Lutherische Kirchengemeinde Crange (Bädecker): Unterschied zwischen den Versionen

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VI. Kreissynode Bochum<br />
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Aktuelle Version vom 1. April 2017, 11:18 Uhr

VI. Kreissynode Bochum
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10. Crange.

(Lutherisch.)

Diese von der Emscher umschlossene Gemeinde zählte im Anfange des Jahrhunderts kaum 90, jetzt gegen 360 Seelen. Sie hat von jeher das Wahlrecht gehabt.

Vormals besaß die Familie von Eickel, welche die Kirche gebaut hatte, den Patronat über dieselbe. Späterhin kam derselbe zum Theil an die Besitzer des Hauses Horst und hierauf an die von Hugenpot zum Gosewinkel. Hugenpot verkaufte seine Hälfte der Patronatberechtigung im Jahre 1641 an Curt von Strünckede, und im Jahre 1719 verkaufte der damalige Herr von Strünckede sein Recht an den Herrn von Rump zu Crange, jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, daß die Pfarrei nur an Lutheraner vergeben werden sollte.

Die Gemeinde war schon gegen das Ende des 16. Jahrhunderts lutherisch; indessen mußte dieselbe noch im Jahre 1732 und sogar noch im Jahre 1772 über Beeinträchtigungen, welche ihr von Seiten der Katholiken zu Theil wurden, Klage führen.

Die Einkünfte der Pfarrei wurden durch den Pastor Gisbert Jodocus Kätenberg um ein Beträchtliches erhöht. Als derselbe nämlich am 22. Mai 1704 seinen ältesten Sohn, den Candidaten Friedrich Matthias, durch den Tod verlor und dadurch kinderlos geworden war, so schenkte er der Pfarrei ein Bauerngut, für dessen Ertrag der Prediger am Nachmittag eines jeden Sonntags eine Predigt oder eine Katechisation halten sollte. Dabei setzte er fest, daß, wenn die Gemeinde jemals eine andere Confession annehmen würde, die Bochum'sche Predigerclasse darüber zu entscheiden habe, welcher lutherischen Gemeinde diese Stiftung nun zugehören solle.

Mit der Pfarrei zu Crange war über hundert Jahre hindurch die Vicarie zu Herne ununterbrochen verbunden, so jedoch, daß der Pastor jederzeit in Crange seine Wohnung hatte. Dieser Zusammenhang wurde im Jahre 1812 ausdrücklich angeordnet. Da nun aber der Vicar Messing, welchem zugleich die Pfarrei Crange übertragen war, zu Herne wohnen blieb, und der Schullehrer zu Crange Haus, Garten und Ländereien der Pfarrei zur Nutznießung zugewiesen erhielt, erregte dieses im höchsten Grade die Unzufriedenheit der Gemeinde, welche verlangte, daß der Prediger unter ihr wohne und das Vicariat zu Herne, wo ja auch ein Pfarrer seinen Wohnort habe, von Crange aus versehe.

Nach dem Tode Messings (welcher die Pfarrei zu Crange nur provisorisch übertragen erhalten hatte,) blieb die Stelle mehrere Jahre lang unbesetzt. Da das Einkommen dürftig, die Gemeinde arm war und da auch die kirchlichen Gebäude dem Verfall entgegengingen, so beabsichtigte die Oberbehörde, die Gemeinde Crange einstweilen mit einer benachbarten Gemeinde zu vereinigen. Indessen erlangte es die Gemeinde im Jahre 1826, daß ihr zunächst provisorisch ein Vicar gegeben wurde, welcher im Jahre 1828 die Pfarrei definitiv übertragen erhielt. — Im Jahre 1346 ist aus Mitteln des Herrn von Elverfeldt und der Gemeinde ein neues Pfarrhaus, und hernach mit Collecten - Geldern eine neue Kirche gebaut worden, welche im Jahre 1854 eingeweiht ward. Die alte Pfarrwohnung ist jetzt als Schulhaus eingerichtet.

Verzeichniß der Prediger.

1. Diedrich Döbbeling wurde in dem Bruch ermordet.

2. Johann Rodthäupt. Ihm wurde (man weiß nicht warum) 1610 von Gert und Ernst von Eickel, und 1611 nochmals von Hermann von Oer zur Horst der Dienst gekündigt.

3. Heinrich Alberzhausen, unterschrieb 1612 die Confession.

4. Gerhard Lindlar.

5. Gerhard Volbert, um 1643, wurde später abberufen.

6. Friedrich Kätenberg, genannt Vietor, 1646, war zugleich Vicar zu Herne. Vorher war er Rector in Bochum. Der Herr von Strünckede gab ihm als Mit-Collator die Collation, wogegen der Herr von Rumpf als Mit-Collator ihm darum die Collation versagte, weil er in Crange keinen evangelischen Prediger haben wollte. Daher wurde Kätenberg am 15. Jnni 1648 von dem Kurfürsten kraft des Verfallrechts bestätigt. Er lebte noch 1673.

7. Gisbert Jodocus Kätenberg, genannt Victor, wurde am 27. Juni 1674 als Pastor zu Crange und zugleich als Vicar zu Herne ordinirt. Er starb nach 55jähriger Amtsführung 1729.

8. Diedrich Heinrich vom Berge (Berger) ans Dortmund, am 4. August 1720 als Adjunkt ordinirt, war auch Vicar zu Herne und starb, vom Schlage gerührt, 1735.

9. Johann Diedrich Stamm aus Herschede, 1736 berufen, aber erst (da sich die Bestätigung verzögerte) am 21. Augnst 1737 ordinirt. Auch er war zugleich Vicar zu Herne. Wegen ärgerlichen Wandels wurde er 1746 von der Synode suspendirt. Er starb 1752.

10. Johann Theodor Mittelhoff aus Essen, am 11. Mai 1752 ordinirt und eingeführt, starb 1790.

11. Johann Ernst Friedrich Sindern aus Eickel, Adjunkt seit 1786, wurde 1789 Adjunkt zu Eickel.

12. Johann Gottlieb Engelbert Mitteldorff aus Iserlohn, Adjunkt seit 1789. starb 1811.

13. Johann Friedrich Georg Messing, 1812 provisorisch bestellt. Er war seit 1794 zugleich Vicar zu Herne, wo er auch wohnte. Nach seinem Tode blieb die Stelle längere Zeit unbesetzt.

14. August Gläser aus Weißenfels in Sachsen, verwaltete die Stelle seit 1826 auftragsweise, bis er im Jahre 1828 desinitiv ernannt und eingeführt wurde. Durch seine Bemühung wurde es erwirkt, daß bei der Gemeindetheilung der Schule und Kirche eine Parcelle Ackers überwiesen ward. Er starb im April 1844, nachdem er seine Stelle gekündigt hatte, 53 Jahre alt.

15. Wilhelm Meisner aus Königsbruch in Westpreußen, welcher damals innerhalb der Gemeinde wohnte, wurde noch zu Lebzeiten Gläsers gewählt, und demgemäß 1845 als Pfarrverweser ordinirt. Jm Jahre 1847 wurde er zum Pfarrer ernannt.

Siehe auch

Quelle

Auszug aus Bädecker 1870, S. 343 ff.