Bauern, Höfe, Land und Vieh: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Zechenbarone zahlten – und grinsten auch. Für die enormen Reichtümer, die in der Erde schlummerten, hatten sie nicht mehr als ’n Appel und ’n Ei gegeben. Auf Königsgrube folgten in schneller Folge [[Zeche Pluto|Pluto]], [[Zeche Shamrock|Shamrock]] und [[Zeche Unser Fritz|Unser Fritz]], mit Zweit-, Dritt- und Viertschächten, Nebenanlagen, Kohlehalden und Gleisanschlüssen. Die Zechen fraßen Land und verdunkelten den Himmel. [[1925]] wurden nur noch fünf Prozent der Stadtfläche landwirtschaftlich genutzt. Hundert Jahre früher waren es 84 Prozent. Seit vielen Jahren sind es nur noch wenige Promille, eben das bisschen in Röhlinghausen. Wanne-Eickel ist zwar immer noch ein Dorf – aber eins (fast) ohne Bauern.
Die Zechenbarone zahlten – und grinsten auch. Für die enormen Reichtümer, die in der Erde schlummerten, hatten sie nicht mehr als ’n Appel und ’n Ei gegeben. Auf Königsgrube folgten in schneller Folge [[Zeche Pluto|Pluto]], [[Zeche Shamrock|Shamrock]] und [[Zeche Unser Fritz|Unser Fritz]], mit Zweit-, Dritt- und Viertschächten, Nebenanlagen, Kohlehalden und Gleisanschlüssen. Die Zechen fraßen Land und verdunkelten den Himmel. [[1925]] wurden nur noch fünf Prozent der Stadtfläche landwirtschaftlich genutzt. Hundert Jahre früher waren es 84 Prozent. Seit vielen Jahren sind es nur noch wenige Promille, eben das bisschen in Röhlinghausen. Wanne-Eickel ist zwar immer noch ein Dorf – aber eins (fast) ohne Bauern.
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<center><big>''' Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors <ref>Aus: [[Berke 2002| Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel -
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Version vom 3. Juni 2017, 05:15 Uhr

Wolfgang Berke

Vor etwa 150 Jahren wäre eine Wanderung quer durch Wanne-Eickel noch ein richtiges Abenteuer gewesen. 50 Bauernhöfe und Kotten, eine Handvoll Kirchtürme, ein paar Dutzend Handwerker und Kaufleute: Keine 400 Menschen lebten auf dem heutigen Stadtgebiet, das mit Feldern, Wäldern, Weiden und Heide vor allem eins war – grün. Mittendrin Kühe, Schafe, Pferde, Schweine und Hühner, einige holperige Wege sowie eine Emscher und ein paar Bäche, die noch flossen, wie es sich gehört, nämlich kreuz und quer durch die Landschaft.

Streng genommen war Wanne-Eickel vor 150 Jahren gar kein Dorf, sondern mehrere Dörfer. Ganz im Norden Crange, dann etwa in der Mitte Bickern, im Osten Holsterhausen, und den Süden teilten sich Röhlinghausen und Eickel. Meist gehörten diese kleinen Dörfchen zu irgendwelchen anderen Gemeinden wie etwa Gelsenkirchen, Bochum oder Herne, sie erschienen allen amtierenden Herrschern zu unbedeutend, um selbstständig sein zu dürfen.

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gab es mehr als 30 Bauernhöfe, nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnet die Statistik noch 16 bewirtschaftete Höfe, heute ist es nur noch ein einziger: der Hof des Bauern Röhlinghaus an der (wie sollte es anders sein) Hofstraße in (natürlich) Röhlinghausen. Im übrigen Stadtgebiet lassen sich einige wenige Reste entdecken, auf der Wilbe zum Beispiel. Dort kann man Fachwerkarchitektur nebst Balkeninschrift an der Bauernstube von Pins bewundern und sich drinnen ein Bier schmecken lassen.

Bei weitem nicht so nett präsentiert sich der Sassenhof an der Dorstener Straße, heute ein fast ganz normales Hotel. Etwas uriger sind die noch existierenden Überreste des Schlenkhoff’schen Kottens an der Dorstener Straße in Holsterhausen. Wenn Sie in die dort beheimatete Kneipe Zum Alten Fritz wollen, sollten Sie vorsichtshalber den Kopf einziehen, die Türdurchgänge sind verdammt niedrig.

Von den vielen anderen Wanne-Eickeler Bauernhöfen sind nur noch vergilbte Fotos als Erinnerungen geblieben – und die Straßennamen, die an dort einst lebende Bauern erinnern: Buschmannshof, Ruschenhof, Stöckmannshof, Tüntmannshof, Bönninghauser Straße, Göddenhoff, Heitkampsfeld, Leplershof, Lohofstraße, Rademachers Weg, Scharpwinkelring, Schmiedes Hof, Schultenhof oder Stratmanns Weg.

Doch zurück zum dörflichen Idyll von 1850. Gerade hatte die neue Eisenbahnstrecke den ersten Lärm in den ländlichen Frieden gebracht, und noch beäugten die Wanne-Eickeler Bauern argwöhnisch die Kohlebuddelei in den südlichen Nachbarstädten und deren Industrialisierung, als es wenig später auch in Wanne-Eickel mit der Ruhe vorbei war. In Röhlinghausen begann der Spuk, nachdem dort einige Herrschaften von außerhalb bei Probebohrungen auf Kohle gestoßen waren. Flugs wurde den Bauern, unter deren Feldern die Kohlefunde lagen, das Land abgekauft und die Abteufung der Zeche Königsgrube begann.

Etwas schlauer als ihre Bochumer, Hattinger oder Wittener Kollegen waren die Wanne-Eickeler Bauern schon. Sie hatten begriffen, dass sie ohne entsprechende Kenntnis und teure Maschinen nicht selbst nach Kohle graben konnten. Und sie hatten mitbekommen, dass man mit Kohle reich werden konnte. Also forderten sie von den Zechenbetreibern viel Geld, für Wanne-Eickeler sehr viel Geld. So viel, dass sie sich zur Ruhe setzen oder in der Ferne einen neuen Hof kaufen konnten. Und grinsten sich eins.

Die Zechenbarone zahlten – und grinsten auch. Für die enormen Reichtümer, die in der Erde schlummerten, hatten sie nicht mehr als ’n Appel und ’n Ei gegeben. Auf Königsgrube folgten in schneller Folge Pluto, Shamrock und Unser Fritz, mit Zweit-, Dritt- und Viertschächten, Nebenanlagen, Kohlehalden und Gleisanschlüssen. Die Zechen fraßen Land und verdunkelten den Himmel. 1925 wurden nur noch fünf Prozent der Stadtfläche landwirtschaftlich genutzt. Hundert Jahre früher waren es 84 Prozent. Seit vielen Jahren sind es nur noch wenige Promille, eben das bisschen in Röhlinghausen. Wanne-Eickel ist zwar immer noch ein Dorf – aber eins (fast) ohne Bauern.


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