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==Saturday Show & Radio Fliegner== | ==Saturday Show & Radio Fliegner== | ||
Wer bei Fliegner nicht fündig wurde, ging zu Radiophon im Peckelsenhaus. Aber wirklich nur im Notfall. In den 1970ern traten die Notfälle immer häufiger ein, auch Radiophon konnte nicht helfen und die Schallplattenabteilungen von Hertie und Woolworth (!) schon gar nicht. Also schweren Herzens ab nach Gelsenkirchen oder Bochum. Die Klingende Post gab es natürlich nur in den klassischen Fachgeschäften – wie etwa bei Fliegner. Eigentlich waren sie die Hölle: Schlagerfuzzis und progressiver Rock auf einer Rille, immer nur ein paar Sekunden angespielt und mit nervender Moderation dazwischen. | |||
===Wo sich die jungen Wanne-Eickeler in den 1960er Jahren ihre Musik holten=== | ===Wo sich die jungen Wanne-Eickeler in den 1960er Jahren ihre Musik holten=== | ||
Dass es in den 1960ern noch andere Klänge gab als die vom WDR gesendete Unterhaltungsmusik, wussten wir von Radio Bremen (Beat Club), dem BFBS (Saturday Show) und von Radio Fliegner. Die Saturday Show, jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr, war Pflicht. Obwohl niemand von uns sie legal hören konnte – wir mussten ja alle in die Schule. Einer von uns stellte vor Schulbeginn sein Tonbandgerät auf Aufnahme, langsamste Geschwindigkeit, mit einem Mikro vor dem Radio. Nachmittags hörten wir gemeinsam das Band ab und überspielten (natürlich mit Mikrophon) die guten Stücke auf eigene Tonbandgeräte, die wir zu diesem Zweck immer hin- und herschleppten. Wenn sie den Eltern gehörten, natürlich heimlich. | Dass es in den 1960ern noch andere Klänge gab als die vom WDR gesendete Unterhaltungsmusik, wussten wir von Radio Bremen (Beat Club), dem BFBS (Saturday Show) und von Radio Fliegner. Die Saturday Show, jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr, war Pflicht. Obwohl niemand von uns sie legal hören konnte – wir mussten ja alle in die Schule. Einer von uns stellte vor Schulbeginn sein Tonbandgerät auf Aufnahme, langsamste Geschwindigkeit, mit einem Mikro vor dem Radio. Nachmittags hörten wir gemeinsam das Band ab und überspielten (natürlich mit Mikrophon) die guten Stücke auf eigene Tonbandgeräte, die wir zu diesem Zweck immer hin- und herschleppten. Wenn sie den Eltern gehörten, natürlich heimlich. | ||
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Aktuelle Version vom 15. April 2019, 17:25 Uhr
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Radio Fliegner war der klassische Gemischtwarenladen für alles, was eine Steckdose brauchte: Lampen, Plattenspieler, Fernseher, Staubsauger. Natürlich gab’s auch das Zubehör dafür: Glühbirnen, Staubsaugerbeutel, Schallplatten oder Verbindungskabel.
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Saturday Show & Radio Fliegner
Wer bei Fliegner nicht fündig wurde, ging zu Radiophon im Peckelsenhaus. Aber wirklich nur im Notfall. In den 1970ern traten die Notfälle immer häufiger ein, auch Radiophon konnte nicht helfen und die Schallplattenabteilungen von Hertie und Woolworth (!) schon gar nicht. Also schweren Herzens ab nach Gelsenkirchen oder Bochum. Die Klingende Post gab es natürlich nur in den klassischen Fachgeschäften – wie etwa bei Fliegner. Eigentlich waren sie die Hölle: Schlagerfuzzis und progressiver Rock auf einer Rille, immer nur ein paar Sekunden angespielt und mit nervender Moderation dazwischen.
Wo sich die jungen Wanne-Eickeler in den 1960er Jahren ihre Musik holten
Dass es in den 1960ern noch andere Klänge gab als die vom WDR gesendete Unterhaltungsmusik, wussten wir von Radio Bremen (Beat Club), dem BFBS (Saturday Show) und von Radio Fliegner. Die Saturday Show, jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr, war Pflicht. Obwohl niemand von uns sie legal hören konnte – wir mussten ja alle in die Schule. Einer von uns stellte vor Schulbeginn sein Tonbandgerät auf Aufnahme, langsamste Geschwindigkeit, mit einem Mikro vor dem Radio. Nachmittags hörten wir gemeinsam das Band ab und überspielten (natürlich mit Mikrophon) die guten Stücke auf eigene Tonbandgeräte, die wir zu diesem Zweck immer hin- und herschleppten. Wenn sie den Eltern gehörten, natürlich heimlich.
Radio Fliegner war nicht ganz so aktuell wie das englische Radio. Aber es reichte noch. Mit einer, manchmal mit zwei Wochen Zeitverzögerung gab es die Platten endlich auch in Wanne-Eickel. Zuerst natürlich bei Radio Fliegner. Meist reichte das Gesparte nur für eine Single. Manchmal auch für zwei. LPs waren Luxus, und den gab es nur zum Geburtstag. Blöde also, wenn die Stones, die Beatles, die Beach Boys oder die Small Faces gleichzeitig Neues veröffentlichten. Und das taten sie häufig. Also musste man reinhören und prüfen, bevor man die schwere Auswahl treffen konnte.
Bei Fliegner gab’s dafür Hörer wie bei den alten, schweren Telefonen. Man versuchte, einen zu ergattern und die Knirpse zu verscheuchen, die nur hören, aber nicht kaufen wollten. Hatte man sich durchgesetzt, legte der Verkäufer die gewünschte Platte auf und man presste sich den Hörer ans heiße Ohr, um etwas mitzukriegen. Natürlich nur in Mono, oder besser gesagt mit einem Kanal. Bei dem Brutalo-Stereo der Beatles hieß das: entweder nur die Instrumente oder nur der Gesang.
Nachdem Fliegner in den Sechzigern fast jedes ernst zu nehmende Wanne-Eickeler Plattenalbum gefüllt hatte, kam die Zeit der Langspielplatten. Fliegner verpasste irgendwie den Anschluss und verschwand von unserer Beat- und Rocklandkarte. Unsere Musikstreifzüge führten immer häufiger nach Bochum und Gelsenkirchen. Und da gab’s ja auch Underground ...
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2002
Lesen Sie auch
Quellen
Radio Fliegner