Anordnung zur Bergmannspflicht (1945 September 22): Unterschied zwischen den Versionen
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== | *Stadtarchiv Herne, Zeitungssammlung, [[Amtliche Bekanntmachungen (Herne)]] | ||
==Einzelnachweise== | |||
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[[Kategorie:Verwaltung]] | [[Kategorie:Verwaltung]] | ||
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Aktuelle Version vom 19. Januar 2018, 16:18 Uhr
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Kohle - der Schlüssel zum Wiederaufbau
Aufruf an die werktätige Bevölkerung der Stadt Herne
Nach dem Ausgang des Krieges steht das deutsche Volk vor der ernsten Frage, ob es einem vollständigen Chaos entgegentreiben oder unter Anspannung aller Kräfte mit dem Wiederaufbau seiner zerstörten Städte und Dörfer, seiner Häuser und Wohnungen, seiner Straßen und sonstigen Verkehrseinrichtungen beginnen will. Jeder einsichtsvolle Mensch, der es mit dem schwergeprüften Volke gut meint, wird sich für den baldigen Wiederaufbau entscheiden und nicht zögern, mit den Arbeiten für einen schnellen Wiederaufbau anzufangen. Voraussetzung für diesen Wiederaufbau auf allen Lebensgebieten ist jedoch die Kohle, auf der und von der die Bevölkerung an der Ruhr lebt. Die Kohle sichert die Ernährung der Bevölkerung, sei es durch Lieferung von Düngemitteln zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung, sei es durch Bereitstellung von Brennstoff zum Heranschaffen der Lebensmittel. Sie liefert der in den Wiederaufbau eingeschalteten Industrie Gas und Strom. Sie ist die Grundlage der Wirtschaft und damit der Schlüssel zum Wiederaufbau. Sie sichert nicht zuletzt die Versorgung der Bevölkerung mit Hausbrand für den Winter. Aus verschiedenen bekannten Gründen ist die Steinkohlenförderung an der Ruhr in der letzten Zeit aber im Verhältnis zu der Vorkriegsförderung ganz erheblich zurückgeblieben. Es ist daher verständlich, dass die Militärregierung alles tut, um die Steinkohlenförderung zu erhöhen. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, hat sie
- befohlen, dass, alle gesunden und starken Männer Im Alter von 18 bis 33 Jahren, die grubentauglich sind, dem Bergbau zugeführt werden müssen, gleichgültig ob sie beschäftigt sind oder nicht und ohne Ansehen von Stand und Person.
Von dieser Heranziehung zum Bergbau sind nur solche werktätigen Menschen ausgenommen, die in lebenswichtigen Wirtschaftszweigen arbeiten. Dazu gehören die Landwirtschaft, das Baugewerbe, das Verkehrs- und Transportgewerbe (einschl. Post- und Telegraphenwesen), die Polizei, die Verwaltung, sowie Fachhandwerker, die an wichtigen öffentlichen Aufträgen arbeiten.
Die notwendige Erhöhung der Steinkohlenförderung an der Ruhr kann nur gelingen, wenn dem Bergbau die erforderlichen Arbeitskräfte zugeführt werden. Jeder Aufbauwillige muss dafür Verständnis haben und die nötige Einsicht aufbringen. Die unterzeichneten Parteiführer und Behördenleiter appellieren daher an die Bevölkerung der Stadt Herne, sich der Notwendigkeit der getroffenen Maßnahmen nicht zu verschließen und tatkräftig am Wiederaufbau mitzuarbeiten. Wenn wir auch bemüht sein wollen, im Einzelfall entstehende Härten zu vermeiden, so müssen die befohlenen Maßnahmen doch in kurzer Zeit zum Erfolge führen. Kein Werktätiger, an den der Ruf ergeht, darf sich der Notwendigkeit zur Mitarbeit verschließen. Nur so können wir in kurzer Zeit ernsthaft mit dem Wiederaufbau beginnen.
Herne, den 20. September 1945.
- Namens der Politischen Parteien: Fernau, Weiß, Crämer
- Namens der Gewerkschaften: Pillmann
- Der Oberbürgermeister: i. V. Hölkeskamp
- Der Leiter des Arbeitsamtes: Dr. Mueller
Siehe auch
Quelle
- Stadtarchiv Herne, Zeitungssammlung, Amtliche Bekanntmachungen (Herne)