Berger Mühle (Bochum-Bergen)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Berger Mühle
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Letzte Änderung: 14.09.2022
Geändert von: Thorsten Schmidt


Die Berger Mühle gehörte früher zur Herner Kirchengemeinde und war dem Bauern Schulte zu Berge verpachtet. Sie gehört daher zur Herner Geschichte als eine der wichtigen Mahlstätten an.

Folgender Artikel berichtet über diese Mühle und erschien am 16. August 1937 im Bochumer Anzeiger:

„In einem kühlen Grunde, da rauscht ein Mühlenrad.“ — Wie leicht sind wir Großstädter doch geneigt, beim Hören oder Singen dieses alten deutschen Liedes mit unseren Gedanken hinaus in die Ferne zu schweifen. Vor unseren Augen erstehen malerische alte Wassermühlen, wie wir sie aus Bildern oder Zeichnungen kennen und deren Platz wir dann meistens, eher in landschaftlich reizvollere Gegenden des deutschen Vaterlandes als in der näheren Heimat vermuten. Doch auch unsere engere Heimat hat noch zahlreiche Mühlen als Erbe einer romantischen Vergangenheit aufzuweisen. Eine der schönst gelegensten und auch wohl der ältesten Bochumer Wassermühlen, in denen heute noch Brotgetreide und Viehschrot gemahlen wird, ist die Mühle in der Nähe des Zillertales, die früher zur Bauernhofe Schulte zu Berge gehörte.

Wenn wir vom Ortsteil Bergen aus unseren Schritten über holprige Feldwege zum Zillertal lenken, sieht man ein weites, vom Wald begrenztes Wiesental, und nach der letzten Wegwindung erblickt man die Mühle im Tale. Überrascht von der Schönheit des Anblicks, bleibt man stehen, und wenn man nicht wenige Minuten vorher noch im Banne der gewaltigen Industrieanlagen gestanden hätte, man würde einfach nicht glauben, dass man sich hier im Herzen des Industriegebietes befindet.

Wir treten in die Mühle ein und finden den ergrauten Müller beim Schärfen der Mahlbacken an.

Gern gibt er uns auf unsere Fragen Auskunft. Er selber wurde vor 62 Jahren schon in dieser alten Mühle geboren. Er entstammt einer alten Müllersfamilie, bei der sich das Müllergewerbe seit Generationen schon stets vom Vater auf den Sohn übertragen hat. Kurz vor der neuen Ernte wird die ganze Mühle einer genauen Durchsicht unterzogen und notwendige Reparaturen vorgenommen. Der Antrieb erfolgt hier noch durch das alte Wasserrad, über das die im Mühlenteich gestaute Wassermenge geleitete werden. Dabei kommen die wuchtigen Mühlsteine von 20 bis 25 Zentner Gewicht auf 100 bis 120 Touren in der Minute. Das Müllergewerbe verlangt schon eine gründliche Ausbildung. Die Bearbeitung der schweren Mühlsteine, ihr auswuchten, das den Zweck hat, sie genau in der Balance zu halten, das Anlegen und Schärfen der Mahlbacken will schon gelernt sein. Ein Sandstein an der Mühle kündet davon, dass im Jahre 1838, also vor rund 100 Jahren, die Mühle von den Eheleuten Heinrich Georg Schulte=Berge [1806-1857] und[1] Lisette Overkamp [1817-1860] v. Herne erbaut wurde.

Nachweislich handelte es sich hierbei aber um einen Umbau. Früher war die Müllerswohnung direkt in der Mühle. Wie viele Müllergenerationen mögen hier schon gelebt haben? In dem Romberg=Archiv in Brüninghausen wird die Mühle in Bergen schon um das Jahr 1500 herum erwähnt. In diesem kleinen Nachweis wird erkenntlich, dass „Möhle und Deiche“, unter gleichzeitiger Angabe der Pacht an Schulte zu Berge vergeben wurden. Das alte und reichhaltige Urkundenmaterial des Bauernhofes Schulte zu Berge gab uns weitere Aufschlüsse über die Vergangenheit dieser alten Mühle.

Aus alten Mühlenverträgen geht hervor, dass die Mühle früher Eigentum der Kirchengemeinde Herne gewesen ist. Der älteste vorhandene Mühlenvertrag wurde im Jahre 1626 mit Johann Schulte zu Bergen und Margarete geb. Gartmann aus Hiltrop abgeschlossen. Man muss sich schon Mühe geben, die vergilbten Papiere, Zeugen vergangener Jahrhunderte, zu entziffern und die Sprache unserer Ahnen im Wortlaut zu verstehen.

Der Mühlenvertrag aus dem Jahre 1691 hat folgenden Wortlaut:

„Wir zu endts unterschriebene, Zeitlicher Pastor und Kirchenräthe der Kirche zu Herne, zeugen und bekennen hiermit, daß wir heut Dato die zur Hernischen Kirche von undenklichen Zeiten gehörige mühle, negst Schulenfeldt zu Berg gelegen, mit dazu gehörigen und wällen, dem Ehrbaren und Bescheidenen Hermann Schulte zu Berge und Margarethe seiner Ehefrau, Ihrer Beide Lebelang, vor ein heut Vereinbahrter Gewinn dergestalt in Leibgewinn gethan, daß die Eheleute Dato jährlich auf Martini Episcopi zu Behuf der Kirche einem zeitlichen Kirchenrath ohnfehlbar, an gutem reinen rübsamen liefern sollen und wollen, anderthalb Scheppel Bochumer maß, und dabei sollen Eheleute Pächtiger dieser Hernischen Kirchenmühle, wälle und Teiche in gutem Rande erhalten, Verbessern und nicht Verschlimmern, und nichts überall davon Voralionieren, Versetzen oder in andere Hände bringen. Dahingegen dan Versprechen wir auch die Eheleute Pächtiger dabei zu Herren und zu wehren, ihre Kundt eigenhändiger in Duplo zu jedestheils nachricht gegebener Unterschrift. So geschehen in der Hernischen Pfarrwidum im Beisein Heinrich Overkamp, Hermann Schlenkhoff, Jürgen Schulte zu Holsterhausen als hierbey gewesene Kirch... männer und des hierbey... Notariy Alberti Raman auf St. Thomae Tag 21. XII. 1691 Jahres.
Caspar Hüttemann Pastor in Herne
(Unterschriften)

Die Zahlreichen Pachtverträge, die noch im Besitze von Schulte zu Berge sind, reichen bis zum Jahre 1801. Aus dem im Jahre 1838 erfolgten Umbau ist anzunehmen, dass die Mühle um diese Zeit in den Besitz von Schulte zu Berge übergegangen ist. Wenn heute auch ein neuzeitliches Wohnhaus dem Müller als Wohnstätte dient, die alte Romantik ist in und um die Mühle herum erhalten geblieben. „Ich hör' das Mühlrad rauschen“— so ist es genau heute noch wie schon vor mehreren hundert Jahren, wenn der Wanderer seine Schritte durchs Tal lenkt. Vg.[2]

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Quellen

  1. Verheiratet seit 1835.
  2. online auf Zeitpunkt.nrw.