Evangelische Kirchengemeinde Herne (Bädecker): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. Januar 2018, 13:53 Uhr
VI. Kreissynode Bochum
[...]
8. Herne.
(Lutherisch.)
Der Bezirk dieser Gemeinde umfaßt Herne, Baukau, Hiltrop mit Berge, halb Holsterhausen, einen Theil von Sodingen jenseits des Baches (der andere Theil gehört nach Castrop) und einen Hof zu Horsthausen. Dieselbe zählte im Jahre 1810 gegen 1460 Seelen. Jetzt, wo die ehemalige reformirte Gemeinde mit ihr combinirt ist, gehören zu ihr etwa 2550 Gemeindeglieder.
Von jeher waren hier ein Pastor und ein Vicar bestellt. Der Vicar hatte keine Parochialhandlungen zu verrichten; nur die Besorgung der Nachmittagspredigten und der Katechisationen und die Unterstützung des Pastors bei den Communionen stand ihm zu.
Ueber die Pfarrei hatte die Gemeinde das Wahlrecht und das Haus Strünckede die Collation. Die Vicarie wurde von dem Hause Strünckede allein vergeben. Es war dieses die Vicarie Nicolai, Catharina und Luciä. Außerdem hatte die Kirche noch zwei Vicarien, nämlich die des h. Anton und der 10,000 Märtyrer und die der Jungfrau Maria.
Die Einführung der Reformation nahm hier im Jahre 1559 ihren Anfang. In diesem Jahre nämlich resignirte der katholische Pastor zu Herne und Crange auf die Pastorat zu Herne zu Gunsten des Crafft Messing aus Herbede, welcher im Zahre 1560 von dem Erzdechanten zu Lüdenscheid und Wattenscheid, Conrad Otto ab Hagen, investirt wurde. Dieser Messing begann nun im Jahre 1561 zu reformiren. Auch trat derselbe in die Ehe. Als sein Nachfolger wurde im Jahre 1570 von dem Erzdechanten ein katholischer Priester, Heinrich Bochold, investirt, welcher seine Stelle einige Jahre hindurch von Diedrich Ockentorf von Buer versehen ließ. Da dieser aber das katholische Kirchenwesen wieder herstellen wollte, so ordnete der damalige Herr von Strünckede am 13. November 1573 den Prediger Leonhard Frilinghauß als lutherischen Pastor und den bisherigen lutherischen Pastor zu Bladenhorst als Vicar der Vicarie St. Lucia in der Kirche zu Herne und Kaplan zu Strünckede an. Als dieser Vicar gestorben war, stellte der Herr von Bönen, als Curator des Hauses Strünckede, den Theodor Plesmann als Vicar zu Herne und Pastor der Kapelle zu Strünckede an; weil dieser aber katholisch war, so wurde er nach Buer versetzt und an seine Stelle kam 1587 Matthias Alstede. Indessen unterzeichnete sich Plesmann noch immer als Pastor zu Strünckede und resignirte kurz vor seinem Tode zu Gunsten eines katholischen Priesters, Hermann von Ahusen, welcher sich auch 1598 mit der ihm cedirten Pfarrei investiren ließ, wiewohl Alstede in seiner Stellung blieb. — Die altherkömmliche Vereinigung der Vicarie zu Herne mit der Pfarrei Crange wurde im Jahre 1812 definitiv angeordnet.
Verzeichniß der Prediger.
a. Pastoren.
1. Krafft Messing aus Herbede. 1560, erster Reformator, starb 1570.
2. Leonhard Frilinghauß, 1573, war zugleich seit 1589 Vicar zu Uemmingen, Er hatte eine Tochter Messings zur Ehe. Die Zeit seines Todes ist unbekannt.
3. Matthias Alstede, gleichfalls Schwiegersohn Messings. 1622, war seit 1587 Vicar zu Herne und Kaplan zu Strunckede.
4. Johann Baak stand hier schon 1632, erhielt aber die Collation erst 1641.
5. Johann Kaspar Brügmann aus Dortmund, 1671 in Dortmund ordinirt, wurde 1681 diaconus Mariae daselbst.
Nun entstand ein Streit zwischen dem Herrn von Strunckede und der Gemeinde. Jener wollte Wilhelm Baak, die Gemeinde aber wollte Glaser zum Pastor haben. Endlich, am 21. März 1682, verglichen sich beide Theile. Glaser erhielt die Collation und Baak wurde mit einer Geldsumme zufrieden gestellt, worauf letzterer als Hausprediger nach Wischelingen ging.
6. Johann Friedrich Glaser, 1683, wurde 1687 Pastor zu Aplerbeck.
Abermals entstand jetzt ein langwieriger Prozeß, indem einige Gemeindeglieder den 1688 angeordneten und ordinirten Pastor Hüttemann nicht annehmen wollten. Die Sache wurde endlich am 7. Juli 1692 dahin verglichen, daß das Haus Strunckede seine Verpflichtung anerkannte, fernerhin nur einem Solchen die Collation zu ertheilen, der von der Gemeinde ordentlich erwählt und berufen sei.
7. Kaspar Hüttemann, 1688, starb 1728.
8. Goswin Florenz Hoffmann aus Weslar, 1728, war seit 1720 Pastor zu Castrop und starb 1744.
9. Eberhard Ludolph Davidis, 1745, war seit 1734 Pastor zu Harpen und wurde 1752 Pastor zu Hemer.
10. Johann Westhoff aus Asseln, 1753, war zugleich Vicar zu Herne und starb 1791.
11. Johann Ludwig Ernst Westhoff, des vorigen Sohn, am 18. Januar 1792 einhellig von der Gemeinde erwählt, am 1. April 1792 ordinirt, starb am 4. September 1837.
12. Julius Saatmann aus Schwelm, am 4. October 1835 als Westhoffs Assistent cum iure succedendi gewählt, wurde am 16. März 1836 ordinirt uud introducirt.
b. Vicare.
1. Matthias Alstede, zugleich Hausprediger zu Strünckede, 1587, wurde 1622 Pastor.
2. Heinrich Alberhausen, 1622, war zugleich Hausprediger zu Strünckede.
3. Friedrich Kätenberg, genannt Vieter, 1646, war zugleich Pastor zu Crange. Vorher war derselbe Rector zu Bochum gewesen.
4. Gisbert Jobst Kätenberg, genannt Vietor, 1674, war zugleich Pastor zu Crange und starb 1729.
5. Theodor Heinrich vom Berge aus Dortmund, 1729, war zugleich Pastor zu Crange und starb 1735.
6. Johann Theodor Stamm aus Herschede, 1736, war zugleich Pastor zu Crange und starb 1752.
7. Johann Westhoff, 1753, war zugleich Pastor in Herne und starb 1792.
8. Johann Friedrich Georg Messing vom Hause Heven bei Uemmingen, 1794, war seit 1787 Conrector und dritter Prediger zu Unna gewesen. Er verwaltete seit 1812 auch die Pfarrei zu Crange, mit welcher die Vicarie zu Herne nun desinitiv vereinigt wurde.
Quelle:
Auszug aus Bädecker 1870, S. 343 ff.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.