Raimund Polaschek: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Ehrung Polaschek Sammlunf Friedhelm Wessel oJ.jpg|thumb|Ehrung von Raimund Polaschek durch den ehemaligen OB Horst Schiereck.]] | |||
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Aktuelle Version vom 27. April 2019, 13:35 Uhr
Raimund Polaschek (geboren 1929 in Herne) ist ein ehemaliger Zechenwohnungsverwalter.
„Bürgermeister” von Holthausen
In Holthausen nennt man ihn nur „Bürgermeister“. Dabei gibt es diesen Titel oder Ehrenamt gar nicht, doch Raimund Polaschek, der 1929 in Herne geboren wurde, und seit Jahrzehnten in Holthausen lebt, „erhielt“ diesen Ehrentitel von Freunden und Bekannten. Der Sodinger besuchte zunächst die Schule Grüner Weg. Doch während 2. Weltkrieges wurde er zusammen mit anderen Schülern im Rahmen der Kinderlandverschickung für ein Jahr ins sichere Ungarn geschickt. Wieder in Herne stand erneut eine Reise an, denn nun musste Raimund Polaschek bis zum Eintritt ins Berufsleben ein Landpflichtjahr absolvieren. Eigentlich gefiel es dem Sodinger in der Soester Börde ganz gut. Er dachte er sogar zeitweise daran, den Beruf eines Landwirtes zu erlernen. Doch dann ging es wieder zurück ins Revier, wo Raimund Polaschek 1944 eine Ausbildung zum Elektriker bei der bekannten Herner Firma Iffürel begann. Aber auch hier musste Sodinger oft reisen, denn einer seiner Ausbildungsplätze lag damals zeitweise auf der Hamborner August-Thyssen-Hütte. Morgens ging es um 5 Uhr mit dem Zug nach Duisburg, um 18 Uhr war er dann wieder in Herne. Eine harte Zeit, erinnert sich der gelernte Elektriker, der der 1946 seine Abschlussprüfung in Marl bestand.
Zwei Jahre später lockte aber der Bergbau mit all seinen Vergünstigungen: Guter Lohn, Butterbrote und warmes Mittagessen. Da konnte und wollte der junge Sodinger nicht widerstehen und legte im Februar 1948 auf dem Pütt an.
Im Untertagebetrieb des Pütts gefiel es Polaschek, der sich nun dazu entschlossen hatte, Elektrosteiger zu werden, ganz gut. Damals, so erinnert sich der Holthausener, gab es nur vier Elektriker im damaligen Untertagebetrieb. Dann ein Schicksalsschlag: Im September 1948, es war um die Mittagszeit, ereignete ich in der „Westlichen Abteilung, in Flöz Johann“, ein schweres Unglück. Der tonnenschwere metallene Schrämmkörper war aus der Führung gesprungen und sauste nun durch den steilen Streb. Polaschek erinnert sich: Damals war die Mannschaft der Morgenschicht noch in Johann und die Umleger – Vorbereitungsspezialisten für die späteren Kohleabbau der folgenden Mittagsschicht – befanden sich ebenfalls schon vor Ort. Zwei Bergleute starben bei diesem außergewöhnlichen Unfall, Raimund Polaschek und weitere Kumpels erlitten damals schwere Verletzungen. Auch der spätere sehr bekannte Sodinger Reviersteiger und BUV-Vorsitzende Gottfried Zechel war nach Angaben von Polaschek damals in Johann. Er kam jedoch mit dem Schrecken davon.
Mit diesem Unfall endete jedoch die untertägige Zechentätigkeit für den jungen Elektriker, der fast ein Jahr lang pausieren musste. Wieder auf dem Pütt, wurden Raimund Polaschek verschiedene Aufgaben übertragen, darunter die Verwaltung des Elektromagazins. In dieser Zeit trat der Sodinger auch in die IGBE ein, wurde Mitglied des Betriebsrates und hier Mitglied des Wohnungsschusses. In diesem Bereich fand Polaschek in den folgenden Jahren auch seine berufliche Erfüllung, denn 1973 wechselte er in die Wohnungsverwaltung. Seine Büros befanden sich danach auf der Zeche Hannover, auf Mont-Cenis in später sogar auf Consol in Gelsenkirchen. In seiner Zeit als Zechenwohnungsverwalter lernte Polsaschek viele Siedlungen in Bochum, Herne und Gelsenkirchen kennen. An seine letzte große Aufgabe, einer Siedlungsumlegung in Gelsenkirchen – Feldmark, erinnert sich Polaschek noch genau. Er musste, wie er erzählt, damals viel Überzeugungsarbeit leisten, denn die Bewohner einer in die Jahre gekommenen Gelsenkirchener Kolonie sollten von Umzug in moderne Häuser überzeugt werden. Danach verabschiedete sich der Herner von der RAG, doch er blieb dem Bergbau als Gewerkschaftler und Knappschaftsältester (Sprengel 508) noch über Jahre verbunden.
Aber Langeweile kam auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben im Jahre 1979 nicht auf. Fritz Benthaus, ein Freund aus Holthausen, bekannter Herner Awo-Mann und SPD-Vertreter machte Polaschek die Kommunalpolitik schmackhaft. So nebenbei fungierte der Holthausener nun als Reiseleiter bei der Awo, war so mit Gruppen in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Italien unterwegs. In der Bezirksvertretung Sodingen und im Rat der Stadt Herne vertrat der umtriebige Raimund Polaschek mit Vehemenz die Interessen seiner Holthausener. Für sein bürgerschaftliches Engagement überreichte ihm daher vor einigen Jahren Oberbürgermeister Schiereck das Bundesverdienstkreuz.
Doch zwischen Pütt und Rathaus fand Polaschek immer noch Zeit für seine Hobbys. So spielte er einst Wasserball für den SV Neptun und zog jahrelang die Stollenschuhe für den benachbarten VfR Rauxel an. Dieses Team kickte damals, als Polaschek dort auf Torejagd ging, in der Bezirksliga. Wenn der Bergbaupensionär heute aus dem Wohnzimmerfenster des Hauses an der Bruchstraße schaut, fällt sein Blick nicht nur auf den Förderturm der ehemaligen Schachtanlage Erin, sondern auch auf einen Kleingarten, an dessen Entstehung und Erhalt Polaschek ebenfalls entscheidenden Anteil hat. Der Holthausener gehört nämlich zu den Gründerväter des heutigen „KGV Pannekampgraben“, der einst aus einem wilden Grabeland im benachbarten Castrop-Rauxel hervor ging.
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Quellen
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.