Herkunft von Erwerbssuchenden (1840 - 1968): Unterschied zwischen den Versionen

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Eine der Hauptursachen für Migration ist die Suche nach Arbeit. Sie führte bereits ab etwa [[1840]]  Menschen aus ganz  Europa  ins Ruhrgebiet.
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'''<big>Susanne Peters-Schildgen</big>'''<br /><br />
'''<big>Susanne Peters-Schildgen</big>'''<br /><br />
Eine der Hauptursachen für Migration ist die Suche nach Arbeit. Sie führte bereits ab etwa [[1840]]  Menschen aus ganz  Europa  ins Ruhrgebiet.<br /><br />
Zu Beginn der Industrialisierung zog es außer einer kleinen Gruppe englischer und irischer Facharbeiter Zuwanderer aus der näheren Umgebung, aus Ostwestfalen, dem Münsterland, Sauerland, Paderborner Raum und etwas später auch aus dem übrigen Deutschland nach Herne. Die Konjunktur der Gründerjahre fand ihren Niederschlag in weiteren Zechengründungen. Sie lieferten den Anstoß zur ersten großen Einwanderungswelle. Besonders stark war der Zustrom von polnischsprachigen Erwerbssuchenden aus den preußischen Ostprovinzen. Polen hatte nach den drei Teilungen [[1772]], [[1793]] und [[1795]] aufgehört zu existieren. So gab es keine polnische Staatsangehörigkeit, lediglich eine polnische Volkszugehörigkeit. Der Hauptanteil der Ostzuwanderer stammte aus der Provinz Posen, gefolgt von den in den ländlichen Gebieten Südostpreußens beheimateten Masuren, schlesischen und westpreußischen Migranten. Darüber hinaus ließen sich ausländische Zuwanderer aus nahezu allen europäischen und einigen außereuropäischen Ländern im Herner Raum nieder. Unter diesen "Reichsausländern" waren Migranten aus Österreich-Ungarn zahlenmäßig am stärksten vertreten. Italiener und Niederländer siedelten sich in kleineren Gruppen, besonders in Baukau und [[Crange]], an. Etliche von ihnen waren am Bau des [[Rhein-Herne-Kanal|Rhein-Herne-Kanals]] beteiligt.<br /><br />
Zu Beginn der Industrialisierung zog es außer einer kleinen Gruppe englischer und irischer Facharbeiter Zuwanderer aus der näheren Umgebung, aus Ostwestfalen, dem Münsterland, Sauerland, Paderborner Raum und etwas später auch aus dem übrigen Deutschland nach Herne. Die Konjunktur der Gründerjahre fand ihren Niederschlag in weiteren Zechengründungen. Sie lieferten den Anstoß zur ersten großen Einwanderungswelle. Besonders stark war der Zustrom von polnischsprachigen Erwerbssuchenden aus den preußischen Ostprovinzen. Polen hatte nach den drei Teilungen [[1772]], [[1793]] und [[1795]] aufgehört zu existieren. So gab es keine polnische Staatsangehörigkeit, lediglich eine polnische Volkszugehörigkeit. Der Hauptanteil der Ostzuwanderer stammte aus der Provinz Posen, gefolgt von den in den ländlichen Gebieten Südostpreußens beheimateten Masuren, schlesischen und westpreußischen Migranten. Darüber hinaus ließen sich ausländische Zuwanderer aus nahezu allen europäischen und einigen außereuropäischen Ländern im Herner Raum nieder. Unter diesen "Reichsausländern" waren Migranten aus Österreich-Ungarn zahlenmäßig am stärksten vertreten. Italiener und Niederländer siedelten sich in kleineren Gruppen, besonders in Baukau und [[Crange]], an. Etliche von ihnen waren am Bau des [[Rhein-Herne-Kanal|Rhein-Herne-Kanals]] beteiligt.<br /><br />
Im Unterschied zur ersten großen Einwanderungswelle, die bis zum [[Erster Weltkrieg in Herne und Wanne-Eickel|Ersten Weltkrieg]] ihren Höhepunkt erreichte, lagen die Herkunftsgebiete der seit der zweiten Hälfte der [[1950]]er Jahre zugewanderten ausländischen Erwerbssuchenden vornehmlich in den Mittelmeeranrainerstaaten. Nachdem der Prozeß der Eingliederung der Vertriebenen in den Arbeitsmarkt weitgehend abgeschlossen war, konnte in den Jahren des Wirtschaftswachstums das benötigte Arbeitskräftepotential nicht mehr durch die ansässige Bevölkerung gedeckt werden. [[1955]] wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien ein Abkommen zur Vermittlung italienischer Arbeitnehmer geschlossen. Im Laufe des Jahres [[1956]] trafen die ersten Italiener in Wanne-Eickel ein. Es folgten weitere Anwerbevereinbarungen mit Griechenland und Spanien ([[1960]]), der Türkei ([[1961]]), Marokko ([[1963]]), Portugal ([[1964]]), Tunesien ([[1965]]) und Jugoslawien ([[1968]]). In Herne und Wanne-Eickel stieg der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung in den Jahren von [[1956]] bis [[1974]] von 0,9 % auf 6,6 %. Im selben Zeitraum sank die Einwohnerzahl von 219.195  auf 196.271 Personen.<br /><br />
Im Unterschied zur ersten großen Einwanderungswelle, die bis zum [[Erster Weltkrieg in Herne und Wanne-Eickel|Ersten Weltkrieg]] ihren Höhepunkt erreichte, lagen die Herkunftsgebiete der seit der zweiten Hälfte der [[1950]]er Jahre zugewanderten ausländischen Erwerbssuchenden vornehmlich in den Mittelmeeranrainerstaaten. Nachdem der Prozeß der Eingliederung der Vertriebenen in den Arbeitsmarkt weitgehend abgeschlossen war, konnte in den Jahren des Wirtschaftswachstums das benötigte Arbeitskräftepotential nicht mehr durch die ansässige Bevölkerung gedeckt werden. [[1955]] wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien ein Abkommen zur Vermittlung italienischer Arbeitnehmer geschlossen. Im Laufe des Jahres [[1956]] trafen die ersten Italiener in Wanne-Eickel ein. Es folgten weitere Anwerbevereinbarungen mit Griechenland und Spanien ([[1960]]), der Türkei ([[1961]]), Marokko ([[1963]]), Portugal ([[1964]]), Tunesien ([[1965]]) und Jugoslawien ([[1968]]). In Herne und Wanne-Eickel stieg der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung in den Jahren von [[1956]] bis [[1974]] von 0,9 % auf 6,6 %. Im selben Zeitraum sank die Einwohnerzahl von 219.195  auf 196.271 Personen.<br /><br />

Aktuelle Version vom 22. Januar 2018, 17:27 Uhr

Eine der Hauptursachen für Migration ist die Suche nach Arbeit. Sie führte bereits ab etwa 1840 Menschen aus ganz Europa ins Ruhrgebiet.

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Susanne Peters-Schildgen

Zu Beginn der Industrialisierung zog es außer einer kleinen Gruppe englischer und irischer Facharbeiter Zuwanderer aus der näheren Umgebung, aus Ostwestfalen, dem Münsterland, Sauerland, Paderborner Raum und etwas später auch aus dem übrigen Deutschland nach Herne. Die Konjunktur der Gründerjahre fand ihren Niederschlag in weiteren Zechengründungen. Sie lieferten den Anstoß zur ersten großen Einwanderungswelle. Besonders stark war der Zustrom von polnischsprachigen Erwerbssuchenden aus den preußischen Ostprovinzen. Polen hatte nach den drei Teilungen 1772, 1793 und 1795 aufgehört zu existieren. So gab es keine polnische Staatsangehörigkeit, lediglich eine polnische Volkszugehörigkeit. Der Hauptanteil der Ostzuwanderer stammte aus der Provinz Posen, gefolgt von den in den ländlichen Gebieten Südostpreußens beheimateten Masuren, schlesischen und westpreußischen Migranten. Darüber hinaus ließen sich ausländische Zuwanderer aus nahezu allen europäischen und einigen außereuropäischen Ländern im Herner Raum nieder. Unter diesen "Reichsausländern" waren Migranten aus Österreich-Ungarn zahlenmäßig am stärksten vertreten. Italiener und Niederländer siedelten sich in kleineren Gruppen, besonders in Baukau und Crange, an. Etliche von ihnen waren am Bau des Rhein-Herne-Kanals beteiligt.

Im Unterschied zur ersten großen Einwanderungswelle, die bis zum Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichte, lagen die Herkunftsgebiete der seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre zugewanderten ausländischen Erwerbssuchenden vornehmlich in den Mittelmeeranrainerstaaten. Nachdem der Prozeß der Eingliederung der Vertriebenen in den Arbeitsmarkt weitgehend abgeschlossen war, konnte in den Jahren des Wirtschaftswachstums das benötigte Arbeitskräftepotential nicht mehr durch die ansässige Bevölkerung gedeckt werden. 1955 wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien ein Abkommen zur Vermittlung italienischer Arbeitnehmer geschlossen. Im Laufe des Jahres 1956 trafen die ersten Italiener in Wanne-Eickel ein. Es folgten weitere Anwerbevereinbarungen mit Griechenland und Spanien (1960), der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968). In Herne und Wanne-Eickel stieg der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung in den Jahren von 1956 bis 1974 von 0,9 % auf 6,6 %. Im selben Zeitraum sank die Einwohnerzahl von 219.195 auf 196.271 Personen.

Seit 1972 zählen die Türken zur größten ausländischen Minderheit in Deutschland. In Herne und Wanne-Eickel waren sie bereits 1969/1970 unter der ausländischen Bevölkerung zahlenmäßig am stärksten vertreten, gefolgt von Italienern, Griechen und Jugoslawen. Spanier und Marokkaner bildeten in Herne etwa gleich große Gruppen, während in Wanne-Eickel die Marokkaner zur fünftgrößten Migrantengruppe gehörten, vor den Zuwanderern aus Spanien, Tunesien und Portugal.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Stadt Herne[1]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet.

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Quellen