Ev. Friedhof Sodingen: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Beerdigung der verstorbenen | Die Beerdigung der verstorbenen Mitglieder der [[Johanniskirche (Sodingen)|Johanniskirchengemeinde]] fanden auf dem evangelischen Friedhof in Sodingen statt. | ||
Der von der politischen Gemeinde Sodingen vor 1902 angelegte Friedhof wurde von der ev. Gemeinde benutzt und musste 1912 vergrößert werden. Die Vergrößerung wurde der evgl. Kirchengemeinde aufgetragen und ein neben dem evgl Friedhof liegende Gemeindegrundstück der evgl. Kirchengemeinde zum Selbstkostenpreise überlassen. | |||
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Aufgrund der Ausdehnung des Grundstücks der [[Zeche Mont-Cenis]] und der unmittelbaren Nachbarschaft zur Kokerei, Benzol- und Amoniakfabrik wurde eine weitere Nutzung der Beerdigungsstätte untragbar. Seit [[1918]] fanden daher die Beerdigungen auf dem [[Holthauser Friedhof|Kommunalfriedhof Holthausen]] statt. Der alte evangelische Friedhof wurde daraufhin stillgelegt und am [[21. Mai]] [[1921]] einschließlich aller "Rechte und Pflichten" an die Zeche zum Preis von RM 15.750,-- verkauft. [[1999]] wurde der verseuchte Boden teilweise abgetragen und versiegelt. Überlegungen, hier einen 9-Loch-Golfplatz zu errichten, wurden wieder verworfen. | |||
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<big>'''Ein vergessener Herner Friedhof'''</big><br> | |||
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Zwischen den Betriebsanlagen der Zeche Mont-Cenis und der stilliegenden „Gaveg“, an der Straße „[[An der Linde]]“, liegt der seit 15 Jahren geschlossene Friedhof der Ev. Kirchengemeinde Sodingen. Wenn man durch das verrostete Törchen tritt, fühlt man sich, so man nicht zu den Industrieanlagen hinüberschaut, in eine weltabgeschnittene Einsamkeit versetzt. Doch diese Einsamkeit ist kein Idyll. Man glaubt nämlich kaum, daß ein Friedhof, wenn er auch seit dem [[24. Dezember]] [[1919]] keine Beisetzungen mehr gesehen hat und drei Jahre später für immer geschlossen wurde, sich in einem solch vernachlässigten Zustande befinden könnte, wie dieser hier. Einzig die Natur hat ein Erbarmen, denn sie läßt die Lupinen hier wild blühen. Bei unserem Besuch war von den noch vorhandenen etwa 600 Gräbern ein einziges etwas gesäubert.<br> | |||
'''Die Geschichte des Friedhofes.'''<br> | |||
Er wurde, zugleich mit dem katholischen Friedhof an der Widumerstraße, im Jahre 1900 angelegt. Die Gewerkschaft Mont-Cenis trat der Sodinger Evangelischen Kirchengemeinde 4 Morgen ab. Bis zum Dezemberende 1919 wurden rund 1000 Beisetzungen vorgenommen. Es kam aber die Zeit, wo Mont-Cenis sich weiter ausdehnen wollte. Da lag der Friedhof im Wege. Es kam zu Verhandlungen mit dem Vorstand der Ev. Kirchengemeinde. Das Ergebnis war die Stilllegung dieser Begräbnisstätte. Die Zeche trug die Kosten der Umbettung von Gräbern nach [[Holthauser Friedhof|Holthausen]] und zum [[Südfriedhof|Kommunalfriedhof]] an der Wiescherstraße, soweit sie von den Angehörigen beantragt wurde. Ein Teil der Gräber jenseits der Straße „An der Linde“ wurde zum alten Teil zurückgebettet. Nach der Abtretung eines großen Stückes, auf dem die Ammoniakfabrik und andere Anlagen errichtet wurden, verblieb der heutige Teil.<br> | |||
'''Woher der jetzige Zustand?'''<br> | |||
Die Angehörigen von Verstorbenen, die heute noch auf dem kleinen Friedhofsteil liegen, erklären, der Rauch der Ammoniakfabrik und der Zeche lasse ein Gedeihen der Pflanzen auf den Gräbern nicht aufkommen, so daß es zwecklos sei, die Gräber in Ordnung zu halten. Die Zeche wiederum sah, daß man scheinbar nichts mehr um den guten Zustand der Gräber gab und tat von sich aus auch nichts mehr für die Unterhaltung des Friedhofes. So ist denn ein Zustand eingetreten, der allen Pietätgefühlen Hohn spricht. Man sieht umgeworfene Steindenkmäler, zerborstene Platten und wildwachsendes Unkraut auf und neben den Gräbern, wovon die Lupinen noch das Angenehmste ist.<br> | |||
Aus den Inschriften spricht die Geschichte der Bevölkerungsbewegung. Man liest die Namen aus dem Osten eingewanderter Familien wie auch die Namen der bodenständigen Bevölkerung. Weiter erzählen die Inschriften von in der Grube verunglückten Knappen. Soll das alles achtlos und pietätlos verkommen? Wir machen niemandem einen Vorwurf, aber da uns Sodinger Familien gebeten haben, doch auf den jetzigen unwürdigen Zustand des Friedhofes einmal öffentlich hinzuweisen, um Abhilfe herbeizuführen, hoffen wir, nicht vergeblich das Wort ergriffen zu haben.<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21216103 Herner Anzeiger vom 15. September 1938, online auf Zeitpunkt.nrw]</ref> | |||
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==Verwandte Artikel== | |||
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==Quellen== | |||
"Evangelische Kirchengemeinde Sodingen, Chronik [[1909]] - [[1999]]", Seite 27, Herausgeber: Evangelische Kirchengemeinde Sodingen, [[1999]], <br /> | |||
<references/> | |||
[[Category:Friedhöfe in Herne]] |
Aktuelle Version vom 7. Januar 2024, 12:31 Uhr
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Historie
Die Beerdigung der verstorbenen Mitglieder der Johanniskirchengemeinde fanden auf dem evangelischen Friedhof in Sodingen statt. Der von der politischen Gemeinde Sodingen vor 1902 angelegte Friedhof wurde von der ev. Gemeinde benutzt und musste 1912 vergrößert werden. Die Vergrößerung wurde der evgl. Kirchengemeinde aufgetragen und ein neben dem evgl Friedhof liegende Gemeindegrundstück der evgl. Kirchengemeinde zum Selbstkostenpreise überlassen.
Im Oktober 1902 wurden 85 Lindenbäume zur Zierde des Friedhofes angeschafft. [1]
Aufgrund der Ausdehnung des Grundstücks der Zeche Mont-Cenis und der unmittelbaren Nachbarschaft zur Kokerei, Benzol- und Amoniakfabrik wurde eine weitere Nutzung der Beerdigungsstätte untragbar. Seit 1918 fanden daher die Beerdigungen auf dem Kommunalfriedhof Holthausen statt. Der alte evangelische Friedhof wurde daraufhin stillgelegt und am 21. Mai 1921 einschließlich aller "Rechte und Pflichten" an die Zeche zum Preis von RM 15.750,-- verkauft. 1999 wurde der verseuchte Boden teilweise abgetragen und versiegelt. Überlegungen, hier einen 9-Loch-Golfplatz zu errichten, wurden wieder verworfen.
Ein vergessener Herner Friedhof
Von Lupinen umwuchert.Großer Text
Zwischen den Betriebsanlagen der Zeche Mont-Cenis und der stilliegenden „Gaveg“, an der Straße „An der Linde“, liegt der seit 15 Jahren geschlossene Friedhof der Ev. Kirchengemeinde Sodingen. Wenn man durch das verrostete Törchen tritt, fühlt man sich, so man nicht zu den Industrieanlagen hinüberschaut, in eine weltabgeschnittene Einsamkeit versetzt. Doch diese Einsamkeit ist kein Idyll. Man glaubt nämlich kaum, daß ein Friedhof, wenn er auch seit dem 24. Dezember 1919 keine Beisetzungen mehr gesehen hat und drei Jahre später für immer geschlossen wurde, sich in einem solch vernachlässigten Zustande befinden könnte, wie dieser hier. Einzig die Natur hat ein Erbarmen, denn sie läßt die Lupinen hier wild blühen. Bei unserem Besuch war von den noch vorhandenen etwa 600 Gräbern ein einziges etwas gesäubert.
Die Geschichte des Friedhofes.
Er wurde, zugleich mit dem katholischen Friedhof an der Widumerstraße, im Jahre 1900 angelegt. Die Gewerkschaft Mont-Cenis trat der Sodinger Evangelischen Kirchengemeinde 4 Morgen ab. Bis zum Dezemberende 1919 wurden rund 1000 Beisetzungen vorgenommen. Es kam aber die Zeit, wo Mont-Cenis sich weiter ausdehnen wollte. Da lag der Friedhof im Wege. Es kam zu Verhandlungen mit dem Vorstand der Ev. Kirchengemeinde. Das Ergebnis war die Stilllegung dieser Begräbnisstätte. Die Zeche trug die Kosten der Umbettung von Gräbern nach Holthausen und zum Kommunalfriedhof an der Wiescherstraße, soweit sie von den Angehörigen beantragt wurde. Ein Teil der Gräber jenseits der Straße „An der Linde“ wurde zum alten Teil zurückgebettet. Nach der Abtretung eines großen Stückes, auf dem die Ammoniakfabrik und andere Anlagen errichtet wurden, verblieb der heutige Teil.
Woher der jetzige Zustand?
Die Angehörigen von Verstorbenen, die heute noch auf dem kleinen Friedhofsteil liegen, erklären, der Rauch der Ammoniakfabrik und der Zeche lasse ein Gedeihen der Pflanzen auf den Gräbern nicht aufkommen, so daß es zwecklos sei, die Gräber in Ordnung zu halten. Die Zeche wiederum sah, daß man scheinbar nichts mehr um den guten Zustand der Gräber gab und tat von sich aus auch nichts mehr für die Unterhaltung des Friedhofes. So ist denn ein Zustand eingetreten, der allen Pietätgefühlen Hohn spricht. Man sieht umgeworfene Steindenkmäler, zerborstene Platten und wildwachsendes Unkraut auf und neben den Gräbern, wovon die Lupinen noch das Angenehmste ist.
Aus den Inschriften spricht die Geschichte der Bevölkerungsbewegung. Man liest die Namen aus dem Osten eingewanderter Familien wie auch die Namen der bodenständigen Bevölkerung. Weiter erzählen die Inschriften von in der Grube verunglückten Knappen. Soll das alles achtlos und pietätlos verkommen? Wir machen niemandem einen Vorwurf, aber da uns Sodinger Familien gebeten haben, doch auf den jetzigen unwürdigen Zustand des Friedhofes einmal öffentlich hinzuweisen, um Abhilfe herbeizuführen, hoffen wir, nicht vergeblich das Wort ergriffen zu haben.[2]
Verwandte Artikel
Quellen
"Evangelische Kirchengemeinde Sodingen, Chronik 1909 - 1999", Seite 27, Herausgeber: Evangelische Kirchengemeinde Sodingen, 1999,