Monaten intensiv mit der Flottmann-Geschichte beschäftigt hat.
1500 Menschen arbeiteten in Hochzeiten in der Fabrik, in der der legendäre Bohrhammer erfunden wurde. Nach dem Niedergang des Bergbauzulieferers entdeckte die Kultur die Hallen, die sich heute mit einem Mix aus Comedy, Theater, Musik und innovativen Formaten in der alternativen Veranstaltungs-Szene behauptet. Nicht aufgearbeitet wurden bisher die dunklen Kapitel der Flottmann-Geschichte.
Diese Lücke ist jetzt gefüllt. Eine kleine Dauerausstellung im Foyer der Hallen wirft Schlaglichter auf die Historie des ehemals bedeutsamen Familienunternehmens inklusive dessen Nähe zum Nationalsozialismus und auf die kulturelle Nutzung der Gegenwart. Dazu ist ein inhaltlich wie grafisch ansprechender Katalog erschienen. Oberbürgermeister als Initiator
Initiator der historischen Aufarbeitung war Oberbürgermeister Horst Schiereck, ein Verfechter der „Erinnerungskultur“ in Herne. Im Zuge des Erinnerns an die nationalsozialistische Vergangenheit wurden bekanntlich die „Nahtstellen“-Tafeln aufgestellt und das Shoah-Denkmal errichtet, Ehrenmäler wurden überprüft und nun auch die Flottmann-Geschichte erforscht. Otto Heinrich Flottmann, der das Werk ab 1902 in Herne aufbaute, ist wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft schon 2013 die Ehrenbürgerschaft aberkannt worden, wie anderen Hernern ebenfalls. Dies war der Anstoß für weitere Recherchen.
Ralf Piorr hat sich dafür zum Teil der Unterlagen bedient, die der Flottmann-Nachfolger Ecoair dem Emschertalmuseum 1996 zur Verfügung gestellt hat. Auch Bohrhämmer und eine Büste gelangten in den Besitz des Museums, ebenso ein monumentaler Schreibtisch. Aber: „Die NS-Vergangenheit war nicht mehr enthalten“, sagt Piorr. Das Thema Zwangsarbeiter etwa tauchte nicht auf, obwohl auf dem Gelände im Herner Süden sogar ein werkseigenes Zwangsarbeiterlager gebaut worden war. Ralf Piorr recherchierte im Bundesarchiv in Berlin, studierte in Koblenz Spruchgerichtsakten und forschte im Landesarchiv Düsseldorf und im Deutschen Bergbaumuseum.
Der reich bebilderte Katalog spiegelt seine umfangreichen Recherchen in den Kapiteln „Bohrhammer und Hakenkreuz“, „Arbeiter auf eigener Scholle“ über die angrenzende Wohnsiedlung und die Marke Flottmann. Weitere Autoren beleuchten u.a. das Flottmann-Tor, den Bohrhammer und die kulturelle Entwicklung des Hauses.
Die Eröffnung fand am Donnerstag, 15. Januar 2015, um 18 Uhr in den Flottmann-Hallen statt.
Eine Podiumsdiskussion mit Hubert Emmerich (Siedlergemeinschaft Anna-Luise-Straße), Stefan Goch (Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen) und Ralf Piorr beleuchtet die historische Rolle der Flottmann-Werke.
Das Salonorchester Cantabile spielt den „Flottmann-Walzer“.
Ute Eickenbusch
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