Die Baulücke von Baukau (InHerne Nr. 2 2013): Unterschied zwischen den Versionen

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==InHerne Nr. 2, Mai 2013 S. 23==
==DIE BAULÜCKE VON BAUKAU==
 
'''DIE BAULÜCKE VON BAUKAU'''
 
Wer in sein Navigationsgerät das Ziel [[Bismarckstraße]] 12 in Herne eingibt, landet zielsicher vor einer Baulücke. Bis zum Frühjahr [[1999]] stand dort das [[Amtshaus Baukau|Baukauer Amtshaus]].
Wer in sein Navigationsgerät das Ziel [[Bismarckstraße]] 12 in Herne eingibt, landet zielsicher vor einer Baulücke. Bis zum Frühjahr [[1999]] stand dort das [[Amtshaus Baukau|Baukauer Amtshaus]].


Der Stamm einer mächtigen Platane wächst um das letzte verbliebene Element eines alten eisernen Zauns. Hinter ihm und den modernen Absperrzäunen erstreckt sich ein Grundstück von der Größe eines Fußballplatzes.  
Der Stamm einer mächtigen Platane wächst um das letzte verbliebene Element eines alten eisernen Zauns. Hinter ihm und den modernen Absperrzäunen erstreckt sich ein Grundstück von der Größe eines Fußballplatzes.  


Von hier aus steuerte einst ein Amtmann die Geschicke des zwischen 1897 und 1908 bestehenden Amtes Baukau. Und das war größer und bedeutender als man annehmen mag. Es umfasste die heutigen Castrop-Rauxeler Gebiete Bladenhorst und Pöppinghausen, das längst zu Bochum zählende Hiltrop und den Herner Ortsteil Horsthausen. Übersetzt in Industrie bedeutete das: in Baukau lagen die Zechen Julia, Von der Heydt, Friedrich der Große sowie die großen Firmen Halstrick oder Dorn. Stolze 15.000 Einwohner zählte man 1900 im Amtsgebiet.


Von hier aus steuerte einst ein Amtmann die  
==Büros und Dienstwohnung==
Geschicke des zwischen 1897 und 1908 bestehenden Amtes Baukau. Und das war größer
Gelenkt wurden die Geschicke aus dem Amtshaus Baukau. Einem „zweieinhalbgeschossigen Gebäude mit ziegelgedecktem Schopfwalmdach“, wie es in der Begründung für den Eintrag in die Denkmalliste der Stadt Herne von Ende [[1989]] vermerkt ist. Gestaltet wurde es von den Castroper Architekten Grüning und Westermeier, errichten ließ es ein Dr. Stratmann, genannt Westerworth. Das Amt Baukau überließ ihm dafür den Baugrund und steuerte einen Zuschuss von 5.000 Mark zum Bau bei. Im Gegenzug durfte die Verwaltung um Amtmann Dr. Carl La Roche, nach dem eine Straße in Baukau benannt ist, zur Miete den zweieinhalbgeschossigen Bau beziehen, samt Dienstwohnung für den Amtmann.
und bedeutender als man annehmen mag.  
Es umfasste die heutigen Castrop-Rauxeler
Gebiete Bladenhorst und Pöppinghausen,  
das längst zu Bochum zählende Hiltrop und  
den Herner Ortsteil Horsthausen. Übersetzt
in Industrie bedeutete das: in Baukau lagen
die Zechen Julia, Von der Heydt, Friedrich der
Große sowie die großen Firmen Halstrick
oder Dorn. Stolze 15.000 Einwohner zählte
man 1900 im Amtsgebiet.


'''Büros und Dienstwohnung'''
==Repräsentatives Zentrum==
Das Denkmal-Dokument beschreibt Details des Hauses. Von einer „nahezu symmetrischen Putz-Stuck-Fassade“ sowie von „drei alten Dachgauben mit jeweils geschwungenem Zeltdach“ und einem „großzügig dimensionierten Gebäude“ ist zu lesen. Es passte offenbar gut an die Bismarckstraße, bis heute zeugen zahlreiche gut erhaltene schöne Häuser von der Zeit kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende. Seit [[1976]] vom Wer in sein Navigationsgerät das Ziel Bismarckstraße 12 in Herne eingibt, landet zielsicher vor einer Baulücke. Bis zum Frühjahr 1999 stand dort das Baukauer Amtshaus stark befahrenen Westring geteilt, bildete diese Straße in den Jahren des Wachstums zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein repräsentatives Zentrum des Amtes. Dessen Existenz währte allerdings nicht lange. [[1908]] ging Baukau in der Stadt Herne auf. Und die hatte just in jenem Jahr das Gelände des Hofes Bergelmann zwischen der Bahnhofstraße und der Zeche Shamrock erworben, um dort ein repräsentatives und modernes Rathaus zu errichten – nämlich jenes, das im vergangenen Jahr sein 100. Bestehen feiern konnte.


Gelenkt wurden die Geschicke aus dem
==Ein Denkmal verfällt==
Amtshaus Baukau. Einem „zweieinhalbgeschossigen Gebäude mit ziegelgedecktem
Für das Amtshaus Baukau, gerade elf Jahre alt, fand sich keine Nutzung als Verwaltungsstandort mehr, so dass der Umbau zum Wohnhaus erfolgte. Das blieb es dann auch für gute 65 Jahre. Dann, Mitte der 1970er-Jahre, hielt der Leerstand Einzug, von Hausbesetzungen abgesehen. Das Haus verfiel zusehends. Die Besitzer hatten andere Pläne mit dem Grundstück als den Erhalt des schmucken Hauses. Wohnungen, Geschäftsräume, Praxen und ein Ladenlokal schwebten ihnen vor. Den Abrissantrag beschied die Stadt jedoch negativ und trug das Haus in die Denkmalliste ein, als Zeugnis der ehemaligen Unabhängigkeit Baukaus.
Schopfwalmdach“, wie es in der Begründung
für den Eintrag in die Denkmalliste der Stadt
Herne von Ende [[1989]] vermerkt ist. Gestaltet
wurde es von den Castroper Architekten
Grüning und Westermeier, errichten ließ es
ein Dr. Stratmann, genannt Westerworth.
Das Amt Baukau überließ ihm dafür den
Baugrund und steuerte einen Zuschuss
von 5.000 Mark zum Bau bei. Im Gegenzug
durfte die Verwaltung um Amtmann Dr. Carl
La Roche, nach dem eine Straße in Baukau benannt ist, zur Miete den zweieinhalbgeschossigen Bau beziehen, samt Dienstwohnung
für den Amtmann.


'''Repräsentatives Zentrum'''
Zum Unwillen der Besitzer. Es  kam zur Klage, die sich durch mehrere Instanzen bis vor das Oberverwaltungsgericht Münster und damit in die Länge zog. Dem Haus gab das den Rest. Am Ende standen die Streichung aus der Denkmalliste und der Abriss im Frühjahr 1999. Seitdem gähnt die Lücke mit Blick auf den Autobahnzubringer der A42 in Richtung Dortmund. Bisher letztmals öffentlich behandelt worden ist die Zukunft des Grundstückes in der Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte im November [[2012]]. Die Verwaltung beantwortete damals eine Anfrage wie folgt: „Am 6. Juli [[2000]] ist ein positiver Vorbescheid für den Neubau von drei Wohnhäusern und einem Ladenlokal sowie 28 Stellplätzen ergangen. Nach Ablauf der zweijährigen Gültigkeit des Vorbescheides wurde auf schriftlichen Antrag des Bauherrn verlängert. Die aktuelle Verlängerung des Vorbescheides ist bis zum 12. Juni [[2013]] gültig.“


Das Denkmal-Dokument beschreibt Details
Ende? Offen! <ref>InHerne Nr. 2, Mai 2013 S. 23</ref>
des Hauses. Von einer „nahezu symmetrischen Putz-Stuck-Fassade“ sowie von „drei
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alten Dachgauben mit jeweils geschwungenem Zeltdach“ und einem „großzügig
dimensionierten Gebäude“ ist zu lesen. Es
passte offenbar gut an die Bismarckstraße,
bis heute zeugen zahlreiche gut erhaltene
schöne Häuser von der Zeit kurz nach der
vorletzten Jahrhundertwende. Seit [[1976]] vom
Wer in sein Navigationsgerät das Ziel Bismarckstraße 12 in Herne eingibt, landet zielsicher
vor einer Baulücke. Bis zum Frühjahr 1999 stand dort das Baukauer Amtshaus
stark befahrenen Westring geteilt, bildete
diese Straße in den Jahren des Wachstums
zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein repräsen
-
tatives Zentrum des Amtes. Dessen Existenz
währte allerdings nicht lange. [[1908]] ging
Baukau in der Stadt Herne auf. Und die hatte
just in jenem Jahr das Gelände des Hofes
Bergelmann zwischen der Bahnhofstraße
und der Zeche Shamrock erworben, um dort
ein repräsentatives und modernes Rathaus
zu errichten – nämlich jenes, das im vergangenen Jahr sein 100. Bestehen feiern konnte.
 
'''Ein Denkmal verfällt'''
 
Für das Amtshaus Baukau, gerade elf Jahre
alt, fand sich keine Nutzung als Verwaltungsstandort mehr, so dass der Umbau
zum Wohnhaus erfolgte. Das blieb es dann
auch für gute 65 Jahre. Dann, Mitte der
1970er-Jahre, hielt der Leerstand Einzug, von
Hausbesetzungen abgesehen. Das Haus
verfiel zusehends. Die Besitzer hatten
andere Pläne mit dem Grundstück als
den Erhalt des schmucken Hauses.
Wohnungen, Geschäftsräume, Praxen und
ein Ladenlokal schwebten ihnen vor. Den Abrissantrag beschied die Stadt jedoch negativ
und trug das Haus in die Denkmalliste ein,
als Zeugnis der ehemaligen Unabhängigkeit
Baukaus.
 
Zum Unwillen der Besitzer. Es  kam zur Klage,
die sich durch mehrere Instanzen bis vor das
Oberverwaltungsgericht Münster und damit
in die Länge zog. Dem Haus gab das den
Rest. Am Ende standen die Streichung aus
der Denkmalliste und der Abriss im Frühjahr
1999. Seitdem gähnt die Lücke mit Blick auf
den Autobahnzubringer der A42 in Richtung
Dortmund. Bisher letztmals öffentlich behandelt worden ist die Zukunft des Grundstückes
in der Sitzung der Bezirksvertretung Herne-
Mitte im November [[2012]]. Die Verwaltung
beantwortete damals eine Anfrage wie folgt:
„Am 6. Juli [[2000]] ist ein positiver Vorbescheid
für den Neubau von drei Wohnhäusern und
einem Ladenlokal sowie 28 Stellplätzen
ergangen. Nach Ablauf der zweijährigen
Gültigkeit des Vorbescheides wurde auf
schriftlichen Antrag des Bauherrn verlängert.
Die aktuelle Verlängerung des Vorbescheides
ist bis zum 12. Juni [[2013]] gültig.
 
Ende? Offen!


==Verwandte Artikel==
{{Spezial:Linkliste/{{PAGENAME}}|Limit:500|namespace=0}}
==Quellen==
*Text: Christoph Hüsken
*Text: Christoph Hüsken
*Fotos: Thomas Schmidt, [[Bildarchiv der Stadt Herne]]
*Fotos: Thomas Schmidt, [[Bildarchiv der Stadt Herne]]
*Direktlink: http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/files/inherne_01_13/$file/inHerne2_13Web.pdf
*Direktlink: http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/files/inherne_01_13/$file/inHerne2_13Web.pdf
==Verwandte Artikel==
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==Quellen==
<references />
<references />
[[Kategorie:Artikel]]
[[Kategorie:Artikel]]

Version vom 23. März 2017, 13:55 Uhr

DIE BAULÜCKE VON BAUKAU

Wer in sein Navigationsgerät das Ziel Bismarckstraße 12 in Herne eingibt, landet zielsicher vor einer Baulücke. Bis zum Frühjahr 1999 stand dort das Baukauer Amtshaus.

Der Stamm einer mächtigen Platane wächst um das letzte verbliebene Element eines alten eisernen Zauns. Hinter ihm und den modernen Absperrzäunen erstreckt sich ein Grundstück von der Größe eines Fußballplatzes.

Von hier aus steuerte einst ein Amtmann die Geschicke des zwischen 1897 und 1908 bestehenden Amtes Baukau. Und das war größer und bedeutender als man annehmen mag. Es umfasste die heutigen Castrop-Rauxeler Gebiete Bladenhorst und Pöppinghausen, das längst zu Bochum zählende Hiltrop und den Herner Ortsteil Horsthausen. Übersetzt in Industrie bedeutete das: in Baukau lagen die Zechen Julia, Von der Heydt, Friedrich der Große sowie die großen Firmen Halstrick oder Dorn. Stolze 15.000 Einwohner zählte man 1900 im Amtsgebiet.

Büros und Dienstwohnung

Gelenkt wurden die Geschicke aus dem Amtshaus Baukau. Einem „zweieinhalbgeschossigen Gebäude mit ziegelgedecktem Schopfwalmdach“, wie es in der Begründung für den Eintrag in die Denkmalliste der Stadt Herne von Ende 1989 vermerkt ist. Gestaltet wurde es von den Castroper Architekten Grüning und Westermeier, errichten ließ es ein Dr. Stratmann, genannt Westerworth. Das Amt Baukau überließ ihm dafür den Baugrund und steuerte einen Zuschuss von 5.000 Mark zum Bau bei. Im Gegenzug durfte die Verwaltung um Amtmann Dr. Carl La Roche, nach dem eine Straße in Baukau benannt ist, zur Miete den zweieinhalbgeschossigen Bau beziehen, samt Dienstwohnung für den Amtmann.

Repräsentatives Zentrum

Das Denkmal-Dokument beschreibt Details des Hauses. Von einer „nahezu symmetrischen Putz-Stuck-Fassade“ sowie von „drei alten Dachgauben mit jeweils geschwungenem Zeltdach“ und einem „großzügig dimensionierten Gebäude“ ist zu lesen. Es passte offenbar gut an die Bismarckstraße, bis heute zeugen zahlreiche gut erhaltene schöne Häuser von der Zeit kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende. Seit 1976 vom Wer in sein Navigationsgerät das Ziel Bismarckstraße 12 in Herne eingibt, landet zielsicher vor einer Baulücke. Bis zum Frühjahr 1999 stand dort das Baukauer Amtshaus stark befahrenen Westring geteilt, bildete diese Straße in den Jahren des Wachstums zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein repräsentatives Zentrum des Amtes. Dessen Existenz währte allerdings nicht lange. 1908 ging Baukau in der Stadt Herne auf. Und die hatte just in jenem Jahr das Gelände des Hofes Bergelmann zwischen der Bahnhofstraße und der Zeche Shamrock erworben, um dort ein repräsentatives und modernes Rathaus zu errichten – nämlich jenes, das im vergangenen Jahr sein 100. Bestehen feiern konnte.

Ein Denkmal verfällt

Für das Amtshaus Baukau, gerade elf Jahre alt, fand sich keine Nutzung als Verwaltungsstandort mehr, so dass der Umbau zum Wohnhaus erfolgte. Das blieb es dann auch für gute 65 Jahre. Dann, Mitte der 1970er-Jahre, hielt der Leerstand Einzug, von Hausbesetzungen abgesehen. Das Haus verfiel zusehends. Die Besitzer hatten andere Pläne mit dem Grundstück als den Erhalt des schmucken Hauses. Wohnungen, Geschäftsräume, Praxen und ein Ladenlokal schwebten ihnen vor. Den Abrissantrag beschied die Stadt jedoch negativ und trug das Haus in die Denkmalliste ein, als Zeugnis der ehemaligen Unabhängigkeit Baukaus.

Zum Unwillen der Besitzer. Es kam zur Klage, die sich durch mehrere Instanzen bis vor das Oberverwaltungsgericht Münster und damit in die Länge zog. Dem Haus gab das den Rest. Am Ende standen die Streichung aus der Denkmalliste und der Abriss im Frühjahr 1999. Seitdem gähnt die Lücke mit Blick auf den Autobahnzubringer der A42 in Richtung Dortmund. Bisher letztmals öffentlich behandelt worden ist die Zukunft des Grundstückes in der Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte im November 2012. Die Verwaltung beantwortete damals eine Anfrage wie folgt: „Am 6. Juli 2000 ist ein positiver Vorbescheid für den Neubau von drei Wohnhäusern und einem Ladenlokal sowie 28 Stellplätzen ergangen. Nach Ablauf der zweijährigen Gültigkeit des Vorbescheides wurde auf schriftlichen Antrag des Bauherrn verlängert. Die aktuelle Verlängerung des Vorbescheides ist bis zum 12. Juni 2013 gültig.“

Ende? Offen! [1]

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Quellen

  1. InHerne Nr. 2, Mai 2013 S. 23