Stadtverordnetenwahl Herne 12. März 1933 nach Wahllokalen: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Mehrheit an Stimmen im Wahllokal ist Fett gedruckt. <ref>Herner Anzeiger 13. März 1933.</ref> | |||
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! !! <small>Wahllokal</small> !! <small><small>Zahl der Wahlberechtigten</small></small> !! <small><small>NSDAP</small></small> !! <small><small>SPD</small></small> !! <small><small>KPD</small></small> !! <small><small>Zentrum</small></small> !! <small><small>Kampffront Schwarz-Weiß-Rot</small></small> !! <small><small>Evg. Volksdienst</small></small> !! <small><small>Polenliste</small></small> !! <small><small>Mittelstand</small></small> !! <small><small>Kath. Polenpartei</small></small> !! <small><small>Vereinigung der Haus-und Grundbesitzer</small></small> | ! !! <small>Wahllokal</small> !! <small><small>Zahl der Wahlberechtigten</small></small> !! <small><small>NSDAP</small></small> !! <small><small>SPD</small></small> !! <small><small>KPD</small></small> !! <small><small>Zentrum</small></small> !! <small><small>Kampffront Schwarz-Weiß-Rot</small></small> !! <small><small>Evg. Volksdienst</small></small> !! <small><small>Polenliste</small></small> !! <small><small>Mittelstand</small></small> !! <small><small>Kath. Polenpartei</small></small> !! <small><small>Vereinigung der Haus-und Grundbesitzer</small></small> | ||
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==17 Nazis kommen ins Stadtparlament== | |||
<big>Wählertreue beim Zentrum. - Ungeheure Lähmung im Marxismus. - Selbstausschaltung der uneinigen Mittelständler und Polen. Schwarz-braune Koalition oder Regierungskoalition? - Das Zentrum als zweitstärkste Partei.</big><br /> | |||
Selten ist ein Wahltag nach außen so wenig in die Erscheinung getreten wie der gestrige. Ein Fremder, der in unsere Stadt gekommen wäre würde wirklich nichts davon gemerkt haben, dass wir zum soundsovielten (aber für lange Zeit wohl zum letzten) Male zur Wahlschlacht aufgeboten waren. Auch die Wahlvorbereitungen waren dank der Kürze der Zeit nur schwach gewesen. Einige Wahlversammlungen, einige Plakate, einige Flugblätter, ein Propagandamarsch-das hatte es gegeben, aber es war gar nicht zu dem üblichen Aufgebot und zu den üblichen Auseinandersetzungen gekommen. Ehe sich so etwas hätte entfalten können, war der Wahltag schon da. Und dieser selbst war so von dem freundlichen Zauber des Vorfrühlings übergossen, dass zum Profitieren und Kampfeseifer gar keine Laune entstand. So verlief der Wahltag denn ungewöhnlich ruhig und friedlich. Das Interesse war auch durchaus nicht so stark wie am Sonntag vorher. Dennoch hielt sich die <big>Wahlbeteiligung</big> mit 79,5 Prozent fast auf der Höhe der vorjährigen Wahlen, die 80 Prozent gebracht hatten, und überstieg die Wahlbeteiligung bei der letzten Stadtverordnetenwahl am 17.11.1929 sogar um ein Erkleckliches, denn damals betrug sie nur 72,4 Prozent. Mit der Rekord-Wahlbeteiligung des vorigen Sonntages hält die gestrige allerdings keinen Vergleich aus. Danach gemessen, ist sie nämlich um 12,5 Prozent zurückgegangen.<br /> | |||
Wer nun gemeint hatte, die gestrige Wahl würde im stärkeverhältnis der Parteien zueinander keine wesentliche Verschiebung mehr bringen ist nicht wenig überrascht worden. Denn nach der Reichstagswahl am 5. März hätten erhalten müssen: NSDAP 15 Sitze - sie erhielt 17, SPD 7 Sitze - sie erhielt 6, KPD 12 Sitze - sie erhielt 10, Zentrum 10 Sitze - es erhielt auch 10, Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 8 Sitze - sie erhielt 4, Evgl. Volksdienst 1 Sitz - er erhielt 1. Schon hieraus wird offenbar, dass bei SPD und KPD ein unerwartet starker Rückgang, bei der NSDAP eine wegen der Ausstellung von Mittelstandslisten nicht erwartete Stabilität eingetreten ist. Diese Entwicklung wurde schon deutlich, als <big>die Ergebnisse der Provinziallandtagswahl</big>, die zuerst festgestellt wurden einliefen. Danach hatten erhalten: <ref>Herner Anzeiger vom 13. März 1933</ref> | |||
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! !! !! Reichstagswahlen vom 5.3. !! Zunahme oder Abnahme !! Verlust <small>hätte sein müssen entsprechend der geringen Beteiligung</small> | |||
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| NSDAP || 16588 || 16990 || -402 || 2123 | |||
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| SPD || 6693 || 8497 || -1804 || 1062 | |||
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| KPD || 9862 || 14442 || -4580 || 1805 | |||
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| ZENTRUM || 10744 || 11410 || -666 || 1426 | |||
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| SchwWR || 3660 || 3681 || -21 || 460 | |||
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| DV || 196 || 337 || -141 || 42 | |||
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| Ev.V || 1283 || 1194 || 89 || 149 | |||
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| Staatsp. || 87 || 154 || -67 || 19 | |||
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Aus diesem Ergebnis ging hervor, dass die NSDAP statt der geringen Wahlbeteiligung entsprechend, 2123 Stimmen weniger zu haben, nur 402 Stimmen weniger aufwies als vorigen Sonntag. | |||
Bei der SPD dagegen war ein Rückgang um 1804 statt 1062 Stimmen und bei der KPD sogar um 4580 statt 1805 Stimmen eingetreten. Danach mußte <big>eine gewaltige Lähmung im marxistischen Lager eingetrieben sein, während die NSDAP ihre Aktivität behalten hatte.</big><br /> | |||
Das Zentrum steht aber der nationalsozialistischen Bewegung wenig nach. Nach der Wahlbeteiligungsziffer hätte es 1426 Stimmen verlieren müssen, es hatte aber nur 666 weniger, hatte sich also als ebenso aktiv in seiner Wählerschar erwiesen wie die NSDAP. Allerdings hat auch der Kampfblock Schwarz-Weiß-Rot sich gut behauptet. Denn statt 460 hat er nur 21 Stimmen verloren, wozu indes nicht wenig die Deutsche Volkpartei beigetragen hat, die 100 Stimmen mehr verlor, als der Wahlbeteiligung entsprochen hätte. Die einzige mit einer Stimmensteigerung herausgenommene Partei war diesmal der Evangel. Volksdienst, der statt 191 Stimmen zu verlieren, 89 hinzugewann. Allerdings ohne dadurch viel kräftiger geworden zu sein. Die Staatspartei setze ihren Auflösungsprozess rapide fort. Nach diesem Ergebniss der Provinziallandtagswahl konnte <big>das Ergebnis der Stadtverordnetenwahl</big> nicht mehr überraschend sein. Zwar war zu berücksichtigen, dass zur Stadtverordnetenwahl 2 Polenlisten und zwei Mittelstandslisten hinzukamen, die das Bild etwas verschieben konnten. Aber es hat sich nicht viel verschoben. Dennoch ist es interessant, diese Verschiebung zu betrachten. Dabei ist zu bedenken, dass die Zahl der Wahlberechtigten geringer war, denn bei der Stadtverordnetenwahl ist Bedingung, dass der Wählende 6 Monate am Orte wohnt. Darum betrug die Zahl der Wahlberechtigten auch nur 61336 gegen 62627 bei der Prov.-Landtagswahl, also 1291 weniger. Es erhielten: | |||
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! !! Bei der Stadtverordnetenwahl !! Bei der Provinziallandtagswahl !! + oder - | |||
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| NSDAP || 15867 || 16388 || -721 | |||
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| SPD || 6490 || 6693 || -203 | |||
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| KPD || 9683 || 9862 || -177 | |||
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| ZENTRUM || 9979 || 10744 || -765 | |||
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| SchWR || 714 || 3856 || -142 | |||
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| EV || 1420 || 1283 || 137 | |||
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| POLEN || 844 || || | |||
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| Liste Ellersiek || 433 || || | |||
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| Kath. Polen || 387 || || | |||
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| Liste Sprenger || 443 || || | |||
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Auffallend ist bei dieser Verschiebung der Zuwachs des Evgl. Volksdienstes. Die Verluste des Zentrums und der NSDAP werden erklärt durch die 1031 Stimmen, die die Polenlisten, und die 878 Stimmen, die die Mittelstandslisten erhalten haben. Die übrigen Verluste erklären sich durch die um 1201 geringere Wahlberechtigtenzahlen. Sehr auffallend ist, dass die Polen 1031 Stimmen erhielten (Die Liste Kwiatkowsti vielmehr als die Liste Wirt), während bei der Landtagswahl am vorigen Sonntag auf die Polenliste nur 693 Stimmen entfielen. Hier zeigt sich, wie auch beim Evgl. Volksdienst, dass örtlich doch andere Gesichtspunkte gelten als in der großen Politik. Hätten die Polen, statt sich zu zersplittern, eine einzige Liste gewählt, würden sie ihren Sitz wieder errungen haben. So haben sie durch Uneinigkeit gar nichts erreicht und obendrein den katholischen Einfluß im Staatsparlament geschwächt. Aber auch die Mittelstandslisten sind ohne Ergebnis geblieben, eine gerecht Strafe für soviel persönlich und Kirchtumspolitik. | |||
<big>Die Mandatsverteilung</big> sieht nun so aus: | |||
:NSDAP 17 (bisher 2, davor 0) | |||
:SPD 6 (bisher 9, davor 12, davor 5) | |||
:KPD 10 (bisher 11, davor 12, davor 12) | |||
:Zentrum 10 (bisher 11, davor 10, davor 9) | |||
:SchWR 4 (bisher 4, davor 5, davor mit HM 10 | |||
:Ev. B. 1 (bisher , davor 0) | |||
Das Stadtparlament hat also eine ganz ungeheure Verschiebung zur NSDAP hin erhalten, die Linke ist von 20 auf 16 Mandate zurückgegangen (nach den Wahlen des vorigen Jahres, die für die KPD Rekordzahlen brachten, müßte der Rückgang stärker sein, es gilt aber der Vergleich mit 1929, wo die KPD 660 Stimmen weniger erhielt als gestern), das Zentrum jedoch hat sehr gut abgeschnitten. Das eine Mandat, das verloren ging, war erst bei der vorigen Stadtverordnetenwahl auf nur 8927 Stimmen gewonnen worden. | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
*http://home.arcor.de/schneider-haranni/Herne_ns_06.12.02/Wahlergebnisse/wahlergebnisseherne.html | *http://home.arcor.de/schneider-haranni/Herne_ns_06.12.02/Wahlergebnisse/wahlergebnisseherne.html | ||
==Verwandte Artikel== | ==Verwandte Artikel== | ||
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==Quellen== | |||
==Quellen | |||
<references /> | <references /> | ||
[[Kategorie:Politik]] | [[Kategorie:Politik]] |
Aktuelle Version vom 9. April 2017, 15:15 Uhr
Die Ergebnisse der Stadtverordnetenwahl vom 12. März 1933
Die Mehrheit an Stimmen im Wahllokal ist Fett gedruckt. [1]
Wahllokal | Zahl der Wahlberechtigten | NSDAP | SPD | KPD | Zentrum | Kampffront Schwarz-Weiß-Rot | Evg. Volksdienst | Polenliste | Mittelstand | Kath. Polenpartei | Vereinigung der Haus-und Grundbesitzer | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Schneider, La-Roche-Str. 88 | 1584 | 433 | 165 | 249 | 240 | 87 | 32 | 31 | 4 | 2 | 15 |
2 | Korte, Baukauer Str. 111 | 1226 | 226 | 164 | 237 | 162 | 84 | 22 | 29 | 5 | 3 | 14 |
3 | Back, Bismarckstr. 90 | 1246 | 225 | 161 | 151 | 308 | 80 | 37 | 18 | 4 | 6 | 15 |
4 | Neweling, Bismarckstr.75 | 1185 | 362 | 111 | 99 | 279 | 115 | 16 | 11 | 3 | 6 | 3 |
5 | Krollmann, Bahnhofstr. 123 | 1411 | 491 | 79 | 108 | 276 | 142 | 45 | 2 | 11 | 2 | 9 |
6 | Mallwitz, Strünkeder Str. 50 | 1414 | 309 | 140 | 330 | 203 | 79 | 16 | 20 | 5 | 5 | 7 |
7 | Arndt, Bertastr. 14 | 1348 | 268 | 222 | 285 | 132 | 47 | 31 | 35 | 7 | 3 | 9 |
8 | Kuhlmann, Hafenstr. 31 | 1510 | 296 | 144 | 377 | 204 | 53 | 48 | 34 | 5 | 27 | 5 |
9 | Kramwinkel, Roonstr. 45 | 1401 | 379 | 99 | 161 | 274 | 80 | 45 | 6 | 4 | 35 | 19 |
10 | Grothaus, Ludwigstr. 60 | 1048 | 264 | 68 | 225 | 166 | 64 | 21 | 6 | 3 | 28 | 13 |
11 | Wippermann, Ludwigstr. 113 | 1090 | 247 | 90 | 282 | 113 | 86 | 34 | 10 | 3 | 13 | 5 |
12 | Lücking, Scharnhorststr. 31 | 1138 | 284 | 111 | 224 | 122 | 68 | 38 | 11 | 13 | 32 | 16 |
13 | Kasino Friedrich der Große 3-4 | 1448 | 395 | 271 | 218 | 196 | 92 | 46 | 0 | 0 | 2 | 2 |
14 | Osthold, Bahnhofstr. 63 | 1210 | 493 | 86 | 91 | 127 | 132 | 14 | 1 | 18 | 0 | 10 |
15 | Hochstrate, Jean-Vogel-Straße[2] 18 | 1543 | 515 | 116 | 151 | 279 | 98 | 24 | 7 | 7 | 1 | 19 |
16 | Markmann, Jean-Vogel-Str. 32 | 1484 | 400 | 68 | 192 | 317 | 156 | 27 | 7 | 18 | 2 | 15 |
17 | Köhlhoff, Jean-Vogel-Str. 53 | 1605 | 465 | 136 | 205 | 297 | 132 | 31 | 4 | 4 | 0 | 16 |
18 | Dietze, Mont-Cenis-Str. 27 | 1399 | 426 | 128 | 173 | 286 | 93 | 22 | 16 | 14 | 0 | 8 |
19 | Jäger, Mont-Cenis-Str. 93 | 1556 | 327 | 222 | 280 | 266 | 101 | 19 | 16 | 7 | 4 | 17 |
20 | Steins, Wiescherstr. 13 | 1501 | 542 | 172 | 184 | 216 | 110 | 30 | 4 | 3 | 3 | 14 |
21 | Franke, Bahnhofstr. 7 | 1017 | 456 | 79 | 82 | 124 | 117 | 25 | 0 | 1 | 0 | 7 |
22 | Krehmer, Wiescherstr. 110 | 1549 | 328 | 298 | 257 | 215 | 88 | 23 | 5 | 7 | 2 | 16 |
23 | Tünnesen, Wiescherstr. 182 | 1472 | 211 | 309 | 310 | 203 | 89 | 30 | 11 | 0 | 6 | 4 |
24 | Krok, Bergstraße 126 | 1214 | 231 | 215 | 232 | 117 | 65 | 38 | 4 | 9 | 4 | 25 |
25 | Merz, Flottmannstr.72 | 1362 | 386 | 260 | 207 | 120 | 53 | 48 | 7 | 3 | 0 | 10 |
26 | Borgmann, Altenhöfener Str. 35 | 1548 | 547 | 145 | 132 | 304 | 98 | 25 | 9 | 1 | 6 | 14 |
27 | Finkemeyer, Bochumer Str. 69 | 1695 | 650 | 129 | 130 | 240 | 138 | 30 | 0 | 8 | 1 | 32 |
28 | Bertram. Hiberniastr. 39 | 1408 | 425 | 119 | 235 | 204 | 75 | 52 | 18 | 6 | 4 | 12 |
29 | Strickmann, Shamrockstr. 44 | 1459 | 476 | 118 | 186 | 245 | 115 | 44 | 1 | 10 | 4 | 12 |
30 | Thomas, Grenzweg 16 | 1026 | 334 | 61 | 165 | 117 | 73 | 17 | 8 | 10 | 0 | 5 |
31 | Bernicken, Brunnenstr. 42 | 1470 | 288 | 119 | 315 | 232 | 74 | 46 | 46 | 10 | 7 | 9 |
32 | Kath. Gesellenhaus Neustr. | 1660 | 495 | 141 | 156 | 373 | 125 | 35 | 28 | 13 | 7 | 12 |
33 | Nordsiek, Von-der-Heydt-Str. 55 | 1489 | 368 | 117 | 276 | 314 | 61 | 34 | 30 | 5 | 8 | 8 |
34 | Kersten, Bochumer Str. 184 | 1658 | 409 | 285 | 273 | 208 | 44 | 38 | 7 | 14 | 4 | 10 |
35 | Schulte-Mittelmann, Dorfstr. | 1483 | 395 | 145 | 166 | 336 | 79 | 34 | 9 | 27 | 6 | 1 |
36 | Kasino Teutoburgia | 1598 | 373 | 131 | 325 | 241 | 40 | 36 | 13 | 8 | 11 | 0 |
37 | Ellinghaus, Castroper Str. 366 | 1345 | 226 | 97 | 412 | 139 | 31 | 8 | 31 | 7 | 31 | 2 |
38 | Plumpe, Kirchstr. 57 | 1045 | 216 | 63 | 144 | 326 | 67 | 16 | 6 | 12 | 8 | 1 |
39 | Möller, Mont-Cenis-Str. 197 | 1437 | 239 | 174 | 259 | 240 | 76 | 48 | 22 | 14 | 15 | 4 |
40 | Borgmann, Mont-Cenis-Str. 247 | 1264 | 305 | 103 | 229 | 206 | 59 | 40 | 48 | 18 | 6 | 1 |
41 | Wiegmann, Am Kricken 6 | 1159 | 208 | 109 | 280 | 158 | 42 | 23 | 9 | 12 | 17 | 3 |
42 | Koperz, Fritz-Ebert-Str. 33 | 1155 | 235 | 98 | 174 | 262 | 56 | 44 | 28 | 15 | 19 | 8 |
43 | Blome, Ringstr. 27 | 1422 | 329 | 163 | 199 | 266 | 60 | 46 | 8 | 47 | 19 | 1 |
44 | Döhmann, Mont-Cenis-Str. 407 | 825 | 195 | 73 | 118 | 131 | 60 | 18 | 6 | 12 | 26 | 1 |
45 | Schulte, Holthauser Str. 288 | 1209 | 195 | 184 | 201 | 175 | 30 | 24 | 22 | 26 | 2 | 16 |
61336 | 15867 | 6490 | 9685 | 9979 | 3714 | 1420 | 644 | 433 | 387 | 445 | ||
17 Nazis kommen ins Stadtparlament
Wählertreue beim Zentrum. - Ungeheure Lähmung im Marxismus. - Selbstausschaltung der uneinigen Mittelständler und Polen. Schwarz-braune Koalition oder Regierungskoalition? - Das Zentrum als zweitstärkste Partei.
Selten ist ein Wahltag nach außen so wenig in die Erscheinung getreten wie der gestrige. Ein Fremder, der in unsere Stadt gekommen wäre würde wirklich nichts davon gemerkt haben, dass wir zum soundsovielten (aber für lange Zeit wohl zum letzten) Male zur Wahlschlacht aufgeboten waren. Auch die Wahlvorbereitungen waren dank der Kürze der Zeit nur schwach gewesen. Einige Wahlversammlungen, einige Plakate, einige Flugblätter, ein Propagandamarsch-das hatte es gegeben, aber es war gar nicht zu dem üblichen Aufgebot und zu den üblichen Auseinandersetzungen gekommen. Ehe sich so etwas hätte entfalten können, war der Wahltag schon da. Und dieser selbst war so von dem freundlichen Zauber des Vorfrühlings übergossen, dass zum Profitieren und Kampfeseifer gar keine Laune entstand. So verlief der Wahltag denn ungewöhnlich ruhig und friedlich. Das Interesse war auch durchaus nicht so stark wie am Sonntag vorher. Dennoch hielt sich die Wahlbeteiligung mit 79,5 Prozent fast auf der Höhe der vorjährigen Wahlen, die 80 Prozent gebracht hatten, und überstieg die Wahlbeteiligung bei der letzten Stadtverordnetenwahl am 17.11.1929 sogar um ein Erkleckliches, denn damals betrug sie nur 72,4 Prozent. Mit der Rekord-Wahlbeteiligung des vorigen Sonntages hält die gestrige allerdings keinen Vergleich aus. Danach gemessen, ist sie nämlich um 12,5 Prozent zurückgegangen.
Wer nun gemeint hatte, die gestrige Wahl würde im stärkeverhältnis der Parteien zueinander keine wesentliche Verschiebung mehr bringen ist nicht wenig überrascht worden. Denn nach der Reichstagswahl am 5. März hätten erhalten müssen: NSDAP 15 Sitze - sie erhielt 17, SPD 7 Sitze - sie erhielt 6, KPD 12 Sitze - sie erhielt 10, Zentrum 10 Sitze - es erhielt auch 10, Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 8 Sitze - sie erhielt 4, Evgl. Volksdienst 1 Sitz - er erhielt 1. Schon hieraus wird offenbar, dass bei SPD und KPD ein unerwartet starker Rückgang, bei der NSDAP eine wegen der Ausstellung von Mittelstandslisten nicht erwartete Stabilität eingetreten ist. Diese Entwicklung wurde schon deutlich, als die Ergebnisse der Provinziallandtagswahl, die zuerst festgestellt wurden einliefen. Danach hatten erhalten: [3]
Reichstagswahlen vom 5.3. | Zunahme oder Abnahme | Verlust hätte sein müssen entsprechend der geringen Beteiligung | ||
---|---|---|---|---|
NSDAP | 16588 | 16990 | -402 | 2123 |
SPD | 6693 | 8497 | -1804 | 1062 |
KPD | 9862 | 14442 | -4580 | 1805 |
ZENTRUM | 10744 | 11410 | -666 | 1426 |
SchwWR | 3660 | 3681 | -21 | 460 |
DV | 196 | 337 | -141 | 42 |
Ev.V | 1283 | 1194 | 89 | 149 |
Staatsp. | 87 | 154 | -67 | 19 |
Aus diesem Ergebnis ging hervor, dass die NSDAP statt der geringen Wahlbeteiligung entsprechend, 2123 Stimmen weniger zu haben, nur 402 Stimmen weniger aufwies als vorigen Sonntag.
Bei der SPD dagegen war ein Rückgang um 1804 statt 1062 Stimmen und bei der KPD sogar um 4580 statt 1805 Stimmen eingetreten. Danach mußte eine gewaltige Lähmung im marxistischen Lager eingetrieben sein, während die NSDAP ihre Aktivität behalten hatte.
Das Zentrum steht aber der nationalsozialistischen Bewegung wenig nach. Nach der Wahlbeteiligungsziffer hätte es 1426 Stimmen verlieren müssen, es hatte aber nur 666 weniger, hatte sich also als ebenso aktiv in seiner Wählerschar erwiesen wie die NSDAP. Allerdings hat auch der Kampfblock Schwarz-Weiß-Rot sich gut behauptet. Denn statt 460 hat er nur 21 Stimmen verloren, wozu indes nicht wenig die Deutsche Volkpartei beigetragen hat, die 100 Stimmen mehr verlor, als der Wahlbeteiligung entsprochen hätte. Die einzige mit einer Stimmensteigerung herausgenommene Partei war diesmal der Evangel. Volksdienst, der statt 191 Stimmen zu verlieren, 89 hinzugewann. Allerdings ohne dadurch viel kräftiger geworden zu sein. Die Staatspartei setze ihren Auflösungsprozess rapide fort. Nach diesem Ergebniss der Provinziallandtagswahl konnte das Ergebnis der Stadtverordnetenwahl nicht mehr überraschend sein. Zwar war zu berücksichtigen, dass zur Stadtverordnetenwahl 2 Polenlisten und zwei Mittelstandslisten hinzukamen, die das Bild etwas verschieben konnten. Aber es hat sich nicht viel verschoben. Dennoch ist es interessant, diese Verschiebung zu betrachten. Dabei ist zu bedenken, dass die Zahl der Wahlberechtigten geringer war, denn bei der Stadtverordnetenwahl ist Bedingung, dass der Wählende 6 Monate am Orte wohnt. Darum betrug die Zahl der Wahlberechtigten auch nur 61336 gegen 62627 bei der Prov.-Landtagswahl, also 1291 weniger. Es erhielten:
Bei der Stadtverordnetenwahl | Bei der Provinziallandtagswahl | + oder - | |
---|---|---|---|
NSDAP | 15867 | 16388 | -721 |
SPD | 6490 | 6693 | -203 |
KPD | 9683 | 9862 | -177 |
ZENTRUM | 9979 | 10744 | -765 |
SchWR | 714 | 3856 | -142 |
EV | 1420 | 1283 | 137 |
POLEN | 844 | ||
Liste Ellersiek | 433 | ||
Kath. Polen | 387 | ||
Liste Sprenger | 443 |
Auffallend ist bei dieser Verschiebung der Zuwachs des Evgl. Volksdienstes. Die Verluste des Zentrums und der NSDAP werden erklärt durch die 1031 Stimmen, die die Polenlisten, und die 878 Stimmen, die die Mittelstandslisten erhalten haben. Die übrigen Verluste erklären sich durch die um 1201 geringere Wahlberechtigtenzahlen. Sehr auffallend ist, dass die Polen 1031 Stimmen erhielten (Die Liste Kwiatkowsti vielmehr als die Liste Wirt), während bei der Landtagswahl am vorigen Sonntag auf die Polenliste nur 693 Stimmen entfielen. Hier zeigt sich, wie auch beim Evgl. Volksdienst, dass örtlich doch andere Gesichtspunkte gelten als in der großen Politik. Hätten die Polen, statt sich zu zersplittern, eine einzige Liste gewählt, würden sie ihren Sitz wieder errungen haben. So haben sie durch Uneinigkeit gar nichts erreicht und obendrein den katholischen Einfluß im Staatsparlament geschwächt. Aber auch die Mittelstandslisten sind ohne Ergebnis geblieben, eine gerecht Strafe für soviel persönlich und Kirchtumspolitik.
Die Mandatsverteilung sieht nun so aus:
- NSDAP 17 (bisher 2, davor 0)
- SPD 6 (bisher 9, davor 12, davor 5)
- KPD 10 (bisher 11, davor 12, davor 12)
- Zentrum 10 (bisher 11, davor 10, davor 9)
- SchWR 4 (bisher 4, davor 5, davor mit HM 10
- Ev. B. 1 (bisher , davor 0)
Das Stadtparlament hat also eine ganz ungeheure Verschiebung zur NSDAP hin erhalten, die Linke ist von 20 auf 16 Mandate zurückgegangen (nach den Wahlen des vorigen Jahres, die für die KPD Rekordzahlen brachten, müßte der Rückgang stärker sein, es gilt aber der Vergleich mit 1929, wo die KPD 660 Stimmen weniger erhielt als gestern), das Zentrum jedoch hat sehr gut abgeschnitten. Das eine Mandat, das verloren ging, war erst bei der vorigen Stadtverordnetenwahl auf nur 8927 Stimmen gewonnen worden.
Weblinks
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Quellen
- ↑ Herner Anzeiger 13. März 1933.
- ↑ Viktor-Reuter-Straße
- ↑ Herner Anzeiger vom 13. März 1933