Nahtstellen, fühlbar, hier: Synagoge Herne: Unterschied zwischen den Versionen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
__NOTOC__ | __NOTOC__ | ||
<div class="inhalt" style="background-color:#FFFFFF;border-style: ridge; margin-bottom:1em; padding: | <div class="inhalt" style="background-color:#FFFFFF;border-style: ridge; margin-bottom:1em; padding:2em 2em 2em 2em;font-size:15px;max-width:800px;text-align:justify"> | ||
[[Datei:CVJM.jpg|350px|thumb|left|[[ Horst Schiereck|Oberbürgermeister Horst Schiereck]] und die AG des CVJM mit Britta Lauenstein, Tanja Büscher, Simone Weiß, Sven Steinbach, Margret Springkämper und Ute Dörnemann]] | [[Datei:CVJM.jpg|350px|thumb|left|[[ Horst Schiereck|Oberbürgermeister Horst Schiereck]] und die AG des CVJM mit Britta Lauenstein, Tanja Büscher, Simone Weiß, Sven Steinbach, Margret Springkämper und Ute Dörnemann]] | ||
{{Autor | {{Autor | ||
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
Für die Gestaltung der „Gedenktafel" bildete sich eine sechsköpfige Arbeitsgruppe, die sich mit der Geschichte der [[Synagoge (Herne)|Synagoge]] auseinandersetzte. Eine Mitarbeiterin an unserem Projekt beschrieb Ihre Erfahrungen folgendermaßen: „Ich glaube, dass Geschichte lebendig ist, sie muss nur spürbar, sichtbar gemacht werden. Und diese Orte erinnern daran, dass hier wichtige Dinge geschehen sind, leider schreckliche Dinge. Und dadurch dass diese Orte so mitten im Leben so mitten in der Stadt sind werden sie plötzlich so nah, eben Nahtstellen zwischen Geschichte und heute. Und genauso nah wie ich an diesen Orten vorbeigehe, sind die Menschen damals auch nah an der Synagoge, nah am jüdischen Haus, nah am Deportationsort vorbeigegangen, es war Teil ihres Alltags, ein Teil Grausamkeit und Schrecken mitten in der Stadt fühlbar, sichtbar. Durch die Gedenktafeln ist das wieder sichtbar und vielleicht sehen die Menschen, die diese Tafeln anschauen, dass das Grauen manchmal so nah ist und wie leicht es ist daran vorbei zu gehen." | Für die Gestaltung der „Gedenktafel" bildete sich eine sechsköpfige Arbeitsgruppe, die sich mit der Geschichte der [[Synagoge (Herne)|Synagoge]] auseinandersetzte. Eine Mitarbeiterin an unserem Projekt beschrieb Ihre Erfahrungen folgendermaßen: „Ich glaube, dass Geschichte lebendig ist, sie muss nur spürbar, sichtbar gemacht werden. Und diese Orte erinnern daran, dass hier wichtige Dinge geschehen sind, leider schreckliche Dinge. Und dadurch dass diese Orte so mitten im Leben so mitten in der Stadt sind werden sie plötzlich so nah, eben Nahtstellen zwischen Geschichte und heute. Und genauso nah wie ich an diesen Orten vorbeigehe, sind die Menschen damals auch nah an der Synagoge, nah am jüdischen Haus, nah am Deportationsort vorbeigegangen, es war Teil ihres Alltags, ein Teil Grausamkeit und Schrecken mitten in der Stadt fühlbar, sichtbar. Durch die Gedenktafeln ist das wieder sichtbar und vielleicht sehen die Menschen, die diese Tafeln anschauen, dass das Grauen manchmal so nah ist und wie leicht es ist daran vorbei zu gehen." | ||
Ich möchte schließen mit einem Satz, eher einem Aufschrei, von Jean Amery, österreichisches Schriftsteller, eigentlich Hans Meyer, in Auschwitz<ref>KZ Auschwitz: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz</ref> und Buchenwald<ref>KZ Buchenwald: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Buchenwald</ref> von den Nazis gefoltert, den er zwei Jahre vor seinem Freitod schrieb: | Ich möchte schließen mit einem Satz, eher einem Aufschrei, von Jean Amery, österreichisches Schriftsteller, eigentlich Hans Meyer, in Auschwitz<ref group="Anm.">KZ Auschwitz: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz</ref> und Buchenwald<ref group="Anm.">KZ Buchenwald: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Buchenwald</ref> von den Nazis gefoltert, den er zwei Jahre vor seinem Freitod schrieb: | ||
„Was geschah, geschah. Aber dass es geschah, ist so einfach nicht hinzunehmen. Ich rebelliere: gegen meine Vergangenheit, gegen die Geschichte, gegen eine Gegenwart, die das Unbegreifliche geschichtlich einfrieren lässt und es damit auf empörende Weise verfälscht." | „Was geschah, geschah. Aber dass es geschah, ist so einfach nicht hinzunehmen. Ich rebelliere: gegen meine Vergangenheit, gegen die Geschichte, gegen eine Gegenwart, die das Unbegreifliche geschichtlich einfrieren lässt und es damit auf empörende Weise verfälscht." | ||
<br><br> | <br><br> | ||
Zeile 32: | Zeile 32: | ||
'''Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Herne''' | '''Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Herne''' | ||
</div> | </div> | ||
==Anmerkungen== | |||
<references group="Anm."> | |||
</references> | |||
==Weblinks== | |||
http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/id/DE_Nahtstellen Nahtstellen - Website der Stadt Herne | |||
==Verwandte Artikel== | ==Verwandte Artikel== | ||
{{Spezial:Linkliste/{{PAGENAME}}|Limit:500|namespace=0}} | {{Spezial:Linkliste/{{PAGENAME}}|Limit:500|namespace=0}} | ||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
[[Piorr 2010|Erinnerungsorte - Shoah-Denkmal]] - Zum Gedenken an die Opfer der Shoah aus Herne und Wanne-Eickel - Eine Dokumentation von [[Ralf Piorr]] im Auftrag der Stadt Herne, Herausgeber: Stadt Herne, 2010; darin Abbildung der Gedächtnistafel [[Synagoge (Herne)|Synagoge Herne]] ([[Schaeferstraße]], Ecke [[Hermann-Löns-Straße]]) | [[Piorr 2010|Erinnerungsorte - Shoah-Denkmal]] - Zum Gedenken an die Opfer der Shoah aus Herne und Wanne-Eickel - Eine Dokumentation von [[Ralf Piorr]] im Auftrag der Stadt Herne, Herausgeber: Stadt Herne, 2010; darin Abbildung der Gedächtnistafel [[Synagoge (Herne)|Synagoge Herne]] ([[Schaeferstraße]], Ecke [[Hermann-Löns-Straße]]) | ||
<references /> | <references /> | ||
[[Kategorie:Artikel]] | [[Kategorie:Artikel]] |
Version vom 26. März 2017, 13:33 Uhr
|
"Grausamkeit und Schrecken mitten in der Stadt"
Der CVJM Herne steht seit vielen Jahren, zumindest für den Zeitraum, den ich überblicke und dass sind die letzten 35 Jahre, für eine Kinder- und Jugendarbeit, die den Auftrag als christlicher Jugendverband stets mit einer ausgeprägten Beschäftigung mit den politischen und sozialen Fragen in der praktischen Arbeit verknüpft hat.
Ich kann mich gut an die Auseinandersetzung mit der seinerzeit viel beachteten Fernsehserie „Holocaust" erinnern, ebenso an die friedensbewegten 1980er Jahre mit ihren Demonstrationen nach Bonn und den Friedensmärschen mit der Zwischenstation am CVJM-Haus, sowie unsere entwicklungspolitischen Partnerschaften mit Projektträgern in Ghana oder Sierra Leone in Westafrika.
Durch die Gedenktafeln an mehreren Stellen in Herne soll nicht nur der Herner Bevölkerung vor Augen geführt werden, inwieweit sich das Zusammenleben von Juden und Nicht-Juden vor Ort durch die antisemitischen Einflüsse des NS-Regimes veränderte, sondern es könnte durch sie zudem zu einem friedlichen Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften aufgerufen werden.
Für die Gestaltung der „Gedenktafel" bildete sich eine sechsköpfige Arbeitsgruppe, die sich mit der Geschichte der Synagoge auseinandersetzte. Eine Mitarbeiterin an unserem Projekt beschrieb Ihre Erfahrungen folgendermaßen: „Ich glaube, dass Geschichte lebendig ist, sie muss nur spürbar, sichtbar gemacht werden. Und diese Orte erinnern daran, dass hier wichtige Dinge geschehen sind, leider schreckliche Dinge. Und dadurch dass diese Orte so mitten im Leben so mitten in der Stadt sind werden sie plötzlich so nah, eben Nahtstellen zwischen Geschichte und heute. Und genauso nah wie ich an diesen Orten vorbeigehe, sind die Menschen damals auch nah an der Synagoge, nah am jüdischen Haus, nah am Deportationsort vorbeigegangen, es war Teil ihres Alltags, ein Teil Grausamkeit und Schrecken mitten in der Stadt fühlbar, sichtbar. Durch die Gedenktafeln ist das wieder sichtbar und vielleicht sehen die Menschen, die diese Tafeln anschauen, dass das Grauen manchmal so nah ist und wie leicht es ist daran vorbei zu gehen."
Ich möchte schließen mit einem Satz, eher einem Aufschrei, von Jean Amery, österreichisches Schriftsteller, eigentlich Hans Meyer, in Auschwitz[Anm. 1] und Buchenwald[Anm. 2] von den Nazis gefoltert, den er zwei Jahre vor seinem Freitod schrieb:
„Was geschah, geschah. Aber dass es geschah, ist so einfach nicht hinzunehmen. Ich rebelliere: gegen meine Vergangenheit, gegen die Geschichte, gegen eine Gegenwart, die das Unbegreifliche geschichtlich einfrieren lässt und es damit auf empörende Weise verfälscht."
Klaus-Dieter Gülck, stellvertretender Vorsitzender des CVJM-Herne, Rede zur Einweihung der Gedenktafel, November 2006.
"Lebendige Geschichte wird erzählt und nicht gelehrt."
Manfred Schröder, Dichter
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Herne
Anmerkungen
- ↑ KZ Auschwitz: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz
- ↑ KZ Buchenwald: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Buchenwald
Weblinks
http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/id/DE_Nahtstellen Nahtstellen - Website der Stadt Herne
Verwandte Artikel
Quellen
Erinnerungsorte - Shoah-Denkmal - Zum Gedenken an die Opfer der Shoah aus Herne und Wanne-Eickel - Eine Dokumentation von Ralf Piorr im Auftrag der Stadt Herne, Herausgeber: Stadt Herne, 2010; darin Abbildung der Gedächtnistafel Synagoge Herne (Schaeferstraße, Ecke Hermann-Löns-Straße)