Café Profittlich: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „__NOTOC__ {{Firma |Name=Café Profittlich |Logo= |Logobreite=250px |Unternehmensform= |Handelsregister= |Amtsgericht= |Stammkapital= |Grundkapital= |Aktiensta…“) |
K (Textersetzung - „{{(C) Stadtarchiv}}“ durch „ “) |
||
(4 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
__NOTOC__ | __NOTOC__ | ||
Das Café Profittlich hatte die besten Anlagen, der einzig gültige Treffpunkt für ganze Pennälergenerationen zu sein. | |||
{{Firma | {{Firma | ||
|Name=Café Profittlich | |Name=Café Profittlich | ||
Zeile 14: | Zeile 15: | ||
|Vorstand= | |Vorstand= | ||
|Leitung= | |Leitung= | ||
|Inhaber= | |Inhaber=Hildegard und Karl-Heinz Profittlich | ||
|Eigner= | |Eigner= | ||
|Branche= | |Branche= | ||
Zeile 20: | Zeile 21: | ||
|Gründungsjahr= | |Gründungsjahr= | ||
|Schließung= | |Schließung= | ||
|Adresse= | |Adresse=Hindenburgstraße 63<br />(heute Hauptstraße 224) | ||
|Telefon= | |Telefon= | ||
|Telefax= | |Telefax= | ||
Zeile 36: | Zeile 37: | ||
==Die gastronomische Zeitmaschine== | ==Die gastronomische Zeitmaschine== | ||
===oder warum Hertie eine Ecke weiter gebaut wurde ...=== | ===oder warum Hertie eine Ecke weiter gebaut wurde ...=== | ||
Es hatte eine strategisch günstige Lage zu Mädchengymnasium, [[Am Buschmannshof|Buschmannshof]] und Wiese, großer Gastraum mit reichlich Tischen und Nischen sowie relativ akzeptable Preise. Allein, es sollte über Jahrzehnte nicht sein, die Geschäftspolitik der Inhaber war verschroben und nicht sehr jugendfreundlich. Also gingen die Cola-Jungs und die Milchshake-Mädels ins benachbarte Nevegal. Die Härteren traf man im Union, da gab’s Flipper, Kicker und Bier. | |||
Noch in den achtziger Jahren konnte man im Café Profittlich die ultimative Zeitreise antreten. Das Zwanziger-Jahre-Mobiliar, die vergilbten Tapeten, angestaubten Vorhänge, Tischsets, Lampen und Accessoires hatten wie in einem Museum die Zeit überdauert. Mit dem feinen Unterschied, dass in einem Museum gelegentlich sauber gemacht wird. Dennoch: Das schräge Ambiente war mindestens einen Besuch wert. | Noch in den achtziger Jahren konnte man im Café Profittlich die ultimative Zeitreise antreten. Das Zwanziger-Jahre-Mobiliar, die vergilbten Tapeten, angestaubten Vorhänge, Tischsets, Lampen und Accessoires hatten wie in einem Museum die Zeit überdauert. Mit dem feinen Unterschied, dass in einem Museum gelegentlich sauber gemacht wird. Dennoch: Das schräge Ambiente war mindestens einen Besuch wert. | ||
Zeile 54: | Zeile 55: | ||
Mythen, Kult, Rekorde: Eine Zeitreise durchs Herz des Ruhrgebiets]], Seite 46 bis 48</ref> '''</big><br /> | Mythen, Kult, Rekorde: Eine Zeitreise durchs Herz des Ruhrgebiets]], Seite 46 bis 48</ref> '''</big><br /> | ||
'''Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2002'''</center> | '''Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2002'''</center> | ||
</div> | </div> | ||
==Lesen Sie auch== | ==Lesen Sie auch== | ||
Zeile 64: | Zeile 65: | ||
[[Kategorie:Artikel]] | [[Kategorie:Artikel]] | ||
[[Kategorie:Wanne-Eickeler Geschichten]] | [[Kategorie:Wanne-Eickeler Geschichten]] | ||
[[ | [[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen]] | ||
[[BuchWE::{{PAGENAME}}]] |
Aktuelle Version vom 15. April 2019, 17:28 Uhr
Das Café Profittlich hatte die besten Anlagen, der einzig gültige Treffpunkt für ganze Pennälergenerationen zu sein.
|
Die gastronomische Zeitmaschine
oder warum Hertie eine Ecke weiter gebaut wurde ...
Es hatte eine strategisch günstige Lage zu Mädchengymnasium, Buschmannshof und Wiese, großer Gastraum mit reichlich Tischen und Nischen sowie relativ akzeptable Preise. Allein, es sollte über Jahrzehnte nicht sein, die Geschäftspolitik der Inhaber war verschroben und nicht sehr jugendfreundlich. Also gingen die Cola-Jungs und die Milchshake-Mädels ins benachbarte Nevegal. Die Härteren traf man im Union, da gab’s Flipper, Kicker und Bier.
Noch in den achtziger Jahren konnte man im Café Profittlich die ultimative Zeitreise antreten. Das Zwanziger-Jahre-Mobiliar, die vergilbten Tapeten, angestaubten Vorhänge, Tischsets, Lampen und Accessoires hatten wie in einem Museum die Zeit überdauert. Mit dem feinen Unterschied, dass in einem Museum gelegentlich sauber gemacht wird. Dennoch: Das schräge Ambiente war mindestens einen Besuch wert.
Die mit Staub und Nikotin vollgesogenen Gardinen filterten das Tageslicht gnädig – auf einen flüchtigen Blick wirkte das Café Profittlich äußerst charmant. Wer sich allerdings niederließ und sogar noch etwas zu bestellen wagte, musste hart im Nehmen sein. Was man dem Halben Hahn immer angedichtet hatte – für Profittlich traf es zu: Siff ohne Ende. Angetrocknete Kakao-Reste vom Vorgänger an der Tasse, fremder Lippenstift am Glas oder undefinierbare Speisereste an der Kuchengabel gehörten bei Profittlich einfach dazu. Das Kuchen- und Tortenangebot war gut gemeint. Zumindest von Konditormeister Karl-Heinz Profittlich, der durchaus etwas von seinem Fach verstand. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er auch spätestens am nächsten Tag die nicht verzehrten Kuchen- und Tortenreste aus der Auslage entfernt und frisches Back- und Zuckerwerk feilgeboten. Was aber nicht den kaufmännischen Grundsätzen seiner Schwester Hildegard entsprach, die auf einen restlosen Verkauf und Verzehr jeglicher Süßspeise bestand. Zum Leidwesen des braven Konditors wurden den wehrlosen Gästen dann auch Kuchen und Torten gereicht, die das Haltbarkeitsdatum deutlich überschritten hatten. Reklamationen beantwortete Hildegard Profittlich dann ebenso mürrisch wie sie die gesamte Bewirtung gestaltete. Überhaupt hatten Reklamationen wenig Sinn – zum Beispiel, wenn die gesamte Auswahl sowieso nur noch aus zwei halben Torten bestand.
Auch bei den Getränken war Vorsicht geboten. Die sicherste Wahl waren Erfrischungsgetränke, die in Flaschen serviert wurden. Man musste das Glas ja nicht nehmen ...
Im Café herrschte (zumindest während meiner Zeit) Fotografierverbot. Die Profittlichs selbst ließen sich nur ein einziges Mal freiwillig ablichten, von Stefan Moses für den tollen Fotoband „24 Stunden Ruhrgebiet“. Obwohl die beiden Alten sogar Geschichte schrieben.
Als Ende der sechziger Jahre der Kaufhauskonzern Hertie seine Wanne-Eickeler Invasion vorbereitete, sollte der Einkaufsbunker ursprünglich an der Ecke Hauptstraße/Overhofstraße gebaut werden, wozu allerdings auch das Haus der Profittlichs dem Kaufhaus hätte weichen müssen. Die Geschwister widerstanden aber allen Kaufangeboten. Als die Hertie-Manager dem Konditormeister sogar die Leitung der Kaufhaus-Cafeteria anboten, wäre Karl-Heinz fast schwach geworden. Wenn er, wie so häufig in seinem Leben, nicht wieder einen schwesterlichen Tritt vors Schienenbein bekommen hätte.
Café Profittlich blieb Café Profittlich, Hertie baute eine Ecke weiter und Karl-Heinz seufzte so manches Mal, wenn seine Schwester außer Hörweite war, dass es 1968 doch wohl besser gewesen wäre, den Laden zu verkaufen und sich zur Ruhe zu setzen. Das Café erlebte noch das Ende von Hertie. Anfang der 90er starb Karl-Heinz, Hildegard zog in ein Altenheim, das Haus stand einige Jahre baufällig herum. Mittlerweile ist es renoviert – das einzigartige Profittlich-Flair, das über 70 Jahre aus Wanne-Eickel nicht wegzudenken war, ist nur noch Erinnerung.
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2002
Lesen Sie auch
- Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel (Portal) (← Links)
- Der Buschmannshof, die Wiese und das Nevegal (← Links)
- Willi Henkelmann (← Links)
Quellen
Café Profittlich