Bahnhofstraße 104: Unterschied zwischen den Versionen

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Andreas Janik (Diskussion | Beiträge)
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Die späteren Grundstücke der Wirtschaft Buschmann, der Fabrikstraße und eines Teils des Bahndamms gehörten ursprünglich zur Parzelle 10 der Flur „[[Was ist die Koppenburg? (Brandt 1965)|In der Koppenburg]]“. 1811 erwarb Vortmann das Gelände und verkaufte ein Viertel an den Tuchmacher Christoph Schlünder, der es bereits vor 1845 bebaut hatte. 1845 ging das Grundstück an den Maurermeister Wilhelm Kaiser über. Nach dessen Tod wurde [[Busch Willm|Heinrich Busch (genannt Kaiser)]], zweiter Ehemann der Witwe, 1860 als Eigentümer eingetragen.
Die nun folgenden Grundstücke (Wirtschaft Buschmann, Fabrikstraße und Teil des Bahndammes) gehörten zur Parzelle 10 der Flur "In der Koppenburg". Diese erwarb im Jahre 1811 Vortmann, der ein Viertel davon für 625 Rtlr. Berl[iner] Courant an den Tuchmacher Christoph Schlünder weiterverkaufte. Dieses Schlündersche Grundstück ist 1845 "nebst dem darauf erbauten Wohnhause" (das Grundstück war also schon vor 1845 von Schlünder bebaut) für 1000 Taler an den Maurermeister Wilhelm Kaiser, der eine Anna Cath. Hülsmann geheiratet hatte, verkauft worden.(Diesem Ehepaar und seinen Besitznachfolgern sind wir schon bei den Häusern Bahnhofstraße und Bahnhofsvorplatz begegnet.) Die Frau heiratete in 2. Ehe den Gastwirt Heinrich Busch (genannt Kaiser), der 1860 als Eigentümer eingetragen wurde. Auf dem Grundstück standen 1870 zwei Gebäude. Das erste (scheinbar nicht Wohnhaus) befand sich an der Stelle des nördlichen Teils der jetzigen Wirtschaft Buschmann, das zweite (wohl das alte Schlündersche Wohnhaus), durch eine Lücke von dem ersten Gebäude getrennt, stand im Raum der heutigen Fabrikstraße. (Früher lag diese 27 Meter weiter südlich, fast in der Mitte der heutigen Unterführung. Die südliche Grenze des alten Bahnkörpers stimmt mit der heutigen überein, so dass also die nördliche Hälfte der Unterführung die Erbreiterung bezeichnet.) An Stelle des ersten Gebäudes erscheint 1877 ein großes Stallgebäude, zwischen ihm und dem Wohnhaus, das in den Neubau einbezogen, aber nach Süden verkürzt wurde, entstand um 1870 ein neuer Bau, eine Wirtschaft mit Anbau, zu der im hinteren Hofraum ein 40 mal 19 Meter großer S a a l gehörte, der wahrscheinlich 1894 verschwand. Dieser Saal ist 1877 in den Karten enthalten, soll aber schon 1870 dagewesen sein, denn in ihm sollen die vaterländischen Feiern des Krieges 1870/71 abgehalten worden sein. Auch sonst hat er im Herner gesellschaftlichen Leben eine große Rolle gespielt. Gesangwettstreite, Bälle usw. fanden hier statt. Im Jahre 1885 wurde Konsumverwalter Otto Seher, der mit Julie geb. Kaiser verheiratet war, Eigentümer. Dieser hat opffenbar 1886, zunächst unter Erhaltung des alten Schlünderschen Wohnhauses, die jetzige Wirtschaft Buschmann auf dem nördlichen Grundstücksteil erbauen lassen, denn 1886/87 finden sich verzeichnet a) Wohnhaus mit Hofraum und Hausgarten, b) Wohnhaus (Gasthaus) mit zwei Anbauten.


1870 standen dort zwei Gebäude: eines am Standort des nördlichen Teils der Wirtschaft Buschmann, das andere – wohl das alte Schlündersche Wohnhaus – im Bereich der späteren [[Fabrikstraße]]. Mit der Verlegung und Verbreiterung des Bahndamms veränderte sich die Lage der Straße deutlich. Zwischen 1870 und 1877 entstanden ein größeres Stallgebäude sowie eine neue Wirtschaft mit Anbau und einem zuvor bestehenden Saal (ca. 40 × 19 m), der im gesellschaftlichen Leben Hernes große Bedeutung hatte und u. a. für Feiern nach dem Krieg 1870/71 genutzt wurde.
Sie ging 1905 von Seher in den Besitz des Wirtes Heinrich Nordmann über, eine Zeitlang hieß sie "Hotel-Restaurant Deutscher Hof" mit Gartenwirtschaft von Bernhard Cleves, 1907 wurde auch dessen Tochter Anna, die Ehefrau des Wirtes Wilhelm Buschmann, Eigentümerin, die es heute noch ist. Früher hatte die Wirtschaft ein kleines Treppchen vor dem Eingang. Als aber beim Bau der Unterführung die Straße erheblich tiefer gelegt wurde, wuchs das Gebäude (wie auch das von Goebel und Mahr) aus der Erde heraus und musste den jetzigen großen doppelseitigen Treppenvorbau erhalten. Außerdem ist das Haus 1925 durch Umbau verändert worden.


1885 erwarb Konsumverwalter [[Otto Seher (1839-1917)|Otto Seher]] das Anwesen und errichtete 1886/87 die neue Wirtschaft Buschmann unter teilweiser Einbeziehung des alten Wohnhauses. 1905 folgte der Wirt Heinrich Nordmann als Eigentümer; kurze Zeit trug die Gaststätte den Namen „'''Hotel-Restaurant Deutscher Hof'''“. 1907 gelangte sie an Anna Buschmann, geb. Cleves, Ehefrau des Wirtes Wilhelm Buschmann. Durch den Bau der Unterführung der [[Köln-Mindener Eisenbahn|Bahn]] wurde die Straße tiefer gelegt, sodass das Gebäude einen großen Treppenvorbau erhielt. Durch Abriss des ehemaligen [[Reichspost Herne 1895-1910|Reichpostgebäude]] wurde es das erste Haus und Eckhaus zur Fabrikstraße. 1925 erfolgte ein weiterer Umbau zur Gaststätte '''Stauderhaus'''.
Zuletzt wurde es als Herner Sitz des "Wienerwald" bekannt und blieb beliebt. Anfang der 1980er Jahre kam das ende für das Gebäude und das heutige Apotheken- und Ärztehaus mit der Bahnhofs Apotheke wurde errichtet.

==Hotel "Tante Anna"==
[[Datei:Hotel Tante Anna, undatiert.jpg|450px|mini|links]]
1934 wurde grundlegend renoviert. Die Presse schrieb darüber:<br>
<big>"Hotel-Restaurant Stäuderhaus(Buschmann) im neuen Gewande.</big><br>
Im Rahmen des Arbeitsbeschaffungsprogramm: ließ das Hotel=Restaurant Stauderhaus (Buschmann am Bahnhof, deren Inhaberin ihrer Volkstümlichket wegen „'''Tante Anna“''', genannt wird, Haus und Räumlichkeiten vollständig renovieren. Sechs Wochen lang hatten hier über 20 Herner Handwerker jeden Zweiges, Dachdecker, Klempner, Installateure, Maler, Anstreicher usw. fleißig zu tun, um eine Wandlung im modernsten Sinne durchzuführen. Die schon im alten Kleide freundliche und gemütliche Gaststätte trägt heute nach der Renovierung allen Ansprüchen Rech­nung. Vor allen Dingen interessiert die Renovierung der für die Gäste in Frage kommenden Räumlichkei­ten. Die geräumige Wirtsstube z. B. ist in hellen, lichten Farben gehalten, auch wirkt der Wandstoff äußert dekorativ. Modernste Heizkörper sorgen für ausreichende Durchwärmung. Die neuesten praktischen Kleiderhaken ringsherum an den Wänden dienen der zwanglosen Aufbewahrung der Garderobe. Blank­gehobelte Tische verraten die bürgerliche Behäbigkeit, an denen man im gemütlichen Milieu das in Herne nur hier ausgeschenkte Stauderbier trinken kann. Die lichtspendenden Beleuchtungskörper verstärken den anheimelnden Eindruck. Als Hotel=Restaurant hat der Name Buschmann nicht nur für die Herner, sondern auch für den Fremdenverkehr einen guten Ruf. Das Speisezimmer trägt diesem vollständig Rechnung. Man hat ihm einen vornehmen Stil gegeben und für kunstvolle Beschläge der Seiten Rechnung getragen, trotzdem wirkt alles unaufdringlich dezent und ge­schmackvoll. Für die Kegelfreunde ist die Kegelbahn gründlich erneuert worden, die Kegler werden be­stimmt zufrieden sein und sich hier wohlfühlen, noch dazu, wenn sie die hübschen Wandmalereien sehen werden. Die sanitären Anlagen sind ebenfalls über­holt worden. Am heutigen Tage wird „Tante Anna“ durch eine gemütliche Abendfeier ihren Wirkungskreis der Oeffentlichkeit offiziell im neuen Gewande über­geben."<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/pagetext/21294056 Herner anzeiger vom 8. Dezember 1934. Online]</ref>

Im 20. Jahrhundert war das Haus zuletzt als Herner Sitz des „Wienerwald“ bekannt. Anfang der 1980er Jahre wurde es abgerissen und durch das heutige Apotheken- und Ärztehaus mit der Bahnhofs-Apotheke ersetzt.


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==Quelle==
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*Leo Reiners: [[Aus der Geschichte der Bahnhofstraße VIII]]
<references />
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Version vom 15. November 2025, 23:49 Uhr

Bahnhofstraße 104
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Letze Änderung: 15.11.2025
Geändert von: Andreas Janik
Bahnhofstraße 104


Dieses moderne 1985 neu erbaute Apotheken- und Ärztehaus hat eine lange Vorgeschichte.

Die späteren Grundstücke der Wirtschaft Buschmann, der Fabrikstraße und eines Teils des Bahndamms gehörten ursprünglich zur Parzelle 10 der Flur „In der Koppenburg“. 1811 erwarb Vortmann das Gelände und verkaufte ein Viertel an den Tuchmacher Christoph Schlünder, der es bereits vor 1845 bebaut hatte. 1845 ging das Grundstück an den Maurermeister Wilhelm Kaiser über. Nach dessen Tod wurde Heinrich Busch (genannt Kaiser), zweiter Ehemann der Witwe, 1860 als Eigentümer eingetragen.

1870 standen dort zwei Gebäude: eines am Standort des nördlichen Teils der Wirtschaft Buschmann, das andere – wohl das alte Schlündersche Wohnhaus – im Bereich der späteren Fabrikstraße. Mit der Verlegung und Verbreiterung des Bahndamms veränderte sich die Lage der Straße deutlich. Zwischen 1870 und 1877 entstanden ein größeres Stallgebäude sowie eine neue Wirtschaft mit Anbau und einem zuvor bestehenden Saal (ca. 40 × 19 m), der im gesellschaftlichen Leben Hernes große Bedeutung hatte und u. a. für Feiern nach dem Krieg 1870/71 genutzt wurde.

1885 erwarb Konsumverwalter Otto Seher das Anwesen und errichtete 1886/87 die neue Wirtschaft Buschmann unter teilweiser Einbeziehung des alten Wohnhauses. 1905 folgte der Wirt Heinrich Nordmann als Eigentümer; kurze Zeit trug die Gaststätte den Namen „Hotel-Restaurant Deutscher Hof“. 1907 gelangte sie an Anna Buschmann, geb. Cleves, Ehefrau des Wirtes Wilhelm Buschmann. Durch den Bau der Unterführung der Bahn wurde die Straße tiefer gelegt, sodass das Gebäude einen großen Treppenvorbau erhielt. Durch Abriss des ehemaligen Reichpostgebäude wurde es das erste Haus und Eckhaus zur Fabrikstraße. 1925 erfolgte ein weiterer Umbau zur Gaststätte Stauderhaus.

Hotel "Tante Anna"

1934 wurde grundlegend renoviert. Die Presse schrieb darüber:
"Hotel-Restaurant Stäuderhaus(Buschmann) im neuen Gewande.
Im Rahmen des Arbeitsbeschaffungsprogramm: ließ das Hotel=Restaurant Stauderhaus (Buschmann am Bahnhof, deren Inhaberin ihrer Volkstümlichket wegen „Tante Anna“, genannt wird, Haus und Räumlichkeiten vollständig renovieren. Sechs Wochen lang hatten hier über 20 Herner Handwerker jeden Zweiges, Dachdecker, Klempner, Installateure, Maler, Anstreicher usw. fleißig zu tun, um eine Wandlung im modernsten Sinne durchzuführen. Die schon im alten Kleide freundliche und gemütliche Gaststätte trägt heute nach der Renovierung allen Ansprüchen Rech­nung. Vor allen Dingen interessiert die Renovierung der für die Gäste in Frage kommenden Räumlichkei­ten. Die geräumige Wirtsstube z. B. ist in hellen, lichten Farben gehalten, auch wirkt der Wandstoff äußert dekorativ. Modernste Heizkörper sorgen für ausreichende Durchwärmung. Die neuesten praktischen Kleiderhaken ringsherum an den Wänden dienen der zwanglosen Aufbewahrung der Garderobe. Blank­gehobelte Tische verraten die bürgerliche Behäbigkeit, an denen man im gemütlichen Milieu das in Herne nur hier ausgeschenkte Stauderbier trinken kann. Die lichtspendenden Beleuchtungskörper verstärken den anheimelnden Eindruck. Als Hotel=Restaurant hat der Name Buschmann nicht nur für die Herner, sondern auch für den Fremdenverkehr einen guten Ruf. Das Speisezimmer trägt diesem vollständig Rechnung. Man hat ihm einen vornehmen Stil gegeben und für kunstvolle Beschläge der Seiten Rechnung getragen, trotzdem wirkt alles unaufdringlich dezent und ge­schmackvoll. Für die Kegelfreunde ist die Kegelbahn gründlich erneuert worden, die Kegler werden be­stimmt zufrieden sein und sich hier wohlfühlen, noch dazu, wenn sie die hübschen Wandmalereien sehen werden. Die sanitären Anlagen sind ebenfalls über­holt worden. Am heutigen Tage wird „Tante Anna“ durch eine gemütliche Abendfeier ihren Wirkungskreis der Oeffentlichkeit offiziell im neuen Gewande über­geben."[1]

Im 20. Jahrhundert war das Haus zuletzt als Herner Sitz des „Wienerwald“ bekannt. Anfang der 1980er Jahre wurde es abgerissen und durch das heutige Apotheken- und Ärztehaus mit der Bahnhofs-Apotheke ersetzt.

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