Piepenfritz und die Kunst: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bergbau und Kunst – ein Widerspruch?'''
Eigentlich nicht, denn schon recht früh bedienten sich die Bergwerksbetreiber an der Ruhr der Kunst. So fertigte unter anderem der berühmte Grafiker Hermann Katelhön (1884 bis 1940) zahlreiche Vorlagen, die später Jubiläumsurkunden verschiedener Bergwerksgesellschaften zierten.


Eigentlich nicht, denn schon recht früh bedienten sich die Bergwerksbetreiber an der Ruhr der Kunst. So fertigte unter anderem der berühmte Grafiker Hermann Katelhön (1884 bis 1940) zahlreiche Vorlagen, die später Jubiläumsurkunden verschiedener Bergwerksgesellschaften zierten.
Die Herner Zeche „[[Zeche Friedrich der Große|Friedrich der Große]]“ erwarb so unter anderem 24 Aquarelle von Professor Carl Determeyer (1897 bis 1976). Der Münsteraner, auch „Meister des Aquarells“ genannt, schuf im Laufe seines Künstlerlebens rund 4000 Werke. Eine Auswahl der 24 verschiedenen „Piepenfritz-Motive“ wurde vornehmlich in den 1960er-Jahren den Horsthausener Kumpels bei Jubiläumsfeiern, die im Kasino Friedrichseck stattfanden, feierlich überreicht. Die „echten“ Determeyer der „Piepenfritz-Reihe“ befinden sich jedoch in Privatbesitz.
Die Herner Zeche „[[Zeche Friedrich der Große|Friedrich der Große]]“ erwarb so unter anderem 24 Aquarelle von Professor Carl Determeyer (1897 bis 1976). Der Münsteraner, auch „Meister des Aquarells“ genannt, schuf im Laufe seines Künstlerlebens rund 4000 Werke. Eine Auswahl der 24 verschiedenen „Piepenfritz-Motive“ wurde vornehmlich in den 1960er-Jahren den Horsthausener Kumpels bei Jubiläumsfeiern, die im Kasino Friedrichseck stattfanden, feierlich überreicht. Die „echten“ Determeyer der „Piepenfritz-Reihe“ befinden sich jedoch in Privatbesitz.


Auch Radierer Josef Steib (1898 bis 1957) fertigte für den Herner Pütt zwei Werke an. Sie zeigen die ehemalige Schachtanlage 3/4 aus verschiedenen Blickwinkeln. Diese großformatigen Bilder wurden ebenfalls verdienten Horsthausener Kumpels überreicht. Vermutlich gab es jedoch Steib-Drucke schon in den 1950er-Jahren, denn der damals in Cochem (Mosel) lebende Künstler schuf seine „Piepenfritz-Motive“ um 1950/51.
Auch Radierer Josef Steib (1898 bis 1957) fertigte für den Herner [[Bergmannssprache P#Pütt|<span title="Brunnen, Schacht, Grube.">Pütt</span>]] zwei Werke an. Sie zeigen die ehemalige Schachtanlage 3/4 aus verschiedenen Blickwinkeln. Diese großformatigen Bilder wurden ebenfalls verdienten Horsthausener Kumpels überreicht. Vermutlich gab es jedoch Steib-Drucke schon in den 1950er-Jahren, denn der damals in Cochem (Mosel) lebende Künstler schuf seine „Piepenfritz-Motive“ um 1950/51.


Schon viel früher hatte der Berliner Grafiker Hans Klemke den Pütt in Horsthausen als Motiv entdeckt. Bereits während des 1. Weltkriegs weilte der Künstler einige Tage im Revier, bevor es weiter an die Westfront ging. 1927 kehrte Klemke (1882 bis 1960) mit seiner Frau im Beiwagen seines Krades ins Ruhrgebiet zurück, um hier mit Bleistift und Block etliche Hochofenwerke und Pütts zu skizzieren. Dabei machte er wohl auch in Herne Station, zuvor hatte er sich aber am Bochumer Verein umgesehen, bevor es wieder Richtung Kreuzberg ging. Sein sehenswertes „Piepenfritz-Bild“ befindet sich ebenfalls in Privatbesitz.
Schon viel früher hatte der Berliner Grafiker Hans Klemke den Pütt in Horsthausen als Motiv entdeckt. Bereits während des 1. Weltkriegs weilte der Künstler einige Tage im Revier, bevor es weiter an die Westfront ging. 1927 kehrte Klemke (1882 bis 1960) mit seiner Frau im Beiwagen seines Krades ins Ruhrgebiet zurück, um hier mit Bleistift und Block etliche Hochofenwerke und Pütts zu skizzieren. Dabei machte er wohl auch in Herne Station, zuvor hatte er sich aber am Bochumer Verein umgesehen, bevor es wieder Richtung Kreuzberg ging. Sein sehenswertes „Piepenfritz-Bild“ befindet sich ebenfalls in Privatbesitz.
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1953 beauftragte die Ilseder Hütte, zu der Friedrich der Große bis zur Gründung der Ruhrkohle gehörte, den Herner Künstler [[Jupp Gesing]] (1922 bis 1998) mit der Gestaltung des fünfteiligen Fensters in der Bahnhofshalle. Das sehenswerte Buntglasfenster zeigt (auch heute noch) Hafenkran, Kühl- und Fördertürme Bergehalden und Siedlungshäuser. Dazu gab es zeitgleich einen entsprechenden Druck.  
1953 beauftragte die Ilseder Hütte, zu der Friedrich der Große bis zur Gründung der Ruhrkohle gehörte, den Herner Künstler [[Jupp Gesing]] (1922 bis 1998) mit der Gestaltung des fünfteiligen Fensters in der Bahnhofshalle. Das sehenswerte Buntglasfenster zeigt (auch heute noch) Hafenkran, Kühl- und Fördertürme Bergehalden und Siedlungshäuser. Dazu gab es zeitgleich einen entsprechenden Druck.  


Verschwunden sind leider die kunstvoll gestaltete Eingangstür der erst 1958 errichteten „Milchbar“ neben der neuen Markenkontrolle von 3/4 und ein seltenes Mosaik an der Hauswand. Hier zierte ein Bergmann mit einem luftgetriebenen Abbauhammer einen Brunnen. Von diesen Kunstwerken existieren leider nur noch Fotos. Eine Figur der Hl. Barbara – Schutzpatronin der Bergleute – stand einst im Gerätehaus der FdG-Grubenwehr. Sie wurde jedoch kurz vor der Schließung des Pütts der RAG-Berufsgrubenwehr auf [[Zeche Pluto|Pluto]] (Wanne-Eickel) zum Geschenk gemacht. <ref>Ein Artikel von [[Friedhelm Wessel]]</ref> </div>
Verschwunden sind leider die kunstvoll gestaltete Eingangstür der erst 1958 errichteten „Milchbar“ neben der neuen [[Bergmannssprache M#Markenkontrolle|Markenkontrolle]] von 3/4 und ein seltenes Mosaik an der Hauswand. Hier zierte ein Bergmann mit einem luftgetriebenen Abbauhammer einen Brunnen. Von diesen Kunstwerken existieren leider nur noch Fotos. Eine Figur der Hl. Barbara – Schutzpatronin der Bergleute – stand einst im Gerätehaus der FdG-Grubenwehr. Sie wurde jedoch kurz vor der Schließung des Pütts der RAG-Berufsgrubenwehr auf [[Zeche Pluto|Pluto]] (Wanne-Eickel) zum Geschenk gemacht. <ref>Ein Artikel von [[Friedhelm Wessel]]</ref> </div>




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[[Kategorie:Bergbau]]
[[Kategorie:Bergbau]]
[[Kategorie:Kunstwerke]]
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Aktuelle Version vom 17. Februar 2018, 14:27 Uhr

Bergbau und Kunst – ein Widerspruch?

Friedhelm Wessel [1]

Kantinentür-Milchbar auf FdG
Mosaik an einer Hauswand

Eigentlich nicht, denn schon recht früh bedienten sich die Bergwerksbetreiber an der Ruhr der Kunst. So fertigte unter anderem der berühmte Grafiker Hermann Katelhön (1884 bis 1940) zahlreiche Vorlagen, die später Jubiläumsurkunden verschiedener Bergwerksgesellschaften zierten.

Die Herner Zeche „Friedrich der Große“ erwarb so unter anderem 24 Aquarelle von Professor Carl Determeyer (1897 bis 1976). Der Münsteraner, auch „Meister des Aquarells“ genannt, schuf im Laufe seines Künstlerlebens rund 4000 Werke. Eine Auswahl der 24 verschiedenen „Piepenfritz-Motive“ wurde vornehmlich in den 1960er-Jahren den Horsthausener Kumpels bei Jubiläumsfeiern, die im Kasino Friedrichseck stattfanden, feierlich überreicht. Die „echten“ Determeyer der „Piepenfritz-Reihe“ befinden sich jedoch in Privatbesitz.

Auch Radierer Josef Steib (1898 bis 1957) fertigte für den Herner Pütt zwei Werke an. Sie zeigen die ehemalige Schachtanlage 3/4 aus verschiedenen Blickwinkeln. Diese großformatigen Bilder wurden ebenfalls verdienten Horsthausener Kumpels überreicht. Vermutlich gab es jedoch Steib-Drucke schon in den 1950er-Jahren, denn der damals in Cochem (Mosel) lebende Künstler schuf seine „Piepenfritz-Motive“ um 1950/51.

Schon viel früher hatte der Berliner Grafiker Hans Klemke den Pütt in Horsthausen als Motiv entdeckt. Bereits während des 1. Weltkriegs weilte der Künstler einige Tage im Revier, bevor es weiter an die Westfront ging. 1927 kehrte Klemke (1882 bis 1960) mit seiner Frau im Beiwagen seines Krades ins Ruhrgebiet zurück, um hier mit Bleistift und Block etliche Hochofenwerke und Pütts zu skizzieren. Dabei machte er wohl auch in Herne Station, zuvor hatte er sich aber am Bochumer Verein umgesehen, bevor es wieder Richtung Kreuzberg ging. Sein sehenswertes „Piepenfritz-Bild“ befindet sich ebenfalls in Privatbesitz.

1953 beauftragte die Ilseder Hütte, zu der Friedrich der Große bis zur Gründung der Ruhrkohle gehörte, den Herner Künstler Jupp Gesing (1922 bis 1998) mit der Gestaltung des fünfteiligen Fensters in der Bahnhofshalle. Das sehenswerte Buntglasfenster zeigt (auch heute noch) Hafenkran, Kühl- und Fördertürme Bergehalden und Siedlungshäuser. Dazu gab es zeitgleich einen entsprechenden Druck.

Verschwunden sind leider die kunstvoll gestaltete Eingangstür der erst 1958 errichteten „Milchbar“ neben der neuen Markenkontrolle von 3/4 und ein seltenes Mosaik an der Hauswand. Hier zierte ein Bergmann mit einem luftgetriebenen Abbauhammer einen Brunnen. Von diesen Kunstwerken existieren leider nur noch Fotos. Eine Figur der Hl. Barbara – Schutzpatronin der Bergleute – stand einst im Gerätehaus der FdG-Grubenwehr. Sie wurde jedoch kurz vor der Schließung des Pütts der RAG-Berufsgrubenwehr auf Pluto (Wanne-Eickel) zum Geschenk gemacht. [2]


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Quellen

  1. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
  2. Ein Artikel von Friedhelm Wessel